#22
"Was ... was hast du getan ?", es war der einzige Satz denn Evan herausbringen konnte: Was hast du getan. Es war fraglich ob er diesen Satz, völlig verstört vor sich hin gestammelt, dennoch laut genug um von den Aktoren verstanden werden zu können, an die ausblutende Saanza oder den über ihr ragenden Leil richtete. Es war eine so absurde Situation, fast zum lachen wäre in Scolyn nicht gerade eine Welt zusammengebrochen die er nicht kannte: Eine Welt von Imperialen Agenten, von Jedis und von Krieg, eine Welt in die er hineingezogen wurde, ohne Vorwarnung und ohne die Kenntnis was ihn wirklich erwartete. Dieses unschuldige Mädchen dass seine Hand hielt, diese Frau die vor ihm in der Erde verblutete.. es war noch kein Tag vergangen, doch war es für Evan als wären Jahrzehnte in dieser fremden Welt an ihm vorbeigezogen. Er hielt sich mit kleinkriminellen die er nicht kannte über Wasser, schnappte sie sich, zerrte sie aus dem Bett oder exekutierte sie auf offener Straße Es war seine Art, es war was er sein Leben lang tat und dann kam dieses unschuldige Mädchen dass er in Tränen in einem zerstörten Laden gefunden hatte und riss ihn in einen bodenlosen Abgrund zwischen unendlicher Gier und unendlichem Leid. Was war es wirklich für das er kämpfte ? Es war weit mehr als das Geld das ihm winkte, vor einigen Stunden haette er noch damit geantwortet dass er für ein kleines Mädchen in den Kampf zieht dass nichts mehr wollte als ihren Weg gehen, nun würde er wohl antworten für einen Agenten dessen Namen er nichtmal kannte, aber der so eine faszinierende Fuehrungspersoenlichkeit war dass der Mensch hinter dieser gedrillten Maskerade ihn mehr interessierte als das innere von einem dutzend Twi'lek Dienstleiserinnen. Es waren diese grundverschiedenen Werte, Ideal, Leben die sich hier gegenüberstanden und ironischer weise schien nicht das gute zu siegen, nein, wenn er eins gelernt hatte seit er abgehoben war, dann dass er für die falsche Seite kämpfte

Was das Imperium für ihn war ? Nichts, eine Regierung die eine war, so einfach ist das. Sie war da, weil sie darf war. Nie hatte er groß hinterfragt was das Imperium und die selbsternannte neue Republik für eine Daseinsberechtigung hatten, sie waren da weil sie da waren, es hatte ihn nie interessiert. Er war noch zu klein um zu verstehen dass das Imperium sie zum Auszug gezwungen hatte und zu alt um es nun zu begreifen. Das Imperium ist eine Macht die sich nie groß in sein bewusstes Leben eingemischt hat, er merkte einfach nichts von ihr und die neue Republik kannte er nichteinmal wirklich, sie war für ihn ein ähnliches Phänomen wie die Jedi .. doch hatte er beides kennen gelernt, auf unterschiedliche weisen. Das Imperium, auf dessen Seite er nun stand hatte nichts für in getan .. hasste ihn, wollte ihn aus dem System haben, alles obwohl er ihm half. Leil war ein Sinnbild für das Imperium geworden, wie der Agent selbst es vielleicht auch immer sein wollte. Und Saanza war ein Sinnbild für die Republik geworden: Warm, gutherzig, offen. Sie war süß gewesen.. all das hatte er einfach so für Geld verraten ... für viel Geld. Warum ? "Man hat immer eine Wahl"flüsterte es sich mit harmonischer, befriedender Stimme in sein Ohr, als wolle die Stimme ihm helfen sich diese Frage selbst zu beantworten. Stille, Leere, das einzige was ihn Umgang war diese Stimme die er wiedererkannte: Es war jenes liebreizende Mädchen auf Tatooine, in das er sich fast verliebt hat, so schnell ist sie ihm in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen "Du bist kein Verbrecher, wiederholten sich ihre sanften Worte in seinem Ohr, erfüllten ihn mit Zweifeln und doch gleich mit Selbstsicherheit. "... mehr sein als Abschaum.", waren die letzten Töne die in ihm hallten. War sie es die ihm das zuflüsterte ? Wollte sie ihn subtil wieder auf ihre Seite ziehen ? Nein, das konnte er nicht glauben, ganz gleich wie sie jetzt war, sah er in der Frau die er verraten, geknebelt und entführt hatte immernoch das kleine Mädchen von Tatooine. Sein Kopf wiederholte sich immer und immer und immer wieder. Er vermisste ihre wärme, warum war alles nur so gekommen ? Wieso war sie nicht einfach abgehauen als sie es noch konnte ? Als er noch nach ihrem Handgelenk gesucht hatte weil er sie nicht ansehen konnte ... sie hätte einfach verschwinden können und wäre all dem entkommen. Wegen ihm ? War er vielleicht schuld daran dass ihr die Geschosse den Körper durchbohrt hatten und sie töten würden ?

