#3
Da kam sie. Ein Engel - in dieser Hölle - wollte der Kontaktmann meinen. Er hatte inzwischen auch sein Gesöff erhalten, welches unnatürlich Blau erschien und fast wie die Zweitabfüllung irgendeiner Chemiekalie wirkte. Vielleicht war Rothana hier aktiv? Eher nicht. Amber war schön, sehr schön sogar - und das für eine vermeindliche Konföderierte. Der Imperiale lächelte. Endlich war diese seltsam trügerische Einsamkeit vorbei, die dieser Ort auf ihn bewirkte. Ihren Begleiter hatte er bereits aus dem Auge verloren. Auch ihre Aufmachung beachtete er nicht, da diese zum Geschäft gehörte, eben gute Tarnung.

Ein gemeinsamer Freund? Diese Wortwahl war gut aber ob man Zsinj als Freund bezeichnen konnte? Dieser Mann war stark, intelligent aber auch grenzenlos auf sein Ich bezogen; ein großartiger Schauspieler. Er kannte ihn gut, da er oft mit ihm sprach als sein Berater aber als Freund bezeichnen? Diesen Mut hatte er nicht. Zsinj stand, wie alle Machthaber, allein für sich. Es gab nur seine Politik und sonst nichts. Es ging nicht um Menschlichkeit oder soziale Kontakte, sondern um Interessen. Persönliche und politische Interessen, um genau zu sein. Freundschaften spielten nur bedingt eine Rolle und waren kündbar, wie ein schlechter Vertrag. Wer Macht hatte, konnte seine Welt gestalten, wie es ihm beliebte. Zsinj hatte es geschafft, sich seine Welten zu gestalten. Auch wenn er faktisch alleine stand. Der Imperiale, der nun seinen Namen preis gab, folgte, weil es er nicht anders kannte. "Alron Berrik," stellte er sich vor. "Unser Freund schickt mich." Dies war auch die Bestätigung, dass er der richtige Mann war. Einst Offizier der imperialen Flotte und nun mehr reiner Verwalter von Zsinjs Gnaden.

"Dieser Ort ist ... anders," war dann schließlich auch der Kommentar von ihm. "Eure Anwesendheit erhellt die Präsenz dieses Ortes ungemein." Wieder dieses diplomatische Lächeln. Kurz fiel sein Blick auf ihren Oberkörper, dann auf ihr Gesicht und schließlich in ihre Augen. Sie war in der Tat schön, wahrlich eine gutaussehnde, wohl gebaute, Frau. Schade, dass er sie nicht anders hätte kennenlernen können. Einen Flirt wäre er nicht abgeneigt gewesen, auch um diese vermaledeite Berufskrankheit, die Einsamkeit zu überwinden. Schließlich fiel der Blick in die blaue Suppe, die sein Getränk war. Es blubberte. Die Blasen sammelten sich am Rand. Gut, weg damit. Ein wenig Mut brauchte er jetzt. Berrik hob das Glas und leerte es in einem Stoß. Es schmeckte süß, garnicht übel für diese Verhältnisse. Ein echter Punch eben. Dann stellte er das Glas ab, wandte sich wieder seinem Gegenüber zu.

"Unser Freund lässt ihnen seine Grüße mitteilen und ist erfreut, dass sie so vernünftig sind, unsere Position zu vernehmen." Jetzt begann die Politik. Die stillschreienden Wände bauten sich wieder zwischen den beiden auf. Warum konnte man nicht einfach mal Mensch sein und einfach freundlich plaudern? Es fiel ihm schwer, besonders als starr-erzogener Imperialer. Berrik versuchte den Blick in ihren wunderbaren Augen zu halten. Sollte er nach der Reise fragen? Nein, das tat nichts zur Sache. Es war ihr Problem. Ihre Zeit und ihre Entscheidungen. Es ging hier nur um vermeindliche Vermittlung von Informationen. Entscheidungen würde er nicht treffen. Zsinj hatte ihm nur eine Kompetenz gegeben, zu hören und zu kommentieren. Es war auch besser so. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, ein Imperium zerstört zu haben. Die Historie sollte ihn vergessen, damit seine zukünftige Familie frei von Schuld leben konnte. Es war diese verkappte Angst, dass eigene Handlungen Konsequenzen haben können, die einem persönlich nicht schmecken. Berrik schmeckte den Blueberry-Geschmack noch wenige Sekunden mit der Zunge nach.

"Unser gemeinsamer Freund," eröffnete der Imperiale nüchtern, fast gelangweilt. "Bietet ihnen ein Geschenk an." Mit einer langsamen Bewegung griff er in seine Jackentasche und zog ein Pad hervor, warf es auf den Tisch, so dass es zu Amber hinüber-rutschte. Es war noch deaktiviert aber eine rote Markierung deutete auf "imperiales Geheimmaterial" hin. Der Kenner würde es ahnen, da Imperiale alles mit Rot markierten, was von Bedeutung war. Sie waren so berechbar in ihrer technokratischen Mentalität.

"Schalten Sie es ein. Die Informationen sind allein für sie bestimmt. Sehen sie als Entgegenkommen für weitere Gespräche und ihre Mühen, hier zu mir zu kommen." Wieder das Lächeln, dies mal unehrlich.

Auf dem Pad würde die gute Amber nur eine Information finden: Den Aufenthaltsort von Imperator Vesperum und die Bestätigung, dass er lebte. Das Bild würde Onderon zeigen und ein Datum an dem er dort gesehen wurde. Zsinjs Spione waren auf Zack. Sie hatten sich weit verteilt, vielleicht sogar weiter als der IGD aber waren nicht so zahlreich, also blieben die Informationen dürftig und beschränkt. Zsinj war geizig und wollte nicht mehr bezahlen, für Informationen, die sich ohnehin bald ergaben. Zudem war Spionage teuer, sehr teuer sogar.

Berrik lehnte sich zurück und überließ dem Pad die Eröffnungsarbeit. Das war einfacher. Danach würde man weitere Diplomatie erörtern.
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