#5
Die Kälte zog mit Orra in den Raum, als sich die Tür öffnete. Darth Mortis hatte keine Worte für sie. Nicht mehr. Er kannte den Weg der Sith. Schwäche war Niedergang. Ihre Aura sprach für sich; sie gierte nach seinem Leben und die dunkle Seite war überall. Mit geifernden Zähnen fletschte er: "Wo ist dein Herz?" Während er sie nicht anblickte. Viel mehr fragte er sich selbst, wo sein eigenes Herz war. Sein Ich zerfloss mit jeder Sekunde in den Wahn des Todes. Nichts hielt, nichts trieb und keine Bedeutung: man war schlicht hier. So viele war durch seine Hände gegangen; so viele waren geflohen und nun kam diese kleine Twilek, um ihn zu töten. Es musste nicht gesagt werden, dennoch sprach es diese rothäutige Hure aus - mit der ihr eigenen Art. Sie war feige, sich in einem Verwundeten zu stellen, versteckt vor den Blicken des Ordens und doch in der Nähe dessen. Lord Vesperum war dort unten, wie eine dunkle Wolke lag er in seinem Blickfeld und ließ ihn irre lächeln, während seine Hand über das Fensterglas fuhr; ein blutiger Handabdruck, der in einen Streifen überging, blieb zurück. "Stärke liegt nicht in der Feigheit, einem Strauchelnden etwas zu nehmen, sondern dem Mächtigen etwas zu entreißen."

Mortis wandte sich um und blickte Orra direkt in ihre finsteren Augen. Der Poltergeist ging um, ließ die Macht im Ort kreisen. Der Sith war nicht bereit, ihr das Feld zu überlassen. Seine Genugtuung im Tode diese Kleine mit sich zu nehmen, flammte auf. Sorgenvolle Versuchung umgarnte ihn. Die dunkle Kälte zog ihn herab, in diesen Strudel des Vergessens. Das Nichts erwartete ihn. War es das, wovon Vesperum immer gesprochen hatte? Diese ewige Leere, ohne Dasein und doch voller Bewusstsein? Die dunkle Söhne, die Geister, sangen in seinen Verstand, ließen den Blick wirr werden. Das Leben rückte immer weiter ab. Mit einem wankenden Schritt trat er auf sie zu; konnte seinen Stand kaum behalten. "Kommt mir zu mir Söhne der Dunkelheit," stammelte er, wobei Blut aus seinem Mund floss, tropfte und eine Art blutroten Bart bildete. Er griff an seinen Gürtel und zog eine Cortosis-Klinge hervor, die sich entfaltete und eine beachtliche Länge erreichte. Eine stumpfe Kriegswaffe, die viele Schlachten gesehen hatte. Sie war seine Zweitwaffe gewesen, in vielen Kämpfen und tötete nicht sauber, sondern immer grausam. Die dunkle Seite lag auf ihr; in ihren Kerben und den eingetrockenen Blutresten. In einer meditativen Haltung hob er die Klinge vor sich, während sich sein Zorn kanalisierte. Wut, Hass und Agonie - primäre Attribute dieses Sterbenden.

Die Augen glimmten schwarz auf und kleinere Blitze zogen über das Metall. Die Macht war anwesend. Der dunkle Schatten kam. Mortis war, auch am Lebensende, noch ein wahnsinniger Narr, der im Zweifel lieber die Welten brennen ließ als ohne Stolz abzutreten. Er gab seine Lebensenergie auf, um seine gesamten Zorn zu lenken; sein Körper würde brennen, zerfallen aber würde noch eine Weile funktionsfähig bleiben. Genug Zeit, um Orra zu töten. Zumindest in seinen Augen. Sein Herz hämmerte drohend, bis es aufhörte zu schlagen. Mortis war tot, oder eher untot. Die dunkle Seite, sein Wille hielt ihn im Jetzt. Das Blut um seinen Mund trocknete und seine Haut wurde weiß, bröckelte in großen lederartigen Fetzen von seinem Körper. Ein Sturm kreiste um sein Gesicht; seine Wangen fielen ab und gaben das Angesicht seines Schädels wieder. Der untote Vergelter war im Ort: der Poltergeist, den Orra gerufen hatte. "Ich zeige euch, was mich der dunkle Lord lehrte," hauchte eine tote Stimme in den Raum, bevor auch seine Stimmbänder zerfielen. Die kalten Hände drückten die Klinge fest; Orra sollte den ersten Schlag haben.
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