#10
Rifta bemerkte mit Genugtuung, wie sehr sie die junge Togruta mit ihrer Demonstration der Macht in ihren Bann gezogen hatte. Natürlich kratzte sie lediglich an der Oberfläche – die Macht war um so vieles komplexer al sie Sosul in diesem Moment vermitteln konnte. Und auch die Sith, die sich als erfahrene Lehrmeisterin gab, wusste noch so wenig über ihre Geheimnisse. Zu lange hatte man sie im Dunkeln gelassen und lediglich die Fähigkeiten vermittelt, die zur Beschaffung neuer Artefakte für das Imperium vonnöten waren. Erst jetzt würde sie wirklich von ihrem Potential Gebrauch machen können. Was hatte sie mit der Togruta vor, sollte sie die junge Frau endgültig für ihre Sache gewinnen? Wollte sie das Mädchen unter ihre Fittiche nehmen und persönlich ausbilden oder würde sie Sosul lediglich dem Dunklen Orden präsentieren und dort zurücklassen? Ald’ana wusste nicht, ob sie schon bereit war, eine eigene Schülerin anzunehmen. Aber es war nicht zu leugnen, dass sie bereits jetzt großes Interesse an der Togruta besaß – und um einiges älter, als Renata June es zu dem Zeitpunkt gewesen war, in dem sie das Twi’lek-Mädchen für sich beansprucht hatte. Doch die Sith hatte nicht vor, dem Beispiel ihrer ehemaligen Meisterin in allen Belangen zu folgen.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ging Rifta auf ihre Begleiterin zu, die es sich auf einer Art Kommode gemütlich gemacht hatte. Lehnte sich gegen den Tresen und strich den Stoff ihres Rockes glatt, ehe sie die Hände anhob und ihre Finger ineinander verschränkte. „Die Macht umgibt und durchdringt jedes Lebewesen in dieser Galaxis. Manche Spezies sind empfänglicher für sie als andere und es werden häufiger Kinder mit Machtbegabung geboren. Es kann sein, dass in deiner Blutlinie machtsensitive Personen existieren. Die Macht ist stark in manchen Familien – doch ebenso ist es möglich, dass ihr Wille dich ausgewählt hat.“ Rifta ließ die Hände wieder in ihren Schoß sinken. In ihrem eigenen Clan hatte es nach ihrem spärlichen Wissen niemanden außer ihr gegeben, der mit Machtsensitivität gesegnet war. Das machte sie nicht nur durch ihre Hautfarbe zu etwas Besonderem und schon vor langer Zeit war ihr der Gedanke gekommen, dass beides miteinander zusammenhing. Als Sosul nach ihrer Ausbildung fragte, wurde der Sith klar, dass sie sich trotz ihres Zögerns bereits entschieden hatte. „Ja, ich würde dich als meine Schülerin ausbilden“, nickte sie und deutete in Richtung der Togruta. „Nur so wirst du dein volles Potential ausschöpfen können und es wäre eine Verschwendung, diese Begabung nicht zu fördern.“

Sosuls geradezu kleinlaut wirkende Bemerkungen entlockten der Twi’lek ein leises Lachen und sie schüttelte fast nachsichtig den Kopf. „Das ist richtig. Ich bin nur einer Angelegenheit wegen auf diesem Planeten und habe nicht vor, mehr Zeit als nötig auf ihm zu verbringen.“ Wir – Rifta würde noch herausfinden müssen, um wen genau es sich dabei handelte und ob es sich als ein Problem erweisen würde, dessen sie sich entledigen musste. Ihre Miene wurde wieder ernst. „Nein, ein paar Tage werden nicht genug sein. Bei weitem nicht. In dieser Zeitspanne werde ich dir höchstens beibringen können, wie du dich nicht selbst durch unbewusstes Machtwirken zerstörst“, wollte sie ganz bewusst die Ängste der jungen Togruta schüren – doch es lag auch Wahrheit in ihren Worten. „Wie leicht es dir fällt, den Umgang mit der Macht zu erlernen, hängt ganz von dir ab. Wie bereit du bist, dich auf sie einzulassen.“ Dann ließ Frost ihre Gesichtszüge für einen Moment erstarren und schwang in ihrer Stimme mit. „Loyalität. Wenn du dich von mir unterweisen lässt, werde ich keinen Ungehorsam dulden“, sagte Ald’ana und war sich nicht bewusst, dass sie in diesem Moment sehr wie ihre eigene Meisterin klang. Auch wenn Sosul zumindest kein Erschießungskommando drohte.

Dann schmolz das Eis und etwas Wärme, genährt von Stolz, kehrte in ihre Miene und ihre Worte zurück. „Viele ist ein relativer Begriff und misst sich daran, wie groß dein Kosmos ist. Aber um deine Frage zu beantworten: Du und ich sind längst nicht die einzigen, die diese Begabung haben. Ich gehöre einem Orden an, der – in deinen Worten – viele Mitglieder besitzt. Darunter sind auch viele Menschen, doch sie stehen Wesen wie uns oftmals anders gegenüber als das einfache Volk. Die Frau, die mich gefunden und ausgebildet hat, ist ebenfalls ein Mensch.“ Sie sprach von Renata nicht in der Vergangenheit, denn Ald’ana wusste, dass die Dunkle Jedi noch immer am Leben war. Sie konnte ihre Signatur noch immer in der Macht spüren, auch wenn sie ihrem Aufenthaltsort nicht näher gekommen war. Sosul weckte Erinnerungen an ihre eigene Ausbildung und ließ den Wunsch stärker werden, sich endlich auf die Suche nach Renata June zu machen und sich für ihre Taten zu ‚bedanken‘.
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