#3
Ziffernagent 38 tippte auf seinem gesicherten Eingabegerät. Er sah kurz auf die Anweisung, die ihm durch das Ubiqtorat übergeben worden war – ein relativ einfaches Flimsischreiben, händisch überreicht. Auffällig lediglich im Zuge der Anweisungen war der rote Schriftzug am Ende des Schreibens, der besagte, dieses nach Erledigung zu vernichten. ZA-38 lehnte sich kurz in seinem Bürostuhl zurück und sah auf das vor ihm geöffnete elektronische Personalregister. Ein großer Teil davon war selbst mit seinem Codezylinder nicht zugänglich, aber er hatte auch kein Interesse daran, dieses zu durchsuchen. Es ging mehr darum, dem Register etwas hinzuzufügen.

Er nahm daher seine Tasse brühwarmen Cafs mit der rechten Hand und tippte mit der linken auf den Tasten herum. Während er den Dampf seines Getränks wegpustete, hatte er mit der freien Hand die Eingabemaske zur Erstellung einer Personalakte für einen Ziffernagenten aufgerufen. ZA-38 hatte die gesamte Anweisung als zwar ungewöhnlichen Vorgang angesehen, allerdings war es auch nicht so ungewöhnlich, dass er sie das erste Mal vorgenommen hatte. Oder davon ausging, es das letzte Mal zu tun. Gelegentlich waren entsprechende Maßnahmen zur Gegenspionage und zur Täuschung erforderlich. Zwar kannte er die weiteren Hintergründe noch nicht alle, aber er vermutete, diese in näherer Zukunft erfahren zu werden. Ausgehend von dem üblichen Vorgehen würde vermutlich er vom Ubiqtorat mit der weiteren Sachbearbeitung dieser Angelegenheit betraut werden. Es dauerte einige Zeit, bis er die Informationen eingetragen hatte, dann betrachtete er seine Eingaben in die Maske.


Zitat:
IMPERIALER GEHEIMDIENST

- Streng vertraulich -

-- Zugriff: geloggt --
-- Zugriff von: IGD-54f-831Zs/GR-C --
-- Zugriffsrechte: A-2 --
-- Zugriffsrecht geprüft, Dokument abrufbar --


Personalakte:

Name: ERRAJ, Sius
Personalnummer: IGD-54f-306Gs/ER-S
Vorgangsnummer: HtBBj1-UQT-YI
Personalfoto: siehe Anlage

Spezies: Mensch
Herkunft: [Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Größe: 193cm [Datensatz zuletzt aktualisiert: 76 Tage]
Gewicht: 87kg [Datensatz zuletzt aktualisiert: 76 Tage]
Haarfarbe: Dunkelbraun (Natur)
Augenfarbe: Dunkelbraun (Natur)
Besondere Merkmale: keine vorhanden [Datensatz zuletzt aktualisiert: 76 Tage]

Status: aktiv
Position: Ziffer 717
Zugriffsrecht: A-3b [Datensatz zuletzt aktualisiert: 35 Tage]

Bewaffnung: [Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Raumschiff: YT-1300 (modifiziert)
Anmerkungen zum Raumschiff: [Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Benutzte Raumschiffkennungen:
Red Rancor
Pulsar
[Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Twilight Legacy [Datensatz zuletzt aktualisiert: 76 Tage]
Dawn [Datensatz zuletzt aktualisiert: 41 Tage]

Alias-Namen:
Vigol Felbet
Osejn Krebet
[Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Hallis Darnik
Bellivan Danek
Rellis Derrek
Geris Cerelt
[Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Gavin Benett

Beteiligte Operationen:
Fallen Thunder
[Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
[Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Cypher
Green Net
Green Net II
Green Net III
[Geheimhaltungsstufe nicht ausreichend]
Solar Eclipse

// SOLAR ECLIPSE //
Einsatzteam des Feindes auf Corellia ausgeschaltet. Personenerkennung derzeit nur unzureichend möglich. Teilweise körperlich nicht mehr identifizierbar oder Identität nicht bekannt. Weitere Tests folgen. Bislang folgende Identitäten bestätigt:

