#2
"Das ist kein Sitzen, das ist eine Zumutung!", protestierte das derzeitige Ratsmitglied der Neuen Republik von Terminus, Amber Ghazalah an Bord des kleinen Schiffes der Marauder-Klasse, das soeben den Raum über Armania erreichte. Sweet Sugar hatten sie das Transportmittel, wie es Amber sah es eher nach einem Schrotthaufen aus, getauft und es erfüllte durchaus seinen Zweck. Der blaue Lack, der das Schiff einst zierte war bereits so zerkratzt und verschrammt, das die Farbe praktisch nicht mehr zu erkennen war. Doch auch sonst bestach die Korvette durch allerlei technische Defizite: die Schubdüsen beschleunigten ungleichmäßig, so, dass sie nie ganz gerade flogen, der Steuerbord-Turbolaser schein ebenfalls nur nach persönlicher Laune einsatzbereit zu sein und auch die Trägheitsdämpfer könnten eine neue Feinjustierung vertragen. "Sie haben selbst darauf bestanden möglichst unerkannt zu reisen, Boss.", entgegnete Dash Narson, ein Sluissi, vom Cockpit aus, während er das Schiff auf Kurs brachte, um an einem Weltraumhotel, das als Treffpunkt gewählt wurde, anzudocken. "Nicht einmal Han Solo ist je so schlecht geflogen...", seufzte Amber niedergeschlagen und beugte sich ihrem unausweichlichem Schicksal - immerhin wäre diese Tortur in wenigen Minuten vorbei um von einer viel gewichtigeren Problematik abgelöst zu werden. Was wie ein Abenteuerurlaub mit ein wenig Nervenkitzel aussah, bestimmte vielleicht das Schicksal der Republik, denn schlussendlich ging es um einen imperialen Kriegsherren, vielleicht sogar den imperialen Kriegsherren. Großmoff Zsinj - und sie brauchte ihn für ein Bündnis gegen das Imperium. Viele verkannten den korpulenten Mann vielleicht, verlachten ihn, aber Amber wusste es besser, jeder sollte es besser wissen, der sich mit dem Reich des Großmoffs genauer befasste.Im Gegensatz zu anderen wie Krennel oder Teradoc, hatte es Zsinj nicht nötig Welten zu überfallen um seine Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten, er konnte auf eine solide Wirtschaft blicken, die unabhängig und verhältnismäßig stark war. Ob und wie klug der Großmoff war, darüber konnte sie nur spekulieren, aber er hatte ein strategisch günstig gelegenes Gebiet gewählt - die corellianische Handelsstraße führte schließlich von Terminus bis in den Korporationssektor, direkt durch Zsinj's Reich. Auf einer gewissen Ebene waren sie also bereits Bekannte, sie und der Großmoff, denn schlussendlich mussten auch ihre Waren das ein oder andere mal sein Gebiet passieren.

Dennoch war die Mission heikel, der provisorische Rat der Republik war zwar von ihrem Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden, allerdings hatte die Ratsherrin weder die Geduld noch die Muße übrig, sich den langsam mahlenden Mühlen der jungen Demokratie zu unterwerfen und brach daher weitestgehend auf eigene Faust auf und sie war sich sicher, dass weder ihr Handeln noch ihr Vorhaben sich großer Beliebtheit erfreuten. Aber es ging nicht darum populäre Entscheidungen zu fällen, es ging ums Überleben. Langfristig würde das Imperium eine Koexistenz ablehnen, wie die Republik einst eine Koexistenz mit der Konföderation ablehnte und darum mussten sie es besiegen, aus dem Kern verdrängen. Doch ohne Hilfe wäre das... vielleicht nicht unmöglich, aber äußerst schwer und riskant. Amber war nicht so naiv zu glauben, dass der Großmoff ihre Bemühungen direkt unterstützen würde und selbst dieses Gespräch war lediglich ein erster Schritt, aber wenn zumindest einer der Kriegsherren ihnen den Rücken freihalten würde, wäre das bereits ein gewaltiger Sieg. Aber wie immer, so war auch diese Hoffnung nicht ohne Risiko, denn schlussendlich, schriftlich oder nicht, würde es stets im Ermessen Zsinjs liegen ob und wie lange er ihnen die Treue halten würde.

