#9
Niemand gab ihm Nähe, denn niemand war wirklich hier. Vesperum war allein - mit all seiner Macht und seinen bösen Träumen. Immer wieder schien ihm diese Erfahrung gleich. Oft stand er allein vor diesen Fenstern, blickte hinaus ins All oder eine Welt und fand nicht die Erleichterung, die er suchte. Er betrachtete Welten, Sterne und mehr, konnte doch nicht frei sein. Ein Imperium beugte sich vor seinem Willen und doch fand er nicht das, was er brauchte. Der dunkle Lord fühlte eine ehrliche Emotion. Er fühlte sich einsam. Niemand kannte seine wahre Geschichte. Nicht einmal er selbst konnte noch wirklich sagen, was er war und welchen Sinn seine Vergangenheit hatte. Im Zeichen seiner Handlungen und seines Wunsches wurde die Vergangenheit immer kleiner. Seine gemeinsame Zeit mit Saanza. Diese verwundbare Zeit und doch erinnerte sich der dunkle Lord positiv an diese Zeit, denn dort hatte er etwas, was er jetzt nicht mehr hatte. Etwa war zerbrochen und Vesperum wusste nicht, was genau zerbrochen war. Er wusste, dass es das Schicksal war, welches so grausam zwei Seelen entriss und im gleichen Gedanken wurde ihm klar, dass nicht nur die Jedi verantwortlich für diese Trennung waren, sondern auch die kalten Umstände seiner eigenen Entscheidungen. Es gab keine Umkehr. Wohl gab es auch keine Sühne. In der Hoffnung, dass Saanza zu ihm finden würde, wenn die Zeit kam aber diese Zeit lag noch fern. Er ließ sie ziehen, im guten Glauben, dass es das Beste für beide wäre. Und doch war da dieser Schmerz der Einsamkeit. Vesperum war klar, dass er sie verloren hatte. Doch brauchte er sie umso mehr, je kälter die Nacht um seine Seele wurde. Der Sith hatte ihr Macht gegeben, wirkliche Macht aus dem diabolischer Sith-Magie und erst mit weiteren Atemzügen ihres Lebens würde sie begreifen, was er ihr angetan hatte. Im gescheiterten Versuch, Saanza aus seiner geschaffenen Schuld zu retten, hatte er sie ihm gleich gemacht. Nicht gleich im Gesang seiner finsteren Seele, sondern er gab ihr einen Schlüssel zum dunklen Elysium; dem Ort des Verwehens und des Neubeginns. Durch den Tod vieler Seelen, gebunden durch seinen Willen, fand sie Macht und Kräfte, die widernatürlich an sie gebunden waren.

Auf dem Planeten entfernte sich Jessra vom Shuttle, denn sie hatte einen klaren Befehl des dunklen Lords erhalten. Sie beobachtete die Jedi nur, wie sie sich entfernte. Den Abschiedsgruß ignorierte die dunkle Jedi kalt. Was kümmerte sie diese Jedi? Jessra hatte kein Interesse an ihr und sie verstand auch nicht, was der dunkle Lord an ihr fand. Sie wusste, dass sie Teil eines Rituals war aber diese höheren Wissenschaften der Macht waren ihr noch verschlossen. Die dunkle Jedi musste akzeptieren, dass ihr Meister eigene Pläne mit der Jedi hatte. Auch wenn diese ihr persönlich nicht gefielen. Jessra würde noch warten, bis das Shuttle abgehoben war und würde sich zum Abholpunkt begeben, wo ein Sturmtruppentransporter sie aufnehmen würde. Mit einem flüssigen Bewegung legte die dunkle Jedi die Kapuze auf ihr Haupt.

Darth Vesperum spürte, dass sich Saanza bewegte, da sich ihre Position in der Aura des Machtfeldes auf dem Planeten veränderte. Ja, die dunkle Seite erlaubte ihm vieles und nun sah er die strahlende Flamme von Saanzas Lebenslicht, wie ein Leuchtfeucher unter den vielen kleinen Lichtern dieser Welt, im Kontrast zu satten Schwarz des Nichts. Wie kleine Punkte wanderten die Leben umher, umschlungen von der Realität, die sich überlagerte. Doch das eine Licht seiner Saanza überstrahlte sie alle. Der Blick von Vesperum, tendierend zwischen Wissen und Wahnsinn, konnte vieles erblicken aber nun mehr umso deutlicher sehen, was ihm heute allein von Bedeutung war: seine Schwester. Er konzentrierte sich auf ihre Position, die sich schneller veränderte. Sobald sich ihr Shuttle ins All erheben würde, würde er ihr über die magischen Fähigkeiten der Macht eine telepathische Nachricht übermitteln, die allein ihr galt. "Es ist deine Bestimmung, Saanza," sandte der dunkle Meister mit fester Stimme durch das Nichts in die Traumwelten der Jedi, welche bald vorbeifliegen würde. Er selbst verweilte in ruhiger Pose vor dem Fenster, um den Flug zu beobachten und sich definitiv von ihr zu verabschieden. Es war nicht nur ein Symbol, sondern auch ein Geschenk an Saanza, dass sich der an vielen Punkten gebunden sehende Sith Lord, für diese Geste Zeit nahm. Auch war es ihm ein persönliches Anliegen, sich aufrecht zu verabschieden. Nicht nur für Saanza, sondern auch für dieses Gefühl, was er gerade hatte. Diese Einsamkeit war ehrlich. Eine Ehrlichkeit, die er lange nicht mehr gekannt hatte. Sie offenbarte ihm eine neue Weisheit, die ihm noch nützlich sein würde. Doch vorerst galt es, diesen Moment zu erleben, denn Vesperum hatte nicht mehr viel sterbliches Leben übrig.
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