ATAR, Kernt
DAYNE, Risa
HALLECK, Leto
KYRAL, Deak
SPAKER, Helsij
VENTALES, Pickson

Überlebende überstellt zur Befragung. Eigene Verluste in Anlage akzeptabel. Objekt unbeschädigt an Bord genommen. Weitere Anweisungen ausgeführt. Warte auf Kontaktaufnahme.
- ZA-717

[Datensatz zuletzt aktualisiert: 6 Tage]

// ENDE //


Trotz seiner gewissenhaften Arbeit entschloss sich ZA-38 dazu, die neu angelegte Personalakte noch einmal auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, soweit das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt angebracht sein konnte. Seine Finger huschten neben der dampfenden Tasse über die Konsole. Die Informationen schienen aber alle den Anweisungen des Ubiqtorats zu entsprechen. Sein Finger kreiste kurz über der Konsole. Er musste einen Augenblick noch über das Zugriffsrecht „A-3b“ schmunzeln – schlussendlich für den inneren Kreis die Anzeige in der Personalakte, dass es keine echte Akte war, sondern eine gefälschte, da kein entsprechendes Zugriffsrecht existierte und dadurch auch keine sensiblen Informationen aus dem imperialen System mittels dieses Zugriffsrechts entnommen werden konnten. Dann senkte er den Finger aber, um das Dokument abzuspeichern und erhielt die entsprechende Bestätigung. Natürlich existierte „Ziffernagent 717“ nicht, aber für die Terroristen würde er das fortan. ZA-38 drückte auf seinem angeschlossenen Codespeißler einen Knopf und gab seine persönliche Sicherheitsfreigabe als Ziffernagent darauf ein. Das erlaubte es ihm, das Anlagedatum vom heutigen Tage zurückzudatieren, damit es im elektronischen System ein Datum einige Zeit vor der Schlacht von Yavin anzeigte. Anschließend speicherte er die Akte im imperialen System ein. Im Anschluss nahm er das Flimsischreiben und schob es in den Aktenvernichter, wo es zischend verschwand. Zufrieden lehnte der Mann sich in seinem bequemen Bürostuhl zurück. Nun galt es lediglich, das Ganze glaubhaft den Terroristen zuzuspielen. ZA-38 hatte dem Ubiqtorat vorgeschlagen, hierfür Schläfer 8256 im Bereich der Spionageabwehr zu nutzen, um dessen Glaubwürdigkeit innerhalb des Systems der Terroristen erhöhen zu können und ihm diesen Fund daher im imperialen System zu ermöglichen. Eine entsprechende Überprüfung, so sie überhaupt von den Geheimdienstkräften der Terroristen zur Bestätigung durchgeführt werden würde, würde aber nur die Echtheit dieser Akte im imperialen System ergeben, da ZA-38 sie schließlich gerade in der Tat dort eingepflegt hatte. Unabhängig hiervon sollte es zumindest genügen, das Vertrauen der Terroristen in die Person erheblich zu erschüttern.

Neben seinem Holo-Bildschirm lag eine Flimsi-Akte, nach der er anschließend griff. Er drehte seinen Stuhl so, dass das Licht von draußen es für ihn angenehmer zu lesen machte. „Operation Solar Eclipse“ – streng vertraulich. Aufmerksam öffnete er die Akte und begann, darin zu lesen. Natürlich gab es diese Operation tatsächlich nicht, aber ZA-38 musste sich über die Vorgänge von Corellia informieren, die vom Ubiqtorat nun praktisch zu einer False-Flag-Operation gemacht wurden, um angeblich zu versauen, „ZA-717“ zu einer glaubhaften Quelle für die Terroristen zu machen. Tatsächlich aber war der einzige Zweck, dass die Terroristen der realen Person Benett aufgrund dieser Informationen nicht über den Weg trauen würden und ihn für einen Feind hielten, der versuchte, sich in das Netzwerk der Terroristen zu schleusen. ZA-38 schmunzelte. Einerseits würde also Schläfer 8256 durch die Beschaffung dieser Geheiminformationen stabilisiert und gleichermaßen Benett und seine Informationen diskreditiert. Doch während er einige Zeit lang noch in der Operation stöberte, öffnete sich seine Tür wieder und seine Vorgesetzte trat herein. Er schnellte nach oben und salutierte zackig. Sie hob jedoch nur die Hand und bedeutete ihm, sich wieder zu setzen. Ohne weitere Höflichkeit begann sie mit der Preisgabe neuer Informationen.
„Wir sind noch nicht ganz sicher, aber die Analyse denkt, dass die Nachricht ursprünglich aus dem Gebiet kommt, das man Zsinj zuschreibt. Eine genauere Rückverfolgung wird aber dauern, wird uns also nicht viel nutzen. Innerhalb des Zeitraums bekommen wir es nicht lokalisiert und selbst wenn, dürfte er längst fort sein – falls er klug ist“, sagte sie mit einem weiteren Datapad in ihren Händen. „Sobald er sich wieder meldet, gehen Sie daher auf die Bedingungen ein und erfüllen diese auch. Ich denke aber, die Rebellen haben das Bauteil längst analysiert.“
ZA-38 war überrascht. Tatsächlich hatte er vermutet, dass das Ganze aus dem Grund initiiert wurde, um gegenüber Benett ein Druckmittel zu haben und ihn zur Herausgabe zu zwingen, da er ansonsten von allen Seiten gejagt werden würde und somit, egal wie der Krieg ausging, sein Leben lang auf der Flucht bliebe.
„Warum will er dann jetzt noch einen Deal mit uns?“
Seine Gegenüber zuckte nur mit den Schultern.
„So würde ich es machen. Das Teil der Republik anonym zukommen lassen, dann erfahren wir nie davon, wer es war. Und andererseits sich bei uns gut stellen. Gauner eben. Von allen Seiten das Beste für sich herausholen.“
„Er hat in der Tat von uns keine Credits verlangt“, stimmte ZA-38 zu, während er durch die Nachricht von Benett blickte.
„Ja. Er wird das auf Corellia wohl kaum umsonst gemacht haben. Die Credits hat er also bereits und versucht nun bei uns die Wogen zu glätten.“
Verständlich, aber vergeblich. Zumeist jedenfalls. Das Imperium vergab nicht leicht. Und seine Vorgesetzte schon gar nicht.
„Informieren Sie Moff Corno und Direktor Krennic, dass wir aktuell davon ausgehen müssen, dass das Bauteil bereits kompromittiert ist und bringen Sie in Erfahrung, was die Republik aus diesem Bauteil schließen könnte.“
„Jawohl, Madame Direktor“, antwortete er knapp und sah auf die blutrote Uniform seiner Vorgesetzten. In der Zwischenzeit würden sie und die Rebellen sich gleichermaßen um dieses Ärgernis hier kümmern. So oder so dürfte ihn dieser Eintrag aus Sicht von ZA-38 bei den Terroristen auf Listen setzen, auf denen Benett wohl nicht gerne war und somit irgendwann in Zukunft eine Kooperation mit dem Imperium erzwingen, wenn er das herausfand, überlebte und wieder aus den System genommen werden wollte.Sie betrachtete das Datapad. Wenn er Spiele spielen wollte, konnte er eine Partie haben. Es war bedauerlich, dass die Galaxis in so großem Chaos war, dass einige Engstirnige dachten, sie bräuchten nun das Imperium nicht mehr zu respektieren. Oder noch schlimmer: es nicht mehr zu fürchten. Sie irrten. Ihr Kandidat hier. Ein kleiner Fisch in einem Becken voller Haie. Erneut blickte sie auf das Datapad, ließ es dann jedoch achtlos auf seinen Schreibtisch fallen. Gavin Benett. Du spielst ein gefährliches Spiel. Und in manchen Spielen ist es nicht möglich, einfach wieder auszusteigen.
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