Fremdgesteuert nahm die Puppe seiner selbst die Pistole aus dem Holster, hielt sie steif in einer Hand und richtete sie auf Leil, Leil seiner Hoffnung: Geld, Ruhm, Leben. Der Finger der seltsam menschlichen Puppe zieht sich wie allein zum Abzug und drückt, als das Signal des Puppenspielers, der Zug mit dem Drahtseil, es vorsah ab. Er selbst spürte das alles nicht mehr, es war für ihn zu einer absurden Spiegelung einer Welt geworden in der Er nichts zu suchen hatte. Er trug keine schuld daran dass er so geworden ist wie er ist, doch trug er die Schuld daran dass es so geblieben ist. Einen Schlussstrich, hier und jetzt, wollte er mit dem ziehen für das er stand: Abschaum, Dreck, Gier und Verzweiflung. Und sollte er jetzt bei dem Versuch draufgehen, dann tat er es wenigstens um der einzigen Person mit einem bisschen Belang für ihn zu zeigen dass nicht all ihre Versuche ihn zu retten vergebens waren. Wusste er dass sie versucht hatte ihn zu retten ? Diese Frage stellte sich ihm garnicht, er interessierte sich nicht einmal dafür Er spürte es, tief in sich, was auch immer passiert, wenn er das nicht tut ist er, ob er es überlebt oder nicht, für immer verloren. Leere, Stille und diese Stimme, die alles war was er noch hatte. Er wusste nicht wie oft er gefeuert hatte, mehrere dutzend male, wahrscheinlich wäre die Energiezelle einer sich nicht selbst aufladenden Pistole schon eineinhalb mal leer geschossen. In dieser vollkommenen Stille, einem Moment in dem ihm klarwurde, welche Rolle er zu beziehen hatte, würde er weiter in diesem Konflikt stehen, hatte er nun endgültig entschieden. Das Geld hatte versagt. Wie ? Er wusste es nicht. Wann ? Seit er sie kennenlerne.. es war vorherbestimmt dass er sie am Ende nicht im Stich lässt Er wusste es jetzt, und sie wusste es vielleicht auch. Als seine Schüsse verstummten sprach er ein leises "Du hattest recht. Ich kann mehr sein. Danke", Worte die er mit tiefer Erkenntnis sprach, als hätte ihn ein Gott erleuchtet, einen Engel geschickt. Leise, doch mit der absoluten Gewissheit: Würde sie diese Worte nicht hören, so würde sie das gesagte spüren

Das Leben nimmt manchmal paradoxe Wege, so glauben wir, doch letztlich sind nur wir es die unseren Platz im Gefüge und im Gleichnis der Galaxie noch nicht verstanden hatten. Und der Kopfgeldjäger der auf den Straßen Nar Shaddaas lebte, als Kind seinen ersten Menschen tötete und zum heutigen Tage dreimal aufeinander Partei bezogen hatte, hat gerade den ersten Schritt getan dem großen Ganzen seinen Tribut zu zollen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema