#17
Rankis spürte den Schmerz in ihren Handgelenken. Ein unangenehmes Gefühl, welches ihr ganz und gar nicht gefiel und doch ließ es sich nicht abstellen. Sie sog scharf die Luft ein und aus, zerrte an den Fesseln, doch wirklich ab bekam sie diese nicht. Die zusätzliche Wut, die sie durchflutete, verwirrte das junge Mädchen. Und es wurde noch schlimmer als sie ihren besten Freund erkannte, dem es wohl genauso ging wie ihr. Mera, der ihr mehr bedeutete als irgendwer anders in der Galaxis, war eingefercht hinter einer Glasscheibe, gefesselt wie sie und das allerschlimmste: Mera fühlte sich schlecht. Es war als würde Rankis direkt in sein Inneres sehen können. Direkt mitempfinden, was er da gerade durchmachte. Und es ging ihm alles andere als gut. Dieses schmerzliche Gefühl zerriss sie innerlich, brachte ihre innere Wut dazu wie ein Feuer auszuschlagen. Gierig leckte es nach mehr, wollte komplett frei sein. Rankis bebte, starrte die Männer an, die sie eingesperrt hatten. Wie brutal sie waren, wie gemein und herzlos. Rankis wollte sie leiden sehen, wollte ihnen das antun, was sie ihr angetan hatten. Schmerzen. Rankis hatte Kopfschmerzen, ihre Lippe blutete immer noch und überall befanden sich blaue Flecke und rote Striemen. Einzig und allein ihren Knochen hatte sie es zu verdanken, dass nicht mehr passiert war.

Doch das hatte bereits gereicht. Es hatte definitiv gereicht ihr zu verdeutlichen, dass das, was sie immer geglaubt hatte, letzten endlich doch nicht wahr war. Unweigerlich dachte sie an ihre Vergangenheit. Nur schwach tauchten die Gesichter ihrer Eltern vor ihrem inneren Auge auf, starrten sie an als würden sie sie warnen wollen. Und dann legte sich ein Schatten über sie. Überall war Blut. Blut und Schmerz. Rankis spürte wie die ersten Tränen kommen wollten, da ihre Augen gefährlich anfingen zu brennen. Tief versuchte sie ein und aus zu atmen, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, stark zu sein, so wie sie es immer gewesen war und sein wollte. Mera zu Liebe.

Doch dann wurde Rankis aus ihren dumpfen Gedanken gerissen, als sich die Kom Annlage viel zu laut und dröhnend meldete. Ihre Augen fixierten die Männer und aufmerksam lauschte sie dem Geplärre. Im nächsten Moment hätte sie sich gewünscht taub zu sein. Sofort begann ihr kleines Herz wie wild zu schlagen. Blauer Sektor. Unruhen. Weelakstraße. Rankis Augen weiteten sich. Ein unangenehmes Gefühl, viel stärker als zuvor, meldete sich, machte sie fast verrückt. Sorgen mischten sich in das Chaos ihrer Gedanken, ehe ein Ruck durch den Gleiter ging und sie wendeten. Das unangenehme Gefühl verstärkte sich zunehmend. Sie konnte kaum noch atmen. Wie in Zeitlupe bewegte sie sich so gut es ging an die Tür des Gleiters heran, später über den Rand, hinunter zur Stadt. Das, was sich ihrem Auge offenbarte, brachte ihr Herz dazu kurz einen Aussetzer zu machen. Brennende Straßen, zerstörte Häuser und Gleiter, überall schoben sich Polizeibeamte durch die Gassen. Ein ohrenbetäubendes Kreischen drang dumpf an sie heran, der Gleiter in dem sie saß brach nach unten weg, näherte sich dem Schauspiel. Gewalt, wohin sie auch blickte. Dicke Rauchschwaden stoben in den Himmel, verdunkelten ihn gefährlich. Bewohner der einzelnen Häuser tummelten sich auf den Straßen, bewaffnet mit Stock und Stein. Mit wildem Geschrei stürmten sie auf die Beamten zu und unweigerlich stieß Rankis ein lautes Geräusch von sich, zerrte instinktiv an ihren Fesseln. Nein! Warum liefen sie auf diese Männer zu! Die Angst kam schneller zurück als ihr lieb war. Sie besaßen Schlagstöcke, die einem das Gefühl über die Gliedmaßen nahmen. Kein Erbarmen würden sie zeigen. NEIN! Warum liefen die Bewohner immer noch auf sie zu?!

Der erste Schuss fiel und sofort zuckte sie zusammen, erkannte mit geweiteten Augen wie der erste Widersacher zu Boden ging. Eine Bombe explodierte, Leiber wurden umher gerissen. Wehleidiges Geschrei vermengte sich mit der Kampfwut. Rankis sah sich wie eine Art Außenstehende. Nicht wirklich im eigenen Körper, sondern neben sich schwebend. Sie konnte erkennen wie sie selbst mit einem fassungslosen Blick hinunter schaute, sich die Gewalt und der Schmerz in ihren Augen wiederspiegelte. Die Kommentare der Beamten untermauerten die Gewalt, die sie gerade mit eigenen Augen sehen konnte. Die Beamten schlugen einen nach den anderen nieder, zeigten keinerlei Erbarmen. Einige traten auf die wehrlosen Leute ein, immer und immer wieder. Grüne, rote und gelbe Blitze flogen umher, irgendwo im Hintergrund zeigten sich sogar Sturmtruppen. Dieser Feuersturm der Gewalt versetzte dem kleinen naiven Herzen einen Stich. Ein Dolch rammte sich in ihr Fleisch, hart und kalt.

Die Wut, die in ihrem Inneren bereits hervor gedrungen war, verstärkte sich, glich einer Explosion, der sie nicht mehr entkommen konnte. Das Feuer, gerade noch lechzend nach Rache, schlug aus, verbrannte jeden einzelnen Funken ihres Verstandes. Tränen rannen über ihre Wangen, die unbändige Wut ließ sich nicht mehr unterdrücken. Für einen Moment lang schienen ihre Augen zu glühen und mit einem lauten Schrei zerrte sie an den Fesseln. Plötzlich, als hätte Rankis all ihre Wut mit einem Schlag entladen, splitterte die Scheibe, die die Beamten und sie trennten. Die einzelnen Spiltter stoben regelrecht in die Richtung der Männer. Einer der Männer stieß einen Schrei aus, Blut war zu erkennen, als der Gleiter anfing zu trudeln. Rankis war ohnmächtig vor Wut, registrierte nicht, was sie da gerade getan hatte, noch welche Konsequenzen es haben würde.
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