#17
Cf: Tempel der dunklen Seite

Rettung? Sie lief ihm eher hinterher, wachend, aber trotzdem in einem Schleier des Rausches gefangen. Sie leckte sich das Blut von den Lippen, was sich kaum abschlucken liess. Es hatte eine wirklich seltsame Konsistenz… ihr Wille, von hier zu verschwinden, war gerade minim geworden, im Hintergrund versunken. Ihre geistige Kapazität beschränkte sich auf ihre Empfindung und darauf, in seinem Schatten zu gehen. Denn nur er warf gerade einen, was sie nur so anzog. Ihre Aura, erneut schwarzer Rauch, zog nach seinem Schatten, heftete sich an ihn und zog sie somit mit, bis sie von den Wogen eingekleidet war. Der Sand durchdrang die Wogen, den schlanken Körper der Frau beinahe mit, bis ein einziges Wort ihre Rauchwerdung unterbrach. Interessant?! Sie sah sich um. Was war hier interessant ausser sie selbst? Nichts, oder? Einöde, seltsame, hässliche Tiere, die alles frassen, was sie bekamen und nur vor Vesperum kurzen Halt machten, ehe sie wieder verschwanden. Interessant war hier nichts. Diese Blechwracks waren ziemlich das langweiligste, was sie kannte. Das, was spannend war, was das, was sie fühlte. Der Planet war von Macht eingehüllt, die sich bewegte, ausbrach, peitschend um sich schlug und wieder im Sand versank um wieder hervorzustechen. Sie fühlte es, es energetisierte sie und nahm sie zugleich aus und laugte ihren ohnehin kaputten Körper aus. Wie lange hatte sie nicht mehr geschlafen, wie lange nicht mehr ausgeruht? Wie krank sah sie aus? Wie hässlich war sie geworden? Ilara trat neben ihn, in einen dünnen Mantel aus schwarzem Rauch gehüllt, der sich sogleich zurückzog, als sie von ihrer eigenen, kleinen Transzendenz zurückkam. Was war dort?! Sie fixierte den Punkt und rechnete mit allem, vor allem mit Negativem und natürlich dem, dass sie dahin mussten und was auch immer erledigen mussten. Ilara würde das nicht schaffen. Nicht mehr. Ihr Körper war jetzt wieder unheimlich schwer und das Atmen ging nur unter grösster Kraftanstrengung. Sie hustete leicht, fühlte wieder dickes Blut im Mund. Sie war vollkommen ausgetrocknet. Ein heftiges Schlucken befreite den Mund von dieser Masse. Diener? Das, was sie aber wirklich an seinem Satz interessierte war das kleine Wort: unser. Ihre natürliche Vorsicht und das Misstrauen in alles, was eine Gemeinschaft ausdrückte liess ihr klar verlauten, dass das Unsinn war und ein dummes Wort, dass er sie somit nur um den Finger wickeln wollte, während ein kleiner Teil in ihr fand, dass ihr das zustand, das unser. Zudem- wer, wenn nicht sie… aber bevor sie den Gedanken fertig denken konnte wurde ihr schwindlig. Das, was er als Gier wahrnahm überwältige Ilara eher. Ihr Brustkorb hob und senkte sich mühsam. Konnte sie nicht wieder in diesen Zwischenzustand gleiten, in dem sie sich befunden hatte? Er war befreiend gewesen, es trieb sie darin einfach voran. Sie, die sehr gut darin war, zu „verschwinden“ und das seit frühsten Kindertagen lernte, wollte sich wirklich in Schatten auflösen. Dunkle Schatten, die sie ummantelten und in denen sie aufgehen konnte. Dunkelheit versteckte, bot einen Umhang, den ihr sonst nichts geben konnte. Nicht einmal Bewunderung, Anerkennung oder Komplimente. Schatten… War das, was da am Horizont stand, Schatten? Vesperum ging schon weiter, während Ilara ihren tonnenschweren Körper vorwärts schob.

Er gehorchte ihr kaum mehr, dieser Körper, diese Hülle, die sie so liebte, hegte und pflegte, zog sie gerade so hinunter, dass sie alles verfluchte, was sie jemals für ihn getan hatte. Dieser Schwebezustand hatte sich so vollkommen angefühlt, so machterfüllt.. und nun hielt sie die lebenden Artefakte, die sich mal mehr, mal weniger in ihre Hand schmiegten mit zitternden Händen. Wankend schritt sie im Schatten Vesperums weiter, suchte den Zustand erneut zu finden, in dem sie sich befunden hatte. Ihre Fingerspitzen wurden schwarz. Schwarz… je näher sie der Antimaterie kam, die sich Macht nannte und auf die Vesperum zuging, desto schwärzer wurde alles um sie herum, bis sie sich in einer Art dunkler Glocke befand, die sie schützte als auch von aussen abschottete. Vermutlich war es ihr Hirn, das ihr das vorspielte, da die visuellen Zentren ohne Wasser und Sauerstoff herabschalteten, aber es fühlte sich erleichternd an. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich in den Schatten geborgen, die nun von ihr selbst ausgingen. Es war ein kurzer, süsser Moment, bis ihre Finger sie mit einem enormen Schmerz zurückrissen. Ihr Herz raste, als sie sich wieder vollends manifestiert hatte. Vesperum war weitergegangen, sie zurückgefallen. Sie waren nahe, sehr nahe… Vesperum erntete Sturm. Und sie? Sie würde im Sturm untergehen. Aber das war egal. Sie brauchte es. Sie wurde davon angezogen und schliesslich erblickte sie es. Einen Sturm? Die Artefakte rutschten aus ihren Händen, die beiden Gegenstände, die sie gerade noch so halten konnte, an denen sie sich festkrallte. Ihre Finger waren schwarz wie Schatten geworden und bildeten einen krassen Kontrast zu der weissen Haut. Sie waren nicht verbrannt.. sie waren… tot. Ein spitzer Schrei entkam ihr, als ihr das bewusst wurde. Nicht das, nicht das… sie brauchte ihre Hände! Sie waren mitunter ihr wichtigstes Hab und Gut, das sie nicht verliess. Verzweifelt sank sie auf die Knie, als Korriban das tat, was es gut konnte: Zweifel erzeugen und alles auffressen, was ihm noch nicht gehörte. In der Nähe des Sturms war Ilara das Ziel der Wahl. „Ich… beginne zu…“, entkam ihr trocken, tonlos, die ersten Worte seit gefühlten Stunden. Sie löste sich auf. Immer mehr. Ihr Blick wurde starr, als sie die Artefakte vor sich im Sand erblickte. Sie hörte Stimmen im Kopf. Wahnsinnig viele Stimmen, die flüsterten und am Ende einen Satz bildeten: „Versinke in Dunkelheit.“, flüsterte sie den Stimmen leise nach und fühlte ein grosses Meer anrollen, auf dem sie nicht schwamm, sondern das sie einnahm und die kalten Klauen um ihren Körper schloss.
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