#28
Zwielicht zeichnete sich ab. Hell und dunkel, gut und böse, all dies vermischte sich im endlosen Mahlstrom eines immerwährenden Konfliktes. Die Gleichung dazu war denkbar einfach: der Kampf bestand, weil Akzeptanz und Einsicht der Niederlage nicht möglich war, unverhofft und plötzlich, offenbarte sich die so typische Arroganz der Jedi, die bis dato noch einen jeden von ihnen dahingerafft hatte. Frömmigkeit und geheuchelter Pazifismus konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konflikt gelöst werden musste und am Ende gab es keinen Konsens, es würde nie einen geben. Es lief stets auf die Vernichtung der Andersartigkeit heraus oder noch schlimmer, deren Korrumpierung. Die Dunkelheit verstand das, denn Reah lebte in den Schattenseiten dieser Worthülsen. Es war ein philosophischer Kampf, aber er bestand, das Wesen jener, die nicht in das Licht eintauchen wollten, musste gebannt werden, so, wie es auch umgekehrt der Fall war. Daran gab es keine Zweifel und ein jeder musste erkennen, dass der Weg zum Frieden, der Pfad der Auslöschung war und wer diesen Preis nicht bereit war zu zahlen, lebte in einer endlosen Lüge, war ein Schatten seiner selbst, eine Illusion des Lichts. Schön anzusehen, gespickt mit Noblesse, doch letzten Endes eine Hülle, eine Puppe, die darauf wartete, dass sie jemand achtlos umstieß. All das sah dieses Geschöpf nicht, denn es würde die Unrechtmäßigkeit ihres seins bestätigen, ihr bisherigen Leben als verschwendet beurteilen und so es eine Sache gab, die ein Jedi nicht ertragen konnte, dann war es Schmerz. Eingeständnisse die weh taten. Die tiefer in das Fleisch schnitten als Vibroklingen oder Lichtschwerter. Die Dunkelheit sollte dieser kümmerlichen Ausgeburt das Herz herausreißen... später. Es durch anderes ersetzen, durch verzehrenden parasitäres Ungeziefer in der Brust, das immerwährenden Schmerz durch den Leib trieb. Der Schmerz öffnete die Augen, man sah nur die Dinge, die notwendig waren, ihn zu stoppen, er schenkte einem die Kraft dieser Notwendigkeit entschlossen zu folgen und den Konflikt zu beenden. Selbst wenn es bedeutete sich selbst zu verlieren. Nein. Kein Verlust. Ein Aufstieg. Die Auslöschung des Entbehrlichen, der Zweifel, des menschlichen Keims, der Körper und Seele schwächte. Durch Mitleid, Angst, Wut, Freude... Liebe. Sie lebte in der Macht, weil der dunkle Strom das einzige war, dass den verfaulten Leib noch Antrieb, dass sie noch funktionieren ließ. Ein Jedi hatte Furcht davor, sich soweit in die Abgründe des Mysteriums zu werfen, dass er davon abhängig wurde. Und deshalb würden sie es auch nie lüften können, nie verstehen, sie, die sie nur an der Oberfläche kratzten und ihre Augen verschlossen - mit Absicht. Sie sahen das Dunkel in der Tiefe und fürchteten sich, es zu berühren. Dieses Ding war nicht anders, ihr zerbrechliches Herz schrie vor Schrecken und Widerwärtigkeit... die niederen Gedanken, verkörpert durch den Schatten, durch ewige Dunkelheit, Abschaum und Verkommenheit wirkten lediglich bei Tageslicht abstoßend. In der Nacht aber, rückte der Fokus auf gewichtigeres als solch Banalitäten wie Perversion.

Der Schein gelbes Feuer endete, als es das zierliche Ding wegwarf. Vielleicht sollte sie, sie töten, jetzt. Aber die Dunkelheit zeigte nur mangelndes Interesse an einem so einfachen, so bedeutungslosen Mord und so ruhten ihre Augen nur auf der Waffe, dem Werkzeug, der Identität des Jedi, Ausdruck seiner Persönlichkeit. Und sie warf es weg, warf es vor ihre Füße wie auf einem Opferaltar. "Lichtschwert...", der tonlose Wortbrocken fiel aus dem Mund der Inquisitorin, ehe sie ihre Hand nach vorn streckte. Dünne Fäden der Macht spannen sich hin zu der am Boden ruhenden Waffe, wie eine Spinne umwickelten sie den Griff und hoben ihn kurz in die Luft - ehe der Faden riss und die Waffe erneut dumpf zu Boden fiel. Der Schatten deaktivierte das azurbalue Feuer. Für den Moment. Ihr Kopf reckte sich ein wenig in die Höhe, gelbe Augen blitzen hinüber zum Jedi-Köter, als hätte sie ihn vorher gar nicht registriert. Er konnte sterben? Oder? Oder?, schallte es in das hohle Herz hinein. Aber es war würdelos ihm hinterherzujagen, es kostete kraft, Muse und all das für ein wenig Blut, in dem der Planet ohnehin bald ertrinken würde. Es würde nicht viel Befriedigung in seiner Ermordung liegen, nicht für ihre Person. Aber eventuell für ihre eigenen Hunde, die brav angeleint darauf warteten, etwas zu töten. Vielleicht wäre dieses dumme Anhängsel das angemessene Leckerli für Cah'az und seine Truppe. "Euer Freund... stört die Idylle.", bemerkte sie kurz und deutete den Sturmtruppen sich beriet zu machen. "Ich denke Hauptmann, Ihre Zeit ist dann wohl gekommen." Ein seichtes Lächeln formte sich, als die Sturmtruppen voranschritten, die Beute zu erlegen, Beute, die erkennen musste, dass die Gefahr zu groß war um hier zu verweilen, die rennen, sich verstecken musste. Auflauern. Bevor Blasterblitze sie durchlöcherten. Und Cah'az hatte keine Zeit... aber das hatten sie alle nicht. Der Hauptmann indes noch weniger - denn wer würde den armen Tropf einsammeln, wenn Abaddon diese Welt in eine Höllenlandschaft formte?

Es durfte sie wohl nicht kümmern, ob der Gute nun hier starb oder im nächsten Einsatz und der Unterschied war letzten Endes auch gering. Es zählte nicht, er war nicht wichtig, nicht bedeutend genug, als das sein Tod ihr irgendeine Regung entlocken konnte. Für den Schatten zählten nur größere Dinge, größere Tode, wenn die Welt brannte nur, um ihr ein bisschen Kraft zu schenken, ein wenig Zeit zu erkaufen. "Ah, Weisheit!", nahm die Inquisitorin den Faden plötzlich wieder auf, als wäre nichts geschehen, als hätte es keine Veränderung der Situation gegeben, etwas, dass ihrer Ansicht nach auch nicht geschehen ist. Dennoch war das Gespräch hinfällig, der spitzohrige Wurm versuchte sich zu winden, sich ein wenig Zeit zu kaufen ohne zu begreifen, dass es keinen Unterschied machte. Wenn sie keine Jedi war? Unwichtig, der Entschluss des Schattens stand, ihre Realität in Stein gemeißelt wie eine heilige Tafel. Sie war. Hatte zu sein. Das was einmal ein menschliches Wesen war, trat voran, erfüllt von Dunkelheit, von Pestilenz und Chaos. Ihr Dasein war instabil, die dunkle Flamme brannte sich aus dem Reaktorherz, je näher sie dem Licht kam. Langsam. Ohne sich damit zu beeilen die wenigen Schritte schnell zu überbrücken. Nur am Rande spürte sie den metallenen Griff des Schwertes unter ihren Stiefel. Der Blick verschwamm auf einer Ebene, als hätte die Finsternis das Licht im Herzen des Wesens erblickt, wäre kurz davon geblendet worden, der finstere Wurm in ihr wandte sich in kurzer Panik, dunkles Adrenalin pumpte er durch den geschundenen Körper, in die Fingerspitzen, aus denen Funken überschüssiger Energie entbrannten. Wie Feuer brannte die finstere Energie über die Haut, zerfraß und verformte weiteres Fleisch ihrer Hände, bis eine geschlossene Faust den Ausbruch wieder in ihren Körper bannte. Reah Nigidus kontrollierte die dunkle Seite nicht länger, war nur noch ein Gefäß, eine Vase, die die Energien nur noch schwer zu bändigen wusste und noch weniger begriff - ihre Funktion reduzierte sich auf die eines Leiters der Dunkelheit. Die Hand des Schattens schob sich unter das Kinn des anmutigen Wesens. Die Verderbnis wagte sich, die Reinheit zu berühren ob sie sich Heilung erhoffte oder nur eine Kreatur mehr in ihren Abgrund ziehen wollte, war in diesem Moment nicht klar zu erkennen. Vergilbte Augen starrten auf das Arme Din herab und suchten noch einmal nach den Herzen - oder wollten sie, dass nach ihrem gesucht wurde? "Wenn Ihr kein Jedi seid, wird diese Welt sterben und es wird Euch nicht kümmern. Wenn Ihr kein Jedi seid, habt ihr Euch in dieser Galaxis schon an die Schatten verloren." Endgültigkeit lag in den Worten und vielleicht, man mochte es Einbildung nennen, eine schwache Spur der Hoffnung.
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