#10
"An alle Piloten," dröhnte das InterKom durch die Korridore der Flugsektion des Schiffes. "Alarmstart vorbereiten. Alarmstart." Ariana unsicher, ob sie einen erneuten Feindflug überstehen würde, schwitzte an der Stirn. Es war nicht einfach abzuschütteln. Es war dieser Stress, der in die Glieder kroch und sich dort festsetzte. Ihre Fingerkuppen zitterten, als sie die Handschuhe aufnahm, die sie achtlos auf einen der Tische im Bereitschaftsraum fallen gelassen hatte. Ihr Helm lag unweit der schwarzen Raumhandschuhe. Die Piloten klopften ihr beim Verlassen des Raumes auf die Schulter, wünschten ihr Glück und lächelten sie todesverachtend an. Sie war ihre Heldin geworden und solange sie mit ihnen flog, hatten sie Hoffnung, noch einen weiteren Tag überleben zu können. Ariana litt unter diesem Anspruch, da sie wusste, dass nicht mehr nur ihr eigenes Leben an den Amaturen lag, welche sie bediente, sondern auch das vieler weiterer Kameraden. Es machte die Sache wirklich nicht leicht. Ariana war auch nur Mensch mit begrenzten emotionalen Fähigkeiten. Wie lange konnte sie diesen Krieg noch ertragen? Noch hielt sie sich aufrecht, jedoch bröckelte die Fassade der harten Frau mit jedem Einsatz, die in immer kürzeren Intervallen auftauchten. Die Frau konnte nicht einmal die letzten Zeiten verarbeiten. Es war Segen und Fluch zugleich. Es verhinderte, dass sie etwas realisieren konnte, was ihr schaden würde aber es sammelte sich auch zu einer tauben Emotion an, die jede Regung kalt machte. Die imperiale Sirene kündigte einen weiteren Hyperraumaustritt ins Gefecht an. Der Sternzerstörer, kaum beschädigt, wagte unter seinem fanatischen Captain einen erneuten Angriff. "Dieser Irrsinn," murmelte Ariana, als sie durch das sich öffnende Schott in Richtung Gangway ging. Im Gang setzte sie ihren Helm auf, legte die Handschuhe an; beides verschloss sich luftdicht mit einem Zischen mit ihrem Fluganzug. Auf dem Steg, welcher die hängenden TIE-Fighter miteinander verband, traf sie noch zwei Piloten, die sich vor ihr zu verneigen schienen, indem sie tief mit ihrem Köpfen nickten. Sie versuchte es zu ignorieren, als einer der Techniker in seinem grauen Overall zu einem der bereitgestellten TIE Abfangjäger wieß. Wieder ein neuer Jäger für sie. Sie schmunzelte verborgen. Es hatte eine gewisse Ironie, dass sie immer ihre Jäger verlor aber selbst immer überlebt hatte. Der Techniker öffnete die Dackluke, die elegant zur Seite schlug. Ariana ließ sich helfen, als sie die Trittleiter bestieg, um in den Jäger zu gelangen. Fußtritt um Fußtritt stieg sie hinab in die Höllenmaschine, die umgeben von sanftem Treibstoffdunst lag. Der Techniker lächelte nicht, als sie seine Hand losließ, um in den Sitz zu gleiten.

