#5
Was war schon Politik, als ein großer Kindergarten von Erwartungen und Eitelkeiten? Er war Millionen Lichtjahre durch die Galaxis gereist, hatte Welten und Politiken gesehen, die allesamt nicht den Credit wert waren, auf dem Flimsi auf dem sie gedruckt waren. Es waren oft nur Worte, die aufstachelten, verhetzten und töteten. Berrik sah sich nicht als Politiker und würde auch sicherlich heute keine Politik machen wollen aber dennoch tat er es. Seine Anwesendheit war reine Politik. Zsinj hatte seinen Besten geschickt: seinen rationalsten und glücksten Berater, der wenig auf Emotion gab, sondern mit der Waffe der Logik arbeitete. Leider erlag er dieser Frau mit ihrem bissigen Kommentar. Sie hatte Recht, dass man eine Frau so nicht betrachten sollte. Amber war eine kluge, gut aussehnde - nahezu perfekte Frau, die er irgendwie begehrenswert fand. "Verzeihung," sagte der Imperiale nur. Es war ein Hauch Persönlichkeit, der sich in seinem Gesicht wiederfand. Ein wenig mehr und man könnte ihn schon nicht mehr als Technokraten sehen. Die Frau hatte ihm die Blöße der Menschlichkeit gegeben. Vielleicht war es der Beginn des Countdowns eines Umdenken in ihm? Wahrscheinlich nicht. Wenn doch würde er bald tatsächlich flirten, in wenigen Sekunden.

Zwei Sekunden später war aber auch diese Vorstellung verflogen. Berrik tat es nicht, warum auch? Es war Geschäft. Das Geschäft überschattete jegliche Emotion, die er haben konnte. Es ging darum, den zerbrechlichen Frieden zu schützen, den die Zsinj-Anhänger und die Republik hatten. Obwohl man nicht von Frieden sprechen konnte, denn offiziell waren sie Feinde und bei Gelegenheit würde man sie vernichten. So einfach war die Tatsache. Der Gesandte dachte nach, schwieg einen winzigen Moment und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Dann strich er sich über sein rasiertes Kinn. Der Droide kam erneut zum Tisch und riss den sonst so kühlen Mann aus seinen Gedanken. "Noch einen, Sir?" - war der Frage. "Natürlich," erwiderte Berrik und blickte wieder in Ambers Augen, von denen er kurz Abstand genommen hatte. Die Maschine trottete surrend, blechernd scheppernd, davon.

"Es gibt keine wirklich richtigen Entscheidungen, Miss. Alles hat seinen Preis und jede Entscheidung kostet etwas. Entweder man kann den Preis zahlen oder nicht. Ob dies richtig ist, urteilen nicht die Entscheidenden, sondern die Betroffenen,"
schwadronierte der gebildete Mann. Mehr oder minder inhaltsleer. Doch dann kam der Inhalt sehr schnell daher: "Ihre Freunde überschätzen sich bei Weitem. Wir bieten sicherlich eine gute Alternative." Dann nickte er und nahm von dem heranwankenden Droiden, sein neues Glas Blueberry-Punch entgegen, welches er mit einem - Ping - auf den Tisch stellte. Immerhin war diese gute Dame verhandlungsbereit und offen für das Angebot des Fetten, wie er intern von seinem Gefolge genannt wurde. Natürlich nie in seinem Angesicht. Seine Intelligenz stand seinem Gewicht in Nichts nach, so dass die meisten aus Respekt davor, lieber schwiegen. Leicht beugte sich Berrik vor, stützte sich auf seine Unterarme, während Amber das Pad aktivierte. Nun war auch er neugierig, wie sie reagieren würde.

