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Wedges Haltung lockerte sich ein wenig, wenn auch von Entspannung in keinster Weise die Rede sein konnte. Er mochte ein besonderes Verhältnis zu den hier anwesenden Personen haben, aber das bedeutete nicht, dass er deswegen vergaß welche Ränge und Positionen sie innehatten. Das hier war kein persönliches Gespräch über private Angelegenheiten, sondern es war noch immer eine offizielle Berichterstattung und somit war ein gewisses Maß an formellen Verhalten in seinen Augen angebracht. Man mochte sich über ihn erzählen, dass er derartige Angelegenheiten lockerer nahm als manch andere Personen in seiner Stellung, aber das bedeutete nicht, dass er nicht genau wusste, wann er sich ein derartiges Verhalten leisten konnte und wann er besser darauf verzichtete.

„In Anbetracht der hier anwesenden Personen kann ich, denke ich, auf die Erklärung, wie es zu unserer Entsendung nach Velmor kam, verzichten und direkt zum Punkt kommen“, kam es mit ruhiger und sicherer Stimme von Wedge. „Velmor war nichts anderes als eine geschickt ausgelegte Falle in die man uns geschickt hat und die versprochenen Informationen, die in der Lage seien den Verlauf des Kriegs zu beeinflussen, sollte wohl die Nachricht über unseren Tod sein.“ Wedge ließ diese Worte für einen Moment lang einfach so im Raum schweben, ohne direkt eine ausführliche Erklärung zu liefern. Er wollte damit den Anwesenden die Zeit geben diese Information sacken zu lassen und durch zu atmen, so war das doch nicht gerade besonders leichte Kost gewesen.

„Wie ihnen bekannt sein sollte sprach ich mich gegen eine Entsendung meiner Staffel nach Velmor aus. Die Gründe hierfür waren äußerst vielfältig gewesen“, sprach Wedge dann nach einer Weile weiter. „Aber in erster Linie traute ich dieser Sache einfach nicht. Ich missachtete den Befehl die Staffel im Raumhafen von Den Velmor landen zu lassen und wählte stattdessen zwei von einander unabhängige Landeplätze außerhalb der Stadt aus. Anstelle der Aufforderung meinen Piloten einen freien Tag auf Velmor zu gestatten, beließ ich den Großteil in Bereitschaft bei den Schiffen und betrat, begleitet von lediglich vier meiner Piloten, Den Velmor.“ Man hatte ihm vor seiner Reise eindeutige Befehle erteilt und ihm genau Anweisungen erteilt wie er die Mission durchzuführen hatte. Nichts ungewöhnliches, sondern im Grunde genommen Standardvorgehen und doch hatte diese Anweisungen für ihn, von einem taktischen Standpunkt aus, keinen Sinn ergeben. Er hatte zu diesem Zeitpunkt erneut seine Bedenken geäußert, was allerdings nur zu Beschwichtigungen geführt hatte, anstatt dass man seine Einwände ernst genommen hätte. Aber er war einfach schon zu lange dabei, hatte zu vieles erlebt, so dass er durchaus in der Lage war eine derartige Situation entsprechend zu beurteilen. Ob es jetzt seine Erfahrung gewesen war, die ihn dazu verleitet hatte sämtliche ihm erteilten Befehle zu missachten oder ob es sein Unmut darüber gewesen war, dass man den Forderungen des ominösen Informanten nachgekommen war und ihn nach Velmor geschickt hat, konnte Wedge im Nachhinein nicht beurteilen. Es war im Grunde genommen auch nicht wichtig was genau der Auslöser dafür gewesen war, sondern es zählte nur, dass es seinen Piloten das Leben gerettet hatte.

„Der Treffpunkt auf Velmor stellte eine Cantina dar, die sich am Ende einer langen Straße befand, die vom großen Platz vor dem Raumhafen wegführt und sich dann in zwei weitere Straßen verzweigt“, führte Wedge seinen Bericht weiter fort. „Ich beauftragte Hobbie mit der Überwachung der östlichen Perimeter und Feylis mit der Überwachung der westlichen Perimeter. Tycho war damit beauftragt den Raumhafen im Auge zu behalten, während Wes und ich gemeinsam die Cantina aufsuchten, die für die Kontaktaufnahme ausgewählt worden war.“ Er hatte seine Leute an strategisch wichtigen Punkten positioniert gehabt, von wo aus sie sämtliche Zugangswege im Blick hatten halten können. Niemand Unerwünschtes hätte sich der Cantina nähern können ohne dass sie ihn dabei gesehen hätten.
„Noch immer auf die Kontaktperson wartend, erreichte mich die Warnung von nicht nur Feylis, sondern auch von Hobbie über sich nähernde Sturmtruppen“, sprach Wedge weiter. „Da von Tycho jedoch die ganze Zeit über keinerlei Meldung über imperiale Bewegungen im Raumhafen gekommen waren, bleibt nur der Schluss übrig, dass sie sich die ganze Zeit über schon auf Velmor befunden haben. Sie wussten wann wir kommen und sie wussten genau wo wir waren.“ Erneut legte Wedge an dieser Stelle eine kurze Pause in seine Berichterstattung ein. Es waren viele Informationen die er hier übermittelte und damit man in der Lage sein konnte eine Begebenheit zu analysieren, musste man erst einmal in der Lage sein sämtliche Informationen dazu zu verarbeiten. Zu viele Informationen auf einmal führten nur dazu, dass unter Umständen ein Teil davon in den Hintergrund geriet und vergessen wurde. Hier aber war es wichtig, dass man alle Informationen besaß und sich ihnen alle bewusst war, immerhin bildeten sie die Grundlage für sein aktuelles Verhalten und Handeln.

