#33
Wo war das Licht, wenn nicht hier? Es war bitter, wie ein schlechter Witz, dass diese Krypta einer Welt, der modernde Sumpf aus Angst und Leid, Pein und Resignation, den schwachen Funken Hoffnung gebar. Sie wühlte in der Asche eines Phönix nach seinen geschändeten Knochen um sich daran zu ergötzen, sich einzureden, dass es etwas half - doch wogegen? Vielleicht war es nicht genug, vielleicht wäre es nie genug. Konnte ein gefallener Jedi die nahende Dunkelheit aufhalten? Sie eindämmen? Mehr gab es nicht, an mehr konnte sich kein Wesen der Galaxis klammern, das sich wünschte, die finstere Ausgeburt des Tiefkerns würde für immer gebannt werden, der Imperator selbst, der weit mehr war, als ein schrecklicher Herrscher. Am Ende musste man ihn aufhalten, irgendwann, aber eine gewöhnliche Kreatur der hellen Seite genügte für eine solche Aufgabe nicht. Sith waren anders, sie veränderten sich im Laufe der Jahrtausende. Vor Millennien mochte es ausreichen sie mit der Macht zu blenden, mit dem Lichtschwert zu verbrennen - den heißen Flammen, die sie so sehr fürchteten. Das genügte nicht mehr, die dunkle Seite der Macht hatte sich verselbstständigt, sie war ein eigenes Wesen, dass ihre Drohnen fallen ließ, sie nach Belieben ersetzte und austauschte. Ein gebündelter Energieimpuls der Aspekte tausender Lords, der durch das Mysterium dahinglitt. Eine immerwährende Sonnenfinsternis, die mit jedem toten Sith wuchs und wuchs, für jeden gefallenen Darth, würden sich neue erheben, die noch grausamer, noch gnadenloser waren als sein Vorgänger. Am Ende würde die Galaxis in einem Strudel der Schwärze versinken, der selbst die Sterne verschlang. Es würde nichts mehr geben, nichts, außer dem Energiefeld, dass die dunkle Seite war. Vielleicht implodierte am jüngsten Tag sogar dieses. Vielleicht würde es zusammenfallen, weil es keine Verkörperung mehr gab, die es zu tragen vermochte. Und doch war die Verlockung süß, den Tag zu erleben, an dem alles endete. An dem die Leere den Frieden schaffte und es wäre denkbar einfach dieses Ereignis herbeizuführen. Es bedurfte eines Schwertstreiches, ein Stoß ins Herz der Sephi und das Szenario wäre komplettiert.

Doch warum gerade dieses Wesen vor ihr? Es strahlte keine übermäßig starke Präsenz in der Macht aus und es fürchtete sich. Die hektische Atmung, die Panik versprach. Es wirkte sogar schwach, entbehrlich und war kaum Wert beachtet zu werden, ein lästiges Insekt unter einem Stiefel - all das war die Sephi, aber auch mehr. Ihr Geist zeugte von einer gewissen Stärke, sogar sturer Entschlossenheit - wie sonst, ließe sich das Exil auf einem solchen Planeten erklären? Und sie machte weiter, obwohl es keinen Grund dazu gab. Das Wesen hätte sich das Leben nehmen können, hätte ihr Herz in gelbes Feuer tränken können und am Schicksal dieser Welt hätte sich nichts verändert. Aber sie hatte es nicht getan, obwohl ihr Leben so sinnlos, ihre Existenz so ungerechtfertigt war. Aber jetzt? Die Wege der Macht waren nur schwer zu deuten und das große Mysterium war mit klaren Antworten sparsam. Es schenkte dem Individuum nur instinktive Eindrücke, Tendenzen von richtig und falsch - Gabelungen, an denen sich die Kanäle des Energiefeldes teilten und noch war der Tod der Sephi nicht nötig, noch gab es etwas zu tun, eine Aufgabe, noch nicht fassbar, lag vor ihnen.
Oder war es doch nur der unangebrachte Anflug von Sentimentalität, der sich in ihr Herz drängte? Der Schatten kannte die Antwort nicht. Erinnerungen mochten den Wurm quälen, von einem anderen Leben. Einen Leben, in dem sie hätte ein Jedi sein können. Aber hätte es einen Unterschied gemacht? Es war nur die Spiegelseite, ein anderes Ufer, doch nur allzu vertraut. Doch was sie auch zurückhielt, war kaum von Bedeutung, die Macht kannte die Antworten, in ihr lag der Grund, warum die Sephi verschont werden musste, warum sie leben musste, während alles um sie herum starb. Sie war kein gewöhnlicher Jedi, sie war etwas Besonderes.

Das Bild bekam Risse. Das Glas sprang während die Sephi sprach, machte den hübschen Spiegel zu einem Fragmentgitter. Die Worte kamen aus der Dunkelheit, als wäre ihr finsteres Miasma auf das unschuldige Wesen übergesprungen, hätte Hoffnung und Leben heraus gefressen und nur noch bedingungslose Gleichgültigkeit zurückgelassen. Sie lag falsch. Die Worte waren nicht richtig. Dunkelheit entstand, weil das Wesen der Dunkelheit es wollte, weil sie bewusst gemehrt wurde, immer und immer wieder. Es hörte nicht auf, weil die Macht entschied, es wäre Zeit für eine neue Ära des Lichts. Veränderung begann in den Herzen und wurde nur von der Macht begleitet, aber nie herbeigeführt. Sie passte sich der Harmonie des Lebens an - nie umgekehrt. Schlussendlich aber, mochte diese Einstellung die Erklärung für das hier sein, für Firrerre, der Grund warum die Sephi hier war. Vielleicht dachte sie, die Macht würde das Schicksal des Planeten eines Tages in die Hand nehmen und war es falsch gewesen derlei zu glauben? Vielleicht war die Inquisitorin die Antwort auf diese Frage, vielleicht entschied die Macht, dass es ein Engel der Auslöschung sein musste, der die Firrrerreo in die Erlösung führte. Das eine zu beschreien, bedeutete das andere zu akzeptieren. Aber der Schatten widersprach nicht, doch versperrte sich auch einer Erwiderung. Die Sephi würde die Wahrheit hinter ihren Worten selbst begreifen, ihre volle Bedeutung.
Das Lichtschwert verließ ihre Hand, wurde sorgsam genommen, als fürchtete sie sich vor einer erneuten Berührung. Und Reah hätte zupacken können, den Arm des Geschöpfes ergreifen, nur um noch einmal das Licht zu sehen. Aber sie tat es nicht und ließ sie gewähren, als gäbe es nichts zu fürchten.

Der Handel überraschte den Schatten, die innere Finsternis frohlockte, ihres einfachen Sieges wegen, während andere Teile ihrer selbst das Gesagte skeptischer betrachteten. Machte es sich die Sephi zu leicht? Oder wusste sie einfach nicht worauf sie sich einließ? Worauf ihr egoistischer Wunsch hinauslaufen würde? Es war leicht vor den erdrückenden Strahlen der Sonne in eine dunkle Höhle zu fliehen, doch nur zu viele hatten sich schon in diesen Gängen verirrt. Eine Reise ohne Wiederkehr. Sie hatte ihr Gesicht gesehen. Ihren Körper und ihren Geist, die Jedi hatte gesehen, was mit der Person geschehen ist, die vor ihr stand. Eine Person, die denselben Weg beschritten hat, den sie vorschlägt zu gehen - unter anderen Umständen, doch mit demselben fatalen Ergebnis. "Vielleicht.", war ihre knappe Antwort. Eine Chance bestand, aber nicht mehr. Die Risiken waren deutlich, aber es gab ohnehin keine Wahl - sie würde mitkommen, so oder so. Es gab keinen Verhandlungsspielraum, keine Bedingungen, die festgelegt werden mussten. Aber sie verstand das Bedürfnis und akzeptierte es, denn es gab letztendlich nur eine Macht. Und deswegen gab es auch keinen Grund für zwei Orden, zwei Philosophien, zwei Aspekte, deswegen gab es keinen Grund, dass eine Galaxis in der Dunkelheit der Sith untergehen musste. Dort lag die Gefahr, eine Gefahr, der sich die Sephi gewiss nicht bewusst war. Was, wenn die Sith sie beanspruchen würden? Dann würde es so sein, denn die einzige Alternative, die Reah anzubieten vermochte war letzten Endes der Tod. Sie hatten keine Wahl mehr, die Weiches des Schicksals waren gestellt und nun war es an ihnen, diesem Pfad zu folgen.

Dann kam sie schlussendlich heraus, die Frage, die wohl das Herz der Sephi verzerrte, die sie quälte und innerlich verbrannte. Der Schatten zog die Hand zurück und kehrte der traurigen Jedi den Rücken zu. Toten Augen blickten auf ein totes Firrerre. Es wäre falsch sie leben zu lassen, darin lag keine Gnade. Es würde kein Heilmittel geben, keine Möglichkeit, das Sterben zu beenden. Sie konnten nur erlöst werden, schnell und ohne Grausamkeit. Sie würden es nicht einmal spüren, bis ihre Leben in der Macht aufgingen. War es nicht das, was der Orden der Jedi so gern propagierte?

Es gibt keinen Tod, es gibt nur die Macht

"Nein.", lautete ihre nüchterne Antwort. Sie rechtfertigte sich nicht, versuchte sich nicht zu erklären, sondern speiste die Sephi mit diesem einen Wort ab. Es musste genügen. Es war der Abschluss eines Kapitels, das für die Jedi schon zu lange offen stand. Vielleicht würde sie sie dafür hassen, doch irgendwann würde es ihr Frieden schenken. Am Ende wäre sie daran zerbrochen zu sehen, wie ihre Liebsten dem Siechtum erlagen. "Ihr habt Euch verabschiedet?", bohrte sie schließlich nach und machte deutlich, dass sie hier nichts mehr hielt. Firrerre war nur ein Wegstein, nicht das Ziel.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema