#29
„Koryn“, kam es mit leiser Stimme, in welcher dennoch eine nicht zu verachtende Wärme lag. „Es gibt vieles das du nicht weißt und es wird immer etwas geben, das du nicht weißt, doch darf diese Unwissenheit nicht dein Handeln lenken. Du musst entscheiden welche Unwissenheit mit Wissen gefüllt werden muss und welche nicht. Wenn du diese Entscheidung nicht triffst, so wirst du dein ganzes Leben damit verbringen irgendwelchen Dingen hinterher zu laufen, die du nicht kennst, aber wissen willst und beginnst darüber hinaus die wesentlichen Dingen aus den Augen zu verlieren. Du musst lernen auf die Entscheidungen anderer zu vertrauen, auch wenn dir ihr Handeln im ersten Moment unklar erscheint und du nicht weißt, warum sie so handeln.“ Luke lehnte sich weiter auf seinem Platz zurück und ein schwaches Lächeln begann sich auf seinen Lippen abzuzeichnen, als Bilder aus vergangenen Tagen vor seinem geistigen Auge auftraten. Bilder aus Zeiten, die ein gefühltes Leben zurücklagen und doch waren es nur Jahre gewesen. Ereignisreiche Jahre in der Tat. Viel war in den wenigen Jahren passiert. In seinem Leben, in der Galaxis und manchmal, wenn er auf diese Zeiten zurückblickte war es ihm, als würde er das Leben eines ihm fremden Mannes betrachten. Es war schwer in dem jungen Mann von Tatooine sich selbst zu sehen und doch war er es.

„Damals, als es in den Kampf gegen den Todesstern über Yavin 4 ging, war ich wohl der jüngste Pilot und gewiss einer der unerfahrensten“, begann Luke mit ruhiger Stimme zu erzählen. „Und wahrscheinlich auch der risikofreudigste. Ich wusste nichts über strategische Vorgehensweisen oder wie es ist in einer Staffel zu fliegen. Als Team zu arbeiten. Ich wusste lediglich, was das Ziel dieser Mission war. Es gab so vieles an diesem Tag, was ich nicht wusste. Aber ich musste nicht wissen, warum sie einen Angriff so flogen wie sie ihn flogen. Ich musste nicht wissen, warum sie genau dieses Manöver zu genau diesem Zeitpunkt anwendeten. Ich musste lediglich auf ihre Erfahrung und ihr Wissen vertrauen. Darauf vertrauen, dass sie das Richtige tun würden. Nur mit diesem Vertrauen war es mir möglich, mich auf das zu konzentrieren, was vor mir lag.“ Er erinnerte sich noch sehr gut an diesen Tag und an diesen Kampf. Im ersten Moment war ihm alles wie ein ganz böser Traum vorgekommen und an der Unsicherheit im erste Moment, hatten auch die ganzen Stunden im Simulator nicht geholfen. Ein Fehler in einem simulierten Kampf würde zu einer Niederlage führen, nicht aber zum Tod. Egal wie gut eine Simulation auch war, sie würde niemals die praktische Erfahrung ersetzen können. Erfahrung, die er im Vergleich zu all den anderen Piloten nicht gehabt hatte. Erfahrene Piloten hatten in diesem Kampf ihr Leben verloren, während er überlebt hatte. In der Zeit direkt danach hatte sich Luke oft die Frage gestellt, wie er diesen Kampf überhaupt hatte überleben können. Ob es einfach nur Glück war, ob es die Macht verhindert hatte oder ob es die Erfahrung der anderen Piloten gewesen war, die ihm den Rücken freigehalten hatten. Vermutlich war die Wahrheit von allem ein bisschen etwas, aber sicher war, dass es ihm nie gelungen wäre, hätte er nicht auf die Erfahrung der anderen Piloten vertraut und auch auf die Macht.

