#2
Es war ruhig, außer die Schritte von schweren Militärstiefeln, welche auf dem poliertem Boden ein druckvollen Klang erzeugten. Es war ein stumpfes, sich wiederholendes Donnern, als die beiden Offiziere in den geschnittenen imperialen Uniformen den kleinen Konferenzsaal betraten, welche ein breite Fensterfront hinaus besaß. Der Blick fiel hinab über die hohen Mauern und Geschützbatterien der Festung auf den Appellplatz, auf dem in kleinen Gruppen Bewegung herrschte. Im Raum stand vor diesem Fenster eine schwarze Gestalt. Eine Figur aus dem Abgrund, welche jegliche Wärme aus der Anlage vertrieb, die noch vorgeherrscht hatte. Die beiden Offiziere blickten sich kurz an, nickten sich zu und traten näher heran. Beide senkten sie sich simultan auf die Knie hinab, ohne ganz hinab zu sinken. Man stellte nur ein Knie ab, um nicht vollens seine eigene Würde zu verlieren. Eine Militär warf sich nicht vollens nieder, sondern behielt immer einen Rest Anstand; auch bei den größten Verbrechen. Dies war die imperiale Idee: Ordnung. Ordnung in allen Dingen, selbst in der kalten Gewalt. Man wagte keinen Blick hinauf und der Schirm der Mütze verbarg jedwede Brauenbewegung. Zischend schloß sich die Tür des Saales. Keine Wache war hier, nur die dunkle Gestalt und die zwei Offiziere. Es war schlicht nicht notwendig. Nicht hier. Nicht in einer imperialen Festung auf einem der bestgeschützten Planeten des galaktischen Reiches.

"Die Eclipse," begann der Herrscher, welcher vielen nur als Vesperum bekannt war. Er setzte seinen Blick nicht vom Fenster ab, bemerkte die beiden Offiziere nur in der Macht und der Reflektion der Scheibe, welche so poliert war, dass selbst die Kratzer auf der Außenseite sichtbar wurden. Es entstand ein merkwürdiges Spiel aus Lichteinfall, Farbe und der Spiegelung. Das Haupt des Imperators lag unter der Kapuze, so dass es von Hinten und von der Seite nicht zu erkennen war; doch in der Scheibe zeigte es sich als verschwommene Fratze, mit ihren großen dämönischen Augen. Diese blinzelten nicht. Viele, die Vesperum direkt angeblickt hatten, wunderten sich darüber, dass er selten blinzelte. Scheinbar schien er sich davor zu fürchten, die Augen vor Etwas zu verschließen. Ein ständig wacher Blick, welche auf den Dingen ruhte war die Folge. Ein Blick, der die Hölle begreifbar machte und zusätzlich zur Aura einen grausamen Anspruch geltend machte. Wie seine gerade gesprochenen Worte. Es gab keine Zeit mehr für verbale Höflichkeit. Die Zeit entronn und duldete keinen Aufschub. Die beiden Offiziere wagten noch kein Wort zu sprechen. Auch nicht ihre Schädel zu erheben. Der Sith spürte ihre Angst, ihre unterwürfige Furcht vor seiner Person. Es war das Gift unter seiner Haut, das kalte Kribbeln der Macht der dunklen Seite. Der Rausch des Endes und des Anfangs; die Zerstörung und Schöpfung, von Allmacht. Für eine winzige Sekunde erschien es so als ob diese schwarze Figur diese Demut verdient hatte. Doch hatte sie es nicht verdient und so verflog die demütige Geste der Soldaten zu einer reinen Darstellung von Unterwerfung. "Die Eclipse muss fertiggestellt werden. Sehr bald. Wie ist ihr Status, Admiral?" Noch immer sprach der galaktische Tyrann zur Scheibe, den Blick auf den Horizont von Byss gerichtet. Ein Anblick, der ihn faszniert hatte. Diese Farben in ihrem Purpur, welche in die weißen Wolken flossen und Schatten innerhalb jener formten. Dieser Konstrat war eine Darstellung, die ihn mehr reizte, als die Darstellung der Unterwerfung der Diener.

