#57
Tote Körper im Wüstensand... ein Massengrab. Für sie, für die Galaxis, für alle. Faulige und korrumpierte Leichen waren sie, die von den Sternenschiffen in den Staub dieser Welt geworfen wurden, um der bedauernswerten Leere ihrer Existenz entgegen blicken zu können. Hier und dort rissen kleine Silberstreifen auf und ließen die vermoderten Augen der korrumpierten Kreatur hindurchblicken. Lose Eindrücke aus dem Davor und dem Danach reiten sich aneinander, ungenaue Bilder von Dingen, die geschehen waren und Dingen, die vielleicht erst noch geschehen mochten. Vielleicht hatte dieses elendige Wesen seine ersten zaghaften Schritte unternommen aus dieser ewigen Teergrube zu entrinnen, in die sie einst gefallen war, doch nun, wie schwer konnte es sein die Realität anzuerkennen und nicht doch wieder umzukehren, die liebkosende Umarmung von Dunkelheit und Wahnsinn anzunehmen, die so lang nun schon ein treuer Begleiter war. Was hielt sie also davon ab sich im Schmerz des Verlustes zu suhlen, ganz wie ein räudiger Kläffer, wie sie es immer schon tat. Sie konnte Terror sein - ein durchfegender Orkan mit scharfen Klingen, ein Wesen jenseits irdischer Fesseln, jemand, der es nicht nötig hatte nach Moral zu entscheiden, sondern nach Gefallen. Und alles was es dazu benötigte war nur ein kleiner Schritt zurück. Die Dunkelheit konnte warten, war geduldig mit der Beute. Früher oder später würde wieder jemand fallen. Sie alle taten es, begriffen nicht, dass der Abgrund stets zurückstarrte, war jemand ein solcher Narr einen Blick in diesen Höllenpfuhl hineinzuwerfen. Vielleicht stimmte es sogar, was die Jedi sagten, das diejenigen, die einmal den finsteren Nektar dieser Verderbnis gekostet hatten, nie mehr davon loskamen. Es war wie ihr Elixier, das sie am Leben hielt, das all die Taten, die sie begingen, erträglich werden ließ. Die Finsternis stellte sich als verlockende Freundin dar, eine, die zeigte, dass es neben ihr keine weitere benötigte.

Ob Sedrael es gerade wusste? Tatsächlich wusste was sie tat, als sie mit ihren Händen so bereitwillig diesen verderbten Kadaver berührte? Unwahrscheinlich. Möglicherweise war es wie ihr eigener bestialischer Instinkt zu töten, immer und immer wieder und die kleine Sephi wiederum sah sich bestärkt darin gerissene Wunden zu schließen. Für diesen Augenblick mutete es ihr beinahe wie ein irrsinniger Wettstreit an, zwischen derjenigen, die alles daran zu setzen gedachte eine unheilbare Wunde in die Galaxis zu schlagen und derjenigen, die alles dafür tat, dass dies nie geschehen würde. Heilung konnte beides bedeuten. Durch Wonne, wie durch Leid und wenn Schmerz eines versprach, dann, dass Lektionen nicht so schnell vergessen wurden. Die größte Absurdität an ihrer Situation mochte aber tatsächlich sein, dass Sedrael das Risiko einging ein Monster zu retten, vielleicht den fatalen Fehler den sie selbst erst unlängst begann, als sie Vesperum aus rotbraunen Hölle heraushalf. "...hätte ihn hier begraben sollen!", zischte die Sith leise in die Flammen hinein, die boshaft aufflackerten als wären sie von der dunklen Präsenz des Imperators besessen. Für ihn war definitiv jede Rettung zu spät. Seine Strafe für sein Versagen... an sich, an den Sith, an allem was er berührt hatte, konnte nur noch der Tod sein. Schmerzhaft, wie das Licht, dass durch ihre düstere Gedankenwolke brach und ihr in die Augen blendete. "Was zur...?", begann die Hexe verdutzt, wollte das viel zu helle Licht beinahe anfauchen ehe sie registrierte, dass es offenbar Gegenstand von Sedraels rudimentärer Behandlung war. Noch war sie ein Wrack und die heilende Wirkung der hellen Seite der Macht war bestenfalls ungenügend oder sprach in diesem Augenblick nur wieder ihre eigene Ignoranz die heilende Wirkung anzuerkennen, anstatt es in stiller Dunkelheit zu ertragen? Zumindest hatte sie Sedrael nicht ausdrücklich darum gebeten sie zu heilen, dieses zerrissene Nervennetz, dass nur noch vor Schmerz schrie wieder zusammenzusetzen. Die Sephi schob sanft ihren Kopf nach oben und begann damit ihre Schläfe zu massieren... Kopfschmerzen? - natürlich, der Schlag der Schattensturmtruppe, kurz nach dem Verlust ihrer Hand. Reahs Augenlider senkten sich herab und ihre Pupillen blickten Korribans Horizont entgegen, die Behandlung ihrer seltsamen Gefährtin annehmend. "Du weißt wen... was du ins Leben zurückholst, oder? Aber du machst es trotzdem... warum?" Aus ihrer Sicht weder eine kluge noch langfristig weise Entscheidung, erst recht nicht an einem Ort wie diesen. Oder war es sogar Korriban? Ein kleiner Wink der Macht, dass die Wurzel allen Übels ihr Kind noch nicht sterben sehen wollte.

