Verrat? Das nannte er Verrat? Verrat involvierte Dritte. Das hier war pure Rache, purer Hass, pure Mordlust. Sie wollte nicht an seiner Stelle stehen, sie wollte ihn nur auslöschen und vernichten, all das, was er ihr angetan hatte durch sein Sterben wenigstens beenden. Krepieren sollte er, sein hässlicher Körper sollte zugrunde gehen, die Augen erlöschen und er sich, von ihr aus, mit diesen verdammten Machtgeistern in diesen Gewölben tummeln. Er musste hier bleiben, verdammt, für immer. Das Gewicht um sie herum drängte immer schwerer, aber ihr Körper baute sich auf, bis sie ganz nahe vor ihm stand. Was konnte er ihr schon antun? Er war ein Geist mehr nicht, kein Körper mehr. Der schien sowieso bald den Geist aufzugeben, dann war es aus. Er hatte auf eine Karte gesetzt und zwar auf die falsche. Widerlich war sein Gesicht, seine Aura, nichts Graziles war an ihm zu finden. Er war tote Masse die durch ungute Machenschaften noch in diesem Leben gehalten wurde.
In ihrer Wut lag ihr ganzes Scheitern. Ihre Fähigkeit, mit der sie sich vielleicht wenigstens hätte aus der direkten Schussbahn reissen können, dem Verschwinden in den Schatten, hatte sie den Garaus gemacht damit, dass ihre Wut sie mit aller Kraft manifestierte. Sie fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg, aber das passte ihr nur. Sollte er in Wut krepieren, vor ihr, auf seinen Knien und sein Leben sogar auf ihre Stiefelreste spucken. Das morbide Lächeln auf seinem Gesicht trieb ihre Rage nur noch an. Er lächelte? Er nahm sie nicht ernst. Wie sie niemand richtig ernst nahm, ausser eben die, die wirklich schwächer als sie waren. Und taten die das nicht starben sie. Seine Worte liessen sie beinahe explodieren. Es war so, sie hatte nie etwas gehabt ausser ihren eigenen Schatten. Und sogar der verliess sie gelegentlich. Sein Gebot war bald tot…sie stellte sich immer mehr vor, wie sie vorging, blitzschnell, würde auf jede seiner Bewegungen reagieren und sie parieren. Womit sie allerdings nicht rechnete war, dass er sich ihr nicht körperlich entgegenstellte. Beinahe verwirrt blieb sie in der Bewegung stehen und fühlte, wie seine Aura sie umfasste. All ihre Sinne wurden von ihm besetzt. Sie sah schwarz, hörte nur noch sein Lachen, fühlte seine Kälte an ihrer Haut. Dabei blieb es aber nicht. Noch krallte sie sich an ihre Waffe, an der ihr Leben hing. Verrat? Nun gut, dann hatte sie immerhin diesen. Taumlend kam sie einen Schritt, den letzten, näher. Trotz aller Schmerzen und allen Warnungen, die ihr Körper sandte, stand sie vor ihm. „Es… ist egal was…“, weiter kam sie nicht. Ihre nächsten Gedanken gehörten nicht mehr ihr. Sie wurden eingegeben, gelesen, verändert, besessen. Nur nebenbei nahm sie wahr, dass ihr Körper sich nicht mehr auf dem sicheren Boden befand, der ihr eine Absprungsmöglichkeit bot. Sie hing in der Luft, wie schon einmal in letzter Zeit, aber dieses Mal nicht mehr sanft. Sie hing einfach… Sie wurde externe Betrachterin ihrer eigenen Gefühle, Gedanken, die wild unter ihr verändert wurden. Sie wurde gezwungen, alles genau mitzuverfolgen und fühlte jede Änderung brennen. Nur der Schmerz, der ihre Glieder durchfuhr hielt sie in dem Schwebezustand kurz vor dem Verrücktwerden. Dieses Gefühl war das Schlimmste, was sie jemals erlebt hatte. Bilder blitzten an ihrem inneren Auge vorbei und sie hörte nur noch seine Stimme, während die Bilder sich verschoben. Was war Wahrheit? Was war Lüge? Sie konnte ihr eigenes Leben, ihr Selbst, nicht mehr ordnen, wusste nicht mehr, wer sie war, woher sie kam, was sie konnte und das jagte ihr eine solche markerschütternde Angst ein. Der Schmerz wurde unerträglich, als ihre Knochen betroffen wurden. Sie fühlte sich wie in einer dieser riesigen Müllpressen- nur würde sie nicht sterben. Diese Wahnsinn wurde in ihrem Gehirn heimisch, fand dunkle Ecken, die Ilara verdrängt hatte, leuchtete sie aus, während sie hilf- und machtlos zusehen musste, wie ihre Waffe zu Boden fiel. Nein, sie fiel nicht mal. Sie liess sie los. Ihr Name reichte und ihre Hand öffnete sich. Sie hörte das Klappern ihres letzten Ankers gar nicht mehr. Es gab nur noch diese Dunkelheit, die Manipulation und ihn.
