#8
Einige Stunden nach der Schlacht von Eriadu...

Hanaar war Müde. Die Tentakeln der Müdigkeit griffen umbarmherzig in seinen Geist, wüteten dort, brachte Unruhe und sähten zweifelhafte Wünsche und Gedanken.
Trotz aller Disziplin und jahrelanger Übung sich nie etwas anmerken zu lassen, verrieten ihn seine tiefen dunklen Augenringe, seine Gedanken waren faserig und wirr, er brauchte dringend Ruhe.
Doch noch gab es keine Zeit für Ruhe und hier – an Bord der Legator – war auch nicht der passende Augenblick dem erschöpften Geist und ausgezerrten Körper die notwendige Regeneration zu gestatten. Abwesend blickte er zu Admiral Saparn, der immer noch damit beschäftigt war wütende Beschwerden und imperiale Richtlinien gegen Hanaar zu schmettern. Er war dem längst überdrüssig und machte auch kein großes Geheimnis daraus.
"Wie auch immer Admiral" zitierte er zum dritten mal "Sie können gerne Beschwerde beim Oberkommando einlegen, doch letztlich bin ich der ranghöhere Offizier und aus dem Grund werde ich auch das Kommando über die Legator übernehmen und sie zusammen mit der 5. in den imperialen Raum führen." er pausierte kurz und fügte dann schnippisch hinzu "Ob Ihnen das passt oder nicht, spielt keine große Rolle. Der Admiral setzte zu einer weiteren Tirade von Beschwerden an doch Hanaar schenkte ihm schon längst keine Aufmerksamkeit mehr. Sein Blick fiel über die Brücke hinaus aus dem Panoramafenster auf die Dynast.

Sein Schiff trieb leicht beschädigt etwa 2km abseits und ein Anschwung von Nostalgie überfuhr Hanaar. Er schritt langsam den Mittelgang entlang und ignorierte die fragende Blicken aus den Gräben längsseits. Nebenbei bemerkte er, dass der Brückengang nicht länger war als an Bord eines gewöhnlichen Sternzerstörers, obgleich die Belator-Klasse den Schiffen sowohl in Länge aus auch in Volumen und Bewaffnung bei weitem übertraf. Ein grotesker und unwichtiger Gedanke, der im Kopf sofort in die entsprechende Abteilung verschoben wurde. Je näher er dem Panoramafenster kam, umso mehr Details offenbarten sich ihm. Er sah die Shuttles und Versorgungsschiffe, die vom Planeten Rothana und der Werft Güter und Personen auf die einzelnen Schiffe – vor allem aber auf die Legator – transportierten. Der Rückzug, besser gesagt die Evakuierung, verlief trotz der Spontanität und kurzen Vorbereitungsphase erstaunlich gut. Ein Umstand den Hanaar lobenswert zur Kenntnis nahm.

Admiral Saparn trat wieder an Hanaars Seite, der untersetzte Mann hatte sich offenbar wieder gefasst denn die vorher rötliche Färbung seiner freien Kopfhaut hatte wieder die gewohnt blaße, fast totengleichen, Nuancen. Hanaar war sich sicher, dass der Admiral unter Bluthochdruck litt, so oft wie er an die Decke ging und mit welchem Elan er protestieren konnte. Dennoch war er ein guter Offizier der verständlicherweise nicht erfreut war, sein Schiff offenkundig ohne Grund abgeben zu müssen. Daher war Hanaar auch gewillt Ruhe zu bewahren – außerdem war er auch so schon erschöpft genug.

"Wenn Sie die Frage gestatten Admiral, warum verlassen wir Rothana? Zusammen mit Ihren Schiffen sind wir doch in der Lage diesen dreckigen Rebellenabschaum in die Schranken zu weisen."

Hanaar verstand die Frage, aus der Sicht von Saparn musste dies alles völlig Absurd erscheinen. Doch in den letzten Monaten, spätestens seit Eriadu, musste das Imperium verstanden haben, dass die Republik eben nicht mehr der unorganisierte Haufen von Bauern und Tagelöhnern ist.. sondern ein gleichwertiger und militärisch hochgefährlicher Gegner.

"Wären Sie bei Eriadu dabei gewesen Admiral" erklärte Hanaar fast im väterlichen Tonfall, obwohl er nur unwesentlich Älter war als sein Gegenüber ".. dann wüssten Sie, dass wir der Republik militärisch nichts entgegenzusetzen haben. Wir würden verlieren und Rothana würde ebenfalls untergehen. So können wir zumindest noch alle relevanten Daten retten und der Republik eine unbrauchbare Werft hinterlassen."

Saparn verstand und nickte, dann blickten beide gemeinsam aus dem Panoramafenster, hinaus in die Dunkelheit – darauf wartend dass selbigen einen Haufen republikanischer Schiffe ihnen entgegen spucken würde.
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