#3
Der schwere Sternenzerstörer der Allegiance - Klasse, die "Destructor" entfernte sich von den magischen Strahlen der Sonne, welche Byss in das geheimnisvolle Licht tauchten, das vielen Völkern glauben ließ, diese Welt wäre perfekt. Eine häufige Fehlvermutung, die imperiale Thronwelt war tatsächlich kaum mehr als eine perfekte Illusion, ein noch von Palpatine entworfenes mythisches Gespenst, doch in Wahrheit die Brutstätte von Leid und Verderbnis, das sich in der gesamten Galaxis auszubreiten versuchte.

Reah Nigidus, imperiale Inquisitorin und eher selbsternannte Bewahrerin der Ordnung auf Byss, wandte sich von den Sonnenstrahlen ab und Schritt nachdenklich über die Brücke. Sie musste den Kopf nicht heben um zu spüren, wie Kapitän Stratis ihr mit den Augen folgte. Nervös, natürlich. Es stellte sich als nur zu leicht heraus, dem kleinen Uhrwerk, das im Kopf des Kapitäns unnachgiebig tickte zu lauschen, wie es ratterte, wie er darüber nachdachte, was er tun sollte und wie ihre Anwesenheit ihn beunruhigte. Hatte er von Vader gehört? Was für eine Frage, selbstverständlich hatte er von Vader gehört, die willkürlichen Tötungslaunen des dunklen Lords waren der Hauptgrund für seine Nervosität, seiner panischen Angst vor Versagen und seiner Unterwürfigkeit.
"Was sollen wir tun, Mylady?", brach es schließlich unsicher aus ihm heraus, wobei der Kapitän mit seinen Fingern am Kragen seiner Uniform herum nestelte. Ein kleines Zeichen der Ablenkung, als wäre ihm der Gedanke nur zufällig herausgerutscht. Dennoch war die Frage interessant, Reah hatte selbst schon darüber sinniert. Die Lage auf Byss war angespannt und besonders in der Zitadelle herrschte eine gefährliche Instabilität. Es war die Natur der dunklen Jedi, jene fehlgeleiteten Häretiker witterten ihre Chancen und lediglich die Gefahr eines Orbitalschlags hielt sie im Zaum. Dennoch, die Gefahr war unrealer als viele in der Zitadelle vermuteten. Reah hätte den Planeten schon allein aus Prävention einäschern lassen, ein Exempel an den dunklen Missgeburten und Speichelleckern des Imperators statuiert um anderen den irrsinnigen Glauben, sie könnten sich selbst an die Spitze der Herrschaft setzen auszutreiben. Es war nicht Pestage, der sie davon abhielt. Der gierige Großwesir konnte sie nicht einschüchtern und selbst ihre augenscheinliche treue zum neuen aber bereits verschollenen Imperator Vesperum hinderte sie nur marginal an diesem Vorhaben. Hauptsächlich hielt die Inquisitorin eine Mischung aus Angst und Neugier davon ab, die Welt in eine Höllenlandschaft zu verwandeln. Die Verlockung des Unbekannten, des Ungesehenen. Weit unter der Oberfläche des Planeten, hinter den verschlossenen Kellergewölben der Zitadelle könnten noch Relikte und Artefakte lauern, weitaus älter und mächtiger als jedes Lebewesen auf Byss. Man mochte es eine dunkle Vorahnung nennen und Orte wie Byss, an denen die Macht derart stark pulsierte, waren stets mit Vorsicht zu genießen - niemand konnte sagen, welchen Schrecken sie durch eine unüberlegte Handlung nicht aufwecken konnte.

"Wir werden weiterhin warten, Kapitän. Kein Schiff landet oder verlässt Byss - es sei denn ich gebe den ausdrücklichen Befehl, verstanden?" - "Sehr wohl, Mylady.", bestätigte Stratis mit einem knappen Nicken. "Aber dennoch sind die dunklen Jedi in der Zitadelle eine Gefahr...", setzte der Kapitän seine Überlegungen fort. In Gedanken ohrfeigte sich Stratis bereits selbst - war das dumm? Wer wusste schon, was diese Frau war und noch wichtiger, was sie mit ihm würde tun können, wenn er sie nun beleidigt hat. "Dem Stimme ich zu, Kapitän. Dennoch: solange Sate Pestage es nicht ausdrücklich befiehlt, wird kein Schuss auf dem Thronwelt des Imperators abgefeuert. Sollten diese fehlgeleiteten Maden es tatsächlich wagen die Macht des Imperators anzuzweifeln, besitzen wir mehr als genug Soldaten um den Planeten auch auf alt hergebrachte Weise zu säubern. Ich wiederhole: Ihre Befehle lauten jeglichen Flugverkehr von und nach Byss zu unterbinden, verstanden, Kapitän?" - "Jawohl, Mylady. Wie ihr befiehlt." Reah nickte, eher beiläufig, als hätte sie ohnehin keinen weiteren Einspruch oder Widerstand erwartet. "Sehr gut. Ich werde Sie dafür persönlich verantwortlich machen, Kapitän Stratis." Sich sichtlich unwohler in seiner Haut fühlend, wich Stratis einen respektvollen Schritt zurück und gab vor, sich wieder um seine eigenen Belange kümmern zu müssen.

Minuten vergingen und die "Destructor" flog weiterhin ihre standardisierte Patroullienroute und beinahe hätte die Inquisitorin das aufblitzen einer Erscheinung im Realraum nicht bemerkt. Offenbar hatte sich jemand verirrt oder war offensichtlich nicht über die um und auf Byss informiert. Doch auch im Normalfall waren Gäste auf der imperialen Thronwelt eine eher seltene Angelegenheit, mit der man sich befassen musste. Der Anblick oder das Wissen um eine imperiale Flotte im Orbit war eigentlich ein abschreckender Grund, doch manchmal, wie jetzt, schienen es manche todessehnsüchtigen Raumfahrer darauf anzulegen. Am Triebwerksglühen war zu erkennen, dass das Raumschiff nicht daran dachte den Kurs zu ändern und sein Glück besser auf einer anderen Welt zu versuchen, nein, es flog stur weiter. Innerlich zählte Reah die Sekunden die es dauern würde, bis eine der Golanstationen den Todgeweihten entsorgen würde doch... nicht. Der Pilot flog daran vorbei als wäre es das normalste der Welt. Ein Fehler? Ungehorsam? Sicherlich, nicht jeder würde auf ihr Wort hören, die wenigsten wussten, ob sie überhaupt die Autorität besaß, Befehle erteilen zu können. Ein beklagenswerter Umstand, den die Inquisitorin demnächst würde beheben müssen. Die Wachflotte war der Garant für Ordnung auf Byss, doch wenn einige Stationsoffiziere meinten, man könne ihre Anordnungen großzügig auslegen, würde Ordnung bald zu Chaos werden. "Stratis?", schnitt ihre Stimme kühl durch die Luft, "Wer hat diesem Schiff eine Landeerlaubnis erteilt?" - "Commander Dennon, Mylady. Es ist lediglich ein Frachter der Müllentsorgung von Vulpter, es besteht kein Grund zur Beunruhigung, es wird kein unbekanntes Schiff auf dem Planeten landen oder selbigen Verlassen.", wiederholte Stratis seine Anweisung. "Offenbar haben Sie sich verhört. Das einzige Schiff, welches auf diesem Planten landet ist meines - es gibt sonst keine Ausnahmen, Stratis.", sprach Reah ruhig und dennoch konnte Stratis die Wut hinter den bedachten Worten ohne Probleme erkennen, als ließ sie ihn absichtlich daran teilhaben, nur um seine Furcht zu steigern. Er hatte falsch gehandelt, sicherlich - doch es war nur ein einfacher Frachter? Wegen einer derartigen Bredouille wäre eine wie auch immer geartete Bestrafung einfach unverhältnismäßig, um den guten Ton zu wahren, zog er allerdings eine Entschuldigung in Erwägung. "Ich möchte mich für dieses Missverständnis entschuldigen Inquisi...!" Panik kroch in die Augen des Kapitäns, als hätte ihn ein kalter Griff gepackt, eine unsichtbare Hand, die ihm die Kehle zuschnürte. Verzweifelt versuchte Stratis seinen Kragen zu öffnen, doch selbst als das gelang, wollte der Druck, dieses unsichtbare etwas, das ihm die Lunge zu zerquetschen drohte, nicht weichen. Voller Entsetzen sah er die ausgestreckte Hand der Inquisitorin, die für diese Hexerei verantwortlich schien. "Es gibt kein Missverständnis, Kapitän. Die Flüge zum Planeten werden unterbunden, damit keiner dieser irren Häretiker in der Zitadelle entkommt. Hier haben wir sie alle beisammen, im Notfall einfach auszuschalten. Doch wenn sie entkommen, sich wie die Pest in der Galaxis ausbreiten wird es schwierig sie im Zaum zu halten. Ich habe geschworen das Imperium zu schützen und Sie haben einen Eid als Flottenoffizier geleistet. Wenn diese Irren wegen Ihrer beschränkten Urteilsfähigkeit entkommen, hat es das Imperium zukünftig nicht nur mit der Neuen Republik, sondern auch mit marodierenden Banden dunkler Jedi zu tun. Haben Sie das begriffen?" Panisch blickte Stratis in die Augen der Inquisitorin und doch fühlte es sich so an, als starrte er einem leibhaftigen Dämonen in die Fratze, als fror die Kreatur ihn mit ihrem eisigen Atem ein, der die Worte ausspie. Sie würde ihn töten - gewiss, hier und auf der Stelle, selbst sein hektisches Nicken würde ihn am Ende nicht retten. Oder doch? Er spürte wie der Griff um seine Kehle sich lockerte, bis er sich röchelnd und japsend auf dem Boden fand. "Denken Sie an meine Worte Kapitän. Und lassen Sie meinen Jäger startklar machen, ich werde mich persönlich mit diesem Eindringling befassen."

Keine fünf Minuten später startete der TIE-Abfangjäger mit kreischenden Düsen aus dem Hangar der "Destructor" und preschte in die Atmosphäre des Planeten. Das magische Licht des Planeten verlieh dem TIE dabei einen geheimnisvollen Anstrich, als die Jagdmaschine durch vereinzelte Wolken donnerte und nach verirrten Frachter suchte. Wobei es inkorrekt war, Reah musste nicht lange suchen. Es war derzeit das einzige Schiff, das auf dem Planeten eingetroffen war, abgesehen von ihrem eigenen. Immerhin hatten die Kontrollen der Golan nicht vollständig versagt, sondern folgten tatsächlich dem im Normalfall gängigem Protokoll. Wie Vulpter selbst stellte sich auch das Schiff als fliegender Schrott heraus - eigentlich ein Wunder, dass es überhaupt bis hier herkam, ohne, das zwischenzeitlich der Hyperraumantrieb in die Luft flog. Ihr Abfangjäger glitt sanft in eine benachbarte Andockbucht und ohne sich selbst groß mit Protokollfragen auseinanderzusetzen. Aber das war ohnehin unerheblich, solange sie für Ordnung sorgte und den Planeten stabil hielt, würden ihr weder der Großinquisitor noch Pestage ins Handwerk fuschen. Im Hauptquartier der Inquisition auf Praktih, hatten sie sich geeinigt zumindest die imperiale Thronwelt vor internen Kämpfen durch die dunklen Jedi zu bewahren und bis jetzt funktionierte diese Überlegung sehr gut. Reah wollte sich allerdings nicht ausmalen, welche Zustände auf Onderon oder Dxun herrschten, die Vesperum ebenfalls als Welten seines neuen Ordens beanspruchte. War er zu kurzsichtig? War ihm nicht klar gewesen, dass er allein für die nötige Stabilität in den Reihen seiner dunklen Jünger verantwortlich war? Und dennoch war der Gedanke absurd, es könnte sich aus seiner Gefolgschaft noch ein neuer Imperator aufschwingen. Nein, selbst Reah wagte es nicht ihrem Ehrgeiz nachzugeben. Vielleicht könnte sie die absolute Macht über Byss erlangen, doch derartige Gedanken waren gefährlich, Pestage ein schwacher Herrscher. Die Abspalter nahmen zu und etablierten beeindruckende Reiche, während das Imperium zerbrach und ein durch einen Putsch herbeigeführter Machtwechsel, könnte auch das letzte bisschen Ordnung im Reich zerstören.

Die Inquisitorin verließ den Hangar und vertraute auf ihren Instinkt den Eindringlich aufzuspüren. Auf Byss war dies keine leichte Angelegenheit, der Schatten des Planeten drückte auf den Geist und die dunkle Seite ergriff jede Gelegenheit den Verstand zu umnebeln und in die Irre zu führen. Doch wer mit der Dunkelheit vertraut war, konnte sich ihre Dienste hier auch zunutze machen, zum Preis noch tiefer in das Loch der ewigen Schwärze zu fallen, Körper und Geist zu martern. Und schließlich erblickte sie den Mann, den sie suchte, sie wusste es, konnte es fühlen. Für einen winzigen Augenblick war sie in den Fluss der dunklen Seite gesprungen und hatte sich von der Strömung zu seinem Geist tragen lassen und hatte einen Aspekt des mysteriösen Fremden berührt. Ein dunkler Fleck, der in der Macht fast nicht zu erkennen war, eine Dunkelheit, die hier viele in sich trugen - sie gehörte zu Byss, war Byss. Splitter des Schattens, der die Welt in den Schleier der Finsternis hüllte. Dieser Mann war von der Macht berührt worden, ein beinahe vertrautes Dunkel in seinem inneren, das von Zeit zu Zeit zu pulsieren schien, verriet es ihr und seine Anwesenheit auf dem Planeten war mit Sicherheit kein Zufall. Warum hatte sie seine Anwesenheit nicht schon früher bemerkt? Es schien, als wäre es das natürlichste der Welt, dass dieser Mann hier war, als gehörte er irgendwie auf diese Welt oder zu dieser Welt und gleichzeitig doch nicht. Ein Mysterium, ein Rätsel. Aber sie hatte eine Pflicht zu erfüllen und auch dieser Mann musste erkennen, dass sein Ausflug an dieser Stelle endete. Ohne langsamer zu werden Schritt die Inquisitorin dem Fremden entschlossen entgegen, bis die ihre Stimme hob: "Im Namen seiner Majestät Vesperum I., Ihr seid verhaftet, Müllschlucker von Vulpter."
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