Ihre aktuellen Gefühle und Vorhaben wurden ihr bewusst. Sie wurden angesehen… von ihm. Er wusste es, er kannte alles, mehr als sie, konnte darüber urteilen und die verändern. Keuchend wand sie sich in der Luft, was nur zu grösseren Schmerzen fühlte. Sie wollte wegrennen… das erste Mal seit dem Tod ihrer Schwester: wegrennen, nie wieder kommen, alles vergessen, sich in eine Ecke werfen und weinen. Das schwarze Meer drohte sie zu ersticken, bis sie merkte, dass sie wirklich gewürgt wurde. Unter akutem Sauerstoffmangel trieb es ihr Gehirn unter seinem Einfluss noch bunter. Farben tauchten auf, bis alles nur noch schwarz wurde. Sie blinzelte heftig, während sie gar keine Luft mehr bekam, röchelte und sich an den Hals griff. Eiskalte, tote Haut. Sie fühlte, wie ein Gefäss am Hals platzte und seinen Inhalt über seine Hand goss. Verräterisch pulsierte jede Hauptschlagader weiter in ihrem Körper und trieb Blut in seine Hände und das mechanische Leben aus ihr. Sie fühlte die Nähe des Bodens, der aber keine Rettung mehr darstelle. Sie war verloren. Sie würde nicht sterben, sie war zum Leben verdammt. Zum Leben mit einer besetzten, parasitären Seele. Aber vorher litt sie, sie würde leiden bis auf den Tod. Sein Wille klebte an ihrem Leben. Ein Gedanke und ihr Hirn würde sich ausschalten und alles töten. Ihr Herz würde in der Brust unter Druck platzen, aber nein… so gütig war er nicht. Sie wollte gerade sterben, nichts mehr als das, wollte das, wovor sie sich so sehr fürchtete. Ihre Gedanken wurden umgerissen, die schlimmsten Szenarien aus ihrem Leben wurden nochmals manifest. Irgendwann, als sie die Augen öffnete sah sie dunkle Schleier auf sie zukommen. Ihr Schrei wurde im Keim erstickt und ihr Körper erschlaffte, als sie ihn hörte. In ihrem Kopf. Überall. Er gebot, was sie dachte, wo sie es dachte, was sie fühlte- und ihr wurde übel. Es war wohl die Paarung aus dem fauligen Geruch und dem Gefühl, wirklich alle Zügel loszulassen. Der Chef über all die Geister und Dämonen betrat den Ring ihres Gehirns. Heftige, pochende Kopfschmerzen zogen sich durch alle Zellen ihres Kopfes. Sie hatte aufgehört zu atmen und lag in einem Koma. In einem, aus dem sie nicht aufwachen konnte, alle Höllen durchlebte. Falls sie bisher dachte, sie hätte die Hölle gesehen: das hier war mehr. Mehr als alles, was sie bisher erlebt hatte. Unter Husten, keuchen und einem Krampfanfall wurden ihr all die Bilder bewusst, die er ihr nun einfiltrierte. Bilder, die sie niemals gesehen hatte und niemals sehen wollte. Ihr eigener Körper lag da, all ihre Schönheit war zerstört, er wurde missbraucht, gedemütigt und niedergemacht. Sie war in ihrem eigenen Horrorkabinett gefangen und würde ihm nie wieder entkommen. Mit einem Ruck fuhr ein Atemreflex durch sie, der durch den Würgegriff gehindert wurde. Ihre Lunge brannte ohne Luft und sie japste, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Er war… er war… er?! Sie sah sich selbst. Sie sah ihr Gesicht in dem Vesperums, bis sie merkte, daass es viel schöner war als das ihre. Es war ihre Schwester, bis sie sich ins Nichts verzog. War das das letzte, was sie sah? Mit halbwegs klarem Verstand? Ihre Schwester?
Das Böse hatte ganz von ihr Besitz ergriffen. Sie traute sich gar nicht, an irgendwas zu denken. Sie sah alles. Alles… ihren Körper, wie sie litt, aus einer fernen Position und wurde am Eingreifen gehindert. Sie konnte gar nicht sagen, wo sie sich genau befand. In sich? Neben sich? Weit weg? Sie wusste nur, dass sie nun atmen musste. Es knackte in ihrem Hals, als Vesperum noch fester zudrückte. Er brach ihr wirklich das Genick… jedoch fühlte sie den Aufprall an der Wand zu gut, als dass sie hätte tot sein können. Benommen sackte sie zusammen und japste nach Luft, die sich wie Feuer in ihre Lunge zog. All die Wut, die Grösse und Stärke war gewichen und hatte ein Häufchen Asche zurückgelassen. Sie zitterte heftig, konnte ihre Hände kaum mehr ruhig halten und wippte leicht in Katatonie.
Sie stützte sich mit letzter Kraft auf ihre Arme, als ein heiserer, erstickter Schrei aus ihrer Kehle drang und sie ihre Arme besah. Blasen bildeten sich, wie von einer argen Verbrennung, bis Blut zu sehen war. Sie schrie, zitterte, fühlte unkontrollierte Tränen an ihren Wagen hinunterperlen. Sie würde sterben, an all diesen Qualen. Was war das nun? Ihre Arme schienen regelrecht aufzuplatzen, bis sich Formen zeigten und das Bluten aufhörte. Was war das? Keuchend besah sie sich die riesigen Male auf ihren Unterarmen, die brannten die frisch abgezogene Haut. Es war abgezogene Haut… und Verbrennungen. Die Formen waren durch das Blut nicht genau zu erkennen, aber sie fühlte alles brennen. Ilara klappte erneut zusammen und blieb kraftlos zitternd liegen. Ihr Herz klopfte schnell, beinahe flimmernd und sie starrte aus toten Augen. Vor ihren Augen tanzten die Bilder der letzten Minuten. Sie schluckte hart, was kaum möglich war, öffnete den Mund, hustete Blut. Das Mahlrad, in dem sie sich befand, drohte sie zu zermalmen. Sie lag da wie tot, während in ihr die Hölle weitertanzte. In ihr kreischten die wildesten Dämonen, während sie einfach da lag. Sie machten weiter, wo Vesperum angefangen hatte. Sie frassen, bahnten ihm seinen Weg. Als er jedoch sprach hörte sie ihn übergenau in ihren Ohren. Imperator? Noch immer blickten tote Augen in den Raum. Jemand war hier, richtig? Jemand war hier um sie zu retten. Irgendjemand, bitte… Schon während Vesperum die nächsten Worte sagte zog sich ihr Körper wie in Trance hoch. Wie das ging konnte Ilara nicht sagen- es ging einfach. Ohne einen Gedanken an ihre Waffe zu vergeuden hob sie die Artefakte auf, fühlte Blut im Mund, in der Nase, überall… Ihr Gesicht war feucht von Blut und Tränen. Ihre Hände zitterten noch immer, aber die Artefakte lagen sicher in der Mitte. Kraftlos sah sie ihrem Lichtschwert nach, wie es sich erhob. Es kam zu ihr… es kam zu ihr! Sie wollte gerade die Hand danach ausstrecken, als… ihr Herz blieb einenkurzen Moment ganz stehen, ehe es losstolperte. Ihr Widerstand, ihre Verteidigung… mit grossen, angsterfüllten