Doch trotz ihrer Nörgeleien und der schweren Bürde der Zukunft, fühlte die sich sonst in luxuriösen Kreisen verkehrende Ratsherrin pudelwohl. Die Unternehmung hatte ihre Abenteuerlust geweckt und obgleich so viel davon abhing, machte ihr diese waghalsige Operation Spaß. Dunkle, zwielichtige Gestalten, finstere Ecken, allein in der Unterwelt der Galaxis! Sie fühlte sich wieder ein Stück weit wie ein Kind, das irgendwelche Krimis voller Begeisterung im Holonet verfolgte, nur, dass sie dieses Mal selbst mitspielte und dann auch gleich in der Hauptrolle. Sie trug eine abgehalfterte Lederjacke, ein einstmals weißes Tank-Top, das mehrere hübsche Flecken aufwies, die beim näheren Betrachten verdächtig nach Maschinenöl aussahen, eine fesche zerfranste Jeans mit einigen Löchern und ausgeblichener Farbe, geschmückt mit einem Holster für eine DL-44 Blasterpistole und ein kniehohes Paar abgetragener Lederstiefel. Sie hoffte allerdings inständig, dass sie den Blaster nicht tatsächlich würde benutzen müssen - Dash hatte ihr zwar ein paar Stunden vor dem Abflug gezeigt, wie eine solche Waffe funktioniert, aber das war auch das erste Mal, dass sie eine in der Hand hielt und entsprechend kläglich waren ihre Fähigkeiten im Umgang mit derartigem Gerät. "So, das war's!", sagte der Sluissi just in dem Moment, als ihr fliegender Schrotthaufen an das Hotel angestöpselt wurde. Amber nickte Dash entschlossen zu und erhob sich. "Also dann alter Freund, los geht's!"

Das Etablissement entpuppte sich nur wenig zu ihrer Überraschung, als Kaschemme, als Magnet für all das, was die Galaxis an Gesindel zu bieten hatte, einen ähnlich bunt zusammengewürfelten Haufen an Aliens hatte sie das letzte Mal vielleicht auf dem Rad gesehen, als Gast bei einem Sabacc-Turnier, hier allerdings war Luxus wirklich ein Fremdwort. Und dennoch war es pures Leben, das sich hier versammelte. Zwielichtig tuschelnde Weequays, die mit ihren verhornten Fingern auf einen Chagrianer deuteten, der einem Devaronianer gerade ein paar Killersticks verschacherte, eine äußerst bewegliche und geschickte Munto Codri, die ihr vermeintliches Glück beim Kartenspiel unter Beweis stellte und noch weitere Wesen und Kreaturen, die ihrem einfachen lasterhaften Leben nachgingen - tatsächlich fielen Amber und Dash im Prinzip nicht weiter auf, Dash wohl ohnehin nicht, der Sluissi bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit durch die Station, als hätte er bereits dutzende davon besucht, was vermutlich auch stimmte. Sie selbst ertappte sich dabei etwas steif zu gehen und darauf zu achten, niemanden anzurempeln. Sie gelangten schließlich zu einem Wookie - Türsteher, dem Dash ein paar Credits zusteckte und der den Sluissi heulend passieren ließ. Als Amber jedoch folgen wollte, stieß sie gegen die befellte Pranke des Ungetüms. "Menschenfrau zahlt extra!", quakte ein Twi'Lek aus einer dunklen Ecke. "Ist ja gut, ist ja gut...", knurrte die Ratsherrin unwirsch und wühlte ein paar Credits aus ihrer Hosentasche um sie dem Pelzträger in die Pfote zu drücken, der sie mit demselben Geheule passieren ließ, wie Dash Augenblicke zuvor. "Ich hab mal was zu trinken geholt, Boss. Ich hoffe Sie bekommen's runter.", sprach der Sluissi als er wieder zu ihr stieß und drückte ihr etwas in die Hand, das ein wenig nach corellianischem Ale aussah. "Niemals dran riechen", merkte er an, als Amber bereits anfing das Getränk skeptisch zu begutachten. "Ähm... danke. Glaube ich.", meinte sie und durchforstete den Raum weiter nach ihrem Kontaktmann - der Mangel an Menschen machte diese Aufgabe recht einfach. Dash deutete derweil wieder zum Tresen. "Wenn Sie mich brauchen... ich bin an der Bar." Und damit war sie allein, zumindest einige Sekunden, bis sie das menschliche Gesicht in einer der Ecken erblickte. In einer Galaxis, die Clawditen und andere Changelinge bereithielt, mochte das nicht allzu viel bedeuten, aber es wäre ein Anfang. Ihre Schritte richteten sich bestimmt in die Richtung ihres Kontaktmannes, bis sie sich gekonnt, auf die hübsche harte Bank ihm gegenüber fallen ließ, gerade stark genug, dass ihr Bier ein wenig plemperte und sich nun auch das alkoholische Genussmittel zu dem Maschinenöl dazugesellte. Ihre nicht minder beschmierte Hand strich sich noch einmal durch's Haar, ehe sie den Mann eingehend musterte. "Welch reizendes Fleckchen.", kommentierte sie die heruntergekommene Bar und trank einen Schluck des Gesöffs und hatte Mühe es im Mund zu behalten. "Ich denke mit Ihnen sollte ich reden, wenn ich unseren gemeinsamen Freund richtig verstanden habe."
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