#10
Spielleiter

Nach der ersten Aufregung schien sich mit Quels Worten nun spürbar etwas Anspannung abzubauen. Die verunsicherten Firrerreo nahmen die Erklärungen wohlwollender auf, obwohl das Gerücht der Jedi zweifellos für Verunsicherung gesorgt hatte. Dennoch konnte der unabhängige Machtbegabte in keinem der Anwesenden eine gewaltbereite Absicht oder einen Hinterhalt ausmachen. Beinahe schien es so, als waren die Firrerreo inzwischen so mit sich beschäftigt, dass sie gar nicht mehr Zeit und körperliche Kraft dafür aufzubringen vermochten, Anderen Schaden zufügen zu wollen.

Haron, der Alte, überlegte einen Augenblick lang. Quel konnte spüren, wie der Mann im Inneren abwog. Konnte der Firrerreo dem Fremden trauen? Letztlich setzte sich dabei die Erkenntnis durch, dass es im Grunde keinen Anlass gab, dem Mann keinen Glauben zu schenken. Er war auf ihren Planeten gelangt, ob nun bewusst wegen der Seuche oder nur durch das Jedi-Gerücht. Ausgehend davon, dass es auf Firrerre für niemanden etwas zu gewinnen gab, musste man dem Mann beinahe zwangsläufig ein edles Motiv unterstellen. Und im besten Fall irrte der Mann sich schlichtweg und es handelte sich um keine Jedi – im schlimmsten behielt er Recht und würde sie wohl mit sich nehmen. Als Aufseher des Krankenlagers mochte Haron also nichts zu verlieren haben. Seine Gedanken abschließend begann er knapp zu nicken.
„Ich werde Euch zu ihr bringen“, sagte er dann und machte eine einladende Geste zu einer nach außen führenden Plane des Hauptzeltes, eine Art Hinterausgang, der weiter ins Innere des Lagerkomplexes führte.
„Wir wissen nicht viel über sie. Sie tauchte eines Tages in unserem Lager auf und versuchte uns im Kampf gegen die Seuche zu helfen.“
Haron schüttelte langsam den Kopf. „Doch auch sie musste bald feststellen, dass wir hier auf dem Planeten nichts tun können. Im Grunde können wir nur hinauszögern und hoffen, dass die Forschung im Orbit irgendwann eine endgültige Lösung findet. Ich weiß nicht, ob es Einbildung ist, aber das alles schien sie bald sehr zu frustrieren. Es mag seltsam klingen, doch sie scheint zu wissen, wann immer der Tod in unser Lager zieht und umsorgt den Sterbenden, bis er verstorben ist. Die Seuche rafft unser Volk grausam und bis zum Ende schmerzhaft dahin. Wir tun unser Bestes, um die Schmerzen einzudämmen, doch fehlt es uns an Medikamenten, um alle Infizierten damit behandeln zu können.“
Für einen Moment schien sich Haron daran zu erinnern, dass Quel vorhin beiläufig erwähnt hatte, selbst Medikamente herbeigebracht zu haben. Das war allerdings in der Aufregung so untergegangen, dass niemand darauf reagiert hatte.
„Daher bedanken wir uns für jede Hilfe, die man uns anbieten kann“, holte er dies schließlich nach und deutete gegenüber Quel eine Verneigung für diese Unterstützung an.
„Es wir helfen, das Leiden erträglicher zu machen. Ähnlich wie die Hilfe derer, die ihr sucht. Zwar haben wir keine moderne Ausstattung, doch wir können verfolgen, dass der Sterbende in ihrer Anwesenheit ruhiger und friedlicher dahinscheidet als vor ihrer Ankunft. Medizinisch können wir es nicht erklären. Und die Sephi spricht nicht viel“, fügte Haron schließlich hinzu und gab damit der Person, die Quel suchte, erstmals eine Bezeichnung. Für einen Moment hielt der Aufseher inne und schien zu seufzen, als er sich kurz an den Tag ihrer Ankunft erinnerte. „Zumindest jetzt nicht mehr.“

Auf ihrem Weg passierten die beiden zahllose weitere Medi-Zelte, die zu beiden Seiten des Weges aufgebaut waren. Kaum eine vitale Seele war im Gefüge der Macht auszumachen, allenfalls die schwachen Lebensechos der Kranken oder die gebrochenen Geister der wenigen Wachen, die vielleicht alle zehn Zelte positioniert waren, aber in ihrer Aufgabe mehr wie tragische Statuen denn wie echte Lebensformen wirkten. Anhand von Markierungen an den Außenseiten der Zelte mochte Quel gegebenenfalls erkennen, dass sie aus Richtung der weniger gravierenden Befälle kamen und sich nun hin zu den dramatischen Fällen bewegten. Verwesung mischte sich in den bereits penetranten Geruch hinein und Haron schob seinen Mundschutz vom Kinn hinauf bis über die Nase. Als sie am Ende des Weges ankamen, machten sie vor einem der kleineren Zelte Halt. Und auch wenn es als Einziges Medi-Zelt keine Markierung trug, so mochte man anhand der Lage erkennen oder auch spüren, dass dies der Ort für jene war, die im Endstadium waren und in den nächsten Stunden oder wenigen Tagen diese Welt verlassen würden. Kalt und abweisend stand es in der Macht als Mahnmal dessen, was auch für so viele andere noch bevorstehen mochte. Der geöffnete Eingang, groß genug für ausgewachsenen Mann und doppelt so breit, wirkte so nicht allzu einladend.
„Sie kommt und geht, wann sie möchte. Sofern sie nicht hier ist, werdet Ihr jedoch nicht lange auf sie warten müssen.“
Eine bittere Erkenntnis, die nicht ohne einen gewissen Zynismus aus Harons Mund kam, ohne dabei jedoch auch nur etwas an Wahrheit zu verlieren. Müde und schwach hallten ein paar Lebewesen innerhalb des besagten Zelts in der Macht wider, doch auch die konzentrierte Machtpräsenz war hier stärker als je zuvor - angespannt, aufmerksam. Auch ohne das Zelt betreten zu haben, stand bereits fest, dass im Inneren die Person sein würde, nach der Quel gesucht hatte.
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