„Die imperialen Truppen blockierten zwei der Fluchtmöglichkeiten, so dass zur Flucht nur die Straße zum Raumhafen übrig geblieben wäre“, sagte Wedge nach einem leisen Seufzen. „Vor diesem liegt der große Versammlungsplatz. Freies Feld, kaum Deckung und somit perfekt geeignet um die Mitglieder der Staffel wie Vieh zusammen zu treiben und aus sicherer Entfernung zu exekutieren.“ Wedge ließ diese Worte für einen kurzen Moment einfach im Raum schweben. Nicht weil es eine besonders essentielle Information war, sondern einfach damit jedem bewusst wurde, wie groß über ihre Überlebenschance gewesen wäre. „Dass ich heute hier stehen und berichten kann, habe ich wohl im wahrsten Sinne des Wortes der Macht zu verdanken“, kam es nun durchaus mit einem gewissen Grinsen auf den Lippen von Wedge. „Ich weiß nicht warum Luke in der Nähe war, aber ich weiß, dass wir es ohne ihn nicht lebend von Velmor geschafft hätten. Er alleine hat den Köder gespielt, die Aufmerksamkeit der Sturmtruppen auf sich gelenkt und uns so Zeit verschafft aus der Stadt zu verschwinden. Selbstverständlich sind wir zu seiner Unterstützung zurück gekommen, denn wir lassen keine Freunde im Stich.“ Wedge hatte nicht vergessen was hier auf Naboo vorgefallen war und was man seinem Freund vorgeworfen hatte. Hatte nicht vergessen wie man ihn behandelt hatte. Auch wenn er wusste, dass die hier anwesenden Personen es genau so sahen wie er, hatte er sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen können.

„Velmor war eine perfekt inszenierte Falle gewesen und wer auch immer sie ausgelegt hat, hatte nicht nur vollständige Kenntnisse über unsere Mission, sondern es ist ihm auch gelungen den Provisorischen Rat dahin gehend zu manipulieren, genau so zu entscheiden, wie er entscheiden musste, damit die Falle zuschnappen kann“, kam Wedge direkt zu seinen Befürchtungen. „Es ist dem Imperium gelungen mindestens zwei Kompanien Sturmtruppen und schweres Geschütz auf Velmor zu verstecken, direkt vor der Nase unserer Geheimdienstes. Da ich nicht davon ausgehe, dass unsere Agenten auf einmal alle blind und bestechlich geworden sind, muss ich davon ausgehen, dass jemand sensible Informationen über das Vorgehen des Geheimdiensts an das Imperium übermittelt hat.“ Es war schwerer als erwartet in Worte zu fassen, was nicht mehr als ein Verdacht, ein Bauchgefühl, war. Man wusste genau das etwas nicht stimmte, man hatte so viele Anhaltspunkte, einen Berg von Indizien, aber nicht einen einzigen handfesten Beweis, dass sich wirklich ein Verräter unter ihnen befand. Aber andererseits passte alles zu perfekt zusammen, als dass es keinen geben könnte.

„Da wie gesagt, meiner Ansicht nach auch eine Beeinflussung des Rats stattgefunden hat, wollte ich nicht, dass der Rat über den Ausgang unserer Mission in Kenntnis gesetzt wird. Noch ist nicht ausgeschlossen, dass nicht eine Verbindung direkt in den Provisorischen Rat existiert“, äußerte Wedge seinen Verdacht vorsichtig, so begab er sich doch mit dieser Aussage auf relativ dünnes Eis. Es war gewiss nicht so, dass er den Mitgliedern des Provisorischen Rates misstraute, auch wenn er nicht jeden davon mochte oder dessen Meinung teilte und er ging auch nicht davon aus, dass eines der Mitglieder der Verräter war, sondern nur davon dass einer der Mitglieder einem Dritten zu sehr vertraute und ihm gegenüber mehr erzählte, als gut war. „Solange der Rat nicht über die Vorfälle auf Velmor informiert ist, niemand weiß, dass wir einen Verräter vermuten, solange gibt es für diesen keinen Grund besorgt zu sein“, sprach Wedge weiter. „Allerdings sollte sich das in dem Moment ändern, an dem die Vorwürfe bekannt werden. Das Wissen, dass man ihm auf der Schliche ist, könnte ihn aus seinem Versteck treiben und zu einem Fehler verleiten.“ Für Wedge war es mehr als nur der Neuen Republik zu helfen ein Leck in ihren Reihen zu stopfen. Man hatte genau um ihn gebeten, um die Informationen in Empfang zu nehmen und somit war es für Wedge eine persönliche Angelegenheit. Jemand wollte ihn tot sehen und er wollte wissen wer.
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RE: Theed | Flottenhauptquartier - Ackbars Büro - von Wedge Antilles - 17.08.2020, 14:24