#8
Vielleicht stimmte es, vielleicht war es im Krieg wirklich so einfach, eine deutliche Grenze zwischen schwarz und weiß, zwischen gut und böse. Eine Seite verdiente den Tod, weil die andere Leben wollte. Aber dennoch fühlte es sich falsch an, nein, es war falsch. Grundlegend falsch. Auslöschung war die Antwort auf eine Frage, die den Schrecken brachte, die Auswirkung der Fehler der Vergangenheit, über die sie würden hinauswachsen müssen. Cara mochte eine Kämpferin sein, aber keine Kriegerin. Nein, Krieg gehörte nicht in die Zivilisation, denn er nahm nur und gab nichts zurück. Er störte und zerstörte den Bund des Lebens. Was Imperium und Republik taten war grundlegend falsch. In ihrer jugendlichen Naivität träumte Cara wie so viele den idealistischen Traum von Dialog und Diplomatie, sie verschloss sich der grausamen Wirklichkeit, bevor sie sich würde darin verlieren können. Jedi sind keine Soldaten. Das war der Punkt. Immer und immer wieder echoten diese Worte durch ihren Kopf - das war es woran sie glaubte. Sie mussten kämpfen, aber sie waren keine Mörder, keine Henker, keine Schänder des Lebens. So wie ein Jedi, der seine Fertigkeiten nutzte jemanden zu töten kein Jedi mehr war, so war ein Soldat ohne Sinn für Moral, kaum mehr als ein Kriegsverbrecher. Man konnte es Schönreden, relativieren, doch am Ende blieb es bestehen. Niemanden war es je gelungen sich dauerhaft vor der Wahrheit zu verstecken, die irgendwann einen jeden einholte. Fehler machte ein jeder, doch wuchs man ihnen, erlangte neue Erkenntnisse - so man den Mut besaß, sie sich einzugestehen. Soldaten neigten dazu zu glauben, dass ihr alleiniger Frontdienst schon Buße genug wäre - doch gehörte Sofya auch zu ihnen? Cara schwieg. Es war die falsche Methodik Neugierde durch Bedrängnis zu stillen, durch unbequeme Fragen, die schlussendlich doch nur das harmonische Konstrukt ins Wanken brachten, aber kaum tatsächliche Erkenntnisse lieferten.

Irritiert blickte die Mirialanerin der lachenden Soldatin nach - hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie doch falsch eingeschätzt? Sie wusste es nicht, denn eine Antwort war ihr nicht vergönnt, so standen die Worte leer im Raum und mit ihr die verdutzte Cara.Ihr Blick fiel in das klare Wasser direkt vor ihr, das ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck perfekt wiederspiegelte, Und noch etwas anderes, man sah ihr eine gewisse Peinlichkeit an, als hätte sie Fragen gestellt die sie nicht - noch nicht - geziemten. Vermutlich stimmte das sogar - wer war sie schon über solche Themen zu schwadronieren? Im Ton alter Meister über die Wege der Jedi zu philosophieren, die sie doch auch selbst kaum kannte, auch wenn sie ihr so seltsam vertraut vorkamen. Cara lehnte sich ein Stück weit vor und streckte ihre Hand dem erfrischenden Nass entgegen, ehe die Fingerkuppen und schließlich die ganze Hand darin versanken. Kühl war es, wenn auch nicht annähernd so kühl, kalt sogar, wie die eisige Einöde von Mirial, dass sie, wie sie meinte, beinahe ein ganzes Leben schon nicht mehr gesehen hatte.

Ebenso hart wie das Eis, trafen die Worte Sofyas sie, doch war es Caras eigene Schuld, nein, die Frage es hätte sie nicht stellen dürfen, es war dumm und töricht gewesen überhaupt daran zu denken, es war das, was sie sich schon manches mal anhören musste: sie sprach und mutmaßte über Dinge, die sie kaum selbst verstand, lediglich, um sich ein klein wenig besser zu fühlen, ein klein wenig überlegener, obgleich es im Prinzip keine Rolle spielte. Am Ende waren sie alle Jedi. Partner, Freunde. Sie musste nicht besser sein und doch war es nicht leicht, diesem Muster zu entspringen: denn es trieb sie auch an. Es war ihre Lernmotivation, ihr Antrieb, eine gute Jedi zu werden und so finster, wie die Galaxis war, glaubte Cara, das dies auch bitter nötig wäre."Vergiss die Frage einfach... war blöd von mir.", quälte es sich die Mirialanerin schließlich etwas kleinlaut heraus. Das hier war nicht der Ort darüber zu reden, nicht die Zeit.

Man musste wirklich nicht weiter darüber reden, ja, da hatte die Anwärterin gewiss Recht. Aber so waren Jedi eben auch:mystisch, immer in Gedanken, verschwiegen und mysteriös: in ihrer Ausdrucksweise bestenfalls kryptisch. "Oh...", meinte sie knapp und machte sich daran sich ihres Schuhwerkes zu entledigen. "...Jedi sind so.", meinte sie grinsend. "Es geht immer um das große Ganze." Sie ließ von ihrem Schuh ab und hob für den Moment warnend einen Zeigefinger. "Vorsicht sag ich dir, in den Trott eines machtsensitiven Protokolldroiden verfällt man schneller als du glaubst." Zumindest wenn man klug sein wollte. Von den Leuten beachtet werden wollte, ja, dann wurde man schnell zu einem Phrasendrescher, der die Worte der Meister und Ritter stoisch hinunterbetete. Unbekümmert stellte die Mirialanerin ihre Schuhe beiseite und ließ die nackten Füße ins Wasser baumeln. Sofya wollte also einen Beweis, dass Jedi auch irgendwo, wenn auch nur ein klein wenig, normal waren? "Stimmt es eigentlich, dass Meister Dion eine Piratenbande verdroschen hat?" Natürlich nicht allein, aber die ganze Geschichte hatte Cara noch nicht gehört und als Augenzeugin, vielleicht sogar Mittäterin, musste Sofya es eigentlich wissen.
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