#3
Asche lag in der Luft, die sich aus den Feuern erhob, mitsamt der Glut aufstieg. Die Zunge schmeckte trockenes Salz, welches durstig machte. Die dunkle Seite war ein vertrockneter Ozean, welcher nichts als Salz zurückließ. Das Salz einer Wüste, welche kein Leben mehr hervorbrachte. Die Feuer loderten gierig, züngelten in der Luft, während in ihnen rituellen Kräuter verbrannten. Ein Geruch, welcher bitter in der Nase war und nichts Schönes besaß. Die Gefäße der Feuer aus geflochtenem Stahl wurden getragen von stilisierten Figuren, die sich in ihrer Darstellung an alten Sith-Figuren orientierten. Sie trugen die Körbe aus einer knieenden, einer unterworfenen Haltung, streckten beide Arme in die Höhe, während eine schwere Kette von ihren Hälsen hing. Die Ketten spielten im Wind einen dumpfen Ton, welcher unregelmäßig die Stille durchbrach, die den Zeremonienplatz gefüllt hatte. In dessen Mitte befand sich ein Becken, welches mit einer öligen sowie schwarzen Flüssigkeit gefüllt war. Um dieses Becken standen vier übermäßig große Säulen aus Korriban-Gestein, welche mit verworfenen Runen behauen waren. Die Schrift war alt, fremdartig und glimmte okkult im Feuer der Lichter, welche den Pfad zum Becken markierten. Es schien so, als ob die Säulen leben würden, während die Runen regelmäßig ein schwarzes Purpur abstrahlten. Nur der Himmel von Byss bildete einen klaren Kontrast zu dieser Farbe, welcher sich kreisförmig um das Becken zu ziehen schien, ohne seine Höhen zu verlassen. Die Wolken zogen sich in weiten Ringen zusammen, als ob sie sich vor der Macht des Platzes beugen wollten. Blitze zuckten, donnerten in weiter Ferne, doch beeinträchtigten sie die unheilige Stille nicht mehr als nötig. An den Säulen waren Gefangene gekettet, welche weiße Roben trugen. Roben, so weiß, dass es so erschien, dass sie strahlen würden, im Angesicht des Schwarz im rituellen Becken, dessen Stufen weit hinab in eine Hölle zu führen schien.

Die Flüssigkeit warf keine Blasen, wirkte nicht lebendig, war völlig leer in der Erscheinung und schluckte selbst die kleinsten Lichter; nichts gab sie wieder außer einer tiefen schwarzen Farbe. Diese Farbe war grausam, dass die angeketteten Personen nicht hineinschauen wollten; den Blick abwendeten. Ihre Hände waren durch graue Handfesseln gefesselt, welche mit einer Kette an den Säulen hingen und die Hände weit über den Kopf streckten. Die vier Lebwesen, in der Hoffnung, dass ihre Pein enden würde, keuchten und blickten zu Boden, der in seinem sandigen Ton des Steins, ungleich wirkte. Ob sie sich abgefunden hatten, vermochte sich nicht zu zeigen, da ihre Leiber kaum Widerstand zeigten in ihrer unnatürlichen Haltung an den Säulen dargeboten. Ein Windhauch wirkte in seiner Freiheit, wie Hohn und Spott gegenüber den armen Seelen, gebunden durch kaltes Metall. Das Knistern der Feuer, die Asche umspielte den Abgesang.

"Ist es richtig," fragte die Stimme, welche sich selbst fremd erschien. Darth Vesperum blickte unweit des Beckens, am Ende des Pfades auf die Insignien, auf die Personen; die Säulen und mit ihnen schließlich auf den gesamten Aufbau des Rituals. Mit beiden Händen nahm er seine schwarze Kapuze zurück, während zwei Kultisten, in ähnlich schwarzen Roben jeweils rechts und links hinter ihm standen.
[Bild: synsorzus.png]
Syns melodische Unheiligkeit, für niemanden zu finden, außer Vesperum, drang wie Musik in seinen Verstand: "Ein Sith kennt keine Reue, nur eine Handlung, mein Schüler." Vesperum wollte eine Antwort formulieren, während er den Windhauch, welcher den salzigen Geschmack auf seine Lippen legte, spürte. Dieser Geschmack wurde von seiner Zunge mit einem Strich erfasst. Ein bitteres Salz, dennoch leicht süß, verlockend und abweisend. "Doch fühle ich sie." Der dunkle Lord schloss die Augen, fühlte die kalte Hand des Schicksal hinter sich, welche ihn verdammte; nach dem Rest riss, welcher ihn zu einer lebendigen Person machte. Es war nur ein Gefühl, welches so stark war, dass es das Jetzt veränderte, endlos machte und ihm sowie Syns Geist eine widernatürliche Ewigkeit gab. Doch diese Ewigkeit fiel je ab, als die dämonische Nähe zu ihm hinabkam, um ihn sanft auf die Lippen zu küssen. Ihre Kälte, ihre Nichtpräsenz, durchbrach den Horror seiner eigenen Taten. Es war kein Kuss der Liebe, kein Kuss der Zuwendung, sondern ein Todeskuss. Ein Kuss, welcher das begrub, was war. Die elektrische Vibration auf seiner Oberlippe zuckte unmerklich nach, doch ließ Vesperum böse lächeln. Die Sonne in seinem Leben war längst vergangen, eine Dunkelheit war der letzte Ton, welcher blieb, in seinem unruhig schlagendem Herzen.

