#43
Das war die Frontlinie. Die Frontlinie gegen das Leben und gegen sich selbst. Es gab keinen Grund, der lohnenswert war, sondern nur Handlungen mit vermeindlichem Inhalt. Dennoch versuchte man es, immer wieder, vorzustoßen: Auf dieses zerbrochene Feld der Hoffnung, welches mit kranker Erinnerung lebte. Die Geier umkreisten die sterbenden Seele, die Vesperum niederdrückte. Es war ein Gefühl, eine Buchseite umzuschlagen und erneut eine leere Seite vorzufinden. Es war dieses Gefühl, sich zu erinnern aber den Gedanken nicht klar vorfinden zu können. Gab es einen Wert im Versuch? Darth Vesperum glaubte daran. Eines Tages würde es gelingen. Es war der Limbo der Emotion, der alles verdrängte. Eine freiwillige Sucht nach dunkler Wahrheit, welche alles verbrauchte. Diese Wahrheit des Verlustes war immer bei ihm, auch jetzt in diesem Moment. Ungeteilt war sie mit seinem Schicksal verbunden; mit einem Kampf um Herrschaft, Selbstbestimmung und Selbstrettung. Dies war die finstere Muse hinter seiner Stimme, seinen abartigen Künsten. Eine finstere unmenschliche Hexenkraft, welche Droge und Wollüstigkeit war. Voller Lust hatte sich der Sith in die dunkle Seite geworfen, um den Wahnsinn zu ertragen, der sein Leben gezeichnet hatte. Vesperum war der Poet der Nacht, welche ihn umgarnte, begattete und einsam zurückließ. Jeder Schwur war leer; es gab keine Liebe in dieser Macht. Sie nahm ihn, zeriss seine Seele, bis nichts mehr bliebt als dieser Dämon. Verwandelt war der Mensch durch die dunkle Seite, zur Perversion des Daseins. Die vermeindlichen Versprechungen von geheimnisvollen Schätzen oder Rettung waren falsch, immer gelogen. Die Suche war maßgeblich für Vesperum. Die Suche nach dem Leuchtturm im schwarzen Meer. Dieser eine Gedanke, der ihn zwang voller Neugier immer wieder umzublättern, in diesem Buch des Lebens. Verlust war das Gift seiner Adern. Nicht ohne Sinn wurde er bei den Sith Lord des Verlustes genannt. Die Dunkelheit des Todes umspielte seine Aura, sandte Kälte und Frost hinaus in die Welten. Leid war die Tinte mit der dieses Monster schrieb, um die leeren Seiten seines Buches zu füllen. Leid - unsägliche Verirrungen des Wahnsinn waren die Bilder, die er Wirklichkeit werden ließ. Die fürchterlichen Fratzen, die nur er sah, die Gefühle mit ihnen, die nur er fühlte sowie die ängstliche Furcht mehr tun zu können. Das devote Tabu vor sich selbst war das primäre Gesetz der dunklen Seite. Nur Fragen und keine Antworten. Keine Rechtfertigung mehr. Man handelte, weil man es konnte. Kein anderer konnte mehr die Wunden heilen, die in dieser Seele einsetzten. Sie schrien gegen das Leben an, so still und leblos. Nur die Augen und die aschweiße Porzellanhaut zeichneten das farblose Angesicht des Sith ab, seinen Kampf und seinen Horror.

Später würde er sehen, in der Macht, wie die Welt unter Reah und Sedreal unterging. Später würde er das Leid genießen, darin baden und sich erfreuen, wie weit die Galaxis war, in seinem Spiel. Noch drangen diese Flüsse nicht in seinen Geist, da dieser derzeit noch zu sehr in der Weltlichkeit war aber die dunkle Seite war oft ein langsamer Dolch aus Eis, welcher sich dezent in Herz und Seele schob.

Das Hologramm konnte nicht alles in Vollständigkeit übertragen, doch das Unsägliche übertrug es: dieser gemeine Frost. Diese Nemesis gegen das Leben, die Vesperum war. Jede Sekunde vibrierte, sandte den finsteren Fokus hinab, zu Reah und Sedreal. Das hier war auch ihre Frontlinie. Diese Linie, die man zog, um sich zu schützen und zu kämpfen. Die Wahrheit über ihn war entstanden, ohne, dass er viel sagte. Es brauchte keinen Ton, um zu verstehen, was geschah. Diese Charade war das Schattenspiel der dunklen Seite. Es gab keine Unterscheidung mehr zwischen der Zeit, zu bleiben, zu weichen oder seinen Stand zu finden. Alles floss in diesen Abgrund, der sich hier präsentierte. Es war der Poesie des Todes, die des Meisters über jenen, welche niemand hören wollte aber man sehen musste. Alle an Bord, alle im Imperium und vielleicht sogar der Galaxis, nahmen an diesem düsteren Schauspiel teil, welches Darth Vesperum inszenierte. Für sich allein - oder etwa doch nicht? War da nicht mehr? Immer war dort mehr als bloße Macht, bloßer Verfall. Selbst hinter dem Sith stand die alte Macht, welche ihn trieb, wie ein kühler Wind. Wo waren seine Hoffnungen? Woher kam sein Antrieb? Motivation, dieses Schicksal zu ertragen und sich zu fügen. Dabei war es die Weigerung gegen das Leben, die ihn das Buch des Lebens umschreiben ließ, bis die Seiten leer waren. Es konnte einfach nicht seine Galaxis sein, doch war der Dämon frei, sich hinab zu stürzen; in das schwarze Meer. Reah belog ihn oder nannte ihre Betrachtungsweise. Wahrheiten existierten im schwarzem Meer nicht. Nur Schattenspiele. Immer wieder. Skupturen ohne Zeit, voller Selbstgerechtigkeit, das war es. Darth Vesperum geiferte keuchend, seine Atmung drang in den Raum um Reah und Sedreal. Dieser Tanz begann ohne Schritte. Es war die kreisende Finsternis, die begann am Verstand zu saugen, sich zu nähren und öffnete der Masquerade die Tür. Dieses stechende Gefühl beschlich den Dämon. Dieses Welt stimmte nicht. Etwas stimmte nicht. Es war schwer zu sehen, seinen Blick auf Reah zu halten, da die Schatten streifen zogen. Die Kopfschmerzen kamen, verdrängten Rationalität und Verstand. Es tat weh, schmerzte, bis der Sith die Zähne aufeinanderbiss. Keine Farbe mehr auf seinen schwarzen Lippen. Auf den Grund des Meeres schlug das Wesen auf, welches sich anschickte, Herrscher über die Galaxis zu sein. Die Augen traten ein wenig aus den Höhlen vor, nahmen an Schärfe zu und durchschnitten selbst das blaue Licht des Hologramms als sie auf Reah, wie Geier, hinabfielen. Der Blick war fest, gar entartet von Schmerz.

