Warum fühlte Lumi'ell einen leisen aber kalten Wind in ihrem Genick? Es schien fast so, als der dunkle Schatten, wieder dort weilte, drohte sie zu packen und mit sich zu nehmen. Doch es war anders. Sie hoffte auf eine gnadenvolle Macht, die Rettung und Segen war, und doch, war dieses Gefühl schlicht kalt, ins Leere fallend, fortreibend und gleichsam frostig bindend. Hatte sie etwas getan, was ein Band geschlossen hatte? Einen stillen Vertrag geschlossen, der sie mit einer Macht verbunden hatte, die ihr einfach nicht bekannt war? Lumi'ell fasste sich mit ihrer hektischen Linken ins Genick, dort wo dieses Gefühl aufkam, sich ausbreitete und sie gleichzeitig frösteln ließ. Was sahen ihre Augen? Was sollte sie sagen? Unbedacht und unsicher war Lumi'ell, unerfahren und leider sehr begabt, so dass jeder Schritt auch eine Gefahr war. Manchmal war ein Traum genug aber in diesem Augenblick hatten Träume wenig Wirkmacht, da sie keine Absicht verbanden, sondern schlicht Perspektive waren. Dieses Gefühl wurde Gewissheit, dass sie sich unwissend, an diese Schwester gebunden hatte und sie mitunter die einzige falsche Rettung war, die ihr blieb. Lumi'ell wollte nicht zurück, in jenes Leben der Angst und der geschlossenen Pein, die Gethzerion ihr abverlangte. Sie wollte keine Seelenweberin sein, sie wollte jenen Abgrund nicht erleuchten, nicht hinaustreiben in dieses dunkle Meer, welches Kreaturen zeigte, die sie bis in ihre eigene Seele hinein ängstigten. Es war der unaussprechliche Horror, den sie gesehen hatte. Sollte sie sich offenbaren und dem Wahnsinn Worte geben, aber war dies überhaupt möglich? Lumi'ell atmete schwer, versuchte jenes Gefühl von sich zu weisen, indem sie sich kräftig ihr Genick rieb.
"Vielleicht...", versuchte sie Worte aus einem Grab ihrer eigenen Eloquenz zu befreien. "Vielleicht sollte ich das," antwortete sie schließlich. Es war fast eher ein Flehen, denn eine Erklärung, da ihre Stimme nicht voll im Klang war, sondern auch schüchtern leise herausbrach, fast so als ob jedes Wort falsch sein konnte. Ihre Augen senkten sich ab, ihr Blick wanderte in Richtung Boden, um Calin'thirs Augen auszuweichen. Etwas hielt sie ab, sie die fremde aber auch gleiche Schwester anzublicken. Das Lagerfeuer knisterte, brauste auf aber wandelte sich nicht in einen Feuersturm, sondern gebar weiter Wärme und Licht. Ein Licht, welches ihr so nah war. Es hielt den Horror fern, der in der Dunkelheit lauerte. Einen Horror, den Lumi'ell erblickt hatte, aber nie wieder erleben wollte. Sie war durstig nach einem anderen Leben, nach etwas, was sie für immer vom Horror trennen sollte, welcher stets lauerte. Lumi'ell konnte noch nicht begreifen, nicht verstehen, dass der Horror längst dort hauste, wo sie selbst war. Das Unaussprechliche, der dunkle Schatten, folgte stets jeder Entscheidung und war zur gleichen Zeit überall, denn er war die andere Seite der Entscheidungen, dort im Nichts und in der Ewigkeit, der sinnvollen Bedeutungslosigkeit aller Handlungen. Der Horror war inzwischen verbunden mit ihrer Person, da man Schicksal nicht ungesehen machen konnte. Illusion und Traum waren gleich. Beide konnten Macht haben. Und beide waren Ausgeburten eines jeden denkenden Lebens. Lumi'ell fürchtete ihre Träume, dass sie wahrhaftig Illusionen werden konnten. Oder sogar Realität.
Calin'thir begann aus Lumi'ells Wahrnehmung sie selbst zu umkreisen, zu beobachten, einzukreisen und aufmerksam zu beäugen. "Ich habe mich verletzt," entgegnete sie und deutete auf die Wunde, presste den notdürftigen Verband fester, so dass ein aufmerksamer Schmerz durch ihren Arm zuckte. Ein Schmerz, der ihr zumindest anzeigte, dass sie noch lebte. Lumi'ell nickte bei den mahnenden Worten, fast so, als ob Calin'thir eine fürsorgliche Lehrerin war. Inzwischen schien sich jenes Gefälle zu zeigen, dass Lumi'ell schlicht akzeptierte, da sie selbst sehr wohl wusste, dass sie wenig wusste. Sie hatte kaum Erfahrungen, kaum Kenntnisse und war von Gethzerion nicht zwingend in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt worden. Sie akzeptierte die anführende, nahezu belehrende Rolle, die Calin'thir an sich riss, vorerst stillschweigend. Sie nickte abermals, wobei sie ihre Augen schloss. Ihre Gedanken machte eine leise Poesie, die niemand wirklich hören konnte, denn der dunkle Schatten sang für sie im Dunkeln, als die Blätter und Äste laut abknickten. Eine Seele, die hören wollte, konnte mitunter den Gesang sehen, erspüren und wissen, dass Lumi'ell gesegnet, wie verflucht, war. Dathomir hörte ihr zu, wie auch jene Kreaturen im Abgrund aller Zeiten. Gethzerion wusste dies, wollte sie als Waffe verwenden aber nicht jede Waffe, will eine Waffe sein. Lumi'ell entzog sich jener Magick, jener Albtraumhaftigkeit, durch Flucht und naivem Eifer. Sie konnte nicht unterscheiden zwischen dem Zeitpunkt zu warten und dem Zeitpunkt zum handeln. Wenigstens war sie hier, nicht mehr allein, und wenigstens gab es ein Licht, welches den Schatten fernhielt.
Sie wollte sich zeigen, offenbaren, mitteilen und aussprechen, was sie gesehen hatte aber sie konnte es nicht. Die Poesie blieb in ihren Gedanken, die Worte waren nicht geschaffen für diese Welt, nicht für die sterblichen Münder. Das Unaussprechliche blieb unaussprechlich. Auch eine einfache Wahrheit. Niemand konnte beschreiben, wie der Abgrund und der darauffolgende endlose Abyss wirklich aussah, was er tat und was dessen Sinn wirklich war. Er war einfach dort, starrte mit allem Horror und Schrecken hinauf, in die Seelen der Zuschauer. Wenn es das Schicksal wollte, würde sich Lumi'ell vorerst fügen und die Schülerin dieser sicherlich kruden Nachtschwester werden, die ebenso verdammungswürdig und verdammt entkommen war. Es änderte nichts daran, dass die Furcht blieb.
"Danke," erhob sie ihren Blick, zeigte ihre glasigen aber schönen Augen, die mit einer für Dathomir untypischen Wärme ausgestattet waren. Es fehlte jene Einfärbung, die Dathomiri so gemein war und wohl Teil jener Lebensprägung durch diese Welt war. Lumi'ell war eine Nachtschwester, hier geboren und aufgewachsen aber irgendetwas an ihr war es auch wieder nicht. Calin'thir half ihr. Sie sah ihre Ketten, ihr wahres Gefängnis konnte sie noch nicht sehen, denn das Nicht-Gesagte verweilte, wie ein Fehler, dort. "Ich will nicht zurück," bekräftigte Lumi'ell mit festeren Worten und atmete erbost aus, fast so als ob sie Gethzerion verfluchen wollte. Calin'thir war klug genug, um ihre Ausbilderin auf Zeit zu sein. Lumi'ell begriff, dass sie ihre Hilfe dringend brauchte. Lumi'ell folgte der Geste von Calin'thir und machte ihre Bewegung nach. "Das werde ich, Calin'thir." Lumi'ell bewegte sich nicht ganz elegant zum Liegeplatz, versuchte sie nieder zu legen, und blickte dabei auf die andere Schwester, die sich mit ihrem Schicksal abfand und einen Schlafplatz beim Tier wählte. Ein freundliches Schmunzeln entfloch Lumi'ell. "Die Seelen mögen uns bewahren," sagte sie als Nachtwunsch, wie es üblich war und versuchte dann eine passende Schlafposition zu finden. Der morgige Tag würde weiteres bereit halten.
"Vielleicht...", versuchte sie Worte aus einem Grab ihrer eigenen Eloquenz zu befreien. "Vielleicht sollte ich das," antwortete sie schließlich. Es war fast eher ein Flehen, denn eine Erklärung, da ihre Stimme nicht voll im Klang war, sondern auch schüchtern leise herausbrach, fast so als ob jedes Wort falsch sein konnte. Ihre Augen senkten sich ab, ihr Blick wanderte in Richtung Boden, um Calin'thirs Augen auszuweichen. Etwas hielt sie ab, sie die fremde aber auch gleiche Schwester anzublicken. Das Lagerfeuer knisterte, brauste auf aber wandelte sich nicht in einen Feuersturm, sondern gebar weiter Wärme und Licht. Ein Licht, welches ihr so nah war. Es hielt den Horror fern, der in der Dunkelheit lauerte. Einen Horror, den Lumi'ell erblickt hatte, aber nie wieder erleben wollte. Sie war durstig nach einem anderen Leben, nach etwas, was sie für immer vom Horror trennen sollte, welcher stets lauerte. Lumi'ell konnte noch nicht begreifen, nicht verstehen, dass der Horror längst dort hauste, wo sie selbst war. Das Unaussprechliche, der dunkle Schatten, folgte stets jeder Entscheidung und war zur gleichen Zeit überall, denn er war die andere Seite der Entscheidungen, dort im Nichts und in der Ewigkeit, der sinnvollen Bedeutungslosigkeit aller Handlungen. Der Horror war inzwischen verbunden mit ihrer Person, da man Schicksal nicht ungesehen machen konnte. Illusion und Traum waren gleich. Beide konnten Macht haben. Und beide waren Ausgeburten eines jeden denkenden Lebens. Lumi'ell fürchtete ihre Träume, dass sie wahrhaftig Illusionen werden konnten. Oder sogar Realität.
Calin'thir begann aus Lumi'ells Wahrnehmung sie selbst zu umkreisen, zu beobachten, einzukreisen und aufmerksam zu beäugen. "Ich habe mich verletzt," entgegnete sie und deutete auf die Wunde, presste den notdürftigen Verband fester, so dass ein aufmerksamer Schmerz durch ihren Arm zuckte. Ein Schmerz, der ihr zumindest anzeigte, dass sie noch lebte. Lumi'ell nickte bei den mahnenden Worten, fast so, als ob Calin'thir eine fürsorgliche Lehrerin war. Inzwischen schien sich jenes Gefälle zu zeigen, dass Lumi'ell schlicht akzeptierte, da sie selbst sehr wohl wusste, dass sie wenig wusste. Sie hatte kaum Erfahrungen, kaum Kenntnisse und war von Gethzerion nicht zwingend in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt worden. Sie akzeptierte die anführende, nahezu belehrende Rolle, die Calin'thir an sich riss, vorerst stillschweigend. Sie nickte abermals, wobei sie ihre Augen schloss. Ihre Gedanken machte eine leise Poesie, die niemand wirklich hören konnte, denn der dunkle Schatten sang für sie im Dunkeln, als die Blätter und Äste laut abknickten. Eine Seele, die hören wollte, konnte mitunter den Gesang sehen, erspüren und wissen, dass Lumi'ell gesegnet, wie verflucht, war. Dathomir hörte ihr zu, wie auch jene Kreaturen im Abgrund aller Zeiten. Gethzerion wusste dies, wollte sie als Waffe verwenden aber nicht jede Waffe, will eine Waffe sein. Lumi'ell entzog sich jener Magick, jener Albtraumhaftigkeit, durch Flucht und naivem Eifer. Sie konnte nicht unterscheiden zwischen dem Zeitpunkt zu warten und dem Zeitpunkt zum handeln. Wenigstens war sie hier, nicht mehr allein, und wenigstens gab es ein Licht, welches den Schatten fernhielt.
Sie wollte sich zeigen, offenbaren, mitteilen und aussprechen, was sie gesehen hatte aber sie konnte es nicht. Die Poesie blieb in ihren Gedanken, die Worte waren nicht geschaffen für diese Welt, nicht für die sterblichen Münder. Das Unaussprechliche blieb unaussprechlich. Auch eine einfache Wahrheit. Niemand konnte beschreiben, wie der Abgrund und der darauffolgende endlose Abyss wirklich aussah, was er tat und was dessen Sinn wirklich war. Er war einfach dort, starrte mit allem Horror und Schrecken hinauf, in die Seelen der Zuschauer. Wenn es das Schicksal wollte, würde sich Lumi'ell vorerst fügen und die Schülerin dieser sicherlich kruden Nachtschwester werden, die ebenso verdammungswürdig und verdammt entkommen war. Es änderte nichts daran, dass die Furcht blieb.
"Danke," erhob sie ihren Blick, zeigte ihre glasigen aber schönen Augen, die mit einer für Dathomir untypischen Wärme ausgestattet waren. Es fehlte jene Einfärbung, die Dathomiri so gemein war und wohl Teil jener Lebensprägung durch diese Welt war. Lumi'ell war eine Nachtschwester, hier geboren und aufgewachsen aber irgendetwas an ihr war es auch wieder nicht. Calin'thir half ihr. Sie sah ihre Ketten, ihr wahres Gefängnis konnte sie noch nicht sehen, denn das Nicht-Gesagte verweilte, wie ein Fehler, dort. "Ich will nicht zurück," bekräftigte Lumi'ell mit festeren Worten und atmete erbost aus, fast so als ob sie Gethzerion verfluchen wollte. Calin'thir war klug genug, um ihre Ausbilderin auf Zeit zu sein. Lumi'ell begriff, dass sie ihre Hilfe dringend brauchte. Lumi'ell folgte der Geste von Calin'thir und machte ihre Bewegung nach. "Das werde ich, Calin'thir." Lumi'ell bewegte sich nicht ganz elegant zum Liegeplatz, versuchte sie nieder zu legen, und blickte dabei auf die andere Schwester, die sich mit ihrem Schicksal abfand und einen Schlafplatz beim Tier wählte. Ein freundliches Schmunzeln entfloch Lumi'ell. "Die Seelen mögen uns bewahren," sagte sie als Nachtwunsch, wie es üblich war und versuchte dann eine passende Schlafposition zu finden. Der morgige Tag würde weiteres bereit halten.