"Fühle die Zukunft, was du tun kannst. Es gibt nichts zu verlieren, wenn du bereit bist alles zu opfern. Ein Sith kann nicht verlieren in der Macht,"
erklärte der Geist. "Sieh', wie dein Körper nach dieser Macht dürstet. Sieh', wie dein Herz zu ihr schlägt. Und höre auf die dunkle Seite, die deinen wahren Namen ruft." Der Sith Lord keuchte schwer, als das Blei in seinen Lungen heiß wurde, verbrannte und seinen Brustkorb zusammenpresste. Der Frost in seinen Adern sperrte sich. "Vesperum," hauchte die verführerische Stimme. "Vesperum," wiederholte Syn. Die Angst blieb, wenn Licht mit Finsternis vertauscht wurde. Auch der dunkle Lord kannte diese Furcht, wollte nicht weiter gehen. Die Kultisten warteten still, mit gesenktem Haupt, tief unter ihren Kapuzen und weiten Roben versteckt. Worauf wartete der dunkle Meister? Auf Erlösung, der er niemals ferner war als hier. Die Weigerung gegen das Licht selbst spuckte er mit jeder Entscheidung, mit jeder Handlung ins Universum. Die dunkle Seite war hier: In ihm. Um ihn. Mit ihm.

Alles, was Darth Vesperum war, war ein Gift gegen das Licht. Die Atmung ließ die Nasenwände der Maske, die einst Gesicht war, wanken, im inneren Sturm. Weiter! Doch es gelang nicht, immer noch missfiel der Gedanke, nicht weil er unwillens gegenüber der Entscheidung war, sondern weil etwas blieb. Eine Unsicherheit blieb, die nicht wich. Es war diese Reue, die Sorzus Syn nicht verstand und Vesperum vergessen wollte. Beide verkannten die Natur, beide wollten nicht sehen, sondern allein träumen. Ihr Traum war der Albtraum einer jeder Kreatur des Universums. Es war das Fundament ihrer Handlungen. Die Asche, die sie zurückließen. Ja, er war Vesperum. Das war sein Name. Aidan war tot, begraben als er Saanza bestraft hatte. Die Einflüsterungen waren fruchtbar gewesen, nicht weil der Sith verführt wurde, sondern weil er sich verführen ließ. Die Ursünde lag nicht in Syn, sondern in der Weigerung, in dieser Obsession, mehr zu sein als eine Figur. Eine Figur, welche folgte. Eine Figur, welche litt. Das Leid sollte enden. Doch es tat es nie. Der dunkle Lord biss sich auf seine Zunge, bis aus dieser ein wenig Blut quoll. Der Geschmackes seines Blutes beruhigte ihn; ersetzte einen Schmerz durch einen anderen. Der Verstand löste sich von der Vergangenheit. Er war Vesperum. So einfach war es. "Ich höre," antwortete der dämonische Sith, während er seine Augen wieder öffnete, welche jener Natürlichkeit längst entzogen waren. Bei genauer Betrachtung waren sie nicht einmal mehr menschlich, sondern etwas völlig anderes. Gelb, von schwarz-roten Äderchen durchzogen mit großen Pupillen hinter den eine seltsame Energie zuckte.

