#2
Mytria setzte sich auf die Bettkante, wobei sie leicht irritiert umher blickte. Es war ungewohnt, so eine freundschaftliche Geste zu erfahren. - Und das auch noch von einer höhergestellten Person. Es fühlte sich fast so an, als ob Saanza ihre beste Freundin sein wollte, um mit ihr über die alltäglichen Probleme zu sprechen. Saanza wechselte ihre Kleidung, was Mytria gleichgültig zur Kenntnis nahm. Die Jedi Roben waren generell keine Augenweiden der aktuellen Mode, so dass Mytria auch kein großes Interesse an ihnen hegte; außer, dass sie einen Status und eine Zugehörigkeit abbildeten. Das geheime Schreiben nahm sie ebenfalls nicht wahr, da ihre Gedanken nicht ganz geordnet um diese Situation kreisten. Die Jedi-Ritterin ließ sich im Schneidersitz unweit in (neuer) alter Jedi-Kleidung nieder und blickte zur jungen Jedi Anwärterin, die nicht ganz realisieren konnte, was sie nun tun sollte. "Ehm," stammelte sie ohne klares Wort, während sie nervös mit beiden Händen durch ihre langen Haare fuhr. Es beruhigte sie, da sie sich gefühlt an diesen festhalten konnte und ihr diese Handlung Sicherheit anbot, indem sie überhaupt etwas tat, bevor sie sprach. Mytria war ohnehin hektisch, manchmal unruhig und selten wirklich im Moment, so dass diese Bewegung der Hände ihr tatsächlich eine Stütze war. Die Anwärterin blickte kurz an die Raumdecke, bevor sie das Lächeln von Saanza wahrnehmen konnte, welches vorsichtig einfiel. "Ist es wichtig, dass du lange fort warst?" - fragte sie unverblümt und legte ihren Kopf leicht schief, jedoch brach sie die streichelnde Handbewegung ihrer beiden Hände an ihrer schwarzen Haarpracht nicht ab. "Du bist wieder da, das ist doch alles, was zählt," war die lächelnde Antwort, die ehrlich und unverstellt aus dem unsicheren Mädchen hervorquoll, die immer noch nicht ganz ihren Platz gefunden hatte. "Ich bin froh, dass du wieder da bist," erklärte Mytria überzeugt, denn sie war sich recht sicher, dass Saanza mehr verstand, als zum Beispiel Koryn oder andere Jedi, die recht verbohrt einer Lehre folgten. Saanza war anders, wesentlich liebevoller und hingebungsvoller, als die meisten anderen, die sie kannte. Diese Jedi im Schneidersitz vor ihr war echtes Mitefühl, welches sie gerne selbst beweisen wollte. Doch ihre eigenen Lebenseindrücke und auch Vergangenheit verhinderten eine vollständige Erkenntnis des Mitgefühls. Mytria war nun mal materiell geprägt und versuchte vieles mit ihren Erfahrungen zu erklären, die nicht immer konkret auf eine Situation eines Jedi anwendbar waren. Diese junge Frau lebte zu großen Teilen noch in ihrer alten Welt, die wenig Horizonte hatte, die weiter reichten als bis zum Kleiderschrank und ihrem eigenen Ego. Doch hier war alles anders. Mytria lernte schnell, zumindest sofern man ihr die Chance gab. Alles, was sie wirklich verlangte, war eine echte Chance.

"Es war furchtbar hier," begann sie sich dezent zu öffnen und ließ die verborgenen Emotionen zu, die sie versteckt hatte, um sich selbst zu schützen. Sie spürte wieder diesen Schmerz und diese kriechende Angst. Die Anwärterin fürchtete wieder diesen Kontrollverlust und senkte ihr Haupt, brach sogar die Berührung ihrer Haare ab, so dass beide Hände flach auf ihren Schoß fielen. Mytria erstarrte ganz in ihrer Erscheinung, bevor sie weiter sprach. "Es ist etwas hier, in uns allen," meinte sie und konnte nicht ganz erklären, was sie wirklich meinte. Dass sie die dunkel Seite erklären wollte, war klar und doch fehlten ihr die Worte, da sie noch zu unerfahren war, ihre eigenen Erfahrung mit der Macht vernünftig zu vermitteln. "Es macht mir Angst," sagte sie bitter und schwieg dann abrupt. Ihr Blick war weiterhin gesenkt, so als ob sie Saanza ausweichen wollte und sich dafür schämte, was sie gefühlt hatte. Diese unendliche Macht, gleichsam gebunden an Terror und Angst. Mytria war der dunklen Seite nahe, so dass sie sehr wohl wusste, dass die Macht nicht nur ein Segen war. In der Tat hatte sie Angst aber nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor anderen, die so blindwütig verfallen konnten. Ihr selbst war es zu leicht gefallen, der dunklen Seite zu erliegen über die Trauer und den Zorn.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema