#25
Tal’ana hatte ihre Worte durchaus ernst gemeint. Sie war nicht ganz ungeschickt darin, die Hazard oder einen Gleiter zu steuern – doch in ihrer damaligen Crew war ihre Freundin Shiv die geborene Pilotin gewesen. Nicht umsonst hatte die Republik sie für ihre Flotte rekrutiert. Ihr hätte sie das sichere Durchqueren des Tunnels ohne Zweifel zugetraut und auch Risa hatte sich souverän gehalten. Doch die Schmugglerin war nicht sicher, ob sie selbst am Steuer nicht einen sehr schmerzvollen Tod gestorben wäre. „Einfach, aber zweckmäßig“, kommentierte sie mit einem Schmunzeln Risas Freude über das geliehene Kleidungsstück. Mit ihrer Jacke hatte Tal immer ein Stück Sicherheit und Geborgenheit assoziiert. Die diversen Taschen an der Außen- und Innenseite waren dazu ein netter Bonus. Einer Eingebung folgend, tastete die Twi’lek die Taschen ihrer Hose ab. Ihr bescheidenes Vermögen trug sie noch bei sich – ihre Sabacc-Karten waren derzeit bei Risa. Sie seufzte leise. Lass mich die nicht auch noch verlieren. Auch wenn sie sehr leicht ersetzbar sind. „Wir werden es schaffen“, sagte Tal mit unerwarteter Entschlossenheit. Nicht nur, weil sie hier nicht sterben wollte. Sie hatten schon genug verloren. Und auch, wenn es eigentlich nicht ihre Angelegenheit war – diese Mission war zu wichtig, als dass sie jetzt noch scheitern durfte.

Quen hatte sich während des Wartens gegen die Wand gelehnt, um wieder etwas zu Atem zu kommen und seinen Fuß noch eine Weile zu entlasten. Als sich nun auch noch Risa nach seinem Befinden erkundete, entwich dem Rodianer ein trockenes Lachen. „Schon gut, kein Grund zur Sorge. Ich habe mir bei unserer Landung nur etwas den Fuß verknackst. Geht gleich wieder.“
Wie um zu beweisen, dass man sich wirklich nicht um ihn kümmern musste, stieß sich der Mechaniker von der Wand ab und wagte ein paar Schritte. Noch immer hinkte er etwas, aber das Adrenalin würde bei Gefahr sehr schnell den Schmerz betäuben.

Die beiden Schmuggler folgten Risa zu einer Leiter, die sie hoffentlich bis an die Oberfläche bringen würde. „Ich gehe vor“, raunte die Twi’lek Quen zu und hielt sich ein Stück hinter der Agentin, die bereits unter einigen Mühen die Sprossen empor kletterte. Hin und wieder drohte Risa leicht abzurutschen, doch sie konnte sich jedes Mal fangen und kam somit nur etwas langsamer voran. Quen folgte mit unregelmäßigen Trittgeräuschen. Beide hielten etwas Abstand zu ihrem Vordermann, falls doch noch etwas dazwischenkam – und als Tal einmal nach oben blickte, erhielt sie unerwartete Einblicke. Die Wangen der Rutian röteten sich ein wenig. Das war gerade absolut nicht der richtige Ort und Zeitpunkt dafür. Captain Halleck hätte sich darüber wahrscheinlich gefreut. Die Erinnerung an die Schüsse und das Blut brachten sie wieder zur nötigen Raison. „Verdammte Sturmtruppen“, fluchte sie leise.

Dann wurde ihre Kletterpartie unerwartet unterbrochen, als plötzlich von oben Schüsse ertönten und Risa nach einem Warnruf schlagartig näher kam. Scheiße trifft es. „Quen, runter!", brüllte Tal und schlang ihre Beine nach außen um die Leiter, um sich auf diese Weise fallen zu lassen. Ihre eigenen Handflächen waren ungeschützt, also würde sie den Großteil der Reibung nun mit ihrer Hose abfangen. Fierfek. Ein dumpfer, schmerzvoller Aufschrei von unten war das Signal, das Quen wieder am Boden angekommen war – aber da hatte Tal bereits losgelassen und vertraute voll und ganz in die Macht und die Muskeln ihrer Oberschenkel, um sich auch ohne festen Handgriff an der Leiter festzuhalten. Trotzdem wurde es an ein paar sehr empfindlichen Stellen sehr unangenehm warm, ehe sie mit einer halben Rolle auf dem Boden aufkam und außerhalb des Leiterschachtes in Deckung ging. Risa folgte nur wenige Herzschläge später und wurde von Tal mehr oder weniger sanft am Kragen in ihre Richtung gezogen. Dabei bemerkte die Twi’lek am Rande ihrer Wahrnehmung, dass irgendetwas mit ihrer Jacke nicht stimmte. Doch dafür war später noch genügend Zeit.

Nach einer weiteren Blastersalve hörten die Imperialen vorerst auf, zu feuern – warteten anscheinend darauf, dass sich wieder jemand in ihr Sichtfeld wagte. Ein Trooper kommt selten allein. Sie konnten nicht riskieren, sich hier unten einkesseln zu lassen. Zu ihrem Glück flog noch immer kein Thermaldetonator. Aber auch das konnte sich sehr schnell ändern. In einem Anfall von Wahnwitz zog die Twi’lek wieder ihren Blaster, machte mit einem Rufen auf sich aufmerksam und begann zu feuern. Sie versuchte, sich am Rand ihres Schussfeldes zu halten und machte es sich damit selbst nicht besonders einfach. Bitte, findet keine Rauch- oder Blendgranate! Etwas striff ihre unbedeckte Schulter und hinterließe eine heiße Spur, doch dann fiel ein Blastergewehr, das keinen Besitzer mehr hatte, den Schacht hinab. Das Feuer von oben hörte auf. Angestrengt machte Tal einen Atemzug und ließ ihren Blaster wieder sinken. Merkte erst jetzt, dass man offenbar auch ihr linkes Bein mit einem Streifschuss getroffen hatte. Der schmale Eingang hatte ihnen anscheinend zugearbeitet. Eine der Gestalten ragte mit halbem Oberkörper in den Schacht hinein. Die unverkennbare Helmform machte ihr Hoffnung. „Scout Trooper? Wenn Karma auf dieser Welt irgendetwas Wert ist, haben sie Speeder Bikes.“ Sie war gewillt, es herauszufinden, bevor sie noch mehr Striemen und Löcher bekam.
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