#23
Dort wo tiefe Schatten geworfen wurden, musste helles Sternenlicht scheinen und so alt der Gegensatz, der Konflikt zwischen dem kalten All und der heißen Sonne war, beinahe so alt waren auch die Philosophien, die sich darum rankten. Probleme aber, wurden dadurch nicht gelöst. Es entstanden stets nur neue Krisenherde, so, dass die Galaxis selbst am Ende zur Krise werden musste. Diese Zeit, so war sich Reah sicher, erlebten sie bereits. Stetig neue Kriege entstanden schneller, als Frieden geschlossen werden konnte und wann immer die Macht konnte, schickte sie die Sendboten des Chaos, das Leid zu vergrößern. Es gab keine Lösung, der Glaube an den Sieg war unangebracht - denn letztendlich spielte es keine Rolle ob sich die autokratischen oder demokratischen Elemente durchsetzen würden. Es war, wie so oft, nur eine Fortsetzung dessen, was vor Jahrtausenden begann, aber kein Neubeginn. Sith, wie Jedi würden sterben müssen, dies war unumgänglich. Die Zerschlagung ihrer Orden würde der Galaxis beibringen, dass sie sich wieder um sich selbst kümmern musste, dass sie aus den endlosen Zyklen des Krieges und der Auslöschung letzten Endes ausbrach und etwas neues schuf. Etwas... anderes.

Letztendlich war es eine Idee - ihre Idee und so zerbrechlich Geister und Gedanken sein mochten, waren sie im Wirbel von Zeit und Raum äußerst beständig. Sie sprangen über, bissen andere wie Flöhe mit ihrem Gedankengut. Sie vervielfältigten sich selbst dann noch, wenn der Ursprung, der Stamm, längst tot war. Reah wusste, dass sie nur gewinnen konnte, selbst wenn sie starb, am Ende würde sie gewinnen, am Ende musste sich alles Leben der Wahrheit beugen und die Rache dessen fürchten, was sie sich alle erhofften: Freiheit. Und als eine Kreatur jenseits von Zeit und Raum, als eine Hexe der Zukunft, die die schon immer gefürchtete Veränderung mit sich brachte, würden die steifen Strukturen und Organisationen eingerissen werden. Aber selbst sie war kein Gott, keine Heilige, sondern so sterblich wie jedes andere Wesen. Sie brauchte Verbündete - weitere Aspekte ihrer selbst... Facetten. Menschen wie Aliens, die sich für ihre Vorstellungen begeistern konnten, die Verstanden, dass nur ein Ende wieder einen Anfang bringen konnte. Derartige Wesen waren selbst in einer so riesigen Galaxis rar gesät und oft mit Vorsicht zu genießen.

Und doch musste auch Reah Rollen spielen, ihr Wesen dem Sturmwind der Zeit anpassen, verändern und immer neu zusammensetzen - und derzeit verlangte es nach jener kalten und grausamen Inquisitorin, die bereits das Leben so vieler zerbrochen hatte. Sie wartete geduldig, denn es gab keinen Grund zur Eile - ihr Jedi würde zu ihr kommen, hier zu ihr, zu jenem alten Tor am Rande der Stadt.
Cah’az und seine Männer waren ebenso bereit und lauerten bereits wie Nexus auf Pirsch in ihren Verstecken rund um das Gebäude – sie taten es immer und würden es immer tun, irrelevant ob der Jedi ihre Anwesenheit dort bemerken würde. Aber auch sie war hier, Reah, deren Aura jene dieser nichtigen Seelen in den Schatten stellte oder gar verschlang. Ihr Schleier umgab sie und doch fehlten dieser Finsternis die Wildheit und der Zorn, der so oft das Selbst vieler dunkler Jedi bestimmte. An ihrer Stelle traten Ruhe und Gewissheit, die trügerische Verlockung, dass es einen zivilisierten Ausweg aus dieser Situation gab. Tatsächlich hatte sie nicht vor zu kämpfen oder den Jedi gar zu töten, denn ein solches Ziel hätte sie anders erreicht und was wichtiger war, die Inquisitorin hätte dabei einen weitaus subtileren Plan verfolgt. Manipulation und Verlockung waren ihren Waffen, die dabei ebenso scharf schnitten wie ihr Lichtschwert – wie auch sonst war es zu erklären, dass dieses fehlgeleitete Individuum auf dieser Welt ein Martyrium ersuchte, wo es keines gab?

Der Jedi-Meditation gleich, wartete die Inquisitorin im Schneidersitz unter dem großen Bogen und bewegte sich nur ein einziges Mal, um ein kleines Gerät vor ihr zu platzieren. Wie eine heilige Reliquie lag der Holokommunikator vor ihr und begann leise zu surren, als er versuchte eine Verbindung zur Abaddon aufzubauen. Hellblaues Licht blitzte auf und verzog sich zu scharfen Kanten und bizarren Formen, während das Bild des kommandierenden Offiziers Gestalt annahm. “Stratis.“, flüsterte sie sanft in das Holo, während eine leichte Brise ihre langen dunklen Haare umspielte. Der Kapitän reagierte wie gewohnt mit einer knappen Verbeugung, ehe sein Gesicht sich wieder in die schleimerische und wohlgefällige Fratze verzog. “Was benötigt Ihr, Gebieterin?“, fragte der hochgewachsene Mann nahezu erwartungsvoll, zuvorkommend, ganz wie sie es gewohnt war. Wie es von nun an immer sein würde. “Seid so gut und bringt das Schiff in eine stabile Umlaufbahn um den Planeten, Kapitän. Ruft die Jäger zurück zu den Geleitschiffen und gruppieren Sie sich. Unser Gast naht und nun soll er sehen, soll er denken, seine Entscheidung zu mir zu kommen war richtig, dass seine Existenz mir genügt, um über das Leben dieses verseuchten Volkes hinwegzusehen…“ Stratis nickte entschlossen - wer war er, dem zu widersprechen? Tatsächlich mochten auch die übrigen Kommandanten davon ausgehen, dass diese Person milde kannte oder einen Funken Vernunft besaß, nicht das zu tun, was bereits alle erwarteten. “Ganz wie Ihr wünscht, meine Dame.“
TIE-Jäger pfiffen über die Stadt hinweg, als hätten sie es plötzlich sehr eilig, zu ihren Trägerschiffen zurückzukehren, als hätte der Schwarm sich genommen, weswegen er gekommen war, nur um wieder zu verschwinden und die Bewohner ihrem Tod zu überlassen – eine Vorstellung, die näher an der Realität lag, als vielen Recht sein mochte.
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