Augen, die nur noch aus Pupille bestanden. Sie klappte ihre Mund auf, starrt einfach nur noch, entsetzt, während in ihr etwas zerbrach. Der letzte, kleinste Widerstand. Vesperum ging weiter während ihre Waffe zu ihren Füssen lag. Eine Masse.. sie blieb stehen, starrte einfach nur noch. Sie war eine Puppe, die irgendwie an Fäden hing. Ungeschickt stellte sie einen Fuss vor den andern und fiel beinahe um. Schlurfend zog sie den anderen Fuss nach. Gehen.. einen Fuss vor den andern.. einen Fuss… Chance? Sie hob den Kopf und sah ihn an, während das Blut aus ihrer Nase lief. Er… Stolpernd knallte sie an die Wand, als ihr Körper Angst empfand. Es war nicht einmal ihr Hirn. Ihr Körper tat es. Ihr Herz hämmerte und sie starrte ihn an, während sich der Tross um Cato näherte. Er hatte ihr wohl ohne es zu wollen durch sein Erscheinen das Leben gerettet. Vesperum wandte sich von Ilara ab, die einfach nur atmend, beinahe japsend an der Wand stand, vor ihr ihre zerstörte Waffe, in ihren beiden Händen die Artefakte. Von der Frau, die nichts von sich preis gab und kalt war, war ein zitterndes Mädchen zurückgeblieben, die kaum mehr stehen konnte. Er liess sie aber nicht alleine hier, oder? Sie durfte mit? Oder musste sie hierbleiben? Keuchend schluckte sie, wollte etwas sagen, aber durch das Würgen war ihre Stimme weg. Unsicher machte sie einige Schritte auf Vesperum zu, blieb dann aber stehen, als sie gegen das Konglomerat aus Laserschwert stiess. Sie starrte es ungläubig an und trat darüber hinweg, schlurfte Vesperum nach.
In ihrer Wut lag ihr ganzes Scheitern. Ihre Fähigkeit, mit der sie sich vielleicht wenigstens hätte aus der direkten Schussbahn reissen können, dem Verschwinden in den Schatten, hatte sie den Garaus gemacht damit, dass ihre Wut sie mit aller Kraft manifestierte. Sie fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg, aber das passte ihr nur. Sollte er in Wut krepieren, vor ihr, auf seinen Knien und sein Leben sogar auf ihre Stiefelreste spucken. Das morbide Lächeln auf seinem Gesicht trieb ihre Rage nur noch an. Er lächelte? Er nahm sie nicht ernst. Wie sie niemand richtig ernst nahm, ausser eben die, die wirklich schwächer als sie waren. Und taten die das nicht starben sie. Seine Worte liessen sie beinahe explodieren. Es war so, sie hatte nie etwas gehabt ausser ihren eigenen Schatten. Und sogar der verliess sie gelegentlich. Sein Gebot war bald tot…sie stellte sich immer mehr vor, wie sie vorging, blitzschnell, würde auf jede seiner Bewegungen reagieren und sie parieren. Womit sie allerdings nicht rechnete war, dass er sich ihr nicht körperlich entgegenstellte. Beinahe verwirrt blieb sie in der Bewegung stehen und fühlte, wie seine Aura sie umfasste. All ihre Sinne wurden von ihm besetzt. Sie sah schwarz, hörte nur noch sein Lachen, fühlte seine Kälte an ihrer Haut. Dabei blieb es aber nicht. Noch krallte sie sich an ihre Waffe, an