Ahnte der Sith, dass er gerade nicht die Wahrheit erfahren hatte? Noch nicht. Nur stimmte etwas nicht, welches ihm Schmerzen bereitete. Eine schnell schwindende Emotion kam auf. Darth Vesperum schmeckte der Moment noch. Etwas störte ihn, ohne dies zu benennen. Der Schmerz verendete, die Augen entspannten sich dezent aber blieben wie Ballast auf Reah liegen. "Wirklich?" - spottete die Stimme des Imperators, der sich versichern wollte. Misstrauen war das Gefühl. Misstrauen gegenüber einem Diener der dunklen Seite. Vesperum hatte gut daran getan, auf seinen Schmerz zu lauschen. Ihm zu folgen. Die dunkle Seite war ein guter Verbündeter, wenn man ihren Verfall und Wahnsinn akzeptierte. Man opferte Schönheit, um Sicherheit zu gewinnen. Auch wenn diese immer sehr instabiler Natur war. Es war immer nur eine Frage der Zeit, bis man sich endgültig verbraucht hatte. Auch ein Herz aus Stein mochte irgendwann zerbrochen sein oder der Platz, an dem es einst geschlagen hatte, so leer sein, dass sich ein schwarzes Loch bildete und alles an sich riss, was vom Leben übrig blieb. Schließlich war nichts mehr da, um die Leere zu füllen.

Der Poltergeist, merkwürdig umspielt von Interferenzen, beugte sich dezent vor, so dass sein Kopf sich im Bild kurz bewegte. Es war ein Zweifel, der nicht weichen wollte. Reah war zu überzeugt, zu klar, für eine Dienerin der dunklen Seite. Wahrheiten waren nicht mehr so klar zu differenzieren, wenn man sich für die Finsternis entschieden hatte. Es war der Geschmack von falscher Ehrlichkeit, der einer Lüge vorweg ging. Nicht, dass es Vesperum direkt wusste, nein aber er ahnte, wenn man etwas zurückhielt oder ihm gegenüber nicht ehrlich war. Immerhin wandte er gleiche Techniken an. Lügen als Dogmen zu verkaufen, unumstößlich, dass sie wahr erschienen. "Ich hatte die Jedi gespürt, nicht nur eine Berührung," erinnerte sich der Lord nüchtern, befeuchtete im Nachgang seine Lippen mit seiner fleischigen Zunge. Noch konnte er sich erinnern. An diese Jedi, ihre Aura, wie sie in die Macht geschlagen war. In das schwarze Meer. "Sie wäre nützlich gewesen," folgte. Der dunkle Herrscher konnte es einfach nicht hinnehmen, dass sich seine Gefühle getäuscht hatten. Nicht, da sie so klar über Onderon gewesen waren. Nicht ohne Grund hatte er Reah Nigidus geschickt. Ein Versagen wäre deutlicher gewesen und die dunkle Jedi hatte es auch gespürt; es sogar damals bestätigt. Ihr Blick damals war zu klar gewesen. Nein, hier stimmte etwas nicht. Dieser kleine Schmerz in seinem Hinterkopf hämmerte. "Etwas stimmt nicht...," bohrte dann seine Stimme, monoton und klein nach. So wie die Inquisitorin vor wenigen Sekunden "Nein" gesagt hatte. Der Imperator war durch seinen Wahnsinn misstrauisch geworden, fast paranoid. Eigenlob und Dreistigkeit, bewusst durch die dunkle Jedi gewählt, prallten ab; an jener Finsternis, die ihn in der Tat zur lebendigen Leiche machte. Zu diesem modernden Etwas, welches allein in seiner Welt lebte aber diese Welt traf in dieser Sekunde auf Reahs Welt. Durch ihre eigene Nähe zur Dunkelheit stand sie ihm zu nahe. Vielleicht wäre falsche Höflichkeit und eine geschmeidigere, ausweichende Formulierung besser gewesen. Direkte Dreistigkeit war oft zu platt, um den Wirrungen dieses Monsters zu entkommen, welches diese Dreistigkeit auch oft an den Tag legte und einfach handelte.
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