#2
Die Nachricht vom Oberkommando der Flotte traf vor einigen Minuten ein: Stabschefin Chin bat sie um ein Treffen im Hauptquartier, der Grund dafür war offensichtlich. Es ging um den Krieg, immer ging es um den Krieg. Dieses Mal jedoch schien sich die Situation in ein Debakel zu verwandeln und zweifellos wollte Chin den Grund für diese Katastrophe erfahren. Aber Amber wusste es selbst nicht, der kleine und relativ gefahrlose Einsatz auf Kamino entwickelte sich plötzlich zu einem ernsten Problem. Zweifellos würde man ihr die Schuld an diesem Versagen geben. Militärs waren so, in ihrer stolzen Welt schienen Zivilisten kaum mehr zu sein als Dummschwätzer. So war es bei Valorn und so wäre es auch bei Chin. Amber indes war nicht wütend über diesen Umstand, auch nicht aufgebracht oder verängstigt, sondern enttäuscht. Ein vernünftiger Dialog wurde mit jedem Tag, den dieser Krieg andauerte schwieriger und ehe sie sich versahen, würde ihnen das Fundament ihrer Demokratien wegbröckeln, bevor sich diese überhaupt gefestigt hatte.

Amber indes beeilte sich keineswegs damit, die Stabschefin sofort aufzusuchen, es gab ohnehin nichts, was sie noch tun könnten. Schiffe wurden entsandt, alles Weitere hing vom Geschick und der Kooperation der Kommandeure vor Ort ab. Die Ratsherrin war nachdenklich, während sie aus dem Fenster auf den See starrte, der von der schillernden Sonne mit einem goldenen Mantel überzogen wurde. Kamino war ein Fiasko, das nicht hätte passieren dürfen und laut den eingegangenen Berichten hätte der frisch konstruierte Schlachtkreuzer keine Probleme bei der Neutralisierung einer kleinen Wachflotille bekommen dürfen. Inkompetenz des befehlshabenden Offiziers? Daran glaubte Amber nicht. Die Kapitäne von Forerunners privater Schutzflotte waren nicht besser oder schlechter ausgebildet, als die der Republik. Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Wusste das Imperium vielleicht von Anfang an Bescheid? Dass sich ein so gigantisches Projekt nicht für immer verstecken ließ, war ihr klar, vermutlich grenzte es schon an ein Wunder, dass es bei der Konstruktion keine größeren Pannen und Fehlschläge gab. Für einen Moment kam sie sich dumm und naiv vor, hatte sie ihre eigenen Mitarbeiter vielleicht nicht gut genug überprüft? Oder unterhält das Imperium ein geheimes Kontingent an Schläferagenten von denen sie bisher noch nichts wussten? Möglich war alles. Palpatine war durchtrieben und hatte nur wenige Fehler gemacht -und sie zweifelte nicht daran, dass er nicht im geheimen auch eine Art Rückversicherung im unwahrscheinlichen Fall seines Todes hatte. Mehr oder weniger war die Tatsache, dass es das Imperium noch immer gab, sogar der perfekte Beweis für diese Annahme.
Amber seufzte. Die Republik stand womöglich auf wackligeren Füßen als die Allgemeinheit dachte - waren sie nach Endor etwa zu euphorisch? Es hatte derzeit keine Bedeutung. Kopfschüttelnd wandte sie sich vom Fenster ab und machte sich bereit zu gehen, es wurde Zeit Chin gegenüberzutreten.

Amber war ein seltener Gast im Flottenhauptquartier und war somit jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie still, filigran und gewissenhaft der Stab und seine Mitarbeiter ihre Arbeit verrichteten. Sie bewegten sich flink, doch trotz der aktuell schwierigen Lage schien niemand in Hektik zu verfallen. Amber ertappte sich dabei wie sie beinahe einen Moment stehen blieb um dieser gut geölten Maschine bei ihrer Arbeit zuzusehen. Doch es galt wichtigeres zu tun, die Stabschefin wartete noch immer. Gleichzeitig erschien ihr dieser Besuch mit jeder Treppenstufe, die sie nahm unsinniger. Überflüssiger. Es gab nichts zu bereden, nichts, was sie beide nicht ohnehin schon wüssten. So oder so: es war verschwendete Zeit. Früher oder später würde das Thema ohnehin vom Rat diskutiert werden. Aber nein, es musste jetzt sein. Natürlich: Aktionismus und Zorn, die Trennlinie zwischen Militär und Politik. Chin wollte hören warum sich ihre Truppen für sie in Gefahr begeben mussten, Amber konnte es praktisch fühlen. So war es immer und so würde es auch immer sein: militärische Hardliner übersahen das große Ganze, das wofür sie kämpften: die Gemeinschaft.
Mit ruhigen Schritten und neutraler Miene schließlich, trat Amber in das Büro der Stabschefin ein und blieb in respektvollem Abstand vor ihrem Schreibtisch stehen.
"Stabschefin.", begann Amber mit einer knapp angedeuteten Verbeugung schließlich, "Sie wollten mich sprechen?"
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