"Der Jäger ist eingestellt. Keine Schäden. Neues Modell,"
sagte der Mann im Overall dann zu ihr, als letztes Geleit. Ariana selbst schnallte sie an, prüfte den Verschluss des Gurtes, bevor sie mit beiden Händen in geübter Reihenfolge die Bordsysteme aktivierte. Dann blickte sie nach Oben zum Techniker. "Danke," sagte sie durch den Vocoder verstellt. "Luke schließen," befahl sie, um dann wieder auf die Amaturen zu blicken, die in den vielen Konsolen beengt um sie herumlagen. Der Techniker nickte still, drückte einen Schalter innerhalb des Cockpitkranzes, so dass sich die Luke schloss und versiegelte. Die Magnethalterungen rasteten ein, die noch mit einigen Faustschlägen vom Techniker überprüft wurden. Danach entfernte er sich eiligen Schrittes hinter das große Schott, welches sich langsam schloss, da man kurz vor dem Gefechtsaustritt war. "TI-74489, White Star." - meldete sie sich im Kom an, während die Systeme hochfuhren, bereit zum Ausklinken. Sie checkte noch einmal schnell die Waffenphalanx und war zufrieden, da dieser Jäger ihren Ansprüchen mehr als genügte. Doch dieses mal entfernte sie nicht die Schutzfolien, die noch über einigen Bildschirmen klebten, da sie durch diese nicht gestört wurde. Es war ohnehin überflüssig, da sie nicht mehr davon ausging, wirklich lebendig zurückzukehren. "White Star, Sie sind Staffelführer, auf Anordnung des Captains," meldete die Hangarkontrolle, was Ariana verwundert zurückließ. Sie nahm sogar die Hand von der Flugsteuerung und blickte verunsichert in ihrem Jäger umher. In der Kommunikation brach ein leiser Jubel aus, da jeder andere Pilot sie beglückwünschen wollte. Kurz brach die Funkdisziplin zusammen. "Heißt das, ich bin befördert?" - wollte sie sich rückversichern. "Ja, ihr neuer Rang wird ihnen nach Rückkehr verliehen, bis Dato sind sie Führung durch Posten. Flugkontrolle Ende," war die Antwort, die Ariana seufzen ließ. Egal, was sie tat, sie hatte niemals das Glück diesem Schicksal zu entkommen. Dabei wollte sie einfach nur fliegen und nun bekam sie die Verantwortung für die gesamte Staffel. Ariana brauchte einen Moment, um sich in ihre neue Rolle einzufinden. Hatten sie so viele Offiziere veloren, dass man nun auf sie zurückgriff, weil sie unter den Piloten als Ass galt? Der neue Posten hinterließ ein mulmiges Gefühl. "An alle der Staffel 2, als neuer Commander, möchte ich, dass wir diesen Anflug weitflächig machen. Nach Verlassen des Hangars, formiert sich die gesamte Staffel hinter mir, wir drehen vom Hauptfeld ab und tauchen weit hinein. Angriffe auf meine Ziele nach Befehl," teilte sie mit und wollte mit diesem Plan möglichst viele Kameraden zurück nach Hause bringen. Sie wollte die Hauptlast des Angriffes alleine tragen und die Ziele eigenständig auswählen, da die ersten Minuten eines Raumkampfes immer die verlustreichsten Momente waren. Sie war erfahren genug, dass sie wusste, wie man die ersten Minuten überlebte und wie weit man ein Gefecht umgehen konnte, um den Feind an einem Schwachpunkt zu stellen. Ihre eigene Flugschule wollte sie an die Piloten weitergeben, damit das Imperium nicht mehr gute Leben verlor. Erst durch diesen Posten fand sie wieder etwas Selbstvertrauen, trotz des mulmigen Bauchgefühles. Ariana musste das tun, was sie tun musste und war auch dafür ausgebildet worden. Die Staffelmitglieder kommentierten diesen Befehl knapp und doch schwang eine gewisse Euphorie mit. Sie flogen mit einem Ass, was sie als große Ehre empfanden. Dabei sah sich Ariana selbst nicht als Kampfass. Ihr Name hatte nur schnell die Runde gemacht, so dass selbst Captain Wisslas ihn mit gewisser Reputation erwähnte. Der Sternzerstörer schob sich mit einem Blitz aus dem Hyperraum, so dass es auch im TIE ruckelte. Ariana wusste bescheid, was dieses Ruckeln bedeutete. "An alle Piloten, sofortiger Start. Alarmstart. Freigabe, Freigabe," dröhnte es aus dem Kom als sie mit ihrer Rechten zum Klammerauslöser griff, ihn aber noch nicht betätigte. "Start nach Staffel 1," befahl Ariana, als sie auf die Anzeigen blickte, die anzeigten, dass sich Staffel 1 aus den Ankern löste. Sie fielen auch vor