#3
Von: Tiefkern | Imperiale Forschungsstation


Ald’ana blickte aus einem der Sichtfenster des Frachters auf die immer größer werdende Gestalt von Ryloth. Eine sandfarbene Perle, die an einigen Stellen von tiefem Blau und Grün durchzogen war. Nach außen hin wirkte die Twi’lek wie aus Stein, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm der Emotionen. Sie hatte nicht erwartet, dass die Rückkehr auf ihren Heimatplaneten sie so aufwühlen würde. Hier gab es nichts mehr für sie. Doch seit der Offenbarung waren auch ihre Albträume intensiver geworden und hatten sich selbst während kurzer Ruhephasen in ihre Gedanken eingeschlichen. Wie oft hatte sie die Monde auf- und wieder untergehen sehen? Hatte die Tage gezählt, die sie überlebt hatte – und es irgendwann aufgegeben, weil es keine Bedeutung hatte. Ihre behandschuhte Hand legte sich an das kalte Glas und Ald’ana hoffte, dass sich diese Kälte auch auf ihr Inneres übertrug. Was immer der Dunkle Lord für sie im Sinn hatte, sie würde nicht scheitern.

Fast ruckartig wandte sie sich von dem Bild ab, als das Schiff in die Atmosphäre eintauchte und seinem Landepunkt entgegenstrebte. Ihr Ziel war die Landeluftschleuse, wo sie die Ankunft des Imperators erwartete. Sie spürte Vesperums Anwesenheit bereits, bevor seine fast unmenschlich wirkende Gestalt aus dem Korridor hervortrat. Ein schepperndes Geräusch durchbrach die Stille für einen Moment, dann waren Meister und Schülerin wieder unter sich. Fasziniert beobachtete die dunkle Jedi, wie Vesperum einen Schleier der Macht über sich legte, der sein Antlitz wieder zu dem machte, der er einst gewesen sein musste. Ein ansehnliches Gesicht mit klaren Augen, die noch nicht von der dunklen Seite gezeichnet waren. Ein schöner Anblick – wie sie empfand – und ein bedauerlicher. Abermals trauerte ein Teil von ihr um das ihr unbekannte Opfer, das er für seine Herrschaft hatte bringen müssen. Doch eine Krone, so sagte man auf anderen Planeten, war nichts wert, wenn sie kein Gewicht hatte – und ihre Zacken waren Dornen, die den Herrscher immer an seine Bürde erinnern sollten.

Aus Sicht einer Machtnutzerin barg das Ritual für sie eine besondere Faszination. Ald’ana beherrschte die Quy’Tek-Meditation, mit der sich jedoch lediglich ihre Spuren in der Macht verschleiern ließen. Sie konnte nicht wirklich eine neue Gestalt annehmen. Vor dem Landeanflug hatte die Twi’lek jene Meditation ebenfalls praktiziert, doch durch ihre wachsende Aufruhr war der Erfolg nur mäßig gewesen. Zumindest würde ihre Machtbegabung schwächer erscheinen als sie es tatsächlich war. Auch ihre Kleidung hatte sie für ihre Ankunft angepasst. Man hatte in der Tat vorgesorgt und bedingt durch die Länge der Reise eine weitere Garnitur vorbereitet – praktisch und unauffällig. Wollte Ald’ana ansonsten mit ihrer Kleidung vor allem Furcht und Respekt säen, so war es auf Ryloth eindeutig besser, in der Menge unterzutauchen und ihre wahre Profession so lange es ging verborgen zu halten. „Äußerst eindrucksvoll, mein Lord“, lächelte sie ihm höflich zu – und auch ein wenig amüsiert von der Tatsache, dass sie vor ihrer Abreise noch über ihre Garderobe gescherzte hatte. Ihrer beider Waffen waren verborgen. Doch falls es nötig sein sollte, konnten sie die Lichtschwerter auch mit einem einzigen Gedanken in ihre Hand rufen. Noch gab es jedoch keinen Grund, Gegenwehr zu erwarten oder Türen, die sich ihnen nicht bereitwillig öffneten.

Ald’ana spürte die Aufmerksamkeit Vesperums, der sie genau zu beobachten schien. Dadurch wurde ein Moment, den sie als banal abtun wollte, plötzlich sehr bedeutsam. Seine Worte waren eine eindeutige Aufforderung und doch verstrichen ein paar Sekunden, ehe die dunkle Jedi in ihre eigene Maske geschlüpft war. Mit erhobenem Haupt streckte sie ihre Hand aus und ließ die Macht zu Werke gehen. Eine schwache Telekinese betätigte den Schalter, der mit einem weiteren lauten Zischen die Türschleuse öffnete. Die Kälte im Inneren des Frachters wurde von der warmen Luft des Planeten verdrängt, die so voller vertrauter Gerüche war… Eisige Klauen in ihrem Rücken ließen sie standhaft bleiben und schoben sie hinaus. Die Twi’lek blinzelte, als sie aus dem Dunkel hinaus in den Sonnenschein trat und das imposante Lessu in der Ferne erblickte. Zahllose Gebäude schmiegten sich end an den Berg, der sich fast bis in den Himmel erstreckte und von der restlichen Landmasse aus nur über eine Energiebrücke zu erreichen war. Ihre Machtsinne erzählten ihr von dem pulsierenden Leben in der Stadt. Von den Vögeln, die am Himmel kreisten – und von der dunklen Seite, die unsichtbar für das gewöhnliche Auge auf diesem Planeten lauerte. Doch ob es Vesperum war, das gesuchte Artefakt oder eine andere unbekannte Bedrohung, vermochte die Twi’lek nicht zu sagen. Staub knirschte unter ihren Stiefeln, als sie endgültig auf Ryloth angekommen war.
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