Der Blick bohrte sich den Pfad entlang als er den ersten Schritt in Richtung Ritual trat. Schritt um Schritt war er grausam gegen sich selbst. Die Kälte umschloss das Blei in seinen Lungen. Das Lächeln blieb. Das geschloßene, mit beiden Lippen versiegelte, boshafte Lächeln. Die Jedi hatten Unrecht, so sicher war er sich. Der Wille war Macht. Die Kultisten, dunkle Jedi aus den Reihen des Ordens, folgten, wie an einem Band gezogen. Mit jedem Schritt des finsteren Herrschers schienen sich die Flammen in seine Richtung zu verneigen, während die Asche eine unheilige Prozession bildete. Die Glut glimmte heftig als der dunkle Lord seinen Platz vor dem Becken erreicht hatte. Kurz verweilte er, holte tief Luft, während er sich nervös die Hände rieb. Ein Rauschen umflutete seine Ohren; ein Rauschen, welches sich aus verschiedenen Schreien zusammensetzte. Dieses Geräusch ließ ihn seine Handlungen verlangsamen. "Ignoriere es," drohte Syn, während sie in seinem Gesicht Gestalt als blauer Schimmer annahm. Nur ihre rotglimmenden Augen fokussierten aus ihren Schemen heraus das Angesicht des dunklen Lords. Es war schwer, doch Vesperum kniete sich mit einem Knie vor dem Becken ab, um seine aschweiße Hand mit den krallenartigen Fingern in die schwarze Flüssigkeit zu führen. Die Substanz schien nun zu leben, nachdem der Sith sie berührt hatte. Schatten schienen aus ihr aufzusteigen, wie Nebel, welche gierig um die gebundenen Opfer kreisten. Mit einer hektischen Bewegung riss der Imperator seine Hand zurück. Die schwarze Öl tropfte ab, fiel vor seinen Stiefel, wo es schlicht vernebelte und durch seine Nase inhaliert wurde. Die Augen weiteten sich. Es schmeckte gut; kein irdischer Geschmack, sondern schlicht ein Hunger. Dieser Hunger ließ ihn noch Vorne kippen, ohne jene Stufen hinabzutreten. Von seiner eigenen Macht getragen, erhob er sich fast fliegend und glitt mitsamt seinem Fleisch in die Substanz. Ganz tauchte er ein in den Abgrund der Schwärze. Rote Blitze lösten sich aus der Oberfläche der Flüssigkeit und hüpften schlangengleich umher, während die beiden dunklen Jedi einen okkulten Gesang anstimmten; der scheinbar altes Sith darstellte.

Immer wiederholten sie jedoch innerhalb des Gesangs den Namen Vesperum. Dieser schien die Flüssigkeit zu trinken, gar zu atmen, während er nicht mehr zu erkennen war. Die Feuer erloschen in einem stürmischen Hauch, wodurch Unmenge an Asche aus den Körben aufgewirbelt wurde. Diese erhob sich in den Himmel. Die roten Blitze versiegten als die gesamte Flüssigkeit des Beckens ein schwarzer Nebel wurde, welcher die angeketteten Seelen erreichte. Der schwarze Horror schien keinerlei Angesicht zu haben, gesteuert von einem im tiefen Abgrund stehenden Vesperum, der den Nebel um die Opfer kreisen ließ. Der Nebel drang durch die Nasen und Münder in die Leidenden ein, ließ sie zucken, während sich ihre Haut ins Graue verfärbte, schließlich, wie Marmor ausschlug. Die Augen verbrannten in einer glimmenden Explosion aus blauer Energie, welche schließlich die gesamten Körper in Asche verwandelte, welche mit der noch aus den Feuern aufsteigenden Asche durch den Wind vermengt wurde. Die blaue Energie kroch über den Boden in Richtung des Sith Lords, welcher sie in einer klugen Kugel über sich sammelte, welche dann verlosch als sie über kleinere rote Blitze aus seinen Händen absorbiert wurde. Dann ließ er die Arme hinabfallen, keine Flüssigkeit schien seine Robe zu tränken; kein Tropfen lag auf seiner grauen Haut, welche von schwarzen Äderchen pulsierend durchzogen wurde. Die Skelette der bemitleidendeswerten Kreaturen hingen noch an ihren toten Händen an den Säulen, rissen langsam ab und die Schädel fielen zu Boden, wo sie zerbarsten. Das Ritual war beendet. Die Kultisten schluckten heftig, fürchteten und traten einige Schritte zurück, während sich der dunkle Lord über die Stufen aus dem Becken erhob.

"Syn," donnerte seine durch die Mächte verstellte, fast gurgelnde Stimme. "Ich fühle etwas aber nicht das, was ich wünsche," formulierte der Teufel zum blauen Flimmern des Geistes. "Mein Schüler, ihr braucht mehr. Und meine Lehren. Ich habe euch nur Zeit verschafft. Diese Opfer waren nur ein Preis, eine Miete für meine Lehren, um euch überhaupt einen Geschmack zu geben." Die Unheilige, welche der wahre Teufel gegenüber dem Dämon war, sprach vielschichtig und doch melodischer, weniger bestialisch als Vesperum. Mit einer Handbewegung scheuchte er seine Anhänger fort, welche sich tief verneigten und rückwärts-gewandt hinausgingen. Wieder dieses Gefühl. Die Reue war wieder da. "Es reicht nicht," schloss er, während seine Hände nach der Kapuze griffen, um diese über sein Haupt zu legen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema