#3
cf: Nal Hutta

Es war eine vollkommen verrückte Idee die Nachricht ausgerechnet von diesem Planeten aus nach Coruscant zu schicken, aber Gavin hatte irgendwann einmal, irgendwo aufgeschnappt, dass Serenno um diese Jahreszeit besonders attraktiv sein sollte. Aber das war nicht der eigentliche Grund warum er sich ausgerechnet diesen Planeten ausgesucht hatte und schon gar nicht hatte er ihn aus dem Bauch heraus ausgewählt, sondern sich durchaus längere Gedanken darüber gemacht. Republikanische Planeten waren für ihn raus gefallen, denn wenn das Imperium, so wie er vermutete, auf seine erste Nachricht mit einem Kommando reagieren würde, so bestand das Risiko, dass sie ihren Unmut über seine Abwesenheit an der örtlichen Bevölkerung ausließen, denn zuzutrauen war es dem Imperium nämlich durchaus und Gavin wollte ein solches Ergebnis natürlich vermeiden. Imperiale Planeten waren zwar reizvoll, denn es wäre mit Sicherheit äußerst interessant gewesen mitzubekommen wie sie auf den Fakt reagierten, dass er sich direkt vor ihrer Nase befunden hatte, aber das Risiko, dass übereifrige Truppen unterwegs waren und ihn entdeckten, war einfach zu groß. Er hätte auch irgendeinen Planeten nehmen können, aber das wäre zu unspektakulär gewesen. Also war seine Wahl auf Serenno gefallen und ja, es war ihm absolut bewusst, dass sich dieser Planet nicht nur im Zsinj-Imperium befand, sondern er ihn auch zu seinem Hauptsitz auserkoren hatte. Aber genau aus diesem Grund barg seine Wahl ja auch eine gewisse Ironie und dazu kam, dass sich das Imperium hier zweimal überlegen würde, ob und wenn ja was für eine Art von Kommandoteam sie ihm hier her hinterher schickten. Sicher war es für ihn hier in keinster Weise, aber zum aktuellen Zeitpunkt war er das wohl nirgends. Von irgendeinem unbekannten Planeten einmal abgesehen. Aber zu einem solchen war bereits sein Schiff und seine Crew unterwegs. Es war ein Planet, der auf keiner Karte verzeichnet war und solange man nicht wusste, dass sich dort einer befand würde man das Risiko, welches mit einer Reise dorthin verbunden war, auch gar nicht eingehen wollen. Kein normaler Pilot würde freiwillig, nur weil er neugierig war, durch elektrische Stürme navigieren. Das einzige auf was man sich in dieser Umgebung verlassen konnte war das eigene Können, denn die Instrumente spielten durch die Stürme vollkommen verrückt. Tasha war eine gute Pilotin und würde einen sicheren Weg finden, so wie schon viele Male zuvor und dann hatten sie alle Zeit der Welt die Legacy zu reparieren. Natürlich machte sich Gavin Sorgen um seine Freunde, aber er konnte und durfte sich jetzt davon nicht ablenken lassen. Sein Teil des Plans, in den er auch Ria verwickelt hatte, benötigte absolute Konzentration und noch mehr Vorsicht. Ein falscher Schritt und alles wäre vorbei.



Sie hatten ohne größere Probleme auf Serenno landen können und während Gavin sich in das Sicherheitssystem einspleißte, um ihre Daten zu verschleiern und aus der CarVe die Pearls Pride zu machen, deren Besitzer ein aufstrebender junger Geschäftsmann war, hatte sich Ria um entsprechende Kleidung bemüht um ihre Tarnung perfekt zu machen. Sie waren nun ein frisch vermähltes Paar auf ihren Flitterwochen und als solches hatten sie sich auch im teuersten Hotel der Stadt für eine ganze Standardwoche eingemietet. Das Konto, welches Gavin für die Bezahlung angegeben hatte existierte durchaus, allerdings befand sich darauf nicht ein einziger Credit. Stattdessen agierte es als Mittelsmann um auf ein ganz anderes Konto zu zugreifen und zwar das eines imperialen Offiziers, der in betrunkenem Zustand in einer Cantina zu freizügig mit persönlichen Informationen umgegangen war. Ja, man konnte durchaus behaupten, dass sich Gavin, zusammen mit Ria, auf Kosten eines Drittens, ein paar schöne Stunden machte. Anstrengende Stunden, aber mit einem Hauch von Luxus. Man gönnte sich ja sonst nichts. Aber bevor er das lecker riechende Essen genießen konnte, welches er sich vom Zimmerservice hatte bringen lassen, hatte er erst einmal die Daten ihrer Ankunft verändern müssen, denn es sollte ja bei einer späteren und mit Sicherheit ausführlichen Überprüfung so aussehen, als wären sie schon wesentlich länger hier gewesen und hatten die Veränderungen nur vorgenommen, um den Anschein zu erwecken nicht so lange hier gewesen zu sein. Umgekehrte Psychologie oder wie auch immer man das diese Vorgehensweise bezeichnen wollte.


Gavin konnte ohne schlechten Gewissens sagen, dass es das beste Essen gewesen war, was er seit sehr langer Zeit zu sich genommen hatte und er bedauerte innerlich, dass sie nur ein paar Stunden hier sein konnten und nicht ein paar Tage. Aber länger zu bleiben als unbedingt notwendig war einfach zu riskant. Je mehr Zeit sie hier verbrachten, desto größer die Gefahr, dass jemand über sie stolperte und erkannte. Nun saß er, die Beine locker übereinander geschlagen, in einem bequemen Sessel und neben ihm auf dem Tisch ein Glas Wein. Das perfekte Ambiente für eine Nachricht an den imperialen Geheimdienst auf Coruscant. Natürlich hatte er gut aufgepasst, dass man nicht erkennen würde, an welchem Ort die Holonachricht aufgenommen worden war.

„Darf ich mich vorstellen? Gavin Benett, Captain der Twilight Legacy“, sprach Gavin mit ruhiger Stimme und einem äußerst entspannten Gesichtsausdruck. „Ich bin mir sicher, dass sie – wenn sie auch nur halb so gut sind wie sie immer behaupten – bereits herausgefunden haben, dass ich der Pilot des Frachters bin, welcher über Corellia einen ihrer – ein wirklich absolut beeindruckenden Schiff – Sternenzerstörer ausmanövriert hat. Ich hoffe doch, dass mir deswegen kein Admiral eine Degradierung zu verdanken hat und falls doch, vielleicht beruhigt es ihn zu erfahren, dass es nicht an seiner Inkompetenz lag, sondern einfach nur an meinen herausragenden Können. Die TIE’s … Nun sie haben mich angegriffen und wie jedes vernunftbegabte Wesen verfüge auch ich über einen ausgeprägten Wunsch zu leben. Aber meines Kenntnisstandes nach sollte es sich lediglich um Materialschaden handeln und keinem Piloten mehr gekostet haben, als ein angekratztes Ego. Alles natürlich unter der Prämisse, dass sie ihrem Ruf, den sie in der Galaxis haben, nicht nachgekommen sind.“ Gavin langte nach dem Glas Wein neben sich, nippte daran und stellte es zurück auf den kleinen Beistelltisch.

„Was Corellia selbst angeht“, meinte Gavin weiter und machte an dieser Stelle eine stilistische Pause. „Wissen sie, all diese Erzählungen über die Unfähigkeit imperialer Sturmtruppen… Ich hielt es für Gerüchte. Rebellenpropaganda. Allerdings muss ich leider, nachdem ich Augenzeuge wurde wie eben jene Sturmtruppen, mit schwerem Geschütz, auf eine Fabrik schießen, die hochexplosive Chemikalien gelagert hat, diese Meinung revidieren. Die aus diesem Vorgehen resultierende Explosion ist etwas, das einzig und alleine ihre Leute verursacht haben und ich hoffe doch, sie haben den befehlshabenden Offizier seiner gerechten Strafe zugeführt. Die Schäden, die vielen Leben, es war unnötig.“ Ja, er hatte sich in den Computer gespleißt um die eine oder andere Reaktion innerhalb der Fabrik in Gang zu setzen, aber er war sich sicher, dass sein Handeln zu keiner Explosion geführt hätte. Es wären durchaus Schäden entstanden und vielleicht auch Schäden an anderen Personen, jene die unvernünftig genug waren dennoch das Gebäude zu betreten, aber nicht in diesem Ausmaße wie es jetzt geschehen war.

„Aber ich denke an dieser Stelle wurden nun genug Höflichkeiten ausgetauscht, so dass wir zum eigentlichen Punkt kommen können“, führte Gavin das aufgezeichnete Gespräch weiter fort. „Ich habe etwas und sie wollen es. Ich könnte es ihnen natürlich einfach zurückgeben, immerhin bin ich lediglich durch eine ungeschickte Verkettung komplizierter Umstände in den Besitz dieses Dings gekommen, aber ich bin ein Geschäftsmann und als solcher bin ich natürlich daran interessiert, selbst aus derartigen Situationen Gewinn zu machen. Allerdings bin ich nicht an einem kurzfristigen Gewinn interessiert, sondern halte mehr von längerfristigen Investments. Meine Zusammenarbeit mit dem Imperium war bisher für mich durchaus lukrativ gewesen, die aktuelle Situation jedoch ist für mich in keinster Weise profitabel. Meine Vorstellungen bezüglich dieses Austausches sind daher in keinster Weise unverhältnismäßig und sollten sie vor keinerlei Schwierigkeiten stellen. Sollten sie diese allerdings ablehnen, sehe ich mich leider gezwungen mich anderen Parteien zu zuwenden. Ich bin mir sicher, dass es eine Fraktion in der Galaxis gibt, die bereit wäre gute Credits für ihr kleines Paket zu bieten. Einzig und alleine weil es ihr Eigentum ist.“ Das Imperium lag nicht alleine nur mit der Neuen Republik im Streit, sondern hatte es sich mit so einigen verscherzt, wenn man überlegte wie viele doch mit dem neuen Kurs des Imperiums in keinster Weise einverstanden waren oder wie viele die Chance genutzt haben sich selbst mehr Macht zu verleihen. Etwas zu besitzen, dass das Imperium so dringend zurückhaben wollte, war wie ein kleiner Sieg. Nicht dass Gavin vorhatte es auch in die Tat umzusetzen, denn bevor er seine Fracht einem der Kriegsherren übergab oder sie auf dem Schwarzmarkt handelte, würde er sie der Neuen Republik mit Schleife vor die Türe stellen.

„Damit sich dieser Haufen Metall bald wieder in ihrem Besitz befinden kann erwarte ich von ihnen die Erfüllung folgender Forderungen“, kam Gavin nun endlich zu dem Punkt, an dem er seine Forderungen stellte. „Das auf mich und meine Crew ausgestellte Kopfgeld wird mit sofortiger Wirkung zurückgezogen. Diese ganze Angelegenheit hat das Imperium schon genug Credits gekostet, da muss es sie nicht noch mehr kosten. Sämtliche Datensätze über Straftaten, oder Beteiligung an derartigen, werden aus dem Register von Jace Vondar und Tasha, ich denke sie wissen von wem ich rede, vollständig gelöscht. Verschaffen sie ihnen eine saubere Weste. Und als letzter Punkt erwarte ich eine vollständige Rehabilitierung meiner Person und meiner Crew bezogen auf die Vorfälle auf Corellia selbst, die im Interim geschehenen, bis hin zur vollzogenen Rückgabe der Fracht. Weder ich, noch mein Schiff, noch ein Mitglied meiner Crew, war zum Tatzeitpunkt in der Nähe von Corellia oder auch nur ansatzweise in die Vorgänge verwickelt. Das sind meine Forderungen für eine unkomplizierte und absolut unproblematische Rückgabe des Dings an sie. Aber keine Sorge, sie müssen sich nicht sofort entscheiden, sondern können das selbstverständlich in Ruhe mit ihren Vorgesetzten besprechen. Ich werde sie nach Ablauf einer Standardwoche erneut kontaktieren und hoffe, dass wir dann zu einer Einigung gelangen können.“ Gavin langte erneut nach dem Glas Wein auf dem Beistelltisch und hielt es einen Moment lang einfach nur vor sich in der Hand.
„Bis dahin wünsche ich ihnen selbstverständlich alles Gute“, verabschiedete er sich dann und bewegte seine Hand mit dem Glas ein wenig nach vorne, als würde er seinem Gegenüber zuprosten wollen, womit die Aufnahme auch endete. Er zog das Glas an seine Lippen und trank es dann in einem Zug leer. Es war ein guter Wein, ein äußerst teurer Wein, aber gegen etwas härteres hätte er in diesem Moment auch nichts einzuwenden. Er hatte schon so einige schwierige Dinger in seinem Leben abgezogen, aber das hier spielte in einer vollkommen anderer Liga. Einer, in die er eigentlich nie hatte vordringen wollen. Es mochte Personen geben, deren Ziel es war irgendwann auf die Most Wanted Liste zu kommen, ganz so, als wäre es das ultimative Ziel. Das Zeichen, dass man es geschafft hatte. Er dagegen wollte nichts anderes, als so schnell wie nur möglich wieder davon runter zu kommen.


„So, dann wollen wir die Nachricht mal auf den Weg nach Coruscant bringen“, meinte Gavin an Elyria gewandt, nachdem er das leere Glas abgestellt hatte. Er hatte natürlich nicht vor die Nachricht direkt von hier an den imperialen Geheimdienst zu schicken, denn das hätte vermutlich auf Serenno sofort jemanden auf den Plan gerufen, sondern er würde sie erst an eine seiner alten und nicht mehr benutzten Identitäten auf Coruscant schicken und von dort würde sie ihren Weg in das Netzwerk des imperialen Geheimdienstes finden. Aber bevor er sie auf den Weg brachte musste sie noch entsprechend modifiziert werden, um ihren aktuellen Aufenthaltsort so weit zu verschleiern, dass die Agenten ein Weilchen mit der Decodierung beschäftigt waren. Er hatte keine Ahnung wer beim imperialen Geheimdienst diese Nachricht zuerst sehen würde. Es konnte sich um einen unbedeuteten Mitarbeiter irgendwo handeln, es konnte aber auch einen höhergestellten Mitarbeiter sein. Früher oder später würde sie an genau der Stelle landen, wo sie landen sollte. Bei einer Person, die man sich besser nicht zum Feind machte. Etwas, das er mit seiner Nachricht vermutlich aber gerade getan hatte.
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