Der Admiral schluckte einmal heftig, blickte zu seinem Adjutanten, welcher den Blick nicht erwiederte. Das Herz schlug heftig, so dass es selbst die Bestie vor sich spüren konnte. Es war ein Gefühl, dass jedes falsch Wort einen Donnerschlag hervorrufen konnte. Einen Donnernschlag, der jede weitere Antwort überflüssig machte. Mit dem Imperator zu sprechen war oft mehr Bürde und Strafe als Honoration. Nicht nur, weil er Sith war, sondern weil er das Imperium verkörperte. Er war das Imperium und das Zentrum der Staatsgewalt. Alles, was Imperiale suchten, fanden sie bei ihm. Doch würde es ihnen nie geben. Es war nur seine Ordnung, nicht mehr die ihre Ordnung. Es war eine Ironie, dass die devote Hoffnung auf Frieden und Sicherheit mit verschiedenen Ordnungsbegriffen einherging. Für Vesperum war Ordnung er selbst. Und für die Soldaten die übermächtige Macht des Gesetzes und Staates. Doch am Ende spielte es keine Rolle für die Galaxis.

"Wir haben die Abwrackung anderer Prototypen vorangetrieben und deren Teile dem Eclipse-Projekt zugeführt. Zudem konnten wir die Kuati überzeugen gegen entsprechende Zahlungen und auch zusätzlich bereitgestellten Sklaven, die Arbeit erheblich zu beschleunigen," begann er seinen Bericht, wobei seine Fingerspitzen zuckten; die schwarzen Handschuhe konnten es nicht verbergen. "Die Primärwaffe ist getestet und wird derzeit in den Rumpf verbracht und verbaut. Nur die Antriebe und Sekundärwaffen machen uns noch Sorgen. Wir werden dieses Problem zeitnah lösen." Vesperum hob die Hand, um den Bericht zu beenden. Der Admiral stoppte schlagartig, ohne aufzublicken.

"Wie lange bis zur Fertigstellung, Admiral?" - bohrte die Stimme des Sith Lords, wie ein Meißel durch einen Hammerschlag in Stein.

"Vier galaktische Monate, eure Majestät," war die schnelle Antwort des gedienten Veterans, welcher als Sprecher für das Beschaffungsamt diente. Der Adjutant schwieg weiterhin, auch zufrieden über den Zustand, dass man ihn nicht fragte.

"Hm," machte der Imperator und legte die Hand an sein Kinn, nur um sie danach wieder hinabsinken zu lassen. "Das reicht mir," sagte er kalt, ohne jedwede Freude oder Genugtuung. Es war einfach eine Bemerkung, die etwas hinnahm. Der Admiral spürte Erleichterung, und das Zittern der Fingerspitzen flachte sich erheblich ab. Er hatte es überstanden. "Machen Sie weiter, Admiral. Ich verzeihe in dieser Sache keine Fehler. Die Eclipse wird kriegsentscheidend sein. Sie ist eine Waffe, um diesen Krieg zu beenden und Frieden zu schaffen. Und ich werde dieser Galaxis ihren Frieden verordnen." Der Admiral presste kurz die Lippen zusammen, senkte um einen weiteren Zentimenter sein Haupt; ihm tat es der Adjutant gleich. "Jawohl, mein Imperator." Vesperum holte tief Luft, um dann auszuatmen. Die Scheibe beschlug, ließ das Angesicht kurz verschwinden und eine Leere lag im Glas. "Kehren Sie zurück," ordnete der Sith an, um sich seinen eigenen Gedanken widmen zu können. Die geschmiedeten Pläne entfalteten bald ihre Wirkung. Es war an der Zeit an den Details zu arbeiten. Die Werkzeuge lagen bereit. Die beiden Offiziere erhoben sich, um dann mit schnellen aber nicht hektischen Schritten aus dem Raum zu treten. Darth Vesperum verblieb allein zurück, weiterhin aus dem Fenster blickend.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema