#15
Koryn saß in seinem Versteck und hörte das Unausweichliche näherkommen, während seine eigenen Gedanken ihn verhöhnten. Was hast du dir dabei gedacht? Was glaubst du denn, wie es jetzt weitergeht? Natürlich werden sie dich finden und dann ist es viel zu spät für dich, noch einmal umzukehren. Nichts hast du dir dabei gedacht! Du wolltest mutig sein, etwas für die anderen tun – und hast in Wahrheit einfach nur etwas sehr Dummes für dich selbst getan! Wärst du einfach stehen geblieben und hättest dich entdecken lassen, dann wärst du jetzt nicht in so einer—
Ein lautes Heulen unterbrach seine stumme Tirade und ließ den Kel Dor zusammenzucken. Eine pelzige Hand riss die schwere Bodenplatte nach oben und ein noch viel haarigeres Gesicht mit scharfen Reißzähnen schob sich vor die spärliche Beleuchtung des Raumschiffs. Koryn entwich ein unrühmlicher Laut, als der Wookie noch einmal aufheulte und ihn mit der anderen Hand am Kragen aus seinem Loch zerrte. Der Jedi-Schüler baumelte hilflos am langen Arm des riesigen Geschöpfs, das ihm vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken das Genick brechen konnte – und würde, wenn er die kehligen Laute des Wookies richtig einschätzte. Koryn starrte den Co-Piloten des Millennium Falcon mit schreckgeweiteten Augen an und versuchte nicht einmal, Widerstand zu leisten. Da hast du’s! So endet es! Weitere Schritte näherten sich, gefolgt von einem langgezogenen Ruf nach seinem Meister. Immerhin würde der legendäre Han Solo sicherlich verhindern, das sein Freund ihm den Hals umdrehte … oder? Dem Kel Dor wurde abwechselnd heiß und kalt. So hatte er sich das erste Treffen mit den Kriegshelden der Republik – geschweige denn seine geheime Mission – nicht vorgestellt. Als dann auch noch Luke Skywalker als dritter im Bunde hinzukam, wollte der Jedi-Schüler einfach nur vor Scham im Boden versinken. Was sich in der Luft hängend nicht besonders einfach gestaltete.

Koryns Haut verfärbte sich ein wenig ins Rötliche und er brachte stammelnd heraus: „Meister Skywalker! Es tut mir leid ich—“ Einen weiteren unrühmlichen Laut von sich gebend, wurde der junge Kel Dor fallen gelassen, erntete aber noch einmal ein warnendes Grollen des Wookies. Die Macht gewährte ihm zumindest soweit Unterstützung, dass er sich auf einem Knie abfangen konnte und nicht ganz ungalant zu Boden plumpste. Erst wollte Koryn in der demütigen Haltung verharren und sich dem Jedi-Meister erklären. Doch dann besann er sich eines Besseren – Ansichtssache nach den jüngsten Ereignissen – und richtete sich zur vollen Größe auf. Sein Blick war fest auf Luke Skywalker gerichtet, der eine beruhigende Präsenz ausstrahlte. Außerdem wollte er dem Wookie keinen Grund geben, ihn noch einmal anzubrüllen. „Meister, es tut mir leid“, erklang es etwas weniger krächzend aus der zinnfarbenen Maske. „Ich hatte nie die Absicht, dass es so weit kommt. Eigentlich wollte ich Euch nur kurz belauschen und dann wieder ins Praxeum zurückgehen.“ Es war dreist, aber immerhin ehrlich. „Meister, warum müsst Ihr so kurz nach dem Unglück schon wieder fortgehen?“, fragte der Kel Dor entschlossen und gestikulierte mit seiner Klauenhand. „Ihr wart gerade erst zurückgekehrt und jetzt lasst Ihr uns wieder allein. Es ist nicht richtig. Verdienen Eure Schüler nicht zu wissen, wohin Ihr aufbrecht und wie lange Ihr fort seid? Ich bin hergekommen, um es herauszufinden. Aber dann…“ Er wusste nicht genau, wie er den Satz beenden sollte. Lief alles anders als geplant? Hatte er sich umentschieden, wenn auch in einer Kurzschlussreaktion? Also hob Koryn die ausgestreckte Hand und kratzte mit der Mittelklaue betreten über seinen Nacken.
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