#28
Im ersten Moment wollte Koryn abermals protestieren. Doch als er sich seine eigenen Worte noch einmal vor Augen führte wurde ihm klar, dass der Jedi-Meister Recht hatte. Wie so oft. Betreten senkte der Kel Dor den Kopf und schien bei den Worten von Luke Skywalker mehr und mehr im Polster der Sitzbank zu verschwinden, obwohl er sich in Wahrheit nicht rührte. Freude und Tatendrang waren ganz aus seinem Gemüt verschwunden – genau wie das Bedürfnis, nach seiner Rückkehr ins Praxeum eine gute Geschichte zu erzählen. Sein Meister hatte die Stimme nicht erhoben, dennoch fühlte sich Koryn wie nach einer Strafpredigt. Kleines Kind. Große Dummheit, echote es in seinem Kopf und er hörte auch Mytrias Stimme. Einige der ersten Worte, die sie zu ihm gesagt hatte. „Du musst nicht so tun als ob du bereits ein vollwertiger Jedi wärest.“ Koryns Maske knackte und er blickte auf seine Hände, die auf seinen Knien ruhten. Eine ganze Weile schwieg er, auch wenn seine Gefühle wie ein flackerndes Feuer in der Macht zu sehen waren, das beständig seine Farbe änderte. Als er sicher war, seine widerstrebenden Emotionen in Worte fassen zu können, blickte der Kel Dor wieder auf und suchte den Blick des Jedi-Meisters, der ihm in diesem Moment gleichermaßen jung und erschöpft erschien.

„Ich wusste es nicht“, begann er. Wie hätte er es auch wissen sollen? Er hatte nicht gefragt – und Luke Skywalker hatte eben noch einmal klar gemacht, dass er diese Informationen für sich hatte behalten wollen. „Ich ging davon aus, dass es etwas mit Eurer Audienz beim Rat zu tun hatte und man Euch wieder ausgeschickt hat, so wie vorher.“ Eigentlich hätte der Jedi-Meister zum Zeitpunkt der Morde an einem ganz anderen Ort in der Galaxis sein sollen. Insofern war es bereits eine glückliche – auch wenn das Wort nicht wirklich passte – Fügung gewesen, dass sich Skywalker überhaupt im Praxeum aufgehalten hatte. Und dennoch stach es, ihn direkt am nächsten Tag wieder abreisen zu sehen. Nun kannte Koryn immerhin den Grund dafür und kam sich schäbig vor. „Es ging mir nicht nur um mich, Meister“, erklärte der Kel Dor ohne jeden Trotz in seiner Stimme. „Und es ging mir nicht darum, dass Ihr bei uns bleibt, um uns Trost zu spenden.“ Auch wenn einige ihn sicher noch nötig hatten. Wieder tauchte die Wroonian vor seinem geistigen Auge auf, die so zerbrechlich und verwundet gewirkt hatte. Obwohl sie sich beinahe im Streit getrennt hatten, war Mytria einer der Auslöser für seine waghalsige Tat gewesen. Er sorgte sich um sie.

„Eure Schüler sind verunsichert, einige sogar verängstigt. Ihr habt gesehen, wie Mytria reagiert hat. Ich wollte den anderen – und mir selbst – helfen und zumindest einen Teil der Ungewissheit nehmen. Lee hat Euch und seinen Orden verraten. Was, wenn ein weiterer Dunkler Jedi kommt, um seine Taten zu vollenden? Oder die Republik in Eurer Abwesenheit beschließen würde, ins Praxeum einzumarschieren? Es gibt nicht mehr viele Ritter oder gar Meister, die sich dem entgegenstellen könnten. Wir Schüler… können es jedenfalls nicht.“ Und es schmerzte ihn mehr als er zugeben wollte, sich dies einzugestehen. Koryn wäre der erste gewesen, der seine Mitschüler verteidigt hätte. Aber er hatte an den Toten gesehen, wie wenig er hätte ausrichten können. Es wäre eine noble Geste gewesen, nicht mehr. „Ich verstehe jetzt, warum Ihr so gehandelt habt und es tut mir leid.“ In das Leuchtfeuer aus den Emotionen des Kel Dor mischte sich wieder ein wenig Neugier angesichts der Andeutungen, die Skywalker gemacht hatte, und eine unerwartete Erkenntnis. „Für mein Fehlverhalten, mit dem ich Euch enttäuscht habe – und um Euren Freund.“
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