#17
Medizinische Versorgungsstation über Firrerre

"Da ist noch einer!" - "Erledigen, los!" Blasterstrahlen pfiffen durch den Raum, durchschlugen mühelos die dünne Kleidung, und bohrten sich in die Herzen jener Forscher, die so ehrgeizig, so edelmütig nach einem Heilmittel für das verseuchte Firrerre suchten. Geringschätzig schob Hauptmann Delan derweil seinen Stiefel unter seinen jüngsten Abschuss und drehte sie auf den Rücken. Der ausdruckslose Helm blinkte hinunter auf das Gesicht einer rothäutigen Twi'lek, doch das Gesicht unter Maske zeigte tiefste Abscheu. "Wie ich diese Biester hasse...", entfuhr es Delan, als sein Fuß der regungslosen Leiche einen achtlosen Tritt versetzte. Der Offizier wandte sich schlussendlich ab und schulterte sein Gewehr. "Herhören!", blaffte er seine Mannen an und verzog das Gesicht unter dem Visor zu einem finsteren Grinsen. "Wo die herkamen gibt's sicher noch mehr, also Nachladen und weiter!", rief er den Soldaten zu und entsicherte simultan sein Gewehr. Delan versuchte nicht an das zu denken, was er hier tat, es hatte nur wenig mit echter Schlacht, echtem Kampf zu tun, es war ein Schlachtfest, ein reines Gemetzel gegen wehrlose Forscher und Händler, nichts, was auch nur im entferntesten einer Bedrohung gleichkam. Das viel größere Verbrechen blendete der Sturmtruppenoffizier komplett aus, er zerstörte die vielleicht einzige Hoffnung auf ein Heilmittel für die Firrerreo, die toten Mediziner nahmen ihre Geheimnisse mit ins Grab. Delan ging mit systematischer Grausamkeit vor: Raum für Raum wurde von seinen Truppen durchkämmt, Raum für Raum die gleiche kaltherzige Prozedur der Hinrichtung, bis die Station selbst nur noch eine Leichenhalle war. Am Ende widerte selbst ihn der Anblick der Kadaver an. Abscheu zeichnete seine Miene, er wäre froh, wieder fort zu sein und das stumme, abgestumpfte Vorgehen der übrigen Sturmtruppen sagte ihm, dass er damit nicht alleine war. Der Hauch von Fieberwahn, der sie alle überkam, als die Inquisitorin den Befehl zur Auslöschung gab, fiel langsam von ihnen ab und jetzt, so glaubte Delan, waren sie nur wenig mehr als zerbrochene Hüllen. Der Hauptmann war kein großer Anhänger philosophischer und mythischer Worte, kam aber nicht umhin, das ein oder andere aufzuschnappen. Doch heute hatte er eine bittere Wahrheit erfahren: Menschen konnten im Dunkeln nicht überleben, versuchen sie es, so werden sie zu Monstern, gezwungen Leben zu nehmen, um das eigene zu verlängern. Aber hatte er eine Wahl gehabt? Spielte es eine Rolle? Als Delan sich umschaute spürte er, wie Kälte und Leere sein Herz überwältigten, er spürte, wie die Menschlichkeit ihn verließ. Ziellos blickte er auf die Toten und der Hauptmann bemerkte, dass es keinen Unterschied machte. Hätte er es nicht getan, dann ein anderer, so war es im Imperium und so würde es immer sein. Nicht mehr funktionierende Teile wurden ersetzt und verschrottet und Delan hatte vor, sehr lange zu funktionieren. Der Fokus verschob sich auf die rauchende Mündung seines Blasters, dann hin zum Kolben. Er hatte nicht bemerkt, wie er in gewohnter Manier seine Abschüsse eingekerbt hatte. Er zählte sechsundzwanzig, dann deutete er seinen Männern mit einem seitlichen Nicken, dass es Zeit war zu gehen. "Abmarsch, Jungs, wir sind hier fertig mit dem Reinemachen."