Berrik beobachtete sie genau, ihre Mimik und Haltung. Sie schien sichtlich überrascht, gar erschüttert. Der Imperiale wusste um die Gefahr, die von Vesperum für die Republik ausging und diesen Schock würde er für die Verhandlungen nutzen. Zsinj selbst fürchtete zu Weilen Vesperums Person, die unter Umständen das gesamte Imperium vereinen konnte, wenn man ihm genügend Zeit gab. - Und diese Zeit wollte ihm Zsinj nicht einräumen. Nicht, solange er noch gut von seinen Einnahmen in seinem Teilbereich der Galaxis leben konnte. Zsinj wollte also Vesperum vereiteln oder zumindest bremsen, damit sein kleines Imperium vom galaktischen Konflikt unbetroffen blieb. In Wahrheit spielte er gerade die Parteien gegeneinander aus. Indem er Amber auf Vesperum ansetzte, zwang er die Republik zu einem überhasteten Angriff auf den Kern, welches den Imperator auf seinem Thron fordern würde und sein dunkles Auge in Richtung der Republik zwang. Es band zwei Feinde des Dicken. In dieser Zeit konnte er seine Strukturen festigen und Verhandlungen mit anderen Imperialen führen. Ihm lag derzeit nichts daran, sein Gebiet zu vergrößern, da dies zu einem unweigerlichen Konflikt mit den Kern führen würde. Diesen galt es zu vermeiden. Zsinj hatte also die Information bewusst an Amber weitergeleitet, da er ahnte, dass sie bereitwillig damit zum Stab rennen würde und die Republik überhastet in ihre Schwächung drängte. Eine geschwächte Republik war keine Bedrohung und ein gebundener Kern, war ein gebundener Imperator, was seiner Wirtschaft nur gut tat. Nicht, dass noch jemand auf die Idee kam, ihn zu beachten, den doofen Dicken.

Im besten Fall wurde Vesperum getötet und mit Pestage ein schwacher Kaiser inthronisiert, den er mit Verhandlungen lahmlegen konnte. Ohne Vesperum würde das Restreich endgültig zerfallen und er könnte aus seinem stabilen Hafen mehr Galaxis beanspruchen, ohne großartige Verluste in Kauf zu nehmen. Pestage war eine bessere Wahl für den Untergang des Alten und den Zugewinn zu seinem Reich. Ihm ging es schon lange nicht mehr um den Erhalt des galaktischen Imperium, sondern um die Neuschaffung eines mächtigeren Imperiums - unter ihm. Coruscant war bedeutungslos, wie eine Scheibe Zitrone im Wasser. Es hatte nur einen Wert als Symbol der galaktischen Herrschaft. Nicht mehr und nicht weniger. Sollten sie doch alle darum streiten. Geld regierte. Und davon scheffelte Zsinj derzeit genug.

"Ja, genau der," folgte dann. Berrik griff zum Pad, aktivierte es und blätterte ein paar virtuelle Seiten durch. "Er wird zufrieden sein und sicherlich annehmen." Schließlich verstaute auch der Diplomat des Pad in seiner Jackentasche, aus der er zuvor das andere Pad entnommen hatte.

Der Gesandte lehnte sich wieder zurück, trank einen genüsslichen Schluck und legte im Nachgang die Arme entspannt auf die Lehne der Bank. Er wollte entspannt wirken, um die Blicke des Publikums vom Gespräch abzulenken. Es sollte, wie ein Flirt auf Betrachter wirken und nicht, wie ein Geschäft. "Diese Informationen stimmen und sind nur ein paar Tage alt," bekräftigte der gelenkte Mann nüchtern.

"Mein Freund möchte ungerne diese Person auf dem großen Stuhl sehen," verschlüsselte er seine Antwort, um nicht jeden direkt mit einem berühmten Namen auf das Gespräch aufmerksam zu machen. Immerhin ging es hier um viel. Zudem fürchtete er hier - in diesem Schuppen - um sein Leben. "Der kleinere Mann, der jetzt das Ruder übernehmen möchte, gefällt uns besser." Ein kleiner Schmunzler rutschte über seine Lippen. Diese Sprache war recht amüsant für den Imperialen, der sonst eher Klartext sprach. "Dieser schwarze Mann, der zurückkehrt, wird das Zerbrochene einen und mit all seiner Gewalt, das Geschäft bestimmen. Dies wäre fatal für uns und für sie," sprach Berrik und beugte sich wieder zu seinem Glas, welches er in beide Hände nahm. Die Lederjacke knautschte dabei ein - mit einem knarzenden Geräusch.
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