ihrem Fenster vorbei und traten direkt ins Hauptgefechtsfeld ein. "Start," rief Ariana und hämmerte den Schalter herunter, so dass sich ihr Jäger aus der Klammer löste. Ihr folgten weitere Maschinen, die in die Schwärze des Raumes glitten. Die "Lighthammer," der mächtige Sternzerstörer, feuerte aus allen Batterien in die Feinde, die sich geschickt um eine Nebulon B aufgestellt hatten. Zwei Corvetten und Raketenboote sicherten die Flanken. X-Wing waren bereits im Anflug. Ariana gab Schub. Es ruckelte, schüttelte sie kräftig durch, da bereits viele Salven in ihre Richtung abgegeben wurden. "Abtauchen," schrie sie, als die X-Wings ihre Staffel angreifen wollten. Mit aller Macht drückte sie den Knüppel vor, um unter der feindlichen Staffel hinweg zu tauchen. Ihre Staffel folgte ihr mit Mühe, da sie selbst sehr aggressiv und schnell flog. Sie nahm nicht die übliche Gefechtsgeschwindigkeit ein. "Zu viele, zu viele," schallte es und Ariana blickte aus dem Fenster und sah einen X-Wing, der bereits durch eine Salve beschädigt war. Sie wollte abdrücken aber ihre innere Sperre blockierte. Die Frau konnte einfach den Fingern nicht krümmen. Ein fairer Kampf war ihr Kodex. Das Hauptgefechtsfeld lag hinter ihr und nach einander explodierten TIE und X-Wing in den ersten blutigen Momenten eines jeden Kampfes. Ihre Staffel entzog sich weiterhin. Der Sternzerstörer konnte eine der Korvetten vollständig erfassen, so dass die überschweren Hauptbatterien mehrere Schlagsalven abgaben, die die Korvetten mehrfach durchschnitten. Sie brach auseinander und die Trümmer trudelten in Richtung von Arianas Maschine. Ihre Gnade war nicht vergessen, da der X-Wing Pilot selbst bemerkte, dass der TIE Abfangjäger eine gute Position gehabt hätte aber nicht gefeuert hatte. Er drehte mit einer scharfen Linkskurve ab. Kurz wackelte er mit seinen Flügeln. Ein altes Zeichen unter Fliegern, dass man sich achtete und verstanden hatte. Ariana lächelte und flog eine Rechtskurve. Sie hatte mal wieder einen unbekannten Feind gerettet. Der X-Wing zog sich in den Hangar eines weiter entfernten Kreuzers zurück, der sich langsam in Richtung "Lighthammer" bewegte aber noch nicht in Feuerreichweite war. Ariana selbst holte tief Luft, versicherte sich ihrer Staffel auf den Anzeigen, und wählte mit einem Daumendruck einige Ziele in Nähe der Fregatte aus. "Anflug auf diese Ziele. Feuer frei," meldete sie und trat in einen Vektor ein, um die Fregatte mit ihrem Nahgeleit anzufliegen. Die Tötungsmaschine unter ihrem Sitz heulte auf, als sie die Antrieb drosselte, um einen ruhigen Beschusswinkel zu finden. Ein A-Wing flog frontal auf sie an, drückte ab, traf ihre Außenflächen, so dass ein Alarmton in ihr Ohr drückte. Beherrscht drückte sie den Abzug und zerstörte den A-Wing mit einer ungehaltenen Salve aller ihrer Bordwaffen, die mehrfach in die Hülle des Feindes einschlugen.

Er zerbarst einfach in einer Plasmawolke, durch die sie mit aller Macht stieß. Kleinere Partikel schlugen in die Scheibe ein und kratzten über das Material. Ihre Staffel hielt ihren Anflug. Sie feuerten auf das Geleit, welches überrascht über den tiefen Anflug war, schnell konnten die Imperialen die Oberhand im Raum über der Fregatte gewinnen. Der Sternzerstörer begann mit einem weitgefächerten Luftabwehrfeuer in die feindlichen Staffeln, die zusehens die anderen TIEs aufrieben. Arianas Staffel war die einzig noch vollständige Einheit, die ihren Auftrag verfolgte. "Sichert mich," befahl sie, als sie herumschleuderte, um das Verbindungsstück der Fregatte anzugreifen, welches Antrieb und Kommandokopf verband. Einfaches Abwehrfeuer schlug von der Fregatte auf, traf sogar einen ihrer Flugkameraden, der zur Seite schleuderte und in die Hülle der rebellischen Fregatte einschlug, um zu zerschellen. Der Alarmton in ihrem Cockpit versiegte, als der Sitz unter ihre bebte und das gesamte Panzermaterial des Jägers drückte. Noch ein bisschen. Ariana biss sich auf die Unterlippe. Der Zielcomputer konnte nicht erfassen. Sie musste nach Gefühl fliegen. Dort war es. Noch ein wenig. "Ausschwärmen," merkte Ariana an lautstark an, als ihr