#40
In sich allein, geplagt von seiner Verantwortung, kauerte der dunkle Schatten auf seinem Thron. Niemand setzte ihn frei und so fiel das perlweiße Licht der Beleuchtung auf ihn, umrandete ihn mit einem sanften Kegel. Die schwarze Kutte fiel in weiten seidigen Falten hinab, zersetzte das sonst so angenehme Licht mit ihrem dunklen Angesicht. In wenigen Sekunden begann die Kommunikation mit Inquisitorin Nigidus; nur noch wenige Sekunden der eigenen Verachtung. Der Blick kalt, zerflossen von jeder Hoffnung, wie ein stiller Brief an die antike Macht, die ihn aufzehrte und verbrauchte. Jede Bewegung seiner Lungen erinnerte ihn daran, wie frostig leer seine Existenz war. Es war dieses elegangte Keuchen, das Atmen der Last, welches den Raum füllte. Nur er war hier. Nur dieser Dämon, welcher sein eigenes Spiegelbild mied; nicht mehr gesehen hatte. Vermochte ein Spiegel überhaupt noch die Fratze zu ertragen und nicht zerspringen? Diese gelbschimmernden, blutig-schwarzen Augen, umwoben von diesem Frost; diese finstere Schneidigkeit. Was wollte man noch denken, wenn selbst das Licht einem auswich. Kein Tag ohne Kette, die man nicht mehr spürte. Immer wieder aufraffen, weiter machen. Gegen das Licht. Unter der Kutte, dem fauligen Fleisch, war der Rest eines Wesens, welches in die Zeit selbst blutete. Keine Unterscheidung mehr zwischen Leben und Tod, sondern einfach nur Dasein. Hier sein. In diesem Augenblick. Nur die Atmung sprach. Kein Wort hatte er gesagt, seit dem er hier saß. Es war nicht notwendig gewesen. Die Schatten verstanden sein Spiel von Verlust und Hass auch ohne Gesagtes. Man brauchte hier keine Masken aus verlogener Höflichkeit. Hier gab es nur falsche Wahrheiten, die so unehrlich ehrlich daherkamen, dass Vesperum allein erkennen konnte. Gnade war fern. Von ihm für die Galaxis und von der Galaxis für ihn. Das war die Last, die unspürbar war aber zog. Hinab in dieses Schwärze, die das schwarze Meer war. Jeglicher Blick hinaus ins All erinnerte ihn daran, was er verloren hatte. Doch benennen, nein, das gelang nicht. - Und so wagte der Imperator keinen Blick hinaus und starrte ungebräuchlich schlicht in den Raum hinein, der eine kleine Halle darstellte. Nur Metall und steriles Licht waren hier seine Begleiter. Er war sich seiner selbst leid aber der Sith verweigerte sich selbst eine aufrichtige Entschuldigung.

Doch dann gesellte sich ein anderes Geräusch in die Stille seiner Atmung. Der Holoprojektor sprang an, wie befohlen. Die Linse begann sein Gesicht zu erfassen, zu digitalisieren und weit durch die Galaxis zu werfen. Vor ihm fuhr eine kleine runde Plattform aus dem Boden, flackerte kurz und es erschien in blassem Blau Reah Nigidus. Die Verbindung ruckelte noch ein wenig, surrte bemüht, bis alles installiert war. Nur sie war vorerst zu sehen. Die schwarze Kapuze erhob sich, gab den Blick auf das Angesicht frei. Es war eine langsame Bewegung, so dass noch ein Augenblick verstrich, bis Nigidus sein porzellanartiges Gesicht erkennen konnte. Die großen Augen bohrten durch das Universum hindurch, durch den Projektor, bis zur dunklen Jedi. Der Fokus war gesetzt. Alle Aufmerksamkeit des Monsters, des ewigen Dämons, lag auf ihr. Es war willkommene Ablenkung für den einsamen Geist, der Vesperum war. Urplötzlich zuckten seine Gedanken, von Schmerz und Leid getragen, umher. Nichts was real geschah, war spürbar. Doch dieser gedankliche Schmerz trieb, gierte auf, beschmutzte das sterile Umgebungslicht. Es war eine dunkle Ahnung. Nicht definiert. Keine Macht offenbarte sich, doch etwas kündigte sich an. Unbestimmt grausam. Seine Sinne schmerzten, wankten in der dunklen Seite. Der Schmerz verschwand so schnell, wie er gekommen war. Es war nur eine sinnliche Veirrung des Geistes, wie sie immer öfters geschah. Visionen kamen, ging und verdrängten Wahrheiten. Es war die antike Sicherheit der Dunkelheit.

Der große Totenschädel mit seinem seidigen Schwarz umrandet, erleuchtete den Raum in Pseudo-Blau. Das Bild ruckelte gelegentlich, flackerte aber war dennoch stabil. Reah Nigidus war unterwürfig, gespielt oder ehrlich: es kümmerte ihn nicht. Sie war in ihrer Rolle und der Imperator in seiner. Es war ihr Schicksal, welches sie teilten. Die Jedi, ja, das war sein Interesse. Der Sith erinnerte sich, warum er hier war und handelte. Die Gestalt im Hologramm eröffnete mit trockenen, fast kriechenden Worten: "Reah Nigidus." Ihr Name fiel durch Raum und Zeit, echote umher, wie die grausame Gewissheit dieser Stimme. Es erklärte, warum er keinen Spiegel mehr brauchte. Er selbst, dieser Lord, war der Spiegel der dunklen Seite. Die schreckliche Verantwortung und der Richter für dieses Imperium.

"Habt ihr die Jedi gefunden?" - war dann die Frage, ohne weitere Umschweife. Direkt gesprochen und direkt fordernd glitten die Augen des riesigen Geistes zu ihr hinab, drückten auf sie und verbanden sie mit dem Dämon. Damit konnte sie ihm dienen. Mit einer Antwort. Das war es war er wollte und was er bekommen sollte.
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