An Bord der Abaddon

"Anstand und Ehre!", protestierte der erste Offizier der Abaddon, als er just erfuhr, was soeben auf der medizinischen Station geschehen war. Und was tat sein Kapitän? Regungslos stand Stratis am Sichtfenster, wie ein Droide, deren Energiezelle leer war. Wie konnte der Mann es zulassen, dass imperiale Soldaten unschuldige Zivilisten ermordeten? Hatte er vergessen wofür sie kämpften? "Haben Sie das vergessen? Haben Sie vergessen wofür wir eintreten? Wie können Sie dieser Hex-" - "Halten Sie's Maul, Sie Idiot!", herrschte Stratis den untersetzten Mann an, der erschreckt einen Schritt zurückwich. Stratis kannte diese Vorwürfe und war ihnen gleichermaßen überdrüssig und was noch wichtiger war, es war weniger sein Problem, als der Offizier dachte. Er hatte keine Befehlsgewalt über die Strumtruppen, sie unterstanden dem Oberst und er wäre ein Narr sich auf sein Streitgespräch bezüglich moralischer Werte mit Oberst Renning einzulassen, davon abgesehen, dass er folglich nicht mehr den Wünschen seiner Inquisitorin entsprach. Denn darum ging es hier, alle anderen Belange waren dem untergeordnet, dieser Mann, dieses Insekt mit seinem mikroskopisch kleinem Verstand erwartete von ihm, einem Mann mit Verantwortung und Kontrolle über ein mächtiges Schlachtschiff, dass er dieser Frau vorschreiben konnte, was sie zu tun und zu lassen hätte. Absurd. Er begriff es nicht, aber das war nicht verwunderlich, nein, denn er, Roman Stratis hatte stets begriffen, dass es sich von der zweiten Reihe aus sehr gut kommentieren und nörgeln ließ, denn sie waren nicht diejenigen die unmittelbar dem Zorn der Inquisitorin ausgesetzt wären und Vorwürfe der Feigheit waren an dieser Stelle ein zweischneidiges Schwert. Stratis war nicht entgangen, dass der Offizier mit seiner kleinen Ansprache gewartet hatte, bis sie weg war. Er war Kommandant, er wusste, dass Furch sich ausbreitete und auf der Abaddon war sie allgegenwärtig. Weil er an ihr zerbrochen ist? Vielleicht. Stratis kannte die Antwort auf diese Frage nicht und es war auch nicht wichtig. Doch wie nur konnte es der Mann wagen ihn herauszufordern? Seine Integrität in Frage zu stellen? Seine Autorität? Er mochte an der Brust eines Monsters hängen, doch diese Einfaltspinsel um ihn herum verkannten, dass ihn das noch lange nicht zu einem willenlosen Spielball machte! Zorn schwelte im Herzen des Kapitäns, flammendes Feuer, dass sein Herz versengte und die Wahrheit in den Worten des ersten Offiziers verbrannte. "...und werde ihr unakzeptables Verhalten dem Oberkommando melden." - "Genug!", blaffte Stratis ihn an, während er sich endlich vom Fenster ab- und seinem Gesprächspartner zuwandte. "Sie zweifeln an einer Entscheidung die eine Vertreterin der imperialen Ordnung getroffen hat, Sie zweifeln an dieser Vertreterin, die dem Imperator auf Korriban rettete, die mehr Mut und Stärke bewiesen hat, als Sie je aufbringen könnten." Stratis funkelte den Mann finster an, ja, endlich zeigten die aufrührerischen Elemente ihr Gesicht, die seine Bemühungen dieses Schiff ordentlich zu führen zu torpedieren gedachten, die seine Person zu untergraben versuchten. "Ihre Zweifel sind unangebracht und indiskutabel; erster Offizier Nimroth, Kraft meines Amtes als kommandierender Offizier enthebe ich Sie ihres Postens - bis auf Weiteres." Der Kapitän winkte zwei Soldaten heran, die sich sogleich Nimroths annahmen. "Schaffen Sie mir diesen Aufrührer aus den Augen, zeigen sie meiner Mannschaft, dass Zweifel an ihrem Kapitän vollkommen.. unangebracht sind." Ohne ein weiteres Wort wandte sich Stratis wieder ab. Ganz recht, sollten sie ihn nur sehen, sollten sie nur sehen, dass er die Kontrolle hatte und sich aufmüpfiges Gewürm nicht mit ihm anlegen sollte. "Tirith, sie übernehmen an Nimroths statt."