„Imperator Palpatine mag tot sein, doch Frieden hat die Galaxis noch nicht erreicht“, sprach Luke weiter und sah Koryn an. „Noch immer werden Völker vom Imperium unterdrückt und versklavt. Es sind zu viele, als dass sich die Neue Republik alleine um alle kümmern kann. Dafür brauchen sie Hilfe und Unterstützung von anderen Regierungen. Doch das Imperium ist mächtig und viele Regierungen zögern sich öffentlich gegen sie auszusprechen. Niemand möchte seine zurückgewonnene Freiheit für Andere riskieren.“ Es fühlte sich ein wenig komisch an über derartige Dinge zu sprechen, so waren es doch Bereiche, um welche sich seine Schwester stets gekümmert hatte. Verhandlungen, um die sich bemüht hatte und Gespräche, für die sie sich eingesetzt hatte. Er war bei vielen dieser Verhandlungen anwesend gewesen und hatte manche davon zu Gunsten für die Neue Republik entscheiden können, doch der eigentliche Verdienst dieser Entscheidungen waren die Bemühungen seiner Schwester gewesen. „Das Wort eines Jedi war in der Vergangenheit von großer Gewichtung und für Viele ist es das heute noch“, erklärte Luke geduldig, denn vielleicht würde es Koryn einfacher fallen die vielen Zusammenhänge zu erkennen, wenn er die Hintergründe kannte. Auch wenn es zugegeben etwas seltsam anmuten mochte, dass sich ein Meister seinem Schüler gegenüber erklärte. Aber war nicht auch lernen und begreifen, das Gefühl für das Große Ganze zu erhalten, nicht auch Teil dessen, was ein Jedi lernen musste? Viel zu lange hatte Luke die Anwärter in seiner Gemeinschaft vor diesen Dingen ferngehalten. Gedacht, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sei, doch wie so viele Male schien die Galaxis ihren eigenen Sinn für Zeit entwickelt zu haben.

„Das Wort eines Jedi kann über den Beitritt zum Bündnis entscheiden. Über Hilfslieferungen und Unterstützung von Bevölkerungen die unter der Unterdrückung des Imperiums leiden. Es ist die Aufgabe und die Pflicht eines Jedi zum Wohl der Galaxis zu entscheiden und derartige Chancen zu nutzen.“ Luke machte eine kleine Pause um Koryn genau anzusehen. „Genau so wie es seine Pflicht ist, sich um das Wohl seiner Schüler zu kümmern und deren Ausbildung zu überwachen. Es sind Entscheidungen die ein jeder Jedi jeden Tag zu treffen hat. Entscheidungen zu Gunsten des Friedens und zum Wohle Aller. Niemals dürfen seine Entscheidungen durch persönliche Präferenzen beeinflusst werden, aber er muss auch aufpassen, nicht zum Werkzeug Anderer zu werden.“ Es war die einzige Anmerkung die Luke zu diesem Punkt machte, so hielt er den Augenblick für nicht besonders günstig Koryn darüber aufzuklären, dass die Jedi Gemeinschaft durch seine Amtsniederlegung nicht mehr länger als offizieller Teil der Neuen Republik galt. Dass er bereit war, notfalls auch weitere Brücken niederzureißen, um zu verhindern, dass die Jedi zum Machtwerkzeug für die Belange der Neuen Republik gemacht werden konnten. Jedi waren Hüter des Friedens und keine Soldaten. Jedi kämpften aus der Notwendigkeit heraus größeres Übel zu verhindern, nicht um die Galaxis mit weiteren Schatten zu überziehen. Ja, auch sie waren gezwungen zu töten und Schmerz zu hinterlassen, doch niemals sollte ein Jedi den aktiven Part in einer solchen Konfrontation darstellen.

