#15
Sedrael konnte spüren, wie der Unbekannte hinter ihr in Unruhe hin und her wippte. Ihre geschlossenen Augen flatterten kurz, als die Jedi die Präsenz in und um ihn aufsog und versuchte, dabei zu beurteilen, inwieweit sie den Worten Glauben schenken konnte. Nun, sie war nicht geübt darin, viel erkennen zu können, zumal es ihr schon gar nicht möglich war, durch die Barrieren zu gelangen, die der Mann offenbar aufgebaut hatte. So gelang es ihr nicht, allzu viel daraus zu entnehmen. Innerlich fröstelte es ihr indes für einen Moment und sie konnte direkt spüren, wie ihre Hautfarbe für einen Augenblick in einen kühleren Farbton wandelte. Auch wenn die Antwort mehr der erhofften entsprach als ihrer Erwartung, so kam sie dennoch nicht umhin zuzugeben, dass ihr die Begegnung mit dem Fremden unheimlich war.
„Ich verstehe“, entgegnete ihre Stimme knapp, als er auf Sedraels Frage geantwortet hatte. Vielleicht war noch eine Spur von Misstrauen in ihrer Stimme zu vernehmen, doch letztlich war es gleich: Wenn der Mann hier wäre, um über sie zu richten, dann hätte er es getan. Doch wer war er? Geduldig wartete die Sephi ab, bis er fortfuhr. Gerüchte. Es gab also Gerüchte? Ja, das musste wohl zwangsläufig früher oder später geschehen, wenn man sich zu lange an einem Platz aufhielt. Selbst wenn man sich Mühe gab, sich bedeckt zu halten und in der Galaxis nicht zu sehr aufzufallen, hinterließ man – auf die eine oder andere Weise – immer Fußabdrücke, denen eifrige Suchende nachgehen konnten. Manchmal mochten sie ins Leere führen, in diesem Fall aber schienen sie sie doch direkt zu der Sephi zu bringen. Das war zunächst nicht allzu dramatisch – sofern es nicht die falschen Leute realisierten. Aber irgendwann würde genau das passieren. Wenn es ihrem jetzigen Gast gelungen war, würde es auch anderen gelingen. Das war eine Erkenntnis, um deren Tragweite sie sich zu gegebener Zeit bewusst werden musste. Aktuell, im Beisein ihres unverhofften Gastes, lagen ihre Gedanken jedoch an anderer Stelle. Denn als der Mann das Stichwort Jedi erwähnte, ging von Sedrael spürbar ein Verkrampfen aus, jedenfalls für einen Augenblick. Erstmals öffnete die Sephi wieder ihre Augen, zunächst nur zu kleinen Schlitzen, ehe sie nach einer Weile doch ihre volle Größe entfalteten. Allmählich löste sie ihren Schneidersitz auf und positionierte die Beine fließend unter ihrem Körper, um sich langsam zu erheben.
„Ob es sich um eine Jedi handelt oder nicht, ist allein eine Frage der Definition“, sagte sie mit kräftigem Ausdruck, während sie – den Rücken noch zu ihrem Gast gerichtet - erfühlte, wie der schlafende Firrereo vor ihr mehr und mehr sein Leben aushauchte. Vielleicht hätte ein wahrer Jedi mehr tun können als sie. Wahrscheinlich würde sie es nie erfahren, auch wenn sie die Macht dazu befragte. Das hatte sie schließlich bereits getan und sie hatte bislang, in all der Zeit, keine Erkenntnis daraus ziehen können.
„Die Frage ist weniger, ob ich das bin, wofür Ihr mich haltet, sondern ob Ich Euch die Hilfe anzubieten vermag, die Ihr ersucht.“
Sehr viele der hiesigen Bewohner hatten ebenso Hilfe erfleht, doch nur die wenigsten hatten die Art der Hilfe bekommen können, die sie gewünscht hatten. Was mochte der Mann hinter ihr für Hilfe benötigen, sofern es nicht das war, was alle anderen auch von ihr wollten? Sedrael stieß etwas Luft aus ihrem halb geöffneten Mund aus. Sollte es so sein, würde sie nichts für ihn tun können. Nicht mehr als das, was sie jetzt bereits tat. In ihre Nase stieg der Geruch des Fremden und Unbekannten, der mit dem Fremden in das Medi-Zelt getragen worden war. Schließlich senkte Sedrael den Blick ein knappes Stück und begann, sich umzuwenden. Sie legte beide Hände übereinander und verbarg ihre Glieder alsbald in den Weiten der purpurfarbenen Ärmel, die sich durch ihre Bewegung über ihren Händen ausbreiteten. Der silberne Griff ihres Schwertes federte dabei sanft gegen ihre Hüfte, ehe er wieder zum Stillstand kam, als sie sich nämlich ganz zu dem Unbekannten umgedreht hatte.
„Was also ist es, dass Ihr Euch den Gefahren einer sterbenden Welt stellt, ausgerechnet um Heilung zu erhoffen?“, fragte sie schließlich, während sie ihren Blick anhob, um das Gesicht des Fremden zu mustern. Das fahle Licht umspielte die helle, scheinbar farblose Haut der Sephi unter der Kapuze und sorgte für den einen oder anderen Schatten, ohne dabei Sicht auf die Details ihres Gesichts zu verbergen.
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