#48
Gut. Es war nicht gut, nichts war gut, nur zufrieden. Befriedigt. Für den süßen und zarten Moment. Doch es würde nicht lange dauern, dann mussten ihre Füße sie vor ihn tragen, sich wieder Niederknien und auf Gnade hoffen. Oder etwa nicht? Nein, Gnade benötigte das Geschöpf nicht, nicht ein bißchen, denn sie verdiente es nicht. Zeit war es, die so kostbar, so wertvoll dahin ran, wie goldener Sand zwischen den Finger. Oder waren die feinen Körner gar sie selbst? Die da wie Schuppen auf der Haut hafteten und sich nun lösten - sie auflösten, bis nichts mehr übrig blieb. Für den Augenblick... hielt sie inne. Immer noch. Immer noch gefangen in ihrem Kopf, mit dem Echo des Imperators darin. Das Datapad, das die Finger so fest umkrallt hatten, als gäbe es keinen wertvolleren Schatz auf der Welt, glitt dahin, glitt zu Boden. Doch der Schall, der die Stille durchbrach, konnte sie noch nicht zurückholen. Der Schatten starrte weiter in den toten Projektor, überlegte, wie er sich dem Griff entwinden konnte, entkommen konnte - nachhaltig, nicht nur für den Moment. Er vertraute ihr nicht mehr. Reah wusste es. Mochte er es nicht klar geäußert haben, doch war ihr klar, dass seine Gunst nun von ihr abgeperlt war. Korriban zählte nicht mehr. Es war für den Mann auf dem Thron nicht länger von Bedeutung. Treue und Verrat wechselten im Minutentakt, nach Laune konnte man beinahe sagen. Leistungen der Vergangenheit verblassten im Angesichts des Versagens in der Gegenwart. Als hätte das schaurige Ungetüm die Zeit komprimiert, das Zeitalter der großen Verwesung eingeleitet. Und um ihn herum da saßen sie, die Blinden, die Gierigen, die Maden, die dem Götzen des Verfalls huldigten. Und niemand spürte es, niemand war sich der Falschheit des Wesens bewusst. Zwanzig Jahre Imperium hatten ausgereicht, fünfundzwanzigtausend Jahre Republik zu vernichten. In nur zwanzig Jahren hatte es die Finsternis geschafft den Individualismus gegen eine Schwarmintelligenz mit Kollektivbewusstsein zu tauschen. Nur noch Drohnen, die herumsurrten und was nicht mehr in die frisch gestanzten Schablonen passte, für den hatte man hier keine Verwendung mehr. Vesperum mochte nicht der Anfang gewesen sein, aber er hatte es verschlimmert. Gab sich nicht einmal mehr die Mühe, einen Herrscher zu symbolisieren. Nein, er war nur der giftige Baum, der den Boden ausdorrte, alle Nährstoffe entzog und das karge Land zurückließ. Der Imperator lebte, wie sie, in der Macht, jenseits von Staaten und Strukturen. Und doch gab es Unterschiede: sie wehrte sich gegen den Drang des Parasitismus, alles Leben in sich aufzunehmen. Ja, noch wehrte sie sich. Doch noch hatte sie auch nicht den Pfad des Imperators beschritten, noch hatte sie keine Ahnung, ob es nicht nötig war dieses Opfer zu bringen, alles zu opfern - für ein höheres Wohl.

Der Schatten zog seine Glieder zurück und richtete sich auf. Noch immer dauerte die Kanonade an, noch immer Firrerre nicht so tot, wie sie es sich wünschte. Mehr Feuer. Mehr Hitze. Mehr Strahlung. Strahlen flogen vorbei, hämmerten auf den Planeten ein, bis er nicht mehr war, als eine radioaktiv verseuchte Kloake. Ein paar Stunden blieben ihr noch, ein paar Stunden um zu entscheiden, was nun mit der Überlebenden von Firrerre geschehen sollte. Sie konnte das Geschöpf nicht mitnehmen, nicht nach Fondor, wo die Anomalie dem einäugigen König sogleich in sein unförmiges Auge sprang. Sie trat einige Schritte vor, wo der Transparisstahl ihr ihr Spiegelbild entgegenwarf, das sie ignorierte. Entbehrlich war es, wie so vieles, wie die Soldaten an Bord dieses Schiffes, die die Verkommenheit hinter ihrem geliebten Imperator nicht begriffen. Eines der beiden verbliebenen Geleitschiffe schob sich vorbei und interessiert, beinahe neugierig verfolgten ihre Augen dessen Kurs. In der Tat. Sie hatte Optionen, Schiffe. ihre Jedi war hier nicht gefangen. Ein weiteres Spiegelbild erschien, Stratis, der Kapitän, der als einziger auf der Brücke nicht steifgefroren schien, sondern sich bewegte. Ihr Arm hob sich. Ein dürrer Finger bog sich krumm wie ein Schnabel, deutete dem