#12
Cato folgte Ordess auf das ausschweifende Gelände der Anlage, welche sich vor ihnen ausbreitete. "In der Tat.", erwiderte Cato trocken auf die Ausführungen des Lieutenants, "Für den Imperator und das Imperium ist kein Opfer umsonst. Es war seine Pflicht, ebenso wie die unsere. Dienen und sterben, falls nötig.". In seinen Worten lag kalter Pragmatismus. Nicht immer hatte Cato so gedacht, noch vor wenigen Monaten hatte er einige Kameraden im Einsatz verloren, was ihm als Verantwortlichen großen Schmerz bereitet hatte. Sicherlich war sich jeder der sich für das Leben als Soldat entschied im Klaren was für Konsequenzen ihm drohen könnten, doch nichtsdestotrotz wog der Verlust eines Kameraden sehr schwer. Doch nun, nach seiner Audienz mit dem Imperator betrachtete Cato die Dinge anders. Er, seine Soldaten, jeder Streiter des Imperiums diente diesem Reich und seinem Herrscher, aufopferungsbereit und ohne Zweifel. Der Tod seines Vorgängers bekümmerte ihn nur in der Hinsicht, dass er nicht mehr in der Lage war die Feinde des Imperators zu vernichten. "So der Imperator will, werde ich erfolgreich sein.", erwiderte Cato und ignorierte den unterschwelligen Zynismus in den Worte des Lieutenants. Gleichzeitig fragte er sich wie viele ihm bereits auf diesem Posten vorausgegangen waren, doch bevor etwaige unangenehme Gedanken in seinem Kopf Fuß fassen konnten, überkam ihn die Indoktrination des Imperators. Ihr seid mein bester Krieger und werdet meine Schatten-Legion in den Kampf gegen meine größten Feinde führen... Die dunkle Stimme in seinem Kopf erfüllte ihren Zweck und jegliche Zweifel wurden davongespült, wie Laub in einem Fluss.
"Ja, eine unermessliche Ehre und eine Bürde die ich mit Stolz trage.", vollkommen verblendet von den Worten Vesperums fuhr er fort, "Seine Präsenz ist unglaublich. Wenn ihr vor ihm steht, dann wisst ihr, dass er uns, die Menschheit, zum Sieg gegen die Verräter, Xenos und den übrigen Abschaum führen wird. Er ist unser Schild und wir sind das Schwert in seiner Faust!". Die Worte wurden mit einer Inbrunst vorgetragen, die Cato zu einem anderen Zeitpunkt womöglich selbst irritiert hätte, doch mittlerweile wurde sein Kopf nicht mehr nur von sich selbst kontrolliert und die Dunkelheit drang weiter in sein Bewusstsein vor.

Die Inbrunst währte jedoch nicht lange. Mit einem Mal stellten sich seine Nackenhaare auf, eine fürchterliche Kälte befiel ihn, als ob er sich auf einer Eiswelt befand. Die Welt um ihn herum schien stehen zu bleiben und sich zu verdunkeln. Eine Gestalt, in einen dunklen Umhang gekleidet stand vor ihm. Unter der großen Kapuze konnte Cato nur Leere erkennen, unendliche Schwärze die seinen Blick geradezu zu vershclingen schien. "W-, wer seid ihr?", stammelte der ansonsten unerschrockene Schattensoldat heraus, der seine Augen nicht vom großen Nichts vor ihm lösen konnte. Die Gestalt stammelte zusammenhanglose Worte, er konnte ihnen nicht folgen, zumindest noch nicht. Ihre Worte klangen wie Nadelstiche in seinen Ohren welche ihn bis ins Mark gefrieren ließen. Er schaffte es seinen Blick vom nicht vorhandenen Kopf der okkulten Gestalt zu lösen und konnte erkennen, dass diese barfuß ging, doch dies war kein Mensch. Die Stimme war die einer Frau, sanft und schön, doch gleichzeitig bedeckt von einer kalten Melancholie. Ihre Füße, wie auch ihr Gewand waren mit Asche bedeckt, welche sich von ihr löste und auf Cato zuströmte, der jedoch nicht in der Lage war sich zu bewegen. "Ich verstehe nicht?", erwiderte Cato, ehe die unendliche Leere in der Kapuze sich in das Gesicht einer Frau wandelte, was den Soldaten noch mehr erschrak. Ihr Gesicht war unvergleichlich schön, doch aus ihrem Mund floss eine schwarze zähe Flüssigkeit und ihre Augen gaben ein rötliches Glühen von sich, welches wie von einem dunklen Neben bedeckt war. Diese Schönheit kombiniert mit einem solchen Schrecken wart grotesk. Ihre Worte ergaben für ihn noch immer keinen Sinn, doch Cato hatte keine Möglichkeit diesem Grauen zu entkommen. Aus dem Nichts heraus begann es Asche zu regnen und sämtliche Personen um ihn herum wandelten sich in Asche. Doch in dieser Asche erkannte er Gesichter. Die Gesichter jener, deren Leben er beendet hatte. Schließlich kam ihm ein Verdacht, wer, oder was diese Gestalt war. "Bist du der Tod?", fragte er unsicher, sich selbst sagend, dass dies unmöglich wäre, doch er erhielt keine Antwort. Die bleiche Frau sprach von Winter und Sommer und seinem Winter. Sprach sie vom Imperator? Die Gestalt entfernte sich langsam, je weiter sie sich entfernte umso mehr kehrte die Welt um ihn herum zur Normalität zurück. "Halt, warte!", schrie er ihr nach, doch in diesem Moment war die Frau fort und Cato blickte lediglich in eine Gruppe Zivilisten welche eifrig an ihm vorbei ging. Was beim Thron war soeben passiert? Er spürte noch immer diese unerträgliche Kälte und hörte letzte Worte ihrer Stimme, Wenn die Welten zerfallen, wirst du dort sein und sein Bruder sein; sein Getreuer und letzter Diener. Zweifelsohne war Imperator Vesperum gemeint, als dessen letzten Diener sie Cato bezeichnete. In seinem vernebelten Verstand fasste er daraus Entschlossenheit, während sein Ich, sein wahres Ich von der größer werdenden Dunkelheit in seinem Kopf eingeschlossen wurde. Er hatte sein Ende gesehen und es nicht verstanden. In diesem Moment sah Cato sich nur in seiner Aufgabe bestärkt, nicht bewusst, dass er sein Schicksal besiegelt hatte. Doch vielleicht bestand noch Hoffnung.