der ihr Leben hing. Verrat? Nun gut, dann hatte sie immerhin diesen. Taumlend kam sie einen Schritt, den letzten, näher. Trotz aller Schmerzen und allen Warnungen, die ihr Körper sandte, stand sie vor ihm. „Es… ist egal was…“, weiter kam sie nicht. Ihre nächsten Gedanken gehörten nicht mehr ihr. Sie wurden eingegeben, gelesen, verändert, besessen. Nur nebenbei nahm sie wahr, dass ihr Körper sich nicht mehr auf dem sicheren Boden befand, der ihr eine Absprungsmöglichkeit bot. Sie hing in der Luft, wie schon einmal in letzter Zeit, aber dieses Mal nicht mehr sanft. Sie hing einfach… Sie wurde externe Betrachterin ihrer eigenen Gefühle, Gedanken, die wild unter ihr verändert wurden. Sie wurde gezwungen, alles genau mitzuverfolgen und fühlte jede Änderung brennen. Nur der Schmerz, der ihre Glieder durchfuhr hielt sie in dem Schwebezustand kurz vor dem Verrücktwerden. Dieses Gefühl war das Schlimmste, was sie jemals erlebt hatte. Bilder blitzten an ihrem inneren Auge vorbei und sie hörte nur noch seine Stimme, während die Bilder sich verschoben. Was war Wahrheit? Was war Lüge? Sie konnte ihr eigenes Leben, ihr Selbst, nicht mehr ordnen, wusste nicht mehr, wer sie war, woher sie kam, was sie konnte und das jagte ihr eine solche markerschütternde Angst ein. Der Schmerz wurde unerträglich, als ihre Knochen betroffen wurden. Sie fühlte sich wie in einer dieser riesigen Müllpressen- nur würde sie nicht sterben. Diese Wahnsinn wurde in ihrem Gehirn heimisch, fand dunkle Ecken, die Ilara verdrängt hatte, leuchtete sie aus, während sie hilf- und machtlos zusehen musste, wie ihre Waffe zu Boden fiel. Nein, sie fiel nicht mal. Sie liess sie los. Ihr Name reichte und ihre Hand öffnete sich. Sie hörte das Klappern ihres letzten Ankers gar nicht mehr. Es gab nur noch diese Dunkelheit, die Manipulation und ihn.
Ihre aktuellen Gefühle und Vorhaben wurden ihr bewusst. Sie wurden angesehen… von ihm. Er wusste es, er kannte alles, mehr als sie, konnte darüber urteilen und die verändern. Keuchend wand sie sich in der Luft, was nur zu grösseren Schmerzen fühlte. Sie wollte wegrennen… das erste Mal seit dem Tod ihrer Schwester: wegrennen, nie wieder kommen, alles vergessen, sich in eine Ecke werfen und weinen. Das schwarze Meer drohte sie zu ersticken, bis sie merkte, dass sie wirklich gewürgt wurde. Unter akutem Sauerstoffmangel trieb es ihr Gehirn unter seinem Einfluss noch bunter. Farben tauchten auf, bis alles nur noch schwarz wurde. Sie blinzelte heftig, während sie gar keine Luft mehr bekam, röchelte und sich an den Hals griff. Eiskalte, tote Haut. Sie fühlte, wie ein Gefäss am Hals platzte und seinen Inhalt über seine Hand goss. Verräterisch pulsierte jede Hauptschlagader weiter in ihrem Körper und trieb Blut in seine Hände und das mechanische Leben aus ihr. Sie fühlte die Nähe des Bodens, der aber keine Rettung mehr darstelle. Sie war verloren. Sie würde nicht