„Angst ist etwas, das man selbst überwinden muss. Niemand anderes kann dies für einen übernehmen. Nur wem es selbst gelingt, wird stärker werden. Wer die Hilfe anderer dafür benötigt wird immer von Ängsten geplagt werden und nie Sicherheit erlangen“, sprach Luke und erinnerte sich schmerzhaft an seinen alten Meister Yoda. An seine Zeit auf Dagobah, die viel zu kurz gewesen war und doch so deutlich in seinen Erinnerungen verblieben war. Die Gespräche mit ihm über die Dunkle Seite der Macht und wie er ihm so naiv, wie er damals gewesen war, geantwortet hatte, dass sie ihm keine Angst machen würde. Erinnerte sich, wie Yoda ihm gesagt hatte, dass er Angst haben solle und dass er noch Angst haben würde. Damals hatte er nicht verstanden, warum Yoda das gesagt hatte oder wie ihm das auch nur in irgendeiner Art und Weise weiterhelfen würde. Es hatte lange Zeit gebraucht, ehe Luke verstanden hatte, was ihm Yoda ihm hatte vermitteln wollen. Auf Dagobah war Luke an Yodas Methoden ihn zu unterrichten oftmals beinahe verzweifelt. Nie hatte er das Gefühl gehabt eine konkrete Antwort auf seine Fragen zu erhalten, sondern immer nur Geschichten. Andeutungen. Nun, Jahre später jedoch war er froh nie konkrete Antworten erhalten zu haben, so hatte er doch dadurch gelernt seinen eigenen Kopf zu benutzen. Für sich selbst zu denken und nicht einfach nur die Anweisungen seines damaligen Meisters umzusetzen ohne zu verstehen, warum er tat, was er tat. Die Zeit mit Yoda hatte ihn gelernt, dass es wichtig war zu wissen, aber noch wichtiger war zu verstehen.

Während sich Luke an seinen alten Meister erinnerte, hatte er wieder leicht seine Augen geschlossen und wirkte nun beinahe, als würde er meditieren, doch wie so viele Male täuschte das. „Sie werden kommen“, sprach Luke mit beinahe düsterer Stimme und öffnete seine Augen. „Und wenn sie kommen, wird es nicht nur ein einzelner Anhänger der Dunklen Seite sein.“ Die Frage war nicht ob sie kommen würden, sondern wann sie kommen würden. Luke wusste, dass solange sich das Praxeum auf Naboo befand, dem Regierungssitz der Neuen Republik, solange würden sie zögern das Praxeum anzugreifen. Doch wenn sie sich zu einem Angriff entschieden, so würde nicht nur das Praxeum ihr Ziel sein. Es war eine unabdingbare Notwendigkeit das Praxeum auf einem anderen Planeten neu zu errichten. Nicht nur zum Schutze von Naboo, sondern auch zum Schutze der Gemeinschaft. Ein neuer unbekannter Ort würde ihnen Zeit verschaffen, ehe sie entdeckt werden würden und hoffentlich würde diese Zeit ausreichen, um die Schüler auf diesen unweigerlich kommenden Tag vorzubereiten. „Doch ich alleine wäre für sie kein Hindernis“, sprach Luke mit ernster Stimme weiter. „Mein Wissen alleine reicht nicht aus, um euch entsprechend auszubilden und noch weniger habt ihr dieselbe Zeit zur Verfügung, die ich zur Verfügung hatte. Deswegen hat mir die Macht einen Ort gezeigt, an dem ich das Wissen finden kann, um euch auf diesen Tag vorzubereiten. Ohne dieses Wissen liegt die Zukunft der Gemeinschaft im Ungewissen.“ Es war ihm wichtig, dass Koryn wirklich verstand wie viel bei dieser Mission auf dem Spiel stand. Es ging nicht einfach nur um Wissen, welches bei ihrer Ausbildung helfen sollte, sondern es ging um Wissen, welches über die Zukunft der Gemeinschaft entscheiden würde. Koryn hatte recht, als er sagte, dass es nur noch wenige von ihnen gab und daher war es entscheidend, dass diese Wenigen nicht von der dunklen Flut hinweggefegt wurden, sondern wie Felsen in der Brandung waren. Nicht nur in der Lage der Dunkelheit Einhalt zu gebieten, sondern auch in der Lage das Licht in die finstersten Ecken der Galaxis zurück zu bringen. Die Hoffnung in den Herzen der Völker zu entflammen und die einzelnen Stimmen nach Freiheit und Frieden zu einem einzelnen mächtigen Ruf zu vereinen.
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