#29
Ja, in der Tat war es besser, dass sie nicht noch mehr verletzt war. Die Jacke war ein gnädiges Opfer gewesen, auch wenn es ihr als Modeliebhaberin insbesondere leidtat, denn diese Jacke war wirklich gut und schön. Risa sah einen kleinen Verlust darin. Dennoch kam sie nicht um den Gedanken hin, dass die aufgerissenen Ärmel sicherlich der Lederjacke einen wilden Stil verliehen. Ähnlich einer alten Idee von Punk. Immer gegen den Strom. Schöne Dinge wurden gerne besonders abgewrackt, damit sie nicht der Masse an Einheitslook entsprachen. Punk sein, war anders sein und am Ende waren selbst diese Punks teilweise in ihrem Gammelschick uniformiert. Subkulturen wurden schnell zu einer Primärkultur, die andere Dinge ausschloss. Bei diesem Gedanken schmunzelte Risa zu Tal. Dann zwinkerte sie ihr zu, bevor die weiteren Dinge ihren Lauf nahmen. "Eine Spielerin also," meinte sie verspielt, kurz bevor sie sich auf den Weg gemacht hatte. Ihre Vermutung war also richtig gewesen. Eine Spielerpersönlichkeit konnte brauchbar sein, wenn auch wenig vertrauenswürdig, da sie schnell nach einem eigenen Vorteil suchen konnte. Nur sah sie bei Tal nicht unbedingt einen Vertrauensbruch heraufziehen. Sie war halt eine bodenständige Schmugglerin, die wohl ebenso unter dem Imperium litt. Quen schien ebenso vertrauenswürdig. Seine Aussage brachte nur Untermauerung ihrer Vermutung. Nur schien er nicht sehr mutig zu sein, was aber kein Fehler war. Er kämpfte sich dennoch voran, nun auch mit Waffenkrücke. Risa hatte sich aufgemacht und konnte die restlichen Worte zwischen Quen und Tal nicht mehr vernehmen.

Die Leiter war bestiegen worden, das Terminal bedient und der Trooper von Tal unsanft in den Lebensabgesang geschickt. Die letzten Träume, bevor ihn sein Leben verlassen würde. Risa dachte auch nicht daran, diesen Mann medizinisch zu versorgen. Wer dem Imperium jetzt noch diente, nicht überlief, verdiente einen grausamen Tod, sofern er zu einem ungünstigen Zeitpunkt auftauchte. Natürlich hasste sie nicht jeden Imperialen aber jeden der sich ihr und ihrer Aufgabe in den Weg stellte. Das Imperium sollte nicht triumphieren. Nie wieder. Dennoch war sie auch keine blinde Mörderin, die unnötige Gewalt anwandte. Sie überließ dem Schicksal den Rest. Der Trooper würde hier sterben. Einen Vorteil hatte es: Er konnte sie nicht wieder erkennen oder weitere Meldungen machen. Es herrschte Krieg. Wer nicht Töten konnte, war hier fehl am Platze. Oder zumindest den Tod anderer ertragen. Zwar war der Verlust von Leto immer noch nicht ganz verarbeitet, die Trauer schlummerte hinter der Maske der tapferen Agentin aber Risa war abgehärtet genug, um weiter zu machen. Es ging hier schlicht darum, eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Eine Superwaffe bedeutete Gefahr für Milliarden Unschuldige. Hektisch flogen ihre Finger über das Terminal, während Quen sich am HoloKom zu schaffen machte und dieses urplötzlich ansprang.

Ein blauer Schimmer erhob sich surrend aus dem Gerät, der auch Tal ins Gesicht schlug, die gerade eben angekommen war. Scheinbar war er schon dabei gewesen oder hatte ausversehen die richtige Taste gedrückt. Vielleicht war der HoloProj auch einfach defekt gewesen und gab nun ein paar Bilder frei. Es waren Fahndungsbilder mit einem großen Lauftext in Aurekbesh. Tal'ana, Risa und Quen waren dort im Profil zu sehen. Scheinbar hatte man sie an mehreren Punkten gescannt. Ihre Gesichter drehten sich einmal herum und zeigten sie regungslos, während daneben der Lauftext eingeblendet wurde, welcher Straftaten man ihnen anlastete und viel wichtiger sie waren zur sofortigen Festsetzung oder Tötung bei Flucht ausgeschrieben. Es war die typische imperiale Wortwahl: "Sofortige Festnahme oder bei Fluchtversuch ist tödliche Gewalt freigegeben." Es schien wohl so, dass die beiden Trooper Meldung gemacht hatten, da diese Fahnungsbilder erst vor Kurzem aufgerufen worden waren und somit noch im Speicher lagen. Mehr war aus den Geräten ohne imperialen Code nicht heraus zu holen. Risa blickte mit erhobenen Augenbrauen zum Projektor. "Na' toll," schimpfte sie und lachte dann leicht verstörend auf: "Wie viele Gesetze haben wir wohl gebrochen?" Dann konzentrierte sie sich wieder auf das Terminal und schaffte es mit einem klugen Tastendruck die Plattform vom Anker zu lösen. Die Greifarme flogen in eine andere Richtung, so dass die Plattform sanft aber beständig den Tunnel entlang flog. Sie folgte einem festen Kurs, da ein Leitstrahl die Plattform lenkte. Risa trat zurück, beäugte den bewusstlosen und bald toten Scout Trooper und fand doch etwas Mitleid, wenn auch nur für einen Atemzug, bis sie zu Tal ging und sie umarmte. "Danke," sagte die Agentin. Es tat gut, dass es jemanden gab, der hier zu ihr stand. Dann ging sie zu Quen, tat das Gleiche und klopfte ihm aber noch auf seinen Alienkopf. "Tapfer bleiben," sagte sie, während die Plattform durch eine große Öffnung flog; eine Art Bogen, der mit Warnschildern versehen war. Die Plattform stieg langsam in einem Tunnel auf, der wohl zur Oberfläche führte. Nun lehnte Risa am Geländer.
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