#14
Moff Corno trat auf. Der Agent mit den kalten Augen des zynischen Verstandes, wandte sich um, als dieser Verwalter und Machthaber des imperialen Staates näher kam. "In der Tat," antwortete der Agent ohne weitere Begrüßung, während er in ruhiger Pose mit hinter dem Rücken verschränkten Armen wartete, bis Corno auf Augenhöhe vor ihm stand. "Es gibt Dinge zu besprechen," drohte der Mann mit der Sturmhaube mit einfachen Worten, die er nicht sonderlich betonte. "Ihre Operationsführung hat sich als nicht zuträglich erwiesen." Der Agent machte eine Geste mit seiner Hand und deutete mit seinem Zeigefinger auf Corno, so dass dieser ins rechte Bild gesetzt wurde. "Ich bin hier, um ihnen zu helfen, diese missliche Lage zu bereinigen, Verweser. Scheinbar sind ihnen wichtige Aspekte der Operation entglitten..." Er ließ offen, welche Aspekte dies waren. Allen schien klar zu sein, was hier auf Corellia vor sich ging, traf nicht auf Verständnis im Imperialen Zentrum. "Diese Soldaten dort werden unter meinem Kommando Einsätze vollziehen, die eine erhebliche Reduzierung ihrer Arbeitsbelastung nach sich ziehen sollen," erklärte der Agent, der den zeigenden Finger fallen ließ und Corno einsam verweilen ließ. Der Agent beäugte den Großmoff eifrig, denn seine Augen hatten einen rationalen Glanz, der gar bohrend auf das Angesicht des Moffs fiel. Dieser Agent des Geheimdienstes wollte schlicht wissen, was in Corno vorging. Als Agent hatte er gelernt, bestimmte Facetten eines Menschen zu lesen und für eigene Zwecke zu nutzen. Man manipulierte sein Gegenüber zum Besseren. Zum Besseren aus Sicht des imperialen Staates.

"Ich bin nicht ihr Feind, sondern sogar ein Freund ihres Lebenswerkes, Verweser. Sie haben ihr Leben der imperialen Sache und der Neuen Ordnung gewidmet, und ich bin sehr dankbar dafür." Der maskierte Schattenmann lächelte unbemerkt zynisch und dem schwarzen Stoff der Maske. "Umso mehr bekümmert es mich, dass Sie wichtige Projekte schleifen lassen. Projekt Black Moon braucht ebenfalls ihre Aufmerksamkeit und auch die Forschung an Kyber-Waffen scheint mir abständig vom Zeitplan zu sein," wurde es nun deutlich ernster, denn die Stimme des Agenten wurde eindringlicher; keine Drohung aber eine beständige Forderung schwang in den Worten mit. Corno hatte seine Pflichten vernachlässigt. Zumindest in den Augen der mächtigen Direktorin Ysanne Isard. "General Derricote wird bald hier eintreffen, um einen Waffentest mit ihnen zu besprechen. Black Moon kann noch im Sinne des Imperators fertiggestellt werden," versetzte er den Großmoff in den aktuellen Kenntnisstand und legte damit auch gleichsam einen wichtigen Termin für Corno fest. Der Geheimdienst entzog ihm wichtige Teile der Selbstbestimmung seiner Handlungen. Man nahm ihm nicht seinen Titel, seine gefühlte Macht, sondern stellte einfach Sachzwänge auf, denen er nicht entgehen konnte. Und genau jenes hatte einst Cronal bezweckt. Cronals Ideen und der geheime Plan, den der bösartige Scharadist ausgearbeitet hatte, zielte genau darauf ab, dass sich Isard beteiligen musste. Der Agent war nicht im eigenen Wunsch hier, so dass er nur Vermittler längst beschloßener Tatsachen war. Die Direktorin hatte entschieden. Niemand wagte es sich gegen die Direktorin zu stellen, die nach jüngsten Entwicklungen die Nummer Zwei im Staate war und jegliche Macht direkt vom Thron zugebilligt bekam und im Zweifel dies auch einfach behaupten konnte. Isard war nicht derartig gebunden, wie Corno, der als Moff in der erweiterten Bürokratie des Reiches festhing.

"General Derricote hält große Stücke auf sie," schob der Agent bitter ein und wandte sich dann von Corno ab, um erneut aus dem großen Panoramafenster zu blicken, welches Corellia zeigte. "Eine berauschende Welt, nicht wahr? Eine Welt des Anbeginns und der menschlichen Hochkultur, Verweser. Es wäre schade, wenn das Imperium auf sie verzichten müsste," sagte der Agent mit einem süffisanten Tonfall, der unsüßem Honig gleich im Raum zerglitt. "Haben Sie Fragen?" - war die übliche Ausfahrt, die er seinen Delinquenten ließ und gab Corno die Redezeit zurück. DT-9255 verweilte regungslos auf Posten, doch etwas stimmte nicht, da er seinen Blick in Richtung der Sprechenden wandte. Man erkannte dies deutlich an der ruhigen Kopfbewegung des Helmes.
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