#2
Cardan-IV-Klasse Raumstation „Eris 9“

Admiral Sil Okaar stand auf einem erhöhten Podest, mit hinter dem Rücken verschränkter Arme, wie eine geduldige Säule und das Abbild des stoischen Offiziers. Unter ihm Tausende Soldaten in Reih und Glied. Der größte Hangar der Raumstation war umfunktioniert worden. Kein einziges Raumschiff befand sich mehr dort, um so noch weiteren Platz für die künftige Besatzung der einzutreffenden Flotte zu schaffen. Der gesamte Raum war bis auf den letzten Meter gefüllt, sorgfältig geteilt in die verschiedenen Waffengattungen. Zu Okaars Rechten, direkt am Abschirmfeld, standen die schwarzgekleideten TIE-Piloten, vor ihnen eine Reihe Shuttle-Piloten in Dienstuniform. Einen Menschenquader weiter die weißen Panzer imperialer Sturmtruppen, ebenso angeführt von einer Reihe Offiziere. Neben ihnen ein erneuter schwarzer Quader der Bordschützen mit ihren charakteristischen Klauenhelmen. Und zu Okaars Linken schließlich die Linienoffiziere in ihren grauen Uniformen. Es war angerichtet. Alles war vorbereitet. Der Zivilverkehr war extra umgeleitet worden, indem der Raum vor ihnen gesperrt wurde. Die Demonstration sollte perfekt sein. Zeit und Ort waren aufeinander abgestimmt und es würde seine Wirkung nicht verfehlen, so eine gewaltige Streitmacht direkt vor dem Hangar aus dem Hyperraum fallen zu sehen. An das Abschirmfeld war ein holographischer Timer projiziert, der sich den meisten Anwesenden außer dem Admiral und seinen engsten Mitarbeitern noch nicht erschloss, aber dessen Herunterzählen für Spannung sorgte. Nicht einmal mehr eine Minute.
„Und darum…“, fuhr Okaar schließlich seine zeitlich sorgfältig durchgeplante Rede fort, „… herrscht von heute an strikte Funkstille für alle nichtmilitärische Kommunikation. Sie alle hatten in den letzten Tagen auf unser Anraten hin die Möglichkeit, Ihre Familien und Freunden zu informieren, dass etwas Großes ansteht.“
Stolz betrachtete er die Männer unter sich, nickte leicht, um die Bedeutungsschwere zu untermauern. Zwanzig Sekunden.
„Und das wird es. Wenn diese Schlacht vorüber ist, sind wir nicht länger in der Defensive. Mit der Verteidigung von Druckenwell und der Vernichtung der Zweiten Flotte der Rebellen steht uns der Weg offen… bis nach Bothawui, um endlich Rache zu nehmen für das viele Unrecht, das diese Aliens über die Galaxis gebracht haben.“
Ja. Rache für den Todesstern. Rache für Palpatine. Noch zehn Sekunden.
„Und wer nach allem noch Zweifel hat, der wird diese jetzt verlieren. Seht die Macht des Imperiums. Und blickt in den Untergang der Republik!“
Der Countdown sprang auf Null. Alle Blicke richteten sich neugierig aus dem Abschirmfeld des Hangars. Die Intimidator, zwei weitere Supersternenzerstörer, über vierzig weitere Sternenzerstörer. Eine beeindruckende Armada.

Und es passierte… nichts. Admiral Okaar stand mit ausgebreiteten Armen auf dem Podest und blickte ins leere All. Er blinzelte ein paar Mal, wartete. In der Menge unter ihm hustete jemand. Okaar senkte die Arme. Irritiert sah er sich zu seinem Adjutanten um, der ihn mit großen Augen anblickte und nur unwissend die Schultern zuckte. Unruhe machte sich in der Menschenmenge unter ihm breit. Eine Rotte patrouillierende TIE-Jäger brauste einsam am Abschirmfeld vorbei. Irgendjemand schien einen Witz zu machen und ein hinterer Teil der Piloten begann leise zu lachen. Verärgert knurrte Okaar und stapfte von seinem Podest hinab, mit eiligen, wütenden Schritten und gerötetem Schädel aus dem Hangar hinaus und in die Befehlsstelle der Raumstation.
„Holen Sie mir sofort Paret ans Kom!“, knurrte er ohne echten Adressaten in den Raum und gab sich dabei gar keine Mühe, seine Verärgerung in irgendeiner Weise kaschieren zu wollen
„Es tut mir leid, Sir“, antwortete der zuständige Funkoffizier nach einem erfolglosen Kommunikationsversuch. „Die Intimidator reagiert nicht. Ich kann auch die anderen Schiffe nicht erreichen. Sie müssen wohl derzeit im Hyperraum sein. Offenbar verspäten sie sich doch.“
Der Admiral blickte aus dem Sichtfenster nach draußen in die Leere und räusperte sich. „Ach, wirklich.“ Ein Kopfschütteln. „Das hätte uns jemand gesagt. Es sei denn, im Zentrum hat jemand Mist gebaut. Stellen Sie mich zu Kallice durch.“
„Jawohl, Sir“, entgegnete der Funkoffizier mit einem Augenrollen. Er betätigte einige der Knöpfe aus seiner Schaltfläche, bis der Holo-Projektor nach mehreren Sekunden ein miniaturisiertes Abbild des imperialen Flottenstabschefs im Oberkommando auf Coruscant zeigte. Admiral Okaar verschwendete keine Zeit oder Mühe mit einer Begrüßung und übernahm sofort nach Herstellung der Verbindung die Initiative.
„Verflucht, Kallice, wo ist Paret? Dieser Idiot hat mir den Scharfmacher für Druckenwell vermasselt.“
„Wovon reden Sie?“, fragte Kallices ruckelndes Hologramm irritiert. „Sie haben doch wie ich die Bestätigung erhalten, dass er zeitgemäß eintreffen wird.“
„Ja“, entgegnete Okaar und deutete mit beiden Händen aus dem Sichtfenster nach draußen. „Ist er aber nicht! Ich habe keine Ahnung, wo er ist, aber ich weiß, wo er nicht ist: Hier.“
„Kommen Sie wieder runter, Okaar. Das kann eigentlich nicht sein. Wir haben keinerlei Reaktion mehr von der Schwarzen Flotte. Koornacht wurde definitiv geräumt.“
„Ist mir egal, das ist Ihr Problem. Mein Problem ist, wie ich die Moral der Männer und meine Autorität nach dieser Blamage wieder aufrichte.“
Admiral Okar beendete die Unterhaltung genervt mit einem Hämmern auf eine Taste. Das Hologramm verschwand. Wenn das hier ein reibungsloser Militärstaat war, fragte er sich, wie schlimm dann erst die Zustände in einer Rebellion sein mussten?
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