#48
--> Von Atrisia (S. 7)


Eine Wüste. Das endlose Wechselspiel aus rotem Sand und braunem Sturm, der den Blick in die Ferne verbarg und weit weg als anklagendes Heulen den Verdruss der Ödnis besang. Vereinzelte Felsbrocken verteilt im Nichts, ausgelegt von der großen Willkür im Laufe vieler Jahrtausende.

Dann, ein weiteres Heulen. Ein mechanisches. Die Klinge des Triebwerks durchschnitt Millionen nebeliger Sandkörner. Ein grauer metallischer Käfer wog einige Meter über dem Boden im Wind, stemmte sich gegen die Brise, die an ihm zerrte. Der Gozanti-Transporter glitt weitere Meter vorwärts, an seiner ventralen Verankerung ein alter, grauer Frachtcontainer. Plötzlich lösten sich die Halterungen mitten im Flug und gaben den Container der Schwerkraft frei, während der Frachter erleichtert von der Last nach oben driftete. Scheppernd krachte der Container auf den Boden, verbeulte, schlitterte durch die Fluggeschwindigkeit ein paar Meter weiter, zog eine raue Spur in den Sand und überschlug sich, bis er in den Körnern im Nichts stehenblieb. Eine Böe griff gierig danach, doch der Container war zu schwer – weigerte sich, dem Sandsturm zu gehorchen und dem Weg der Ödnis zu folgen. Wenige Sekunden schwebte der Transporter über seiner abgeworfenen Fracht. Dann drehte der einsame Metallkrieger ab, verjagte mit brüllendem Triebwerk den Sturm um sich und verging im braunen Gestöber aus Wind und Himmel. Fliehend und unwillig, den Boden jemals zu betreten, ließ er den Container in der endlosen Ödnis zurück.

Der Sand rieb binnen Momenten an den harten metallischen Kanten und begann seine zeitlose Jagd danach, das Innere des Objektes zu erforschen. Dort, in der fensterlosen Dunkelheit, hinter der verriegelten, aber von innen zu öffnenden Türe, die nun durch das Umstürzen des Containers nicht nach oben, sondern zur Seite aufgleiten würde, fiel ein metallisches Schrottteil auf den Boden und klimperte dort im Echo der Finsternis. Diverse zerstückelte Metallteile, alte zerteilte Maschinen, ausgemusterte Computerteile, die Hälfte eines ehemals becherförmigen Körpers eines längst zerlegten Astromech-Droiden waren Zeugen und Zuschauer des Aufpralls, nutzlose Zeugnisse früherer Zeiten, die keiner Funktion mehr zugedacht werden konnten. Doch irgendwo inmitten von Schrottteilen atmete auch etwas, ein einzelner Körper zwischen all den rostigen, stechenden Spitzen und ausgemustertem, wertlosen Altmetall. Im Laufe der Zeit ließ die injizierte Betäubung nach und öffnete den Blick ins dunkle Irgendwo. Das Wesen erwachte, ohne Verpflegung, ohne Waffen, ohne Transportmittel, ohne Begleitung. Einsam und verlassen im Nichts, nur geleitet vom wölfischen Heulen einer lebensfeindlichen Außenwelt, die noch zähnefletschend jetzt zu verzehren suchte, was ihr beim letzten Mal nicht gelungen war.
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