Doch was sprach die Sephi? Hörte sie ein zögern in der Stimme? Stumme, zweifelnde Gedanken bezüglich ihrer Absicht an diesem Ort? Vermutlich. Und es wäre seltsam wenn nicht und doch ließ die Formulierung dieser simplen Gegenfrage Rückschlüsse zu, wie wenig Sedrael offenbar über die Dunkelheit wusste. Womöglich kannte sie die alten Spukgeschichten aus dem Jedi-Tempel, zum Großteil ausgeschmückte Märchen, dazu gedacht die formbaren jüngeren Mitglieder des Ordens auf Kurs zu halten. Aber das war es nicht, es ging hierbei nicht um die eigentliche Dunkelheit, sondern um einen Katalysator. Vesperum muss etwas gesehen haben, dass ihn wie nichts in der Galaxis antreibt, etwas, dass es ihm wert war seinen Verstand dafür zu opfern. Einst war er nur Imperator, doch nach Korriban, war er weit mehr als das - zumindest schien er seiner weltlichen Rolle mehr und mehr überdrüssig zu werden, Isards Enthüllungen in dieser Hinsicht ließen darauf schließen. Es war, als hätte vorher ein kleines Teil gefehlt und dieser Planet hatte es ihm gegeben. "Was auch immer er fand, wird kaum mehr hier sein.", offenbarte die Hexe bestimmt und überzeugt, obgleich auch sie noch nicht wusste, was genau der dunkle Herrscher von hier mitgenommen hatte. "Sedrael, dieser Planet hier, er macht uns nicht zu Monstern. Leute wie ich, wie Vesperum..., wir zerbrechen an anderen Dingen - oder werden gebrochen. Die einzigen Zeugen, die tatsächlich wissen was er tat, sind die Toten unter unseren Füßen." Sie erinnerte sich an ihn und sie wusste, dass sein Grab hier irgendwo sein musste, irgendwo im Tal der Dunklen Lords. Finsternis blitzte in den Augen auf, die wiederkehrende Gier nach den Schatten, nach der Macht, die sie in sich verbargen. Korriban konnte ein herrlicher Schatz sein, nur Ysanne schien es nicht erkannt zu haben... oder wollte es schlichtweg nicht war haben. "Ludo Kressh.", ließ Reah den Namen in die Dunkelheit entgleiten, nicht ohne ein schwaches, doch beinahe ehrfurchtsvolles Zittern in der Stimme, unsicher ob die uralte Sith-Wesenheit nicht allein durch das Nennen ihres Namens angezogen wird. "Er wird wissen was geschah."

Zu Sedraels Beschreibungen über die unbekannte Gestalt, zeigte die Hexe keinerlei Reaktion, mochte es sein, weil die ihr mitgeteilten Informationen ohnehin kaum relevanten Inhalt besaß, oder weil sie eine Konfrontation mit Agent Traggis ohnehin für unausweichlich hielt.
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