Firrerre

Wahnsinn bleckte ihre Fänge, überstreckte den Kiefer wie eine Schlange und Verschlang sie zur Gänze. Sie hatte den giftigen Pfuhl gesehen und war begierig hineingesprungen, tief eingetaucht in das Elend der Galaxis. Aber nicht hier, nicht, als sie den Seelen an Bord der Station das Geschenk des Todes und der Erlösung brachte. Die Dunkelheit in ihrem Herzen war auf Korriban gewachsen. Vielleicht hatte das Grabmal der Sith das letzte Gute, das in ihrem Herzen war herausgeschnitten wie einen bösartigen Tumor. Wenn, dann hatte der Schnitt eine offene Wunde hinterlassen, aus denen die schwelenden Schatten nun herausdrangen und alles verschlangen, was sich ihnen in den Weg stellte. Reah fühlte sich wie eine Königin, ein Geschöpf, geschaffen um über andere zu gebieten und sie ihrem Willen unterzuordnen. Sie hatte es in der Macht gesehen. Und wie sollte es auch anders sein? Als bloße Jedi-Häscherin wäre ihr Dasein eine absolute Verschwendung, ihr Geist sehnte sich nach majestätischer Größe, nicht nach blinder Unterwürfigkeit, nicht einmal der heuchlerisch-verräterischen, wie sie die Sith nur zu gerne praktizieren. Darin lag auch der Unterschied, einer der vielen. Sie war nicht das Instrument einer mordenden Religionsgemeinschaft, sondern ein Organ eines galaxisumspannenden Staates, ihre weltlichen Ambitionen überstiegen den tumben Versuch die Macht ins Dunkel zu stürzen bei weitem. Derlei war auch nicht nötig, es war verschwendete Liebesmüh. Es würde neue Kontraste geben und wenn sie innerhalb der Dunkelheit entstanden. Es ging nicht um Korrumpierung, sondern um Kontrolle. Kontrolle über alles Leben mit allem, was daran gekoppelt war. Gedanken, Moral, innere Abgründe... wer eine Galaxis beherrschen wollte, müsste sie zu einem Spiegelbild seiner selbst formen auch wenn es paradoxerweise bedeutete das Selbst dem Wahnsinn zu opfern, dem ein solcher Wunsch entsprang. Aber dennoch - bedeutungslos. Noch krochen diese Vorstellungen nur wie Maden durch ihr verfaultes Fleisch, dazu verdammt sich gefräßig an allem zu nähren, was sie dort fanden.
Licht blendete ihre Augen, als das Landungsboot durch Firreres Wolkendecke stieß, in seinem unbarmherzigen Sinkflug, wie ein zielsuchender Pfeil. Weitere Geschosse flankierten sie und kündigten ihre Anwesenheit außerhalb des Shuttles durch ohrenbetäubendes Kreischen an. Eine Rotte Tie-Jäger donnerte an ihren vorbei und ließ das sterbende Volk Firrerres wissen, dass das Imperium zurückgekehrt war.

Ruhig und reglos warteten die gesichtslosen Zinnsoldaten darauf, wie Bluthunde losgelassen zu werden, denn dazu wurden sie gezüchtet, geformt, oder gedrillt - es spielte keine Rolle wie man es bezeichnen wollte. Selbst mit dem Augen der Macht gesehen, wirkten die Soldaten erschreckend leer, beinahe Tod - oder spielte der Inquisitorin die eigene Wahrnehmung nur einen Streich? Hatte sie zu tief in die Finsternis gesehen und übersah nun, wo ihr eigener Schatten endete? Wenn, so entschied sie, war das klägliche Opfer wert, vor den Gefühlen der Geringeren verschont zu bleiben, um einen feineren Blick auf das eigene Selbst zu erhalten und wie es sich auswirkte. Kleine Resonanzen, unachtsame Anstöße ihrer Person, ihrer Handlung gegenüber, verhülltes Entsetzen und... vielleicht ein Anflug von Angst hatten ihr gezeigt, dass sie bemerkt wurden. und Reah befand es für gut. Doch wie seit alter Zeit musste ein Jedi begreifen, dass Dunkelheiten vergrößert werden wollten, es ihnen nach mehr Nährboden gierte um sich auszubreiten und solange die Schatten ihr Kraft spendeten, würde sie ihnen gehorchen - solange ihre eigenen Ziele dadurch nicht beeinträchtigt wurden. Nicht wie die Sith, die sich der Dunkelheit zur Gänze hingaben, nein, wie so viel, war sie Reah nur ein Mittel zum Zweck, ein austauschbares Werkzeug.

Die Inquisitorin entstieg dem Zerwürfnis in ihrem Geist, das sie seit Korriban plagte, als der Transporter aufsetzte. Zu lange schon hatte sie Theorien und Fantasien nachgehangen, nun aber, wurde es Zeit für Taten, für Ergebnisse. Dennoch war Firrerre weniger Herausforderung, als es den Anschein hatte, nein, es war eine Falle. Eine Jedi-Falle. Die Handlung war vorherbestimmt, alles weitere diente nur der Verzierung, war nur die Farce in einem billigen Schmierentheater.
Als sie sich erhob, wuchsen dem Schatten Arme und Beine, doch zarte Schultern und hübsche Rundungen versteckten nur ungenügend das Wesen des Monsters, die Fratze der Verderbnis. Ästhetik aber, war in derart desaströsen Dramen nicht von Belang, insbesondere dann nicht, wenn der Ausgang von vornherein feststand. Eine gute Jedi-Falle zeichnete sich dadurch aus, dass der Jedi erst dann Begriff, dass er nicht entkommen konnte, wenn es bereits zu spät war. Mit der Anmut einer Königin betrat Reah ihre Bühne, Firrerre, verseuchtes Paradies einer chaotischen Galaxis. Wesen begannen sich zu nähern, niedere Kreaturen, die sich um die Hauptattraktion zu scharen versuchten - nicht viele, zweifellos, denn erwartungsgemäß lebte ohnehin kaum noch jemand auf dieser Welt. Ein irritierter Blick traf Sie und ihre Soldaten. "Was wollen Sie hier? Was will das Imperium von uns?", fragte der Firrerreo nicht minder perplex. "Jedi...", krächzte die Inquisitorin, und schritt unbeirrt weiter, während sich ihre Hand elegant an ihren Gürtel schob. "Was?" - Ozongeruch schwängerte die Luft, als der große Mann wankte und schließlich dumpf zu Boden fiel. "Das Imperium bedankt sich für Ihre harte Arbeit.", kommentierte sie spöttisch und verließ zusammen mit den Sturmtruppen den kargen Raumhafen. Sie neigte nicht dazu sich zu verstecken, nicht hier und jede Gelegenheit der Grausamkeit kam ihr nur recht, sie waren die Sender ihres Echos, das sich über den Planeten erstreckte. Der moralische Abgrund, den sie aufstieß, war der unwiderstehliche Köder für den Jedi und wenn er sich vom Leid abwandte, dann war er bereits gefallen.
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