Kapitän zu kommen. "Stratis...", flüsterte sie dem Fenster entgegen, ehe der Mann zögerlich antrat. "Welches Schiff ist das, Captain?", sie nickte dem Modular-Kreuzer entgegen, der sich nun wieder zurückfallen ließ. Des Kapitäns Antlitz hingegen zierte ein verwirrtes Bild, war er doch von der Banalität der Frage überrascht. "Ein Modular-Kreuzer, die Feuerschwinge, wenn ich mich recht entsinne." Sie nickte langsam, immer noch hafteten die Augen am Flugvektor des Schiffes. "Feuerschwinge also... nun gut. Wir weden uns Aufteilen, Captain. Ich möchte, dass diese Geleitschiffe uns nicht nach Fondor begleiten... sie sollen sich um unseren Gast kümmern." Die Inquisitorin drehte sich herum und sah den Mann eindringlich an, warnend nun ragte einer der Finger in die Höhe. "Wir werden nach Fondor wieder zusammenfinden... übermitteln Sie... Atrisia als Rendevouzpunkt." Stratis nickte langsam, es gefiel ihm nicht. Es war offensichtlich, dass die Inquisitorin dieses... Alien vor dem Imperator zu verstecken gedachte, aber wer war er das in Frage zu stellen? Mit welcher Macht sollte er sie davon abhalten? Und was wichtiger war: warum sollte es ihn überhaupt kümmern? Er lebte in einer einfachen Welt, er war nicht auf das Intrigenspiel angewiesen, auf die Verschwörungen. Er redete sich ein, dass er ohnehin nur eine willenlose Puppe war und schlussendlich ohnehin nichts gegen sein Schicksal unternehmen konnte. "Warum ist sie so wichtig?", wagte der Kapitän einen neugierigen Vorstoß, doch starrte bereits wieder nur auf den Rücken des Schattens. "Irrelevant, Stratis. Sie haben Ihre Befehle, setzen Sie sie um... ich werde unseren Gast derweil persönlich in Kenntnis setzen." Der Kapitän sparte sich weitere Einsprüche und wandte sich ab.

Es dauerte noch einige Minuten, ehe sie sich in Bewegung setzte, hinüber zu den Soldaten, der die Sephi zwang in die brodelnde Hölle, in die sich der Planet zu verwandeln drohte, zu starren. Stratis indes übermittelte ihre Order an die übrigen Kommandanten. Besser schützen konnte sie sie nicht, noch nicht. Während sie sich dem Imperator aussetzen musste, würden die Geleitschiffe offiziell nach dem verschollenen Kreuzer Earthen Peak suchen. Zumindest solange, bis die Abaddon, das Signal zum Rendevouz entsandte. Ihre Gestalt Schritt voran, bedacht, nun wieder ungebrochen, als wäre der Imperator nur eine böse Erinnerung, eine Einbildung gewesen. Sanft legte sich ihre Hand auf die makellos weiße Schulterplatte des Strumsoldaten, während sie fest und bestimmt, mit dem Nachdruck der Macht geprägten Stimme sprach: "Gehen Sie, Soldat... ich kümmere mich um alles weitere." - "Jawohl, Ma'am!", entgegnete der Soldat zackig und drehte sich um, nicht, ohne der Sephi noch einen kräftigen Schultercheck zu verpassen.
Vergilbte Augen blickten sie nun an, vielleicht ein Stück weit traurig, tröstend. Sie kannte die Erniedrigung des Imperiums, den Pein der Dunkelheit. As ihre Jedi ertragen musste war nicht Unbekannt und sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie nur die Oberflächlichkeit des Speziesmus traf und nicht die Verkommenheit der dunklen Seite. "Ihr werdet auf ein anderes Schiff gebracht.", sprach sie schließlich, ohne Erklärung, wie so üblich. Jetzt war nicht die Zeit, zwar dachte sie es, hatte es gehofft... doch der dunkle Avatar von Fondor hatte es ihnen vergönnnt. Sie blockiert. "Zu Eurer eigenen Sicherheit.", schob sie schließlich nach, implizierte damit, dass sie nicht vorhatte, sie an den finsteren Mann, dessen Gespenst noch eben den Raum erfüllt hatte, auszuliefern. Ihre Augen weiteten sich ein wenig und sie sah das Geschöpf eindringlich an, als flehte sie darum, ihr doch bitte zu glauben, als hätte sie Angst, der Engel würde sie verstoßen. Und ja, der Schatten hatte Angst, genau diese Angst, in diesem Moment. "Ich werde Eure Fragen nach Fondor beantworten, all Eure Fragen.", ihre Lieder senkten sich ein wenig, schwach streckten sich ihre Hände aus, als wollten sie jene der Sephi einschließen. "Versprochen." Kein Abschied. Ein Wiedersehen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema