#40
Was machte sie sich vor? Sie alle machten sich etwas vor. Geld - gegen ein Lebewesen. Leben aus reinem Eigennutz? Der Jedi wurde klar, was geschah. Nicht Vesperum hatte sie gefunden, sondern die Fahndung, welche uralt in den imperialen Computersystemen lag. Verrückt war der Wille der Macht. "Wie kann man Leben bewerten?" Eine Frage, die sie vorwurfsvoll aussprach und direkt an den Söldner richtete, der sie aufgespürt hatte. Wie konnte er nur so einfach über ein Leben urteilen? War es wirklich so einfach? Seine innere Unsicherheit wurde für die junge Jedi sichtbar. "Du brauchst dein Geld nicht so zu verdienen. Es gibt genug Arbeit, die Menschen und Lebewesen nicht verletzt," sprach Sansa, während sie die Trauer bei Seite schob, da die Seele vor ihr, dringend Hilfe benötigte. Ihre eigene Wut verschwand unter ihrem echten Mitgefühl. Er hatte nicht geschossen. Er war noch nicht ganz verdorben. "Du hast nicht geschossen, oder? Du möchtest auch nicht schießen?" - Wiederholte sie ihre Gedanken, die der Kopfgeldjäger auch bestätigt hatte. "Du würdest mich nicht erschießen. Ich bin wehrlos," sagte sie seufzend. Wehrlos war sie nicht ganz aber seelisch lag sie brach. Vesperum hatte er ihr fast alles genommen. Auch Aidan. Dieser Dämon zerriss die Galaxis zu seinem Nutzen. Dennoch kam der Traum auf, dass aus diesem Leid irgendwann etwas Schöne erwachsen würde. Dunkelheit zog vorbei. Sie war nie von Dauer. Und eines hatte sie gelernt, dass am Ende nur eines zählte, mit welchem Gefühl, als auch Gedanken, in die Macht einging. Zürnte man, war man verzweifelt oder frei? Dieser Dämon würde niemals mehr frei sein, niemals mehr, wie sie sein. Lichter gingen niemals vollständig aus. Wo ein Stern ausbrannte, entstand ein Neuer. Das Leben war nicht nur ein Produkt, sondern mehr als sie sich vorstellen konnte. Selbst in der Wüste dieser Welt lebten Wesen. Das Purpur ihrer Augen glänzte glasig, als ob sich gleich Tränen abzeichnen würden.

"Ich komme mit dir, wenn du mir etwas von dir erzählst," drang melodisch aus ihrem Mund. Ihre Stimme war fürsorgend, gar mütterlich. Mit einem sanften Schritt trat sie auf Evan zu. Seine Gesten, das Kragen aufstellen, vermochten nicht seine Schwäche überdecken, die in ihm keimte. Dieser Lebensstil zerbrach ihn. Seine Schwäche war keine Schande, sondern nur menschlich. In seinem Leid lag Schönheit, welche nur ein Jedi erkennen konnte. Hier konnte man jemanden erretten. Jemanden finden, der das Licht noch nicht vergessen hatte. Die Macht war immer Entscheidung, dass Schicksal zu akzeptieren oder sich dagegen zu stellen. Sansa hatte sich immer für Ersteres entschieden, bis vor Kurzem, als sie diese unsägliche Reise gegen Vesperum angetreten hatte. An dieser war sie gescheitert. Es war der Beweis dafür, dass die Macht ein Fluss war, der einen mit sich zog, bis zum Ursprung. Nichts war vorbei, es begann wieder. Immer wieder. Die Frau schloss für einen Moment die Augen, spürte Evans Seele, umschloss diese mit einer vorsichtigen Wärme; einem Urvertrauen, was sie geben konnte. Dies war ihre Waffe gegen die Grausamkeit: Vertrauen. Eine ferne Stimmung zeichnete sich ab, während sie auf ihn zuging. Die Zeit verweilte still, wie eine entrissene Erinnerung.

Da rauschte es in ihrem Bewusstsein auf, sein Herzschlag, seine Nähe. Er bekam Präsenz in der Macht, wie er litt und die Angst aufstieg. Dunkle Nebel umschlossen seine Seele, die sie mit der Macht zu verdrängen versuchte. Wie ein neuer Morgen nach langer Nacht, kümmerte sich die Jedi um die Kälte, die Evan heimsuchte. Wärme und Licht waren die Antwort. Sansa öffnete ihre großen Augen, berührte Evan an der Schulter mit einer zurückhaltenden Handbewegung. Seine Waffe hatte er bereits verstaut, das sah sie. "Du musst dich nicht mehr fürchten," sprach sie nun direkt in sein Gesicht.
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