Lieutenant Ordess schien von alldem nichts mitbekommen zuhaben und blickte Cato nur fragend an, als dieser stumm auf die Menschenmenge starrte. "Verzeihen sie, der lange Flug hat mir womöglich doch etwas zugesetzt.", erklärte er seinen kurzzeitigen Aussetzer, "Wo waren sie stehen geblieben?". Die Erscheinung ließ ihn noch nicht los, auch die Kälte war noch nicht aus ihm gewichen. Welche Überraschungen Byss wohl noch für ihn bereit hielt?

Zunächst traten Ordess und Cato durch ein großes Portal, welches in einen großen Komplex aus Infrastruktur und Gebäuden führte. Zu ihrer linken und rechten wurde dieses Tor durch massive Abwehrgeschütze bewacht, welche einen Mann mit einem einzigen Schuss in seine Atome zu zersetzen vermochten. Cato bemerkte die unauffällige, filigrane Bewegung der Geschütze, welche das Gebiet hinter ihnen jeweils im Halbkreis überwachten. Währen die beiden Männer weiter in das Zentrum dieser Stadt, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte, schritten, begegneten sie allerhand Gruppen von Soldaten und Offizieren, aber auch Zivilisten. Für eine "geheime" Welt herrschte auf Byss recht geschäftiges Treiben, doch zweifelsohne hatte ein jeder hier einen besonderen Zweck zu erfüllen. Schließlich kam Ordess an einem Raketenbahnhof - einer von vielen welche die wichtigsten Bereiche der Stadt miteinander verbanden - zum Stehen. "Sehr interessant, welche Transportmöglichkeit würden Sie empfehlen, Lieutenant?", fragte Cato, der sich genau umsah, "Eins muss man diesen ungestümen corellianischen Bastarden lassen, sie haben ein Händchen für Technik.". Ordess erklärte die Vorzüge dieser Konstruktion, welche Cato verstehend abnickte. "Vielen Dank für die Information, Lieutenant. Wie weit reicht der Einfluss dieses hohen Rates?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Allein die Wortwahl, "Hoher Rat" widerte den Schattentruppler an. Nur ein feines Wort für sesselfurzende Taugenichts die auf ihrem Berg von Credits saßen und nichts zum Erfolg des Imperiums beitrugen. Man sollte diesen Bastarden lieber Gewehre in die Hand drücken und sie an die Front schicken. Doch Cato wusste auch, dass das Imperium auf einige dieser illustren Gestalten angewiesen war, vor allem in finanzieller Hinsicht.

"Ich habe verstanden. Ich nehme an ich erhalte meine Freigabe sobald wir an unserem Ziel angekommen sind?", fragte Cato und betrachtete das Holobild welches die verschiedenen Stationen und Strecken anzeigte. Ordess bestellte einen Waggon, welcher nur wenige Momente danach bereits zischend vor ihnen zum Stehen kam. Die beiden Männer traten ein. Außer zwei Sicherheitsdroiden die reglos ihrer Wachtätigkeit nachgingen befand sich niemand im Wagen. Die übrigen Fahrgäste auf dem Steig mussten in den hinteren waggons Platz nehmen. "Vielen Dank, Lieutenant!", entgegnete Cato und suchte sich einen Platz am Fenster aus, welcher einen guten Ausblick auf die Stadt und ihre vielen Bauwerke bot. Der AutoChef näherte sich, bei jedem Schritt ein metallisches Surren von sich gebend. "Haben sie einen Wunsch Sir?", fragte der Droide mit seiner mechanisch verzerrten Stimme. "Ein Glas Wasser.", entgegnete Cato, woraufhin ihm in wenigen Augenblicken ein gekühltes Glas "Anaxsisches Kristallquellwasser" serviert wurde. "Haben Sie noch einen Wunsch?", fragte der Droide nun an Lieutenant Ordess gewandt. Wenige Augenblicke danach setzte sich die Bahn in Bewegung und das zuvor schöne Panorama wurde aufgrund der Geschwindigkeit in einen unidentifizierbaren Strom aus Farben verwandelt. "Nun, Ordess. Wie lange dienen sie bereits hier, haben sie öfter mit Cronal zu tun?", fragte Scarian nun ganz offen heraus. Er wollte nicht nur mehr über seinen potenziellen Rivalen erfahren, er suchte auch Ablenkung, denn die Dunkelheit der Erscheinung schien ihn zu verfolgen. Die Worte zirkulierten immer wieder in seinem Kopf herum, Durch Licht, durch Dunkelheit, Sommer, Winter, Hass, Liebe. Einen wirklichen Reim konnte er sich noch immer nicht darauf bilden, doch vielleicht war dies auch nur Einbildung? Auf seinem Weg hierher hatte er gelesen, dass Byss eine besondere Ausstrahlung habe, womöglich war diese bereits auf ihn abgefärbt? Wie dem auch sei, der Imperator beschützt!

Doch tat er dies wirklich?
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