#47
Alles geschah, wie er es wünschte. Alles geschah, wie es bestimmt war. Nichts veränderte sich zu seinen Gunsten oder Ungunsten. Vesperum war der Gefangener seiner Zeit. Es gab kein Entrinnen vor seinem dunklen Willen, der selbst ihn verbrauchte. Niemand anderer war an dem Punkt angelangt, wo er sich nun befand. Die düsteren Geister näherten sich, fühlbar waren sie, wie sie über seine tote Haut strichen. Diese schleichende Kälte, die den Boden erfrieren ließ, zog nun hinauf in seine Adern. Dieser Sith war verloren.

"Gut," sagte der finstere Herrscher in einem fürchterlich langgezogenen Ton. Sein Wunsch wurde umgesetzt. Erneut kein Widerstand. Nichts zu verneinen, nur anzunehmen. Die Übertragung wurde beendet, wie sie gekommen war: plötzlich. Der Imperator hatte den Übertragungsschalter auf seinem Thron abgeschaltet. Ihn kümmerte weitere Höflichkeit nicht. Der seelische Schmerz, der seinen Kopf schwer werden ließ, verdrängte jegliche Weltlichkeit. Das Versprechen war gebrochen. Dies wurde ihm immer klarer. Amaranthine würde ihn nicht retten. Der gefallene Engel verließ seine Himmel, um in schwarzen Schwaden zu stürzen. Die Erinnerung war seine Last, die ihn hinabzog, bis sein leidender Körper ins schwarze Meer schlug. Der Aufschlag erzeugte Wellen, die das Gefüge der Macht erschütterten. Vesperum war zu zerschlagen, um jetzt der Weltlichkeit nachzukommen, doch musste er es. Knöchernd hob er seinen Finger, drückte erneut einen Schalter. "Captain, die Flotte soll nach Fondor springen." - war der kalte Befehl. Auf diesen folgte die gewohnte Antwort eines disziplinierten Imperialen: "Jawohl, eure Majestät." Mehr Kommunikation war nicht notwendig. Der Fingerknochen sackte vom Schalter, die KOM-Verbindung zur Brücke brach ab. Die Atmung war schwer geworden, das Sitzen ermüdete den erbärmlichen Geist. Der Glauben an sich wuchs, der Glauben an die Dunkelheit, die sich ihm erneut zeigte. Während die dämonischen Augen müde wurden, zog die Schwärze in seinen Verstand. Dieses grausame Nichts, welches alles verneinte, was gut war.

Der Kopf fiel vor, das Kinn in Richtung Brust. Erschöpfung machte sich breit. Der Kampf hatte ihm viel Leben gestohlen, aus seinem Fleisch gerissen, welches nun mühsam aus dem Nichts gewonnen werden musste. Er war in diesem Moment ein Minenarbeiter der Finsternis, der mit seiner gedanklichen Spitzhacke in der endlosen Mine, in der Hölle, arbeitete. Während sein Körper zur Ruhe kam, wuchs die Anstrengung des Wahnsinns. Die schwarzen Federn aus Schatten kreisten nur für ihn sichtbar um seinen Kopf. Wie Krallen gierten sich nach ihm, drängten sich um ihn, wie dunkle Vorboten. Die Gesichter waren wieder da. Überall. Prägten ihr Abbild ins Glas, welches, wie Wasser erschien. Ins Metall, welches wie Stoff wirkte. Überall Gesichter von Toten, Lebenden und Sterbenden. Leid - hier und dort. Der Wahnsinn war mit ihm hier. Mühsam schloss der dunkle Lord die Augen. Nicht hinsehen, nicht jetzt. Einmal nicht die Finsternis erblicken, einmal saubere Erinnerungen an die Vergangenheit. Er wollte Amaranthine sehen. Nicht Leid.

Aidan keuchte, biss sich auf seine rissigen Lippen und riss die Augen auf. Da war sie, vor ihm, im Nebel des Todes. Amaranthine. Der Kopf erhob sich, die knöchernde Hand streckte sich in ihre Richtung. Noch ein Stück weiter, weiter auf sie zu. Zwischen den entstellten, leblosen Gesichtern, lag sie, in hellem Licht. Ihre Aura vertrieb die schwarzen Federn, drängte sie weit in den Raum zurück. Ihr Gesicht lächelte hoffnungsvoll, auch sie streckte ihm ihre Hand entgegen, während ihr weißes Kleid im hellen Wind erstrahlte. Doch - etwas hielt ihn. Die Kraft fehlte, aufzustehen, Amaranthine zu packen. Die Müdigkeit war seine Kette, die ihn hielt. Noch ein wenig mehr. Die Macht war greifbar. Bald - und doch wieder nicht. Seine Geliebte entschwand im flüssigen Glas, zwischen den grausamen Fratzen, hinweggerissen von unsichtbarer Macht.

Der Imperator sank zurück, auf seinen Thron, der Arm fiel herab auf das blanke Metall seiner Lehne, welche kalt war. Dann spürte der unruhige Geist, wie sich das Schiff in Bewegung setzte und urplötzlich zogen die Sterne vor dem Fenster helle Streifen in sanftem Blau. Mit diesem Blau entschwanden die Fratzen, um ihn und vor ihm. Es war ruhig, totenstill für den dunklen Herrscher, der hier allein, kraftlos hinaus blickte.
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