Scannersystem weitere Feinde im Anflug zeigte, die ihren Anflug stoppen wollten. Ihre Staffel brach auseinander, um die Feinde im Schwarm anzugreifen. Es gelang ihnen, den Anflug der X-Wing zu verhindern, so dass Ariana noch einen Atemzug Zeit hatte, um abzudrücken. Die Bordwaffen hämmerten in grünem Licht zum Verbindungsstück, welches von einem Flackern des Schildes umgaben war. Der Schild kollabierte und Ariana glitt mit ihrem TIE weiter feuernd über die Gerade hinweg. Teile lösten sich, Kabel rissen heraus und schließlich traf sie ein Teilstück, welches energetisch auseinander riss und mit ihm die Verbindung. Die Fregatte wurde in zwei Hälften getrennt, die jeweils auseinander trieben. Das Kommandodeck kippte in Richtung "Lighthammer" und der Antrieb schob sich um die eigene Achse drehend in den Horizont. Es war geschafft. Captain Wisslas auf der Brücke der "Lighthammer" bemerkte die Zerstörung der Fregatte, die nur bedeutungslos Widerstand geleistet hatte, da die Panzerung des Sternzerstörer Bestand gehabt hatte. Er ließ auf die Kommandobrücke der Fregatte feuern, die darauf hin in einer Feuerwolke explodierte und eine Flucht unmöglich machte. Es gab keine Rettungskapseln. Ariana konnte noch abdrehen, wich ein paar kleineren Teilen aus, um dann mit ihrer wieder formierten Staffeln einen hochgesteckten Anflug die verbliebenen Geleitjäger zu machen. Sie empfand die Zerstörung der bereits kampfunfähigen Fregatte als ungerecht, wurde sogar etwas wütend, da diese Zerstörung nichts mit dem fairen Kodex des Raumkampfes zutun hatte. "An alle Jäger, Rückkehr auf die Lighthammer," drang ein Befehl durch das Kom, den sie erleichtert aufnahm. Scheinbar hatte Wisslas ein Einsehen damit gehabt, dass die Staffeln bereits zu ausgedünnt waren, um weiterhin gegen feindliche Staffeln stand zu halten. Die verbliebene Korvette des Feindes wandte sich ab, um dem Sternzerstörer zu entgehen und in den Schutzbereichs des Kreuzers zu gelangen. Jedoch schlugen immer wieder Salven aus den Batterien der "Lighthammer" ein. Doch der Sternzerstörer verfolgte die Korvette nicht, ließ sie sogar aus dem Kampfbereich entkommen, so dass das Feuer weniger gezielt einschlagen konnte. Ariana bestätigte den Befehl und flog mit ihrer Staffel zurück zum Hangar. Mehr Schub, nach einmal Maximalgeschwindigkeit fühlen, dachte sich Ariana, die den Schubregler ans Maximum bewegte. Ihre Staffel tat es ihr gleich, so dass sie den anfliegenden X-Wings entkamen, die sie nicht mehr zurück zum Trägerschiff lassen wollten. Mit einem riskanten Bremsmanöver und Schubumkehr trat sie in den Hangar ein, dessen Unterabwehr einige Lasersalven auf die X-Wings feuerte, die die X-Wings veranlassten vom Sternzerstörer abzudrehen. Die magnetische Verbindung der Halteklammer schnappte zu, als sie ihren Jäger wieder in die Fassung gelenkt hatte. Sie verzichtete auf Auto-Landung und tat diesen Handgriff selbst. Erleichtert sackte sie in den unbequemen Sitz zurück, löste die Gurtschnalle. Dieses mal war sie ganz zurückgekehrt und sogar mit Fluggefährt. Auch war fast die gesamte Staffel zurückgekehrt. Die Meldungen im Kom ließen sie aufatmen. Nein, sie hatte nicht versagt. Ihr Herz schlug jetzt hefitg, als sie die Dachluke entsicherte und zwei Techniker hereinblickten.

Der Sternzerstörer "Lighthammer" machte sich zum Sprungpunkt auf, den Captain Wisslas bestimmt hatte. Ihre Schlacht war für heute vorbei. Dies war der letzte Anflug mit dieser Taktik für diesen Tag. Er ließ noch ein paar Feuerstöße mit den Hauptbatterien zum Kreuzer abgeben, der sich genähert hatte. Die Schüsse schlugen in die Schilde ein, ließen diese aufleuchten aber brachten noch keinen Schaden. Der Antrieb des dreieckigen Machtinstrumentes leuchtete blendend hell als die Kriegsmaschine sich von der Schlacht entfernte. Schließlich sprang das Schiff in den Hyperraum, fort von hier, um auf einem anderen Schlachtfeld zu dienen. Es gab noch genug davon. Captain Wisslas ließ sich sofort nach dem Hyperraumsprung über die tapfere Ariana Ennko berichten, die er nun einbestellen wollte.
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