sterben, sie war zum Leben verdammt. Zum Leben mit einer besetzten, parasitären Seele. Aber vorher litt sie, sie würde leiden bis auf den Tod. Sein Wille klebte an ihrem Leben. Ein Gedanke und ihr Hirn würde sich ausschalten und alles töten. Ihr Herz würde in der Brust unter Druck platzen, aber nein… so gütig war er nicht. Sie wollte gerade sterben, nichts mehr als das, wollte das, wovor sie sich so sehr fürchtete. Ihre Gedanken wurden umgerissen, die schlimmsten Szenarien aus ihrem Leben wurden nochmals manifest. Irgendwann, als sie die Augen öffnete sah sie dunkle Schleier auf sie zukommen. Ihr Schrei wurde im Keim erstickt und ihr Körper erschlaffte, als sie ihn hörte. In ihrem Kopf. Überall. Er gebot, was sie dachte, wo sie es dachte, was sie fühlte- und ihr wurde übel. Es war wohl die Paarung aus dem fauligen Geruch und dem Gefühl, wirklich alle Zügel loszulassen. Der Chef über all die Geister und Dämonen betrat den Ring ihres Gehirns. Heftige, pochende Kopfschmerzen zogen sich durch alle Zellen ihres Kopfes. Sie hatte aufgehört zu atmen und lag in einem Koma. In einem, aus dem sie nicht aufwachen konnte, alle Höllen durchlebte. Falls sie bisher dachte, sie hätte die Hölle gesehen: das hier war mehr. Mehr als alles, was sie bisher erlebt hatte. Unter Husten, keuchen und einem Krampfanfall wurden ihr all die Bilder bewusst, die er ihr nun einfiltrierte. Bilder, die sie niemals gesehen hatte und niemals sehen wollte. Ihr eigener Körper lag da, all ihre Schönheit war zerstört, er wurde missbraucht, gedemütigt und niedergemacht. Sie war in ihrem eigenen Horrorkabinett gefangen und würde ihm nie wieder entkommen. Mit einem Ruck fuhr ein Atemreflex durch sie, der durch den Würgegriff gehindert wurde. Ihre Lunge brannte ohne Luft und sie japste, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Er war… er war… er?! Sie sah sich selbst. Sie sah ihr Gesicht in dem Vesperums, bis sie merkte, daass es viel schöner war als das ihre. Es war ihre Schwester, bis sie sich ins Nichts verzog. War das das letzte, was sie sah? Mit halbwegs klarem Verstand? Ihre Schwester?
Das Böse hatte ganz von ihr Besitz ergriffen. Sie traute sich gar nicht, an irgendwas zu denken. Sie sah alles. Alles… ihren Körper, wie sie litt, aus einer fernen Position und wurde am Eingreifen gehindert. Sie konnte gar nicht sagen, wo sie sich genau befand. In sich? Neben sich? Weit weg? Sie wusste nur, dass sie nun atmen musste. Es knackte in ihrem Hals, als Vesperum noch fester zudrückte. Er brach ihr wirklich das Genick… jedoch fühlte sie den Aufprall an der Wand zu gut, als dass sie hätte tot sein können. Benommen sackte sie zusammen und japste nach Luft, die sich wie Feuer in ihre Lunge zog. All die Wut, die Grösse und Stärke war gewichen und hatte ein Häufchen Asche zurückgelassen. Sie zitterte heftig, konnte ihre Hände kaum mehr ruhig halten und wippte leicht in Katatonie.
Sie stützte sich mit letzter Kraft auf ihre Arme, als ein heiserer, erstickter Schrei aus ihrer Kehle drang und sie ihre Arme besah. Blasen bildeten sich, wie von einer argen Verbrennung, bis Blut zu sehen war. Sie schrie, zitterte, fühlte unkontrollierte Tränen an ihren Wagen hinunterperlen. Sie würde sterben, an all diesen Qualen. Was war das nun? Ihre Arme schienen regelrecht aufzuplatzen, bis sich Formen zeigten und das Bluten aufhörte. Was war das? Keuchend besah sie sich die riesigen Male auf ihren Unterarmen, die brannten die frisch abgezogene Haut. Es war abgezogene Haut… und Verbrennungen. Die Formen waren durch das Blut nicht genau zu erkennen, aber sie fühlte alles brennen. Ilara klappte erneut zusammen und blieb kraftlos zitternd liegen. Ihr Herz klopfte schnell, beinahe flimmernd und sie starrte aus toten Augen. Vor ihren Augen tanzten die Bilder der letzten Minuten. Sie schluckte hart, was kaum möglich war, öffnete den Mund, hustete Blut. Das Mahlrad, in dem sie sich befand, drohte sie zu zermalmen. Sie lag da wie tot, während in ihr die Hölle weitertanzte. In ihr kreischten die wildesten Dämonen, während sie einfach da lag. Sie machten weiter, wo Vesperum angefangen hatte. Sie frassen, bahnten ihm seinen Weg. Als er jedoch sprach hörte sie ihn übergenau in ihren Ohren. Imperator? Noch immer blickten tote Augen in den Raum. Jemand war hier, richtig? Jemand war hier um sie zu retten. Irgendjemand, bitte… Schon während Vesperum die nächsten Worte sagte zog sich ihr Körper wie in Trance hoch. Wie das ging konnte Ilara nicht sagen- es ging einfach. Ohne einen Gedanken an ihre Waffe zu vergeuden hob sie die Artefakte auf, fühlte Blut im Mund, in der Nase, überall… Ihr Gesicht war feucht von Blut und Tränen. Ihre Hände zitterten noch immer, aber die Artefakte lagen sicher in der Mitte. Kraftlos sah sie ihrem Lichtschwert nach, wie es sich erhob. Es kam zu ihr… es kam zu ihr! Sie wollte gerade die Hand danach ausstrecken, als… ihr Herz blieb einenkurzen Moment ganz stehen, ehe es losstolperte. Ihr Widerstand, ihre Verteidigung… mit grossen, angsterfüllten Augen, die nur noch aus Pupille bestanden. Sie klappte ihre Mund auf, starrt einfach nur noch, entsetzt, während in ihr etwas zerbrach. Der letzte, kleinste Widerstand. Vesperum ging weiter während ihre Waffe zu ihren Füssen lag. Eine Masse.. sie blieb stehen, starrte einfach nur noch. Sie war eine Puppe, die irgendwie an Fäden hing. Ungeschickt stellte sie einen Fuss vor den andern und fiel beinahe um. Schlurfend zog sie den anderen Fuss nach. Gehen.. einen Fuss vor den andern.. einen Fuss… Chance? Sie hob den Kopf und sah ihn an, während das Blut aus ihrer Nase lief. Er… Stolpernd knallte sie an die Wand, als ihr Körper Angst empfand. Es war nicht einmal ihr Hirn. Ihr Körper tat es. Ihr Herz hämmerte und sie starrte ihn an, während sich der Tross um Cato näherte. Er hatte ihr wohl ohne es zu wollen durch sein Erscheinen das Leben gerettet. Vesperum wandte sich von Ilara ab, die einfach nur atmend, beinahe japsend an der Wand stand, vor ihr ihre zerstörte Waffe, in ihren beiden Händen die Artefakte. Von der Frau, die nichts von sich preis gab und kalt war, war ein zitterndes Mädchen zurückgeblieben, die kaum mehr stehen konnte. Er liess sie aber nicht alleine hier, oder? Sie durfte mit? Oder musste sie hierbleiben? Keuchend schluckte sie, wollte etwas sagen, aber durch das Würgen war ihre Stimme weg. Unsicher machte sie einige Schritte auf Vesperum zu, blieb dann aber stehen, als sie gegen das Konglomerat aus Laserschwert stiess. Sie starrte es ungläubig an und trat darüber hinweg, schlurfte Vesperum nach.