#8
War es das, was er tat, das Richtige? Genau das hier? Die richtige Handlung am richtigen Ort? Ein kleines Verbrechen ohne Entschuldigung. Die Waffe wog schwerer, mit jedem Atemzug. Die Energie pulsierte, gierte nach Blut und strahlte in eben jener Farbe. Nein, das war der falsche Ort, die falsche Zeit und die falsche Handlung. Mal wieder. Blasterfeuer knallte, zerschlug und brannte im Stein. Die Söldner zogen sich in Panik zurück. Der Dämon spürte ihre Angst, wie sie in das schwarze Meer wogte. Alles war so endlos, so zeitlos im Angesicht des Todes. Darth Vesperum trat Schritt um Schritt vor, langdsam, gar andächtig. Die Waffe erhoben, ihr Rot im Gesicht; es beleuchtete seine Fratze fast sanft. Dies war der Ort. Keine Bedeutung oder Sinn, sondern einfach nur hilflose Gewalt eines Scheidenden. Seine Welt war zerrüttet, wie der gebrochene Steine um ihn herum; die zerbrochenen Glieder und Knochen. Es war kalt. Der Regen schlug auf sein Gesicht, die Waffe und auf seine Stiefel; perlte und bildete kleine Bäche im Blut. "So fragil," bemerkte der dunkle Lord. "Der Tod ist friedlich," kommentierte der Sith und blickte auf die Leichen, die seinen Weg hinein säumten. Seine Sturmtruppen rückten vor. Ihr Waffenfeuer verhallte in seinem Schädel, zu einem dumpfen Dröhnen. Zu einer Brandung eines Meeres, des schwarzen Ozeans in ihm.

"Der Tod ist einfach. Das Leben nicht."
Darth Vesperum hob einen Verwundeten mit der Macht an, ergötzte sich an seinem Leid, welches sich vor ihm zeigte. Das Blut tropfte aus dem Körper des Opfers. Offene Wunden waren gerissen. Es lief aus der Nase, aus dem Mund und aus den Augen. Der bösartige Geist Vesperum drückte mit der unheilvollen Macht unsäglichen Leides zu. Es war niemals richtig. Niemals wahr aber doch geschah es. Nein, unsäglich war der Anblick. Der Sterbende schrie als die geisterhaften, fürchterlich kalten Hände seinen Körper pressten, drückten und rissen. Knochen zerbarsten in lauten Geräuschen, drangen aus der Haut und dann rissen die Glieder aus ihren Gelenken. Dann geschah es. Vesperum grinste und der Körper des Opfers zerbarst in einer großen, roten Explosion. Die Teile des einstigen Menschen fielen durch die Macht getrieben auf den Marmor des Bodens, glitten noch einen Moment im Wasser dahin und kamen zum Stillstand. Nicht mehr viel war übrig. Selbst der dunkle Lord hatte ein paar Fetzen Haut und Blut erhalten, die auf seiner regennassen Robe lagen. Das Blut bildete um ihn ein seltsames Muster, fast blumenartig floss es auf dem nassen Leinen. Die dunkle Seite trieb seltsame Blüten auf Vesperum. Das Grinsen fiel ab, wie die Genugtuung dieses Aktes.

Warum? Diese Frage drängte sich in den einsamen Geist, in das Dröhnen der dunklen Nebel und des finsteren Wassers. Nein. Es gab keine Antworten mehr. Nur noch Handlungen. Etwas widersetzte sich in ihm, gegen ihn und seine Macht. Dieser Widerstand war das wahre Verbrechen, denn es zerstörte seine Finsternis, seine gefühlte Allmacht. Es war die Seele, die bittersüß aufkam und nicht einfach sein wollte, sondern atmen musste. Ein Wesen ohne Seele konnte nicht sein, nicht mehr. Der Dämon, den man Darth Vesperum nannte, kämpfte vor allem gegen sich selbst. All seine Grausamkeit war Ausdruck seiner größten Niederlage. Die Waffen in ihm waren geladen, schossen und trafen das Herz, das nicht mehr schlug. Kalt. Frostig. Eis - auf ihm. Die Wassertropfen waren in der Tat Eisregen geworden. Nicht mehr nur partiell, um ihn, sondern um den ganzen Ort.

Der Sith richtete seinen Blick in den Himmel, ließ die kalten Tropfen und Kristalle in seine aufgerissenen Augen fallen. Er musste fühlen, diesen Moment. Den Wahnsinn. Nur das gelegentliche Zischen des Eises auf seiner Waffe, riss ihn kaum merklich zurück. Vesperum war noch hier, immer noch. Verdammt hier zu sein. Mit einem zerschossenen Herzen. Tot und doch im Leben. Der Blick fiel herab, das Wasser glitt über seine weißen, kalten Wangen herab über seinen Hals auf seine Brust. Weiter. Jetzt. Es musste einen Sinn haben. Es musste einfach. Doch würde er nie einen Sinn finden. Es ging nur noch weiter. Die Waffe in der Hand.

Dort standen sie. Das letzte Gefecht. Unregelmäßige Salven gaben sie auf ihn ab, immer wieder. Licht erhellte die Zeit. Vesperum nahm sie abstinent wahr. Die Zukunft war vor ihm Gegenwart, wie Vergangenheit. Die Zeit verging, wie Eis, eingefroren und endlos. Einfach - leblos. Die langsam bewegenden Blasterblitze drängten durch den Eisregen auf die Sturmtruppen zu. Ein Soldat wurde hinab gerissen durch einen Treffer, fiel in Zeitlupe auf seinen Rücken. Weitere Schüsse. Langsam, fühlend hob der dunkle Lord seine Waffe, in die Richtung der Schüsse. Er sah sie kommen. Jeden Einzelnen. Das Meer bebte. Es rumorte in seinem Schädel, das Dröhnen. Die Gewalt zog Früchte nach sich, die bitter schmeckten. Diese Früchte erntete nur er. Es war dieser Rausch, den er genoss, der die Zeit lähmte und sichtbar machte. Das Feuer schlug in die Energiewaffe in seinen Händen ein. Die tumben Schüsse lenkten ab in den Marmor sowie Beton. Es knatterte, zischte und bohrte. Es gab kein Halten. Außerhalb seiner Welt, waren seine Bewegungen schnell, zu schnell für bloße Augen und wirkten daher, wie Staccato-Bewegungen; abgetrennt von jeder Menschlichkeit, wie eine Maschine. Wusste er, was er tat? Niemand wusste es.

Fakt war: Es näherte sich. Darth Vesperum ging weiter, einsam mit sich und kalt.
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RE: Dxun | Die Dunkle Akademie - von Die Macht - 12.01.2021, 00:19
RE: Dxun | Die Dunkle Akademie - von Die Macht - 24.01.2021, 19:28
RE: Dxun | Die Dunkle Akademie - von Die Macht - 03.04.2021, 20:32
RE: Dxun | Die Dunkle Akademie - von Die Macht - 11.02.2022, 19:59