#9
Rebecca betrachtete Mytria, die vor Eifer fast die Luft anhielt, um ihre Worte hervorzustoßen. Sie nickte äußerlich, signalisierte Aufmerksamkeit, aber innerlich dachte sie nach. Die Worte ihrer Freundin waren ein Spiegel ihrer eigenen Suche nach Halt und Bestand, aber mit einem grundlegend anderen Ansatz. Mytria wollte sich neu erfinden, indem sie die äußere Hülle änderte, sie wollte die schmerzhafte Vergangenheit abstreifen, indem sie eine neue Identität schuf. Rebecca dagegen glaubte an etwas anderes. Für sie war die Identität nicht etwas, das man wie ein Kleidungsstück wechselte. Ihre eigene Identität war fest verwurzelt in ihrer Herkunft, ihren Werten und ihrem Glauben an die Gerechtigkeit. Sie pflegte sie wie einen Garten. Die Pflege ihres Lichtschwerts war ein meditatives Ritual, das nicht dazu diente, eine neue Version von sich selbst zu erschaffen, sondern ihre Verbindung zu dem, was sie bereits war, zu stärken. Sie dachte an die Worte von Saanza, dass Mytria viel durchgemacht hatte. In Mytrias fieberhaftem Wunsch nach äußerer Veränderung sah Rebecca nun den Ausdruck von tiefem innerem Schmerz. Mytria glaubte offenbar, die Vergangenheit und ihre Traumata hinter sich lassen zu können, indem sie äußerlich neu anfing. Doch die wahre Erneuerung musste von innen kommen. Rebecca verspürte eine tiefe Empathie für Mytrias verzweifelte Hoffnung. Sie wusste, dass ihre Aufgabe nicht darin bestand, ihre Ideen zu beurteilen, sondern sie behutsam zu jenem inneren Gleichgewicht zu führen, das die wahre, dauerhafte Veränderung mit sich brachte. Rebecca neigte den Kopf leicht zur Seite, ihr Blick war ruhig und voller Empathie, während sie Mytrias überschwängliche Worte aufnahm. Sie spürte, wie sehr ihre Freundin nach dieser Neuausrichtung strebte.

„Sich neuerfinden, nun das ist ein schöner Gedanke, Mytria.“, erwiderte Rebecca mit ihrer wohlüberlegten Stimme, die keine Spur von Urteil enthielt.
„Der Wunsch, sich neu zu erfinden, ist stark. Vielleicht in uns allen. Was ist mit dir? Möchtest du auch eine ganz neue Person sein, oder suchst du eher nach einem Weg, um das, was war und dich innerlich bremst, zu heilen und einen Neuanfang zu finden? Wir können uns nicht jeden Tag transformieren, weißt du? Auch eine Raupe verpuppt sich nur einmal im Leben.“
Rebecca's Augen strahlten eine tiefe, mitfühlende Ruhe aus. Ihre Frage war keine Anschuldigung, sondern eine sanfte, fast schwebende Einladung, Mytrias wahre Motivation zu ergründen. Rebecca legte ihre Hände auf den Tisch, ihre Geste war sanft und einladend.
„Neue Haarfarben und neue Kleidung können uns dabei helfen, einen äußeren Wandel zu vollziehen. Sie können uns optisch hervorstechen lassen, aber sie haben keinen Einfluss auf das, was wirklich zählt – unser Inneres. Die wahre Veränderung beginnt in uns. Sie ist das Ergebnis von innerer Arbeit und der Suche nach innerer Stärke, einem Halt im Leben, nicht von einer neuen Fassade.“

Ihre eigenen Worte hallten in ihr nach und Rebecca fiel in eine stille, tiefe Reflexion. Die lauten Geräusche der Einkaufsarkade, die angespannte Energie der Sicherheitskräfte und Mytrias überschwängliche Vorfreude traten in den Hintergrund. Ihre Gedanken schweiften zurück, zahlreiche Lichtjahre und einige Lebensjahre entfernt, nach Corellia. Dort, in der Hauptverwaltung der Maran'del-Werke, war die Fassade alles. Die Welt von Corellia war eine Welt der Präsentation, in der das Äußere nicht nur eine Hülle war, sondern ein Werkzeug, ein Schild und manchmal sogar eine Waffe. Rebecca war dort in eine Umgebung hineingeboren, in der jeder Stoff, jeder Schnitt und jede Geste eine Botschaft übermittelte. Ihre Adoptiveltern hatten sie in eine Welt eingeführt, in der die Kleidung keine Wahl, sondern eine Pflicht war. Rebecca, die als Schnittstelle zwischen Ingenieuren, Firmenleitung und externen Partnern agiert hatte, lernte schnell, dass ein zurückhaltendes, beruhigendes Lächeln nicht nur Freundlichkeit ausdrückte, sondern auch Verhandlungsgeschick. Die Art, wie sie ihre Haltung bewahrte, drückte Stärke aus. Ihre Adoptivmutter Serena war die Meisterin dieser Kunst. Als Realpolitikerin, die vor allem Wirtschaftsinteressen vertrat, perfektionierte sie eine diplomatische Fassade. Ihre Kleidung war immer makellos, ihre Reden sorgfältig kalkuliert, ihre Gesten kontrolliert. Rebecca, die diese Haltung aus der Nähe beobachten konnte, sah die Masken, die ihre Mutter aufsetzte. Sie war sich bewusst, dass hinter dem schönen Anschein eine harte, pragmatische Frau steckte, die ihre Macht mit äußerster Vorsicht ausspielte. Die Machtspiele und Intrigen, die Rebecca so sehr verabscheute, waren das eigentliche Fundament dieser Welt. Auch ihre Adoptivgeschwister nutzten die äußere Erscheinung, um ihre inneren Überzeugungen zu spiegeln. Kaelen, der leitende Ingenieur, trug die schlichten, praktischen Anzüge der Werksleitung. Äußerlich loyal zum Familienunternehmen, verriet seine unauffällige Kleidung nichts von seiner heimlichen Sympathie für die Rebellion. Liora, die Sanitäterin, trug die Uniformen des Imperiums, und ihre Kleidung war ein Zeichen ihrer unerschütterlichen Loyalität. Taren, der radikale Imperialist, kleidete sich in den aufdringlichsten und protzigsten imperialen Symbolen, die Rebecca in ihrem Hass und Widerwillen nur abstoßen konnten. Die Wahl ihrer Kleidung war ein Spiegelbild ihrer Seele und das, was sie repräsentierte, war für Rebecca unerträglich. Das Leben in dieser Umgebung war für Rebecca ein ständiger Drahtseilakt. Sie musste ihre Emotionen zurückhalten und durfte niemals die Kontrolle verlieren. Ihre Selbstkritik war hoch und ihr Gefühl der Unbehaglichkeit in chaotischen Situationen, die die perfekte Fassade zerstörten, war immer präsent. Sie lebte in einer Welt, die von Machtspielen und Intrigen geprägt war und in der die äußere Erscheinung alles war. Es war wie in einem Theaterstück, in dem jeder seine Rolle spielte und die Requisiten, die Kleidung, die Mimik und die Gesten, die Charaktere definierten. Der tiefe Schmerz, der sie durchdrang, war der Verlust von Valen, ihrem ehemaligen Freund. Er hatte der dunklen Seite der Macht nachgegeben, und das hatte Rebecca zutiefst geprägt. Die äußere Fassade von Valen hatte getäuscht. Der Schock über seinen Verrat war so groß, weil Rebecca ihn niemals für fähig gehalten hätte, dem Bösen zu verfallen. Doch sie hatte sich getäuscht. Das Äußere war nur eine Fassade gewesen, die nicht das wahre Ich widerspiegelte. Der Dunkle Tag des Praxeums, an dem Valen mehrere Schüler ermordete, hatte Rebecca gezeigt, wie trügerisch die äußere Hülle sein konnte. Sie wurde von einer tiefen Angst vor dem Kontrollverlust über ihre eigenen Kräfte begleitet, der sie daran erinnerte, wie zerbrechlich die Balance zwischen dem Guten und dem Bösen war. Nachdem sie Luke Skywalker getroffen und sich der Jedi-Gemeinschaft angeschlossen hatte, begann für sie ein neues Leben. Die Jedi-Roben, die sie nun trug, symbolisierten für sie die innere Harmonie. Sie waren schlicht, praktisch und in Erdtönen gehalten, die sie mit der Natur verbanden. Die traditionellen, praktischen Roben erlaubten ihr Bewegungsfreiheit und widersprachen den luxuriösen, aber einengenden Gewändern, die sie auf Corellia getragen hatte. Bei den Jedi ging es nicht um das Äußere, sondern um das Innere, die Verbindung zur Macht, die Empathie für andere und die Fähigkeit, in sich selbst Ruhe zu finden. Die Jedi hatten ihr geholfen, eine neue Definition von Schönheit zu finden: Die Schönheit des Inneren, die in der Güte eines Menschen liegt, im Mitgefühl, das er für andere empfindet. Es war eine Schönheit, die sich nicht durch teure Kleidung, teure Accessoires oder eine aufwendige Frisur ausdrückte, sondern in der Seele eines Menschen widerhallte. Sie hatte ihre wahre Natur gefunden und ihren eigenen moralischen Kompass, der sie leitete.

Und nun sah sie Mytria an, die nach einer äußeren Transformation suchte, um ihren inneren Schmerz zu heilen. Rebecca verstand die Motivation ihrer Freundin, aber sie wusste, dass das wahre Glück nicht im Friseursalon oder in einem Modegeschäft zu finden war, sondern in der stillen Meditation, in der sie lernten, ihre eigenen inneren Dämonen zu besiegen. Die äußere Veränderung war ein guter Anfang, aber sie war nur eine temporäre Lösung. Die wahre, dauerhafte Veränderung kam von innen. Rebecca beschloss, ihre Freundin zu leiten, nicht zu verurteilen. Sie würde Mytria bei ihrer Suche nach äußerer Schönheit begleiten und sie gleichzeitig sanft zu der Erkenntnis führen, dass die wahre Macht in der inneren Harmonie lag. Ihre Aufgabe war es, Mytria zu helfen, die Balance zwischen ihrem inneren Schmerz und ihrem äußeren Streben nach Schönheit zu finden. Es war eine Mission des Herzens, die weit über jede logistische Aufgabe hinausging, die sie als Verwalterin des Ordens hatte. Sie würde auf Mytria achten und sie auf ihrem Weg begleiten. Denn dass Eitelkeit und Oberflächlichkeit zur dunklen Seite der Macht führen konnten, hatte der alte Jedi-Orden mit seinen prunkvollen Palästen, wallenden Gewändern und respektvollen Titeln bar der Lebenswirklichkeit vieler einfacher Bürger der Galaxie schlussendlich auch am eigenen Leib erfahren müssen.

Sie spürte die überschwängliche Freude, die von Mytria ausging, fast wie eine physische Welle in der Macht. Sie nickte langsam, während Mytria ihre Ideen entfaltete, von Erdtönen bis hin Lehmfarben. Die Begeisterung war ansteckend, aber Rebecca verlor nie ihre innere Ruhe.
„Das sind in der Tat sehr interessante Gedanken.“, erwiderte Rebecca mit ihrer warmen, wohlüberlegten Stimme, „Die Erdtöne passen gut zum Leben als Jedi. Sie erden einen und symbolisieren die Verbindung zur Natur. Und ich schätze deine Begeisterung, mir neue Stile zu zeigen. Aber es ist mir wichtig, dass meine Kleidung praktisch bleibt und meine diplomatische Haltung widerspiegelt. Ich suche keine radikale Veränderung, sondern eine Stärkung dessen, was ich bereits bin.“
Rebecca hoffte, dass sich Mytria nun nicht ausgebremst fühlte.
„Ein kleiner Bummel durch einen Laden ist jedoch immer eine gute Idee.“, fügte Rebecca hinzu und nickte zustimmend in Richtung des Geschäfts, von dem Mytria sprach.
„Aber nach unserem Besuch beim Friseur, ja? Alles zu seiner Zeit. Ich möchte die Gelegenheit nicht verpassen, mich auch mit Saanza und dir zu unterhalten.“
Sie lenkte das Gespräch sanft, aber bestimmt. Es war eine geschickte Kombination aus Akzeptanz und Begrenzung, die ihre diplomatischen Fähigkeiten perfekt widerspiegelte. Sie nahm die Ideen ihrer Freundin ernst, setzte aber klare Grenzen, um die Kontrolle über den Ablauf zu behalten. Ihre Mutter wäre stolz auf sie, wenn sie das gerade mitbekommen hätte.

Das waren sie also, die Lieblingsfarben von Mytria. Rebecca hörte aufmerksam zu, wie ihr Gegenüber jedes Wort einzeln und mit großer Sorgfalt wählte. Ein sanftes Rosa, kombiniert mit Weiß – die Worte hallten in Rebecca nach. Sie spürte, dass dies mehr war als eine einfache Farbauswahl. Ein sanftes Rosa, dachte Rebecca, die Farbe der Heilung, der Zuneigung, ein Spiegelbild der Sanftheit, die Mytria in sich trägt, und doch von Schmerz gezeichnet ist. Und Weiß, wie Saanzas Roben, schoss es ihr durch den Kopf, die Farbe der Reinheit und des Neuanfangs, die so sehr nach Klarheit und Frieden strebt. Mytria sucht, vielleicht nicht bewusst, die Balance zwischen ihrem inneren Schmerz und ihrer Hoffnung auf Frieden. Sie sucht nach Harmonie. Mytrias letzter Satz, dass Farben immer kombiniert werden müssen, war der Schlüssel. Es ging nicht darum, eine Farbe zu wählen und sich in ihr zu verlieren, sondern darum, die verschiedenen Töne des Lebens zu kombinieren, um ein vollständiges Bild zu schaffen. Mytria sprach von Farben, aber sie sucht festen Halt in ihrem eigenen Leben. Entscheidungen und Lösungen. Eine feste Konstante, die ihr nicht entrissen wurde.

Sie lächelte warm, ihr Lächeln beruhigend und echt.
„Das ist eine wundervolle Art, es zu sehen.“, erwiderte Rebecca mit ihrer wohlüberlegten Stimme.
„Du hast Recht, das Leben ist selten nur eine Farbe. Es ist eine Kombination aus Licht und Schatten, aus harten und sanften Tönen. Und es ist die Harmonie zwischen ihnen, die uns wirklich vollkommen macht. Ein sanftes Rosa mit Weiß ist eine sehr schöne Kombination.“

Rebecca nickte leicht bei Mytrias frechem Kommentar. Sie verstand sofort, dass Mytria keine böse Absicht hatte, sondern einfach nur einen Weg suchte, ihre Kreativität auszudrücken. Aber innerlich fühlte Rebecca eine leichte Anspannung. Die Worte hallten in ihr nach. Ihre Roben waren oft zu schlicht und weniger betont. Rebecca schaute zu Saanza, deren honigblonde Haare einen warmen Schein über ihre makellosen weißen Roben warfen. Saanzas Kleidung war nicht zufällig gewählt oder ein Ausdruck von mangelndem Stil. Sie war ein bewusster Ausdruck ihrer Persönlichkeit und ihrer tiefen Hingabe an die Ideale des Ordens mitsamt ihrem Studienschwerpunkt. Ihre Roben waren schlicht, weil sie sich auf das Wesentliche konzentrierte. Sie waren nicht dazu da, betont zu werden, sondern um die Aufmerksamkeit von Äußerlichkeiten wegzulenken. Mytria, die nach einer äußeren Transformation suchte, konnte die Schönheit der Einfachheit nicht sehen. Sie dachte, ein Jedi müsse auch äußerlich in Erscheinung treten, dass ihr Stil ihren Status widerspiegeln müsse. Aber das war der Weg, den das Imperium einschlug. Pure selbstgefällige Dekadenz und maßlos Zurschaustellung eines eilten Egos. Mytria wusste scheinbar nicht, dass schlichte Einfachheit ein Ausdruck von innerer Stärke war, von einer geerdeten Persönlichkeit. Ein Jedi trug seine Identität im Inneren, nicht auf der Kleidung oder vor sich her. Es war die Art von subtilem Unterschied, der sie in ihrer Arbeit als Verwalterin so oft von ihren corellianischen Kollegen unterschied. Und natürlich wusste Rebecca genau, dass sie diesen Gedanken nicht laut aussprechen konnte. Sie wollte Mytria nicht rüde vor den Kopf stoßen. Ihre Freude war zu echt und ihre Absicht zu rein. Sie musste Mytria behutsam zu der Erkenntnis führen, dass die wahre Macht in der inneren Stärke und nicht in der äußeren Präsentation lag. Es war eine delikate Aufgabe, aber Rebecca wusste, dass sie es Saanza versprochen hatte.

Wie ein Sack sollten die Roben nicht aussehen. Die Augen von Rebecca funkelten mit Anerkennung. Mytrias Worte waren direkt, aber Rebecca spürte keine Feindseligkeit in ihnen. Im Gegenteil, sie verstand, dass Mytria ihre eigene Sichtweise mit ihr teilen wollte.
„Das ist wahr.“, erwiderte Rebecca in ihrer gewohnt ruhigen und wohlüberlegten Stimme, „Form und Funktion müssen im Einklang sein. Auch ein scheinbar einfaches Gewand kann durch die richtige Passform anmutig wirken.“
Sie dachte an die schlichten, praktischen Roben, die sie nun trug, und wie sie ihre Bewegungsfreiheit ermöglichten. Sie dachte an die „Seelenruh“, ein perfektes Beispiel für Funktionalität und Schönheit. Es war eine Harmonie, die sie so sehr schätzte.
„Aber es geht nicht darum, dass die Roben wie ein Sack aussehen.“, fuhr Rebecca fort, wobei sie die Worte des Gegenübers aufgriff, „Es geht darum, dass sie nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken. Es ist die Anmut in der Einfachheit, die wahre Stärke zeigt. Unsere Verbundenheit und Spiritualität.“
Sie lächelte Mytria aufmunternd zu, eine Geste, die sagte: Ich verstehe dich, und ich stimme dir in einem Punkt zu, aber es gibt noch eine tiefere Wahrheit.

Sie waren Jedi und keine Bauern. Die Worte trafen Rebecca unerwartet hart. Das selbstsichere Nicken, die in die Hand klatschende Geste, als hätte sie eine unumstößliche Wahrheit erkannt, und dann die letzte, scharfe Bemerkung. Ein Moment lang war die Luft zwischen ihnen gefüllt mit der stillen Spannung, die Mytria ungewollt erzeugt hatte. Rebecca spürte, wie eine alte, fast vergessene Wut in ihr aufstieg. Die Arroganz, die in der Stimme ihrer Freundin lag, erinnerte sie an die arroganten Gespräche, die sie auf Corellia über die einfache Bevölkerung gehört hatte. Sie erinnerte sie an das Gefühl, in einer Welt zu leben, in der der Wert eines Menschen an seinen Kleidern, seiner Herkunft und seinem Reichtum gemessen wurde. Sie atmete tief und unauffällig ein. Die Worte von Saanza, Mytria habe viel durchgemacht, hallten in ihrem Kopf nach, und die aufsteigende Wut legte sich wieder in einen stillen Pool der Empathie.

„Manche der weisesten Gelehrten, die ich kenne, ziehen die bescheidene Einfachheit ohne Kitsch vor.“, entgegnete Rebecca, ihre Stimme ruhig und ohne Tadel.
„Das Tragen schlichter Roben Schmuck oder Tand macht uns nicht zu Bauern, Mytria. Es ist ein Ausdruck von Demut. Es zeigt, dass unser Wert nicht in den Stoffen oder den Schnitten liegt, sondern in unseren Taten und unseren Herzen. Was wir machen zeigt wer wir sind, nicht was wir tragen.“
Sie schaute Mytria direkt in die Augen, nicht um sie zu tadeln, sondern um ihr zu helfen, die Wahrheit hinter den Worten zu sehen.
„Die Jedi sind dazu da, allen Lebewesen zu dienen, unabhängig von ihrem Stand. Die Weisheit der Natur, das Verständnis für die Erde und die Zyklen des Lebens, sind Dinge, die uns erden und uns daran erinnern, wer wir sind. Sie sind die Quelle unserer Stärke.“
Rebecca lehnte sich leicht zurück, ihre Anmut war unberührt von der scharfen Bemerkung. Sie hatte Mytria nicht direkt widersprochen, sie hatte ihre Sichtweise auf eine Weise erklärt, die ihrer Philosophie entsprach. Sie würde Mytria nicht verurteilen, sondern ihr zeigen, dass die äußere Hülle nur ein Spiegel des Inneren war.

Mytrias unverblümte Frage traf Rebecca unerwartet. Die Bitte, ihre Hand zu sehen, war so direkt, so persönlich. Einen kurzen Moment spürte Rebecca die Neugier und den leichten Tadel, der in Mytrias Augen lag. Sie betrachtete kurz ihre eigenen Hände, die in diesem Moment auf dem Tisch ruhten. Sie waren ein Spiegelbild ihrer Herkunft, eine ständige Erinnerung an die Lektionen ihrer Adoptivmutter Serena. Diese hatte viel Wert auf drei Dinge gelegt: stilvolle Schuhe, kontrollierte Gesichtszüge und makellos gepflegte Hände. Rebeccas Hände waren daher tadellos, auch oder gerade heutzutage, wenn sie mit Händlern verkehrte und den Jedi-Orden nach außen vertrat. Hände waren eine Visitenkarte. Die Fingernägel waren kurz und sauber gefeilt, die Haut weich und gepflegt. Am Nagelbett gab es nichts auszusetzen. Hinter dieser perfekten Fassade verbarg sich eine innere Stärke und eine Verbindung zu ihrer wahren Natur. Die Hände, die in der Öffentlichkeit makellos schienen, hatten die Segel ihrer Yacht gezogen und kunstvolle Holzarbeiten geschaffen. Sie waren Werkzeuge, die ihr dienten, nicht bloße Ornamente der Eitelkeit. An ihrem linken Handgelenk verbarg sich eine kleine, kaum sichtbare Narbe von einem Unfall auf Corellia, eine stumme Erinnerung an eine unperfekte Vergangenheit, die Mytrias prüfendem Blick sicher nicht entgehen würde. Rebecca senkte ihren Blick nicht, als sie Mytrias prüfenden Augen begegnete. Sie sah die leichte Enttäuschung, als Mytria etwas bemerkte, das ihr missfiel, aber Rebecca blieb ruhig. Sie hob ihre linke Hand mit einer anmutigen und unerschütterlichen Bewegung und streckte sie Mytria entgegen. Ihre Hand war weich und gepflegt, wie die einer Künstlerin, gleichzeitig aber auch fest und stark. Ein Symbol für ihre Haltung.

„Bitte.“, sagte Rebecca mit ihrer warmen, wohlüberlegten Stimme, ohne Anzeichen von Scham oder Verteidigung in ihrem Ausdruck. „Du kannst sie dir ansehen.“
Ihre eigene Geste war ruhig und anmutig, frei von jeglicher Eile oder Erwartung. Sie spürte, dass die Frage von Mytria tiefer ging als nur die bloße Beschaffenheit von Händen. Es war eine Suche nach Perfektion, die Mytria sich selbst auferlegte. Ein sanftes, doch durchdringendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
„Aber nachdem ich dir meine gezeigt habe...“, sagte Rebecca mit ihrer warmen, wohlüberlegten Stimme, „...darf ich dann im Gegenzug deine sehen, Mytria?“
Ihre Worte waren nicht aufdringlich, sondern eine sanfte Einladung.
„Ich bin mir sicher, dass deine Hände wunderschön sind und die Geschichte deines Lebens erzählen.“
Rebecca wusste, dass Mytrias Hände etwas über ihre innere Zerrissenheit offenbaren würden. Es war ein Angebot der Gegenseitigkeit, ein Weg, um Vertrauen aufzubauen und die wahre Geschichte hinter der Fassade zu verstehen.
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