#10
Jeder hatte seine Zeit zu sterben oder den einen Moment, wo das gesamte Leben eine Konklusio ergab. Jener epitaphe Moment, welche unbeschreiblich grausam war, weil er alles verneinte, was Leben sein sollte. In dieser Sekunde, als Lee Valen, die Wache niederstreckte. Er spürte den Schlag und blickte dem Jedi noch kurz ins Gesicht. Der Schlag hatte ungünstig den Halswinkel getroffen, so dass der Kieferknochen in den Halsbereich splitterte und eine innere Blutung entstand, die den Soldaten nicht nur bewusstlos machte, sondern auch bald töten würde. Gewalt, wenn brutal angewendet, war nie vollständig zielgerichtet. Der Soldat sah das Leben vor seinen Augen vergehen, wie sie flimmerten, als Lee seine Kleidung mit ihm tauschte. Er wollte noch ein "Hilfe" formulieren, doch der gebrochene und zertrümmerte Schädelknochen verhinderte jede Kommunikation. So blieb nur zu weinen, während der Blick immer trüber wurde und das Leben abfiel, in jene Bewusstlosigkeit vor dem Tode. Der Jedi war brutal gewesen, ohne Reue hatte er zugeschlagen und sich seiner einfachen Flucht bemächtigt. Tod blieb Tod, ob nun Freund oder Feind. Jeder starb in seinem Moment, der ganz ihm gehörte. Leider war diese Sekunde oft sehr einsam.

Der Jedi fand sich im Schiff wieder: die Korridore waren soweit offen, bis auf einzelne Sicherheitsbereiche, welche durch Posten abgedeckt waren. Zu seinem Unglück hatte dieses Schiff keine Shuttle, da die Imperialen dem Schiff keine einfache Fluchtmöglichkeit geben wollten. Jede Versorgung lief zwar über Kleinstschiffe, diese verblieben nie an Bord und zogen sofort weiter, nach dem ihr Auftrag erledigt war. Der Hangar war nicht unweit entfernt von seiner Position, wie auch die Brücke. Er musste sich entscheiden, ob er den Captain überzeugte, umzudrehen oder ihn freizulassen; oder schlicht auf einen Transport wartete. So oder so hätte er mit Gegenwehr zu rechnen. Nur mit welcher Alternative würde er Leben schonen? Auf seinem Weg in imperialer Uniform konnte er Gefangene in Ketten sehen, welche mühsam verlegt wurden, wie auch erschöpfte Wachen, welche durch den monotonen Dienst verroht waren. Es war eine allgemeine Stimmung von Lethargie an Bord. Jegliches Leben verschwand in den Zellen, zwischen dem Metall, hinfort ins schwarze All. Hin und wieder konnte er Gespräche von Wachen und Personal aufschnappen, welche sich nach Heimat und Urlaub sehnten. Auch sie waren nur Menschen, welche in ein System geraten waren. Ein System, welches folterte und entmenschlichte. Ein System, der Gewaltherrschaft und Technokratie. Immer wieder zeigte sich, dass sie alle fallen würden, Republik und auch Imperium. Es spielte keine Rolle, wer die Ketten anlegte. Am Ende des Tages trugen sie alle Ketten, sichtbar und auch unsichtbar. Plötzlich ertönte ein schriller Alarmton. "Gefangener geflohen. Soldat tot. Alarm an alle Bereiche." Der Korridore hüllte sich in rotes Licht, welches hektisch blinkte. Sturmsoldaten eilten durch die Wege, um die Posten zu verstärken oder den Flüchtling zu suchen. "Er trägt eine gestohlene Uniform des Wachpersonals." Die Gefahr war bekannt. Es war nun am Jedi, einen Weg zu finden. Kämpfen oder verstecken?
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