#40
Blaster in ihrem Gesicht waren für die Twi’lek nichts Neues. Dennoch war der Anblick so enttäuschend wie selten zuvor. Diese Männer und Frauen hatten ihre Einsatzleiterin einfach ins offene Messer laufen lassen. Tal hatte Risa kaum gekannt, aber sie hatte die Menschenfrau respektiert – und ganz gewiss hatte sie nicht das Grauen von imperialer Gefangenschaft verdient. Das Bauteil für die Superwaffe hatte man offensichtlich in Sicherheit bringen können. Warum hatte Risas „Team“ sich überhaupt in diesen Höllenschlund begeben müssen? Um eine Ablenkung zu bieten? Was genau hätten ein betrunkener Pilot, eine Frau im Abendkleid und zwei ahnungslose Schmuggler an der Lage ändern sollten? Nun musste sie sich auch noch die Vorwürfe des Frachterpiloten anhören, der sie offenbar für das imperiale Aufgebot verantwortlich machte. Sie wollte widersprechen, dass die Überführung vorerst abgeriegelt war und sich übergroße Belüftungslöcher auch nicht besonders gut bei der Durchquerung machten… Aber natürlich gab es noch andere Zugänge. Es konnte ihr aber keiner erzählen, dass eine einzelne Frau mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte als das Team von Commandos mit dem Zielobjekt, das sogar Kampfläufer auf den Plan gerufen hatte. „Nächstes Mal lasse ich mich einfach auch in die Luft sprengen“, murmelte Tal und merkte, wie ihre Kehle unmittelbar nach der letzten Silbe zugeschnürt wurde. Ihre Hand, die jetzt schon wund war, presste sich noch härter um den vermaledeiten Datenstick, dessen Sinn und Zweck sie gerade auch zu hinterfragen begann. Das Warum? in ihren Gedanken war beinahe ohrenbetäubend, aber sobald sie sich dieser Frage in vollem Ausmaß stellte, würde sie nicht mehr handlungsfähig sein. Ich habe versucht, zu überleben. So wie immer. Das war nicht ganz richtig. Sie hatte ihre Begleiter retten wollen, aber dieser Plan war wie alles andere an diesem Tag nach hinten losgegangen.

Nachdem die Spezialkräfte den Chrono aufgehoben und die Codes abgerufen hatten, senkten sie ihre Waffen. Es war Tal absolut gleichgültig. Sie war gerade so voller Wut. Auf die Republik. Auf sich selbst. Auf den Piloten, der ihr auf dem Weg ins Schiff eine weitere Spitze zuwarf. Doch immerhin erkannte sie unter all den brodelnden Emotionen, dass er ihr trotz seiner Vorwürfe zumindest einen Platz an Bord anbot und sie nicht einfach hier zurücklassen würde. Nach allem, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte, hätte es sie nicht gewundert… Mit hängenden Lekku, die gut zu der zerschundenen, verdreckten Gestalt passten, humpelte die Twi’lek dem Piloten hinterher, der die Rampe hinter ihr schloss, und folgte ihm mit wachsendem Abstand. Mindestens zwei weitere Personen gehörten ebenfalls zur Crew, wie sie seinen Rufen entnehmen konnte. Doch das war vorerst nebensächlich.
Während sie sich dem Cockpit näherte, merkte Tal, wie ihr Adrenalinspiegel langsam abfiel – dabei waren sie noch lange nicht in Sicherheit. Zu ihrer Rechten saß ein weiterer Menschenmann und im Co-Pilotensitz kam eine Person in Sicht, die sie an ein aufrecht gehendes Wiesel erinnerte. Im Cockpit selbst waren keine Plätze mehr frei, daher ließ sich die Twi’lek auf den Sitz neben dem zweiten Menschen fallen. Ihre Beine gaben einfach nach, ohne ihr wirklich die Entscheidung zu überlassen. Entweder gleich war alles vorbei oder sie würde das erlösende Ziehen beim Sprung in den Hyperraum spüren. Sie hatte noch immer den Datenstick in ihrer Hand, der die Koordinaten für ihren Rendezvouspunkt enthielt. Eine Geheimdienstfregatte in der Nähe einer kosmischen Wolke, erinnerte sie sich an die Worte der Agentin. Und mit Pech weiß das Imperium schon genau, wo sie sich befindet. Aber um das Problem konnten sie sich kümmern, wenn dem Frachter die Flucht von Corellia gelungen war. Tal überkam ein leichter Schwindel, aber das war nicht schlimm. Sie bekam das Bild ihres toten Freundes gerade sowieso nicht aus dem Kopf… Stang!
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