#3
Vesperum beobachtete still die tobende Menge, genoss deren Sturm und doch ließ ihn etwas Inne halten. Etwas, ihm Unbekanntes, ließ ihn verweilen, so dass seine Augen leer auf dem Platz lagen, der die tobende Menge trug. Es war merkwürdig, entrückend, und doch befreiend, dass etwas die Zeit zu verlangsamen schien. Die Ebenen überschlugen sich, sein Blick verwirrte und die Bilder wurden unklar, fast verschwommen. Und doch war dort etwas, was er klar sehen konnte. Eine Macht. Ein mächtiges Licht, unbestimmt in der Farbe aber strahlend, lag dort vor ihm, brach ein und zog in weiten Wellen Energie mit sich. Der Sith Lord verlor sich in seinen Gedanken. Er bewunderte diese Energie, dieses Licht und seine Wirkung, losgelöst und gar in astraler Vollkommenheit. Doch im gleichen Gedanken wusste er, dass dieses Licht ihm nicht zugänglich war. Es war hier. Den Grund für die Präsenz konnte er nur erahnen aber niemals wissen. Während sich sein Großadmiral feiern ließ, verstummten für ihn die Stimmen der Massen; gar Ruhe kehrte ein, während sein Verstand ganz auf die Entität fiel, die sich ihm zeigte. War es eine Warnung? Vesperum wollte sie berühren, doch zögerte ängstlich, als das Licht wuchs, immer weiter wuchs und seine Augen blendete. Er musste seine Augen zu schmalen Strichen schließen, um das Angesicht dieser Präsenz zu ertragen. War es ein Zeichen? Der dunkle Lord konnte es nicht verstehen, da dieses Licht ihm nichts Offenbarte, sondern nur versteckte. Es verbarg etwas, was ihm längst entrissen war. Es schien ihm so, als ob dieses Licht ihm anzeigte, dass etwas geschehen würde. Schicksalsmacht war dort vor ihm. Vesperum wurde wütend, gar zornig und sein Gesicht verfinsterte sich. Wie konnte diese Entität es wagen, sich ihm zu widersetzen, der längst unter den Sternen lebte! Doch sie leistete keinen Widerstand. Dieses Licht war ihm nur nicht erschlossen. Saanza hatte früher von einem hellen Licht gesprochen, andere Schriften hatten darüber berichtet aber die Sith hatten es stets als Illusion abgetan, die die wahre Größe der Macht verbarg.

Doch Vesperum sah das Licht klar vor sich. Ein Licht, welches auf seiner Haut brannte und ihm Schmerzen bereitete. Seine Adern kochten, wuchsen in ihrem schwarzen Ton und wollten sich erwehren. Der dunkle Lord wollte diese Macht, die ihn ohne Willen und Wollen bedrohte. Sie war ihm entzogen und dies war ein unhaltbarer Zustand für eine verdorbene Bestie. Der Sith musste seine Augen schließen, darauf hoffen, dass dieses Licht verschwand. Angst erfüllte ihn. Die dunkle Seite stand hinter ihm, gab ihm frostigen Schutz und Stütze. Es war die wohlige Kälte, die sein krankes Herz beruhigte. Es beruhigte ihn, dass das Licht erlosch; immer kleinen wurde und schließlich die Zeit freigab. Die Umgebung gewann an Geräuschen, an jenem Sturm, den er entfesseln wollte. Vesperum atmete erleichtert aus. Er fürchtete dieses Licht, das sich ihm gezeigt hatte. Es war Strafe und wundersame Erscheinung zugleich. Der dunkle Lord suchte nach einer Antwort aber konnte sich keine geben. Es war ein Fluch, so beschloss er. Es musste ein Fluch sein, der mit seinen Taten einherging. Seine finsteren Magien, die er beschworen hatte, um mehr zu sein als dieses sterbliche Gerippe. Alles hatte seinen Preis, da war sich der Lord sicher aber noch war er nicht bereit, diesen Preis zu bezahlen. Zu viel war noch möglich. Zu viel noch nicht getan, so dass dieses Licht ängstliche Heimsuchung für diesen Mann war, der sich anschickte, ein Gott werden zu wollen. Ihm sollte das Schicksal, die Macht selbst, dienen, für alle Zeit, bis er alle vor der Willkür des Lebens bewahren konnte. Darth Vesperum, der mächtige Narr, der verlaufene Suchende und der furchtsam Hoffende, wollte nicht ohne Sinn vergehen. Doch war längst Wahnsinn sein Name; ein wahnsinniger Irrsin war sein Unterfangen, die Sith zum Ursprung zu führen.

Er wandelte auf Pfaden, die längst verboten und verdammt waren. Diese Pfade einst in die Welten geschlagen, von den ersten Verdammten, den Verstoßenen einer alten Zeit, sollten niemals mehr begangen werden und doch riss Vesperum die Pforten weit auf. Er wollte diese Pfade betreten, um sich wenigstens Sinn zu geben. Selbst wann es wahnhafter Sinn war. Erlösung lag in der Handlung, im Moment und in der tatkräftigen Aktion, nicht in stiller Geduld. Die Sith lebten die Tat, vorallem die blutige und sehnsüchtige Handlung. Vesperum lebte die neuen Sith mit seiner Erscheinung, seiner Macht und seinem Verfall. Die alten Träume bebten in seinen Augen, die in ihrem dämonischen Glanz teuflisch funkelten. Er fürchtete etwas. Angst durchzog sich mit Terror und Hass. Dieser Sith war ganz auf jenem Pfade, der die dunkle Seite durchzog und ins Herz der Finsternis führte. Dort, wo er selbst im schwarzen Licht verbrennen würde, selbst gegen jeden Fluch, den er glaubte ertragen zu müssen. Vesperum nickte seinem vertrauten Großadmiral Harrsk zu und entfernte sich mit einer gekrümmten Bewegung durch das hinterliegende Portal. Es war nicht mehr seine Stunde, sondern die seines gierigen Feldherren, der Krieg in weite Teile der Galaxis bringen würde. Der Jubel endete nicht aber er musste für den Imperator enden. Heute verstand Vesperum sich selbst nicht mehr und was sich ihm gezeigt hatte. Unsicherheit ließ ihn in seine Meditationskammer flüchten. Dort würde es Antworten geben oder zumindest Sicherheit, verlogene Sicherheit im ewigen schwarzen Ozean.
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Großer Platz - von Protokolldroide - 08.10.2017, 18:01