#42
Genau so flink wie vorher noch über das Bedienfeld des Terminals, huschten auch jetzt Gavins Finger über die ganzen Knöpfe, die sich rund um ihn herum befanden und von denen keiner mehr dort war, wo er sich ursprünglich befunden hatte. Das Schiff hatte in den letzten Jahren so einige Umbaumaßnahmen über sich ergehen lassen müssen und wer Gavin kannte konnte sich denken, dass es auch mit Sicherheit nicht die Letzten gewesen waren. Eigentlich ging so gut wie jeder Credit in dieses Schiff, das ja nicht einfach nur ein Schiff war, sondern das zweite Zuhause von ihnen Drei oder eigentlich könnte man auch sagen, das einzige Zuhause. Immerhin verbrachten sie allesamt mehr Zeit hier drin, als irgendwo sonst. Gavins Finger legten sich um den Gashebel, als ein Zittern durch das Schiff ging.
„Die werden doch nicht ...“, murmelte er mit einem Rollen der Augen, als erneut ein Zittern durch das Schiff ging, begleitet von dumpfen Schlägen, die eindeutig von der anderen Seite des Gebäudes kommen mussten. Die Imperialen fingen doch in der Tat an das Gebäude zu beschießen. „Wehe du nennst mich noch ein einziges Mal wahnsinnig!“ Gavin warf Tasha einen entsprechenden Blick zu, ehe er seinen Kopf leicht nach hinten drehte. „Und das gilt auch für dich mein Liebster!“ Dann wandte er seinen Kopf wieder nach vorne, warf einen letzten prüfenden Blick auf die Anzeigen und zog dann den Gashebel gleichmäßig zu sich. Ja, er hatte es verdammt eilig von hier weg zu kommen, aber das bedeutete nicht, dass er jetzt kopflos einen Start hinlegte. Er hatte sich die Ladung nicht angeschaut und er hatte auch keine Fragen bezüglich des Gewichts gestellt. Er wusste nicht, wie gut oder schlecht sie das Ding im Laderaum verstaut hatten, aber es würde definitiv einen Einfluss auf sein Schiff haben und da ging er lieber auf Nummer sicher, vollkommen egal, dass die Alarmsirenen des Kühlsicherheitssystems gerade dabei waren den kritischen Zustand bekannt zu geben. Man durfte wegen so etwas nicht die Nerven verlieren, sonst endete man am nächsten Hangartor oder an einer Strebe oder in ihrem Fall vielleicht am Gebäude gegenüber. Der Frachter hob langsam vom Boden ab schwankte für einen kurzen Moment unsicher ein wenig hin und her, bis Gavin ihn in eine stabile Lage gebracht hatte.

„Störsender hochjagen“, rief Gavin Jace zu und bewegte den Frachter auf das Hangartor der Anlage zu. „Beide Schildgeneratoren auf Maximum und leg alles auf die Heckschilde.“
„Alles ist Wahnsinn!“, warf Tasha ein.
„Ich weiß, aber uns brennt es sonst gleich den Arsch weg“, entgegnete Gavin und zog, kaum hatte der Frachter das Hangartor passiert, den Gashebel vollständig zu sich und das keine Sekunde zu spät. Der Frachter schoss nach oben weg, verfolgt von einem orangeroten Feuerball des explodierenden Gebäudes. Gavin konnte beinahe spüren, wie die Heckschilde unter der Belastung ächzten, während das Schiff ordentlich durchgerüttelt wurde und er konnte nur hoffen, dass sie stand hielten. Wenn er nur überlegte, was ihnen so alles auf dem Landeanflug begegnet war, dann wollte er dem ohne Schilde lieber nicht begegnen. Aber noch waren sie nicht außer Reichweite der Bodeneinheiten und es war zu hoffen, dass die Explosion für ausreichend Ablenkung gesorgt hatte, um zu die notwendige Distanz zu bekommen. Gavin wollte gar nicht wissen, für wie viel Chaos er gerade da unten gesorgt hatte und noch weniger wollte er wissen, für wie viele Verluste er damit verantwortlich war. Materieller Verlust war eine Sache, aber Menschen war eine ganz andere. Wer wusste denn schon, wie viele freiwillig dem Imperium dienten und wie viele davon es nur taten, weil sie keine andere Wahl hatten? Es war einfach Scheiße, da brauchte man sich nichts vormachen, aber in einer derartigen Situation war man sich eben selbst der Nächste und Gavin hing an seinem kleinen, miesen Schmugglerleben.

„In Ordnung“, meinte Gavin und zog mit dem Frachter eine Kurve, die aufgrund der Ladung etwas schräger ausartete, als von ihm beabsichtigt gewesen war. „Jace sobald du auch nur ein Anzeichen für irgendwas auf dem Schirm hast – Du kennst deinen Platz.“ Es war eben einfach ein unumstößlicher Fakt, dass Jace von ihnen einfach der Beste war. War er ja schon zu seiner Ausbildung gewesen und abgesehen davon, kannte er die Schwachstellen aus dem FF und wusste demnach genau, wie er es anzustellen hatte, damit man sie sich vom Hals hielt ohne sie gleich völlig aus dem Himmel zu blasen. Immerhin hatten sie heute schon für genug Chaos und Ärger gesorgt und jeder hier an Bord konnte wohl auf noch mehr Punkte auf der Liste – die jetzt schon tödlich war – verzichten. Natürlich könnte man sich jetzt auch denken, dass es darauf dann auch nicht mehr ankam. Aber man konnte nie wissen. Vielleicht könnte dieses 'friedliche' Vorgehen, früher oder später, einmal von Nutzen sein. „Und was dich angeht“, meinte Gavin an die Twilek gewandt, die sich ja mit an Bord befand. „Bleib einfach da sitzen wo du gerade sitzt und nichts anfassen. Verstanden?“ Er wusste ja nicht wer sie war oder was sie war. Nachher pfuschte sie noch irgendwo herum und dann ging hier auch alles drunter und drüber so wie auf Corellia. Nein, darauf konnte er gut und gerne für dieses Leben verzichten. Vielleicht